Co-Parenting trotz fester Partnerschaft

Mein Partner hat mir endgültig mitgeteilt, dass er kein(e) Kind(er) möchte.

Gründe sind die Verantwortung und fehlende Zeit für sich selbst. Klar, ich finde man muss sich natürlich niemals dafür rechtfertigen, wenn man keine Kinder möchte: allerdings hätte ich mir dazu nicht erst nach zweieinhalb Jahren eine verbindliche Aussage gewünscht.

Natürlich lieben wir uns, aber das ist ja ein essentielles Thema, bei dem es einfach kein Schwarz oder Weiß gibt.

Ich hatte mehr aus Spinnerei angestoßen, wie es wäre; wenn ich so genanntes Co- Parenting machen würde (bin drauf gekommen, weil es ihn auch nicht gestört hätte, wenn die Partnerin bereits ein Kind hat). Damit war er einverstanden, weil er meinte, er möchte mit mir zusammenbleiben und natürlich dass ich glücklich bin.

Ich hab den Gedanken jetzt erstmal sacken lassen und muss meine Gefühle sortieren; aber theoretisch: wäre das aus eurer Sicht eine Möglichkeit?

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Ich sehe das kritisch.
Denn er begründet die Entscheidung gegen Kinder ja nicht damit, dass er keine leiblichen Kinder will.
Sondern er sagt ganz klar, er möchte diese große Verantwortung NICHT tragen und er möchte Zeit für sich ( also keine Fremdbestimmung/ freie Zeiteinteilung , die man einfach durch das Kind nicht mehr in der Form hat, als ohne)

So, ihr lebt zusammen in einem Haushalt.
Du hättest durch Co-Parenting ein Kind, das ebenfalls bei euch lebt.
Somit ist er mittendrin. Und DU bist zeitlich nicht mehr flexibel. Einfach mal zusammen ins Kino ist nicht mehr spontan drin.
Außerdem- und das sehe ich als größten kritischen Punkt- gibt es dann noch einen leiblichen Vater, der genauso viel Rechte am Kind hat wie Du als Mutter. Er kann euch reinreden. Und das tangiert euer Leben.

Ich würde Dir definitiv davon abraten.

Weißt, es ist was anderes, würde Dein Mann jetzt eine Frau kennen- und liebenlernen, die schon ein Kind hat. Das nimmt man dann auf sich, das ist dann die Vorgeschichte/ die „Altlasten“….aber sich bewusst für ein Kind mit einem Anderen entscheiden, obwohl der Partner die Verantwortung für ein Kind nicht tragen möchte…DAS würde ich nicht machen. Das geht schon beim Haustier nicht gut, wenn es nur einer will und der andere sagt: ich mache das dann alles alleine, bitte stimme zu. Bei einem Kind geht das schon drei Mal nicht, denn hierfür ist die Verantwortung über Jahrzehnte einfach viel zu hoch.

LG
Cersei

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Ich finde so alternative Beziehungsformen super! Man sollte das natürlich genau durchsprechen, wie das ablaufen soll. Denn eine Vaterrolle hätte er ja trotzdem. Wenn er aber nur kein EIGENES Kind will, geht das.
Alternative zu Coparenting wäre Samenspende als Single ohne Mann dazu.

Bearbeitet von -Destiny-
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Wahrsch. müsste man dann wirklich ziemlich klare Regeln aufstellen und auch recht intensiv vorher durchsprechen; wie es dann während der Schwangerschaft usw ist.

Ich fänd es schon komisch ehrlich gesagt, wenn wir als paar durch die Gegend laufen und die Leute erstmal denken, dass WIR ein Kind bekommen.

Aber irgendwie find ich’s ja toll, dass es für ihn vorstellbar wäre sich drauf einzulassen um mir den Wunsch zu erfüllen.


Noch eine Anmerkung: er meinte mal in nem anderen Kontext (da sprachen wir nicht über den Kinderwunsch in unserer Beziehung, sondern ein befreundetes Paar, wo er keine Kinder bekommen kann und die Möglichkeit einer Samenspende), dass er es komisch fände, wenn seine Frau sozusagen von wem anders schwanger wär. Deshalb wunderte mich das.

Bearbeitet von Regenbogenwert
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Für mich klingt das eher super anstrengend. Ich habe Kinder und würde keinem raten zusätzlich zu Kindern auch noch eine Beziehungsform zu wählen die zusätzlichen organisatorischen Aufwand mit sich bringt

Man kann da im voraus absprechen so viel man will das Leben mit Kindern ist nicht planbar und gerade ohne Partner der nicht hundertprozentig dahinter steht verdammt anstrengend.

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Unmöglich ist es sicher nicht, aber doch sehr schwierig, denke ich.

Lebt ihr zusammen? Dann ist er irgendwo ja immer involviert, ob er will oder nicht. Bei den schlaflosen Nächten, bei Krankheit, das Kind wird automatisch eine Bindung zu ihm haben. Oder sitzt er dann neben dir und tut nichts?!

Wie ist es für ihn, wenn der leibliche Vater bei euch ein und ausgeht? Wenn er da in „sein Territorium“ tritt und du mit diesem fremden etwas sehr intimes (wenn auch nichts romantisches) teilst? Ein Kind ist eine lebenslange, feste Bindung. Kommt er damit wirklich klar? Und du auch?

