Ich spüre keine Anziehung mehr 😕

Hallo,

ich habe gerade ein Problem und komme damit nicht klar.

Ich bin 44, seit 2009 mit meinem Mann zusammen, seit 2013 sind wir verheiratet, haben eine 10jährige Tochter. Wir haben viele schwierige Situationen gemeistert, sind grundsätzlich ein gutes Team, es gibt niemanden, der mich besser kennt und dem ich mehr vertraue. Seit einigen Monaten habe ich das Gefühl, dass aus partnerschaftlicher Liebe Freundschaft geworden ist von meiner Seite. Ich spüre keine intimen Bedürfnisse mehr, selbst "ich liebe dich" fühlt sich nicht mehr richtig an 😔 Ich liebe ihn, aber irgendwie anders, nicht partnerschaftlich. Ich weiß gar nicht, wie ich das richtig ausdrücken soll. Wir sprechen darüber, aber es ist schwierig, weil es ihn nachvollziehbar verletzt. Alltagsdinge können wir problemlos besprechen und angehen, aber wenn wir über uns sprechen, wirds schwierig. Er versucht, sich mir immer wieder zu nähern, aber ich will das nicht, fühle mich unter Druck und blocke dann ab. Ich hab ein total schlechtes Gewissen, kann aber auch nicht so tun, als sei es anders. Ich selbst habe gar nicht das Bedürfnis, mich ihm zu nähern. Ich ertappe mich dabei, dass ich überlege, wie es für mich wäre, wenn er eine andere Frau kennenlernen würde und gefühlt würde mir das nichts ausmachen. Das ist doch alles schräg, kennt das jemand? Ich habe jetzt Termine bei einer Therapeutin, weil ich mich zusätzlich auch sehr erschöpft fühle. Mein Mann wollte keine Paartherapie, sagt, dass das alles bestimmt mit meiner Erschöpfung zusammenhängt und sich wieder verändert. Ich bin da nicht so sicher, aber wenn ich das anspreche, dann reagiert er gekränkt. Zuhause haben wir aktuell tatsächlich getrennte Zimmer, leben quasi wie in einer WG, womit ich mich wohler fühle. Ich weiß echt gerade nicht weiter. Kennt das jemand?

Liebe Grüße

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Hallo,
Ich kann dir leider keinen Rat geben, bin sogar selbst gespannt, hier mitzulesen. Denn dein Text könnte 1:1 von mir sein. Mit dem Unterschied, dass wir immer wieder mal eine Paartherapie angefangen haben, die wir aber aus unterschiedlichen Gründen wieder aufgehört haben. Und letztendlich bin oder habe ja auch nur ich das Problem... Ich schäme mich regelrecht, da es uns ja eigentlich sehr gut geht. Ich versuche auch, einen Zeitpunkt festzumachen, wann die Anziehung aufgehört hat. Aber ich kann es an nichts festmachen. Dann denke ich, Liebe wandelt sich halt im Laufe der Zeit und weicht dann vielleicht eher einer tiefen, vertrauensvollen Basis ohne Übereinander Herfallen. Aber zufrieden geben möchte ich mich damit nicht. Und anderen Männern gegenüber kann ich schon Anziehung gegenüber verspüren! Vielleicht bringt der Alltag zu viel Nähe und Vertrautes, dass die Anziehung auf der Strecke bleibt? War sie bei euch denn überhaupt schonmal da? Du liest, ich habe selbst viele Fragen und bin gespannt auf die Antworten hier... Alles Gute dir!

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Danke für Deine Rückmeldung.

Ja, das war sie definitiv. Das sich das über die Jahre verändert, ist wie du ja auch selbst sagst klar, aber das fühlt sich nicht schön an. Ich glaube, es ist normal, dass man nicht wie am Anfang ständig übereinander herfällt 😅, aber so gar kein Bedürfnis mehr zu haben, ist schon heftig. Das macht mich richtig hilflos, ich will ihn ja grundsätzlich als Mensch nicht wegstoßen, aber die intime Nähe einer Partnerschaft möchte ich auch nicht 😕 Einen Zeitpunkt kann ich auch nicht festmachen. Anfang des Jahres war mein Mann beruflich länger unterwegs und ich hab ihn nicht vermisst, das fand ich schräg. Dann war er wieder da, wir haben den Alltag weiter gewuppt (vielleicht das Ganze damit auch verdrängt), aber jetzt ist es seit einiger Zeit eben offensichtlich da.

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Beginnende Wechseljahre?

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Erschöpfung? Lass mal deine Hormone, Vitamine und Schilddrüsenwerte checken.

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Das hab ich alles checken lassen. Die Erschöpfung hat mit beruflichen und privaten Belastungen zu tun, die es in den letzten Wochen gab.

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Ich kenne es zum Glück nicht, daher kann ich dir keine Tipps aus Erfahrung geben. Mein Mann und ich sind heute 25 Jahre zusammen und haben drei Kinder. Leidenschaft und Liebe ist nach wie vor da.
Aber meine Gedanken dazu kann ich schreiben.

Wenn du erschöpft bist, dann solltest du das erstmal angehen. Hast du dich schon mal gesundheitlich durchchecken lassen? Schilddrüse, Hormonstatus usw.? Bist du erschöpft wegen dem beruflichen oder privaten? Das kann man ja auch angehen und sollte das dringend!

Schade finde ich, dass dein Partner nicht bereit ist eine Paartherapie anzugehen. Selbst wenn er glaubt den Grund zu kennen wäre es wichtig das gemeinsam anzugehen und sich beizustehen. Das würde mir tatsächlich bitter aufstoßen.

Nehmt ihr euch gemeinsame Zeit? Gemeinsam ins Kino, ein Wochenende zu zweit, essen gehen oder einfach nur einen Wein trinken und einen Film sehen? Geht es auch mal nur um euch? Gibt es ein gemeinsames Hobby was ihr habt oder aufbauen könnt?

Der Wille an der Beziehung zu arbeiten muss von beiden kommen.

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Das ist leider auch ein Problem. Mein Mann ist lieber zu Hause, hat selbst eigentlich gar keine Hobbys und wenn ich Dinge vorschlagen, reagiert er meist lustlos. Selbst Unternehmungen mit unserer Tochter finden oft ohne ihn statt. Wenn ich das anspreche, entschuldigt er sich und verspricht Veränderungen, aber das hält leider nicht lange an 😕

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Ich denke auch, dass es an deiner Erschöpfung liegt und du keine Kapazitäten mehr frei hast für "mehr". Vielleicht brauchst du einfach Zeit für dich, zum alleine sein, erholen, nur Dinge tun die dir Spass machen und dann hast du auch wieder Kraft und Lust auf Familie und deinen Mann.

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Die mache ich. Ich geh wandern, treffe mich mit Freunden, das ist alles kein Problem. Die Lust auf Familie ist nicht das Problem, ich fühle zu ihm keine Verbindung mehr 😕

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Hm okay, dann solltest du zusammen mit der Therapeutin wirklich auf Ursachenforschung gehen, wo du ihn irgendwie verloren hast und wie du ihn ( hoffentlich ) neu entdecken kannst.

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In gewissem Umfang kennt das wahrscheinlich jeder in einer Langzeitbeziehung. Und dann überlagert sich die Rolle als Eltern auch noch mit der Rolle als Partnern. Und dann ist es oft einfach auch so, dass man an und über die eigenen Grenzen hinaus geht.

Ich kenne das so, dass es vor allem Zeitmangel und Stress ist, der mir dir Lust vertreibt. Ich bin genauso alt wie du, und ich muss selbst manchmal lächeln, wenn ich mich mit meinem 24-jährigen Selbst vergleiche, und da mein Liebesleben aussah. (Es war aufregend, aber auch sehr zeitintensiv, und ich würde nich zurück wollen.)

Mehr ausmachen würde es mir persönlich, wenn gemeinsame Aktivitäten mit meiner Partnerin oder als Familie wegfallen würden. Irgendeine Basis der gemeinschaftlichen Zeit braucht man schließlich, sonst geht es ja nur noch ums Spülmaschine einräumen und Kinderinsbettbringen.

Jede Paartherapie fängt erstmal bei Kommunikationstechniken an. Vielleicht ist es eine Option, dass ihr einfach eine regelmäßige Kommunikations-Session einplant. Einmal die Woche abends, erst der eine 15 Minuten sprechen (oder schweigen) wie es ihm geht ohne unterbrochen zu werden, der andere hört einfach nur zu. Dann der andere, ohne Kommentar und ohne Wertung. Dabei sich zuhören und die Bedürfnisse des Gegenübers erstmal nur anerkenne kann schon was verändern. Das hab ich mir nicht ausgedacht, sondern ist ein Klassiker. Aber man braucht zumindest die beidseitige Bereitschaft, dass man sich als Paar etwas mehr Raum geben möchte.

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Hallo,
anscheinend reagiert auch dein Körper bereits mit Ablehnung auf deinen Mann. Also Ablehnung in erotischer Hinsicht.
Du schätzt ihn als Freund und Menschen, aber darüber hinaus ist nichts mehr.
Die Paartherapie ist eine gute Idee, aber wenn dein Mann da nicht mitzieht, wird es nicht viel bringen.
Ich würde dir raten-falls das machbar ist- fahr doch mal ein paar Tage oder eine Woche alleine weg. Eine räumliche Distanz könnte dir helfen, dass du dir klarer wirst über deine Gefühle. Vielleicht vermisst du ihn dann doch? Oder du genießt die Zeit ohne ihn. Dann solltest du dir überlegen, ob eine Trennung nicht sinnvoller wäre. Es bringt dir nichts und auch ihm nicht, wenn ihr ewig so weiter macht. Ihr seid beide noch zu jung, um auf Sex zu verzichten. Und Fremdgehen ist auch nicht toll - außer ihr könnt das beide so tolerieren.
LG

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Nüchtern betrachtet dauert die erste Verliebtheitsphase mit der entsprechenden Euphorie nicht lange. Danach braucht man eine gemeinsame Basis und gemeinsame Aufgaben um einer Beziehung Halt zu geben - Hausbau, Kinder, etc.

Wichtig sind auch regelmäßige Berührungen und Sex, damit Oxytocin freigesetzt wird. Fehlt das, sind Gedankengänge wie deine vorprogrammiert.

Gemeinsam Adrenalin ausschütten soll auch eine positive Wirkung auf die Paarbindung haben.

In erster Linie denke ich daher, solltet ihr unbedingt gemeinsame Unternehmungen vornehmen. Er ist offensichtlich verletzt wenn du ihm von deinen Gefühlen berichtest, dann muss er auch aktiv dagegen steuern.

Anschließend musst du auch beginnen körperliche Nähe wieder zuzulassen. Ohne die entsprechenden Botenstoffe in deinem Gehirn wird es mit der fehlenden Anziehung nämlich auch nichts.