Bin ich wirklich zu empfindlich?

Hallo,
mein Lebenspartner und ich wohnen seit 5 Jahren zusammen. Wir haben uns in der Reha kennen gelernt, beide nach Schlaganfall, wir sind beide berentet.
Von Anfang an gab es häufig Ärger, weil wir sehr verschieden sind. Einmal vom Alter (er 71, ich 44), zum anderen ist er sehr dominant, hat generell immer recht, also es ist keine wirkliche Beziehung auf Augenhöhe.
Nun geraten wir immer wieder aneinander, eigentlich wegen Kleinigkeiten, aber es eskaliert dann sehr schnell.
Hier mal ein paar Beispiele:
-Wir sitzen am Mittagstisch, dann guckt er mich ganz intensiv an und sagt: "Sag mal, hast Du Falten! Das ist ja wirklich krass! Du siehst ja wirklich alt aus!" Hört dann auch nicht auf, immer weiter, ich reagiere irgendwann beleidigt, er versteht es nicht und sagt, ich dürfe nicht so empfindlich sein, es sei doch nur Spaß.
-eine Woche später: Wir waren den ganzen Tag bei meiner kranken Tante, was mich sehr mitgenommen hat, dann wieder zu Hause, er schaut mich wieder an und sagt: "Mann, hast Du einen Bart bekommen! Du muss Dich unbedingt rasieren!" ich habe es einfach ignoriert, aber er hat nicht aufgehört, irgendwann wurde es mir zuviel und ich habe gesagt, er soll aufhören, schon etwas lauter. Dann bin ich mit dem Hund raus, kam wieder und er war total einsilbig, ich habe gefragt, was los sei. Er sagt "nix" erst nach mehrmaligem Nachfragen sagt er so ganz kühl, er müsse sich eben daran gewöhnen, dass ich sehr schnell aggressiv werde. Da habe ich ihn gefragt, ob er denn nicht verstehen kann, dass mir nach so einem Tag nicht nach solchen Scherzen zumute ist. Da sagt er "Nee, könne er nicht". Irgendwann bin ich dann ausgerastet, was bei mir aber immer darauf rausläuft, dass ich anfange zu heulen, manchmal (leider) auch selbstverletztendes Verhalten. Er reagiert dann entweder gar nicht, oder er läuft durch die Gegend und singt vor sich hin, und sagt gar nichts mehr.
Hinterher entschuldige ich mich dann, einfach nur, damit Ruhe ist. Er sagt dann "jaja, alles gut". Dann ist es für ihn erledigt. Er setzt sich wieder vor den Fernseher, aber mich beschäftigt das ganze einfach sehr.
Weiter: Ich bin chronisch krank, ich muss häufig zum Arzt, was ich wirklich nicht zum Spaß mache (Schlaganfall, Shunt im Kopf, künstlicher Darmausgang, gdB 100). Mindestens einmal pro Woche bekomme ich zu hören, dass das für mich ja jetzt wieder das Größte wäre, wenn ich einen ganzen Tag in der Klinik bin, oder er fragt mich, ob ich mir schonmal überlegt habe, wieviel Zeit meines Lebens ich schon bei Ärzten verbracht habe. Aber was soll ich machen? Ich denke es mir ja nicht aus.
Gestern sollte ich für ihn beim Arzt anrufen (er geht ja selbst fast nie zum Arzt), dann hat er mir zugehört, ich fand eigentlich, dass ich die Sache ganz gut gemacht habe. Aber er sagte dann gleich: "So wie du am Telefon redest, ist ja nicht mehr zum Aushalten, da muss etwas passieren". Dazu muss man noch sagen, dass bei mir vorgestern in der Klinik noch mein Shunt im Kopf verstellt worden ist und es mir auch nicht gut ging, was er auch wusste. Wieder kam es zum Streit, und ich habe mich entschuldigt.
Sorry, das ist jetzt doch sehr lang geworden. Danke fürs Lesen!

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Oh gott der Mann veräppelt dich ja ständig, provoziert und manipuliert dich in einer Tour. Warum bist du mit ihm zusammen? Ich würde ja schleunigst verschwinden, da wäre mir meine Lebenszeit zu kostbar, als mit so einem Stinkstiefel zu verbringen.

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Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, war (sorry für die Wortwahl): Warum lässt die TE sich von sonem alten Sack so fertig machen?

Bist du irgendwie abhängig von ihm oder warum lässt du dich so mies behandeln? Und dann läufst du ihm noch hinterher und küsst ihm die Füße (entschuldigst dich für nichts), damit er wieder "lieb" zu dir ist.

Der könnte mich mal...

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Ich habe Angst vor dem Alleinsein. Und auch meinen Hund zu verlieren. Ich könnte mich alleine nicht um ihn kümmern, wenn ich mal beim Arzt oder im Krankenhaus bin.
Und ich habe nur eine mickrige Rente.

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Da ist jeder anders gestrickt. Ich wäre lieber allein, als mit so einem Mann zusammen zu sein. Alleinsein bedeutet nicht automatisch Einsamkeit.

Für deine anderen Problem gäbe es sicher eine Lösung.

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Hältst Du diesen Tyrannen schon 5 Jahre so aus oder ist er erst in letzter Zeit so? Was bildet sich dieser alte Mann eigentlich ein, Dich wegen Falten oder ein paar Barthaaren derart zu respekt- und lieblos zu beleidigen?
Ist er noch so wunderschön, potent und strahlend, dass er sich DAS herausnehmen darf?
Mein Mann war 18 Jahre älter als ich, ich weiß schon, von was ich schreibe, fast 30 Jahre wäre für mich NIE in Frage gekommen.

Überlege Dir sehr sehr gut, ob Du bei ihm bleiben willst. Noch ist Zeit, die Notbremse zu ziehen. Er ist nach Schlaganfall ebenfalls angeschlagen, das verändert ja auch charakterlich und er wird ja nicht jünger - und ruckzuck hast Du einen Pflegefall zu versorgen, obwohl es Dir selber absolut nicht gutgeht.
Es ist nicht einfach, alleine zu sein, das verstehe ich vollkommen - aber DEN brauchst Du Dir für den Rest Deines Lebens ganz sicher nicht antun. Sonst kommen zu Deinen momentanen Problemen noch Magengeschwüre dazu.
Mit Deinen Beeinträchtigungen kannst Du ganz sicher einen Pflegegrad beantragen und mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes (für Haushaltshilfen usw.) wahrscheinlich recht gut zurechtkommen, da brauchst Du kein dauernörgelndes Ekelpaket daheim. Mein Mann hatte auch mit 70 einen leichten Schlaganfall, später noch andere Beeinträchtigungen und war, obwohl ein grundlieber Mensch, manchmal auch recht schwierig, wenn es ihm nicht gutging. Aber solche Beleidigungen hätte er sich niemals herausgenommen, echt niemals, das hätte ich nicht mitgemacht.
Überleg es Dir und alles Gute.
LG Moni

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Ja, eigentlich geht das schon die ganze Zeit so. Ich habe auch schon oft über Trennung nachgedacht. Manchmal ist er ja auch wirklich sehr lieb...er sagt immer wieder, dass er nur möchte, daß ich glücklich bin. Aber warum sagt er dann solche Sachen, ganz bewusst, um mich zu verletzen? So kommt mir das jedenfalls vor.
Irgendwie hat sich leider inzwischen eine ziemliche Abhängigkeit entwickelt. Ich habe nur eine mickrige Rente, wir haben einen gemeinsamen Hund, der mein ein und alles ist. Für mich ist er mehr als einfach nur ein Tier. Und der Hund liebt uns beide.
Und er will (oder kann?) Den ganzen Behördenkram (Banken, Telefon, Versicherung, ) irgendwie nicht regeln.
Als ich bei ihm eingezogen bin, fand ich eine Schublade mit ungeöffneten oder nicht beantworteten Briefen, er hatte Schulden. (Natürlich war nicht er schuld sondern seine kürzlich verstorbene Frau und ihr Bruder.)
Er hatte keinen Bock es zu regeln und ich habe es versucht, irgendwie hinzubekommen. Rückblickend hätte ich das nie machen sollen!

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Du bist jung genug, Dich aus dieser unguten Abhängigkeit noch zu lösen. Such Dir Hilfe, bei Verwandten, Freunden und/oder mal mit einem Beratungsgespräch bei der Caritas, einem Pfarrer, ganz egal.
Wer jemanden liebt, macht ihn nicht so runter.
Lieber HartzIV als ein Magengeschwür.......und nein, auch wegen eines Hundes nicht. Du suchst leider zuviel Gründe, bei dem aaarmen Mann zu bleiben - aber keinen Rat, dass es DIR endlich bessergeht.
Für seinen Papiermist ist er auch alleine verantwortlich.
Entschuldige die offenen Worte, aber sie sind einfach ehrlich gemeint.

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Warum ruft Mr. Obertoll denn nicht selbst beim Arzt an?

Hier wird der Begriff "toxische Beziehung" inflationär verwendet. In Eurem Fall halte ich ihn für gerechtfertigt. Was um alles in der Welt bindet Dich an ihn??

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Liebe TE,

warum bist du so lange mit einem altem Gnausel zusammen. Ich denke, du hast etwas besseres verdient.

LG Hinzwife

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Es gibt auch schöne Momente. Zärtlichkeit, solange es die noch gibt, klammere ich mich daran. Auch wenn die ständigen Enttäuschungen mich immer mehr zermürben

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Vielleicht etwas provokant gefragt: Steigert sich das Risiko eines Schlaganfalls, wenn man andauernd solche Lebensentscheidung trifft wie bei so einem Partner FÜNF Jahre lang zu bleiben?

Ich habe nach dem Lesen des Textes schon das Bedürfnis nach einer heißen Schokolade.

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Du musst mehr auf dich selbst aufpassen. Du bist gesundheitlich angeschlagen, hast selbstverletzendes Verhalten, du brauchst jemand, der dich in schlechten Zeiten in Watte packt.

Aber als erstes musst du dir selbst zugestehen, dass du es wert bist gut behandelt zu werden, sowohl von dir selbst als auch vom Partner.

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Ich stimme Dir zu 200 Prozent zu!!
Während ich meinen Mann pflegte, der nicht mal zu 2% so ein ***** war wie dieser Mann, hatte ich ständig eine Notfallphiole dabei wegen meines Blutdrucks von ständig um die 180, falls mir schwindlig würde....ich war echt schlaganfallgefährdet; heute hab ich 135....

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Das tut mir schon beim Lesen weh. Nein, Du bist nicht zu empfindlich, Dein Partner hat wohl eine so scheußliche Seite, dass das für mich auch durch keine Nettigkeit mehr auszugleichen wäre. Dein Partner macht Dich nieder, nur um Dich selber wieder aufzubauen… und das immer wieder und genau so entsteht doch eine emotionale Abhängigkeit.

Habt ihr mal über Trennung gesprochen? Denkst Du, Du dürftest den Hund mitnehmen?

Ich hatte mal eine ältere, verwitwete Kollegin, die ist gegen die Einsamkeit in eine WG gezogen und hat sich da pudelwohl gefühlt. Das wäre doch zum Beispiel allemal besser, als sich ständig niedermachen zu lassen.
Apropos alleine sein: Aufgrund Eures Altersunterschiedes wirst Du wahrscheinlich, wenn Du mit ihm bleibst, in nicht allzu vielen Jahre auch alleine sein.

Versuche doch mal, eine Lösung für Euren Hund zu finden… das verstehe ich, dass es die Entscheidung zu einer Trennung sehr schwer macht.

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Junge Junge......bei euch gehts ja ab.

Sieh zu, dass du von dem Typen loskommst.

Du bist sage und schreibe 2 Jahre jünger als ich. Und ich würde tatsächlich lieber von Hartz 4 leben und wenig haben, dafür aber glücklich sein. Wenn du GdB 100 hast, wirst du ja nicht mehr arbeiten können/müssen und bekommst Rente oder aufstockend Grundsicherung. Es steht dir also nichts im Wege, dir ne eigene Wohnung zu suchen. Vielleicht kannst du den Hund mitnehmen, vielleicht nicht und vielleicht könntet ihr euch gemeinsam um ihn kümmern.

Aber ehrlich,suche dir ne eigene kleine Wohnung (oder WG, coole Idee) und lebe in Ruhe und Frieden #herzlich

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Nein, du bist nicht zu empfindlich. Der Mann versucht dich mit den Psycho-Nummern zu halten, weil er innerlich wohl ein Schisser ist. Er braucht eine willige, formbare Pflege, die ihm grundsätzlich treu bleibt, egal wie er sie behandelt.
Willst du dieses Ekelpaket dann noch im Alter pflegen? Mensch, du bist 44 und an einem ganz anderen Ort! Du bist in deinen besten Jahren, weshalb tust du dir das an 🫂!
Lass gut sein, nimm wenn möglich den Hund und starte in einen besseren Abschnitt.