Ich würde also alle Szenarien realistisch durchsprechen.

Wenn schon so aussagen kommen, dass er es komisch fände, wenn eine Frau von fremdem Samen schwanger wird, wäre es für mich ein erstes Anzeichen, dass das nicht so reichlich überlegt und durchdacht ist.

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Ich finde es in der Konstellation schwierig. Er will keine Kinder, also er will kein Vater sein. Auch nicht für das Kind eines anderen. Aber kannst du das ohne Erwartungen an ihn? Wärst du enttäuscht wenn er deine Schwangerschaft ignoriert? Wärst du enttäuscht wenn er nie mit zum Ultraschall geht und die Geburt nicht begleitet? Wärst du enttäuscht wenn er dich nicht im Krankenhaus besucht? Wärst du enttäuscht wenn er sich absolut null ums Baby kümmert und alles an dir hängt? Du musst bedenken dass er nichts mit dem Baby zu tun haben will und alles an dir hängen bleibt. Wenn du denkst du kannst das ohne Erwartungen an ihn zu haben, dann los. Wenn du aber erwartest dass er sich kümmert und ein Vater ist, er es aber nicht tut, dann könnte das für eure Beziehung sehr schwierig werden.

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Diese Gedanken habe ich mir auch schon alle durch den Kopf gehen lassen.

Ich hab tatsächlich das Gefühl, dass er da auch nicht so richtig drüber nachgedacht hat. Ihn hätte es z.B. auch nicht gestört, wenn ne Partnerin Kinder mit in die Beziehung bringt, was ja auch irgendwie dann langfristig zumindest teilweise mit Verantwortung verbunden ist.

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Du Hoffest also insgeheim dass er dann doch die Vaterrolle übernimmt wenn das Kind Mal da ist. Das ist ganz gefährlich, denn er wird es nicht tun so wie du es erhoffst und langfristig wäre die Beziehung zum scheitern verurteilt. Er will keine Verantwortung übernehmen und seine Freiheit. Er will nicht durch das Kind fremdbestimmt sein. was also wenn er mit dir essen gehen will, mit dir ohne Kind in den Urlaub oder am Wochenende spontan weg fahren? Das geht nur wenn das Kind beim Vater lebt und nicht mit euch in einem Haushalt und du es ab und zu besuchst. Du musst dich also dann zwischen Kind und Partner entscheiden. Ich sag dir eins, das wird nix.

Bearbeitet von SnyXiss
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Mir erscheint das extrem schwierig. Ein Kind mit Liebe großzuziehen ist so eine große Aufgabe, braucht sehr viel Zeit und Hingabe und bringt einen manchmal sehr an die eigenen Grenzen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das gehen soll, dass du das durchmachst, durch all die Prozesse gehst, die Elternschaft mit sich bringt, er daneben unbeteiligt ist, und trotzdem zwischen euch emotionale und körperliche Nähe und Intimität erhalten bleiben. Für meinen Mann und mich war eine der größten Umstellungen mit Kind, dass wir wirklich kaum noch Zeit für uns jeweils alleine oder als Paar hatten. Wenn man selbst nicht so viel Schlaf braucht und das Kind ein guter Schläfer ist, ist es vielleicht etwas mehr, aber die Exklusivzeit als Paar werdet ihr dennoch lange sehr eingeschränkt haben. Und deine Rolle als Mutter wird dich beschäftigen und zum Teil auch dein Selbstbild beeinflussen. Das dann aus der Beziehung außen vor zu lassen käme mir nicht leicht vor. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du in Situationen, in denen du sehr gefordert bist mit dem Kind, nicht auch irgendwie die Erwartung hast, dass er hilft, und sei es, dass er viel im Haushalt macht.
Natürlich ist es in Patchwork-Familien auch so ähnlich und irgendwie klappt es, wenn sich alle Mühe geben. Ich kenne aber keine Patchwork-Familie, in der es leicht ist, und würde mir gut überlegen, ob ich mich bewusst in so eine Situation bringe.
Vielleicht denke ich da zu wenig kreativ, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das dauerhaft so gelingt, dass es allen vier Beteiligten dabei gut geht, dir, dem Kind, deinem Partner und dem Vater.
Deinen starken Kinderwunsch kann ich aber sehr gut nachvollziehen und auch, dass du enttäuscht bist, erst nach so langer Zeit zu erfahren, dass dein Partner da nicht mit an Bord ist. Das ist wirklich hart, insbesondere da du als Frau ja nicht so lange Zeit hast wie er mit dem Kinderkriegen.

Alles Gute! Feldlerche

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Du kannst deinen Freund natürlich am besten einschätzen, wie sehr er damit wirklich klar käme. Dass du von einem anderen Schwanger bist und dass er letzendlich doch nicht die Hauptrolle für das Kind spielt (das ist natürlich Ansichtssache, wie gesagt du kannst ihn da besser einschätzen). Nicht dass er es bereut, ist ja nunmal eine endgültige Entscheidung. Mir wäre das zu heiß.

Aber der andere Punkt ist die Sicht des potentiellen Kindes. Es wächst auf mit dem Gedanken dass dein Freund der biologische Papa ist… ich wