Erfahrung mit depressiver Erkrankung

Hallo Zusammen,

vielleicht kann mir hier jemand mit Rat oder Tipps helfen?

Kurz zu uns - ich 48, sie 42, drei erwachsene Söhne, alle noch zuhause, jung geheiratet, mittlerweile mehr als 20 Jahre (aus meiner Sicht glücklich) verheiratet.

Vor einigen Tagen hat sie sich mir geöffnet und mir mitgeteilt, dass sie das alles nicht mehr will,
weg will, sie nicht weiß wer sie ist, sie fühlt sich leer, die Gedanken drehen sich ständig,
sie kann nichts fassen oder fokussieren.
Außerdem hatte sie in der Woche davor eine einmalige Affäre.
Nachdem ich sie gefragt habe – warum? Habe ich was falsch gemacht? Liegt es an mir? Macht es Sinn für mich zu kämpfen?
Sie konnte zwar sagen, dass es nicht an mir liegt, sie etwas für mich fühlt, sie mich noch irgendwie liebt.
Aber wie stark, wie tief, ob es für die Zukunft reicht, o.ä. kann sie nicht in Worte fassen, bzw. aktuell etwas dazu sagen, weil sie sich selbst nicht kennt, nicht weiß wer sie ist. Zur Affäre wollte sie aber auf keinen Fall.

Ich habe ihr dann einige Stunden nach dem Gespräch angeboten, zu einer sehr guten Freundin von ihr zu fahren,
um Nachzudenken, um herauszufinden was sie will, was sie möchte, wie es weiter gehen soll.
Am nächsten Tag kam sie wieder. Gebracht hat es leider nichts.
Immer noch die gleiche Situation bei Ihr.
Ich vermutete, dass sie sich einfach nicht traute mir zu sagen was Sache ist.
In meinen Vorschlag, den Kindern mitzuteilen, dass wir uns trennen, willigte sie ein.

Nach vielen Tränen und Schweigen, konnte sie am Abend am Lagerfeuer dann doch etwas reden.
Ich fragte sie nochmals, ob es endgültig sei, oder sie eine Chance sieht, dass ich kämpfen kann.
Sie sagte sie weiß es nicht, aber sie fühlt sich wohl hier.
Meinen Vorschlag bis nach den Feiertagen bei uns zu bleiben und sich anschließend für ein, zwei Wochen eine Auszeit zu nehmen, nahm sie an. Sie war vollkommen überrascht, fast perplex.
An diese Möglichkeit anstatt sich direkt zu trennen hatte sie überhaupt nicht gedacht, oder diese in Betracht gezogen.

Am Tag drauf fand zwischen Ihr und einem nahen Verwandten dem sie sehr vertraut und der eine psychotherapeutische Ausbildung hat, ein sehr langes Gespräch statt.
Hieraus stammt nun die Vermutung Depression, da meine Frau auch sehr viele seelische Altlasten aus Ihrer Jugend mitgenommen hat.
Nach dem Gespräch hat sie den Wunsch geäußert sich Hilfe suchen zu wollen.
Die folgenden Tage waren geprägt von Terminsuche und Telefonaten mit Ärzten und Psychotherapeuten.
Eine absolute Katastrophe.
Aber die Termine mit dem Therapeuten stehen nun und finden demnächst statt.

Nun zu meinem Dilemma, bzw. Problem das mich sehr leiden lässt.
Es geht um das aktuelle Miteinander.
Wenn man sonst gewohnt ist, ständig mit kleinen Gesten und Zärtlichkeiten miteinander umzugehen ist es gerade definitiv die Hölle.

Kann es wirklich sein, dass bei jemanden mit dem man über 20 Jahre zusammen ist und sehr oft im Alltag noch Aufmerksamkeiten und Zärtlichkeiten ausgetauscht hat, dass diese einfach so wegen einer depressiven Erkrankung alle weg sind? Maximal Umarmungen.
Aber der Andere - ja fast nicht mehr gesehen, oder wahrgenommen wird?
Ich konnte nicht anders und musste, um es verarbeiten zu können nach der Affäre fragen.
Es hat sie sehr viel Tränen und Überwindung gekostet mir alles zu sagen. Sie kann und will die Affäre nicht fortführen, aber weiterhin Kontakt halten, weil sie denjenigen gern hat.
Was soll ich davon halten? Ist es nur ein Hinhalten? Kann sie es mir nur nicht sagen? Tu ich ihr leid?

Ja, ich habe bereits viel über Depressionen gelesen, aber es macht mich einfach fertig ☹
Gibt es jemanden der ähnliches erlebt hat und mir berichten kann?
Gerne per PN

Liebe Grüße
Traumi

1

Ganz ehrlich: mögliche Depression hin oder her, ich finde es für dich absolut unzumutbar, dass sie zu ihrer Affäre weiterhin Kontakt haben will.

Ich vermute, dass der andere Mann der Grund für alles ist, nicht die Depression.

2

Ich finde es ebenfalls unmöglich, dass Deine Frau den Kontakt zur Affäre halten will. Das verletzt Dich doch! Aus eigener Erfahrung: Ich hab mich da in meiner Beziehung auch schon zu einer wenn auch nur virtuellen Affäre hinreißen lassen - als das Ganze ans Licht kam, hab ich das beendet. Und noch jetzt, Jahre später, ist die Wunde bei meinem Mann nicht vollkommen verheilt, die das gerissen hat.

Ja, Therapeutensuche ist extrem mühsam und es braucht einen langen Atem. Depression ist ja nun erst einmal nur eine Verdachtsdiagnose, ich würde mich aber nicht zu sehr auf diesen Begriff festlegen. Wenn Deine Frau seelische Altlasten mit sich herumträgt, kann es schon sein, dass da irgendetwas aufgebrochen ist und sie sich deshalb jetzt zurückzieht. Ich kenne das von meinem Partner - das ist für mich nicht leicht zu ertragen, und ich muss mich immer wieder vergewissern, dass es nicht an mir liegt, und eben weiter hoffen, dass sich dieser Knoten löst, evtl. auch mit erneuter professioneller Hilfe.

Als Außenstehende ist es schwer, hier verschiedene Dinge zu trennen: Wo ist Deine Frau psychisch krank und braucht Hilfe, wo hat sie Dich einfach hintergangen? Zieht sie sich zurück, weil sie mit sich beschäftigt ist, oder weil sie ein schlechtes Gewissen hat?

Die Idee mit dem Abstand finde ich gut. Das macht es ja auch für Dich leichter, nicht jeden Tag das Fehlen von Nähe zu erleben. Aber in puncto Affäre muss sie eine Entscheidung treffen, alles andere ist schäbig.

LG und alles Gute
Jana

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Als mein Depression akut wurde hatte ich auch eine Weile gar keine Gefühle mehr für meinen Mann. Umarmen oder sonstiges wäre undenkbar gewesen... es wurde wieder anders, als es mir besser ging. Falls dir das irgendwie weiterhilft...

Aber den Kontakt zu einem Mann zu halten, mit dem sie dich betrogen hat, das ist echt ein No-Go!