Bin ich wirklich so verkehrt?

Hallo,
Ich brauch mal Rat. Mein Mann und ich haben zwei Kinder (4jahre und 17 monate).
Die Trotzphase unseres Sohnes hat uns seit einem Jahr viel abverlangt. Dazu die kleine. Mein Mann ist sehr impulsiv und auch aggressiv mit Worten/Sprache. Teilweise beleidigt er mich zutiefst. Die letzten Wochen waren für mich emotional sehr kräftezerrend. Bei ihm wurde ADHS diagnostiziert und er hat mit beginn der tabletteneinstellung einen entzug gemacht. Was zwar sein extremes Verhalten erklärt aber meiner Meinung nach nicht entschuldigt. Jedenfalls ist es so, dass diese Verletzungen noch ziemlich tief sitzen und ich nicht einfach wieder zur Tagesordnung in Bezug auf Intimitäten übergehen kann. Dies macht ihn jetzt wiederum wütend und er versteht meine Haltung diesbezüglich nicht.
Ich weiß leider aktuell nicht wirklich weiter. Gefühlt bin ich an allem schuld und mache alles falsch.
War vlt schonmal jm in einer ähnlichen Situation?

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Hallo,


ich gehe davon aus das du gar nicht falsch bist. Falsch ist die Sichtweise deines Mannes.

Ich sehe es auch wie du. Die Diagnose entschuldigt sein Verhalten nicht.

Das du gefühlt an allem Schuld bist macht deutlich wie stark er dich unter Druck setzt. Er wird dir die Schuld für sein Verhalten geben und somit macht er aus seiner Sicht nichts falsch. Für mich zeigt es auch das er nicht bereit ist an sich zu arbeiten.

Das du bei den Intimitäten nicht zur Tagesordnung übergehen kannst ist ganz normal. Er muss sich bewusst werden, das wenn er dich schlecht behandelt du auch keine Intimitäten zulassen kannst.

Du solltest dir auch überlegen wie lange du dich noch so behandeln lässt. Ändert sich nicht, dann wirst du irgendwann nur noch funktionieren, aber nicht mehr leben. Du gibst dich somit selbst auf und das kann und sollte es nicht sein.

Versuche Hilfe und Unterstützung zu finden und mach es nicht mit dir allein aus. Die Situation kann sehr krank und unglücklich machen.


VG blaue-Rose

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Tatsächlich befinde ich mich bereits in Therapie. Aber eigentlich wollte ich in dieser den Selbstmord meiner Schwester und meine Kindheit aufarbeiten. Nur kommen wir nicht so richtig dazu, da es stetig um den Alltag geht.

Sonst hab ich schon 2 Freundinnen für Austausch so ist es nicht, aber ist trotzdem schwer so offen zu reden.
Ich denke oft über Trennung nach, aber er sagt die kinder würden bei ihm bleiben. Und ehrlich? Das könnte ich nie im Leben zu lassen.
Der große bekommt auch schon was ab sobald er nicht nach Schema F funktioniert und bei der kleinen ist es eigentlich nur ne Frage der Zeit. Laut ihm sei ich aber mit den kids überfordert und würde nix auf die Reihe bekommen. Ich organisiere aber alles drumrum Arzt, kita etc. Er unterstützt spät nachmittags und abends bei der Betreuung und ins Bett bringen. Und am Wochenende teilen wir das auch gut auf.
Ja ich bin auch nicht perfekt und mache Fehler. Ich hab aber dann auch den Mut mich zu entschuldigen auch bei meinen Kindern.

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Es ist gut das du schon in Therapie bist. Es ist aber nicht gut das du durch ihn nicht wirklich an den Problemen arbeiten kannst für die die Therapie sein sollte.

Es tut mir sehr Leid das du deine Schwester verloren hast. Deine Kindheit scheint auch nicht so gewesen zu sein wie man sich eine Kindheit vorstellt und dein Alltag belastet dich zusätzlich. Vielleicht fühlst du dich durch sein Verhalten in Ereignissen deiner Kindheit zurückversetzt.

Das du oft über eine Trennung nachdenkst ist mehr wie verständlich. Das er sagt die Kinder bleiben bei ihm ist das eine. Ob er aber überhaupt in der Lage ist die Kinder zu betreuen steht auf einem ganz anderen Blatt. Im schlimmsten Fall wird ein Richter entscheiden bei wem die Kinder bleiben.

Oft versuchen Männer die Drohung mit dem Kindern dazu zu benutzen um ihre Frauen unter Druck zu setzen und somit eine Trennung zu verhindern.

Ich weiß nicht ob es bei ihm nur verbale Äußerungen sind, oder ob er eventuell auch körperliche Gewalt gegen dich und eure Kinder einsetzt. Du solltest wenn es nicht mehr geht weiter an dem Gedanken einer Trennung festhalten. Da er dich in dem Punkt massiv unter Druck setzt, solltest du dich an eine Beratungsstelle und/ oder an einen Anwalt wenden.

Das du ohne deine Kinder nicht gehen kannst kann ich verstehen und es zeugt auch davon, das deine Kinder dir sehr wichtig sind und du eine gute Mama bist.

Denke bitte an dich und schütze dich und deine Kinder.

Du hast geschrieben das du nicht mit zur Therapiestunde bei ihm möchtest.

Ich finde es in aller Regel gut wenn beide Partner zeitweise gemeinsame Therapiestunden haben. Allerdings sieht es bei euch in Moment anders aus. Dein Gefühl sagt dir das du nicht an dieser Therapiestunde teilnehmen möchtest und von daher solltest du auf dein Gefühl hören und nicht an dieser Therapiestunde teilnehmen.

Du bist nicht perfekt und machst Fehler. So ist es bei mir auch. Ich bin weder perfekt noch fehlerfrei und möchte es auch gar nicht sein. Das du zu deinen Fehlern stehst ist sehr gut und das machen leider sehr wenige. Ich denke er wird nie Fehler eingestehen.


Wenn du möchtest können wir uns gern über VK/ Pn austauschen.


VG blaue-Rose

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Nein, ganz im Gegenteil! Du klingst (viel zu) rücksichtsvoll und reflektiert. Leider fällt mir auf das Frauen (kenne das von mir früher) viel zu oft die "Schuld" bei sich suchen. Du hast aber nichts falsch gemachst und zerbrichst dir noch den Kopf darüber wie du ihm helfen könntest. Bitte nicht - Diagnosen/Entzug hin oder her - gibt einem nicht das Recht sich so aufzuführen.

Ich würde erst einmal ganz deutlich auf Abstand gehen. Ich kann auch nicht einfach so umswitchen von Streit auf Harmonie und dann Intimität. Dazu gehören auch Sachen wie Händchen halten im Alltag, kuscheln, mal einen Kuss geben, über Probleme sprechen und Lösungen finden. Du bist doch keine Maschine - mir gehts wieder besser also los, funktionier!

Abstand und dann muss ein Gespräch her und solche Sachen müssen Konsequenzen her. Und keine leeren Androhungen, sondeen erstmal weg zur Freundin, Famiie etc. Wenn es sich immer noch nicht ändert, soll er Vorschläge machen bzw sich Hilfe holen aber Kinder können für sowas auch nix...

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Gespräche gibt es nicht zumindest nicht auf ruhige art bzw auf Augenhöhe.
Es gab mal ein echt gutes Gespräch was ich mega gut fand und dies auch so sagte und mir mehr davon erbat. Naja davon sind wir weit entfernt.
Er hält mir uralte Kamellen vor.

Ich soll nächste Woche mit in seine Therapiestunde kommen. Ursprünglich wollte ich das tun, aber inzwischen bin ich da echt zwie gespalten.

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"Bei ihm wurde ADHS diagnostiziert und er hat mit beginn der tabletteneinstellung einen entzug gemacht. "

Was für einen Entzug?
Ich habe ADHS, nehme Medikamente. Aber ich hatte keinen Entzug vorher. Weil ich keine Sucht oder ähnliches hatte.

Hatte er davor eine Suchterkrankung?
Wenn ja: ist diese behandelt?

"Gefühlt bin ich an allem schuld und mache alles falsch. "
Sagt er dir das?
Zeigt er dir das durch sein Verhalten?
Fühlst du dich so durch eigene alte Muster, weil du unsicher bist.

"Mein Mann ist sehr impulsiv und auch aggressiv mit Worten/Sprache. Teilweise beleidigt er mich zutiefst."

Impulsiv kann von ADHS kommen.
Aggressiv und Beleidungen akzeptiere ich weder bei ADHS noch ohne.
Wenn der die Diagnose hat, dann ist es an ihm, daran zu arbeiten. Du kannst als Partnerin lernen damit umzugehen, mit anderen in Austausch zu gehen etc. aber Beleidigungen sind nicht ok.
Wenn er mit der Medikation richtig eingestellt ist, sollte auch die Impulsivität besser im Griff sein.

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Er hat vorher cannabis konsumiert & durch coronobedingtes dauer-home-office extrem viel mehr. Das Problem hier ist, dass die Ärztin , die die medis verschrieben hat, davon nichts weiß. Er hat den entzug quasi unbegleitet gemacht. Durch die Tabletten hat er da auch kein verlangen mehr nach.

Durch sein Verhalten und was er sagt, gibt er mir Schuld. Klar wird bestimmt auch gewisse Unsicherheit da sein aufgrund von alten Mustern. Aber ich empfinde es extrem belastend. Da ist fast 0 Reflexion da.
Was ich echt nicht versteh. Bei unserem Sohn steht ebenfalls adhs im Raum. Diagnose steht noch aus. Aber er kann ihm gegenüber keine Empathie entwickeln oder anders auf seine gefühlsexplosionen eingehen.
Ich lese und höre Podcasts und gebe das entsprechend weiter, aber davon was umsetzen. Fehlanzeige.

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Was willst du noch mit dem?

Wenn er bei der Ärztin nicht ehrlich ist, wäre er raus.
Dass Cannabis einen ähnlichen Effekt wie Medikation machen können, weiß ich durchaus.

Dennoch würde ich nicht mit jemandem zusammen sein, der das unkontrolliert konsumiert.
Verschieben durch Ärzte wegen Schmerzen etc. ist was anderes.
Aber so, um Symptome zu kaschieren, nein.

Dass die Tabletten den Drogenkonsum steuern, ist logisch. Bei ADHS können sie wirklich ähnlich wirken.
Trotzdem - oder besonders dann, wenn er schon Drogen genommen hat - ist eine ADHS Therapie wichtig. Ehrlichkeit der behandelnden Ärzte auch.

Was ein No Go ist - egal ob Sucht, nicht Sucht, ADHS oder anderes: sein Verhalten an dir auszulasen geht gar nicht!

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Nein, natürlich nicht. Ich hab selbst ADHS und egal ob mit oder ohne Medis - ich beleidige keine Leute, bin nicht aggressiv. Weder zu meinen Kindern noch zu meinen Schülern oder zu meinem Partner.

Und zwei meiner Kinder haben auch ADHS, mein Ältester war sowieso immer sehr genau in der Hinsicht, d.h. passte auf, was er zu anderen sagt. Aufbrausen kann er, aber nur so für sich selbst, nie so dass es über Andere geht. Und er ist inzwischen 34, d.h. ich kann auch das Erwachsenenverhalten beurteilen. Tochter ist 26 und war immer etwas explosiv. Sie kann schon sehr in die Luft gehen, aber aggressiv ist sie als Erwachsene auch nicht direkt zu Anderen.

ADHS ist keine Entschuldigung für schlechtes Benehmen, absolut nicht. Auch ein ADHS-ler kann prioritieren und kann sich anders abreagieren, als es an der Familie auszulassen.

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Ich bin mir tatsächlich nicht sicher, ob alles wirklich mit dem adhs zusammenhängt. Ich hab mich ja inzwischen auch bisl informiert und kann das schwer einschätzen, welche "Beeinträchtigungen" er hat.
Aber danke für deinen Erfahrungsbericht.

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Dein Mann scheint tatsächlich gar nichts verstanden zu haben. Und das würde mir stark zu denken geben!

Ja, er war/ist krank. Das erklärt sein Verhalten und bei entsprechendem Verhalten könnte man ihm wohl sein Verhalten verzeihen. Nämlich, wenn er erkennt, was seine Krankheit angerichtet hat, wie sehr es eure Familie und vor allem DICH belastet hat. Dass er einfach denkt „jo war halt krank, jetzt bekomm ich Pillen, alles chic!“ zeigt echt wenig Empathie und Verständnis und Dankbarkeit dir gegenüber.

Er reflektiert null, was alles war. Und das könnte ich nicht ertragen.

Ich würde wohl fairerweise ein ernstes Gespräch suchen und ihm das deutlich erklären. Dass du am Limit warst und bist. Dass er viel kaputt gemacht hat. Dass noch lange nicht wieder alles gut ist und er am Wiederaufbau der Beziehung mit arbeiten muss. Erkennt er das nicht, wäre es für mich das Ende der Beziehung.

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Hey!

Ich hätte noch ein paar Rückfragen: Was für einen Entzug hatte er? Wovon?

Liebe Grüße
Schoko

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Achso, ich habe auch adhs und nahm Tabletten.

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Hab ich vorhin zahnweh geantwortet.

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