Hallo ihr lieben,
Ich bin heute seit 5 Uhr wach und es fühlt sich an wie eine Erleuchtung – irgendwie!?
Ich bin 30 Jahre alt und meine Mutter hat mich alleine groß gezogen, sie kam damals mit meinem Vater nach Deutschland, er ging allerdings schnell wieder zurück in ihre Heimat.
Da waren wir nun alleine, meinen Mutter sprach nicht wirklich deutsch. Heute noch frage ich mich, wie wir das alles geschafft haben.
Seit dem ich lesen konnte, übernahm ich alles, Arzt besuche, Behördengänge, Briefe jeglicher, Schulangelegenheiten, Haushalt zum Teil. Jetzt noch regle, ich sehr sehr viel für sie.
Ich musste lernen sehr schnell sehr erwachsen zu werden. Ich war viel auf mich alleingestellt.
Was einerseits gut war, dadurch kann ich Sachen gut organisieren und hab für viele Problem sehr schnell einen Lösung, es gibt nicht viele Dinge die mich abschrecken. Ich hatte nie Zeit mich abschrecken zu lassen, denn es konnte mir keiner Helfen. So im groben…jetzt zum Problem.
Es fehlt mir extrem schwer Hilfe anzunehmen oder erst darum zu Fragen. Meinen Unabhängigkeit ist mir so wichtig, gefühlt stell ich sie über alles. Mein Partner macht Sachen, die wahrscheinlich aus einer Eltern-Kind-Beziehung ganz normal sind, wo ich mich aber Frage wieso man das als 33er Mann macht.
Obwohl ich meinen Partner liebe, fällt es mir schwer es körperlich zu zeigen, bzw wird es mir schnell zu ``klettig``. Auch bei seiner Hilfe tu ich mich sehr schwer, weil ich irgendwie Angst habe, zu hören ``ohne mich hättest du es nicht geschafft``. Im Nachhinein gab es viele Situationen, wo ich ihn glaube ich, mehr behandelt habe, wie meinen Mutter mich damals. Ich wollte nie so sein, aber ich bin leider doch mehr wie meinen Mutter geworden ´, als ich wollte. Nicht das sie ein schlechter Mensch ist, sie hat es halt selbst Zuhause nicht anderes gelernt. Bei ihnen zu Hause war noch weniger liebe, aus sich selbst heraus als bei uns. Also liebe wird immer an eine Tat geknüpft.
Ich kann schlecht Gefühle zeigen, ich meine immer gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen und immer alles alleine zu regeln, weil ich ja ach so stark und unerschrocken bin.
Geht es jmd ähnlich? Habt ihr da einen Weg rausgefunden? Ich bin irgendwie total erschüttert, ich dachte ich hab alles gut weggesteckt. Keinen Vater zu haben, einen schlecht deutsch sprechende Mutter zu haben, ich dachte wirklich ich bin ``normal``.
Danke fürs lesen
Wirkt sich Parentifizierung auf eure Partnerschaft aus? (lang)
Danke für deinen Beitrag.
Ich habe mich beim Lesen sehr gut wiedererkannt und du zeigst viele Schwierigkeiten auf, über die ich gar nicht bewusst nachgedacht hatte.
Wir hatten eine unterschiedliche Kindheit, aber ich musste auch schon früh Verantwortung übernehmen und hatte zudem einen überkritischen Vater.
Wir sind viele Geschwister. Ich bin die Älteste. Es war immer selbstverständlich, dass ich mit anpacke. War schon früh Babysitterin, konnte kochen und Wäsche waschen. Musste zwar nicht den Papierkram übernehmen, dafür zuhause sehr viel.
Seit ich dreizehn war, hatte ich außerdem immer Nebenjobs, um mir ein Taschengeld zu erarbeiten. Mein Vater war immer schnell enttäuscht von mir.
Also eigentlich eine ganz andere Kindheit, aber was du über dich und deinen Partner schreibst, trifft genau auf uns zu. Ich kann gar keine Hilfe annehmen. Ich hasse es, wenn er etwas erledigt, dass ich eigentlich erledigen wollte. Oder wenn ihm etwas gelingt, was mir nicht gelungen ist, fühlt sich das immer wie ein Vorwurf an.
Ich habe das aber nicht nur in Bezug auf die Partnerschaft sondern generell mit allen Menschen.
Das ist sehr ungesundes Verhalten. So viel ist mir bewusst. Ich verfolge deinen Thread in der Hoffnung, dass noch jemand etwas Sinnvolleres beiträgt.
Hallo,
Ich glaube es gibt ganz viele Formen und Ausprägungen. Für mich war es immer normal. Aber ich merke langsam, wie du schon sagst, dass es gar nicht so normal ist. Bei setzen wie, ich kann mich immer auf meine Eltern verlassen, zieht sich bei mir alles zusammen also ich kann jetzt nichts beitragen.
Das produziere ich aber auch auf meinen Partner und Umfeld, lieber verlass ich mich auf mich selber, den selbst meine Mutter konnte mir nicht helfen.
Damit stoße ich meinen Partner immer wieder vor den Kopf und ich glaube es tut schon weh, also ihm. Und für das wir-empfinden, was ich kaum habe, ist es Gift. Gefühlt Kämpfe ich immer für mich alleine, was automatisch Ausgrenzung von ihm in meinem Alltag bedeutet. Wir wünschen uns Kinder, aber selbst in der Familie die ich mir vorstelle, kommt er gar nicht richtig vor. Gut das kann daran liegen dass ich nie ein Vater gehabt habe und ich auch nicht weiß was die Aufgabe eines Vaters ist.
Es klingt nach enorm viel Verantwortung und dann noch jemanden im Nacken zu haben der einen kritisiert, dass ist ja noch mal hoch zwei. Dieses Gefühl ist Macht und Machtlos zu gleich💔!
Das tut mir wirklich so leid zu lesen, ich hoffe dass wir hier noch Input bekommen.
"Wir wünschen uns Kinder, aber selbst in der Familie die ich mir vorstelle, kommt er gar nicht richtig vor. Gut das kann daran liegen dass ich nie ein Vater gehabt habe und ich auch nicht weiß was die Aufgabe eines Vaters ist."
Der Vater sollte die gleichen Aufgaben wie die Mutter haben. Theoretisch. Wir haben ein Kind und ehrlich gesagt fehlt mir das Gefühl, eine Familie zu sein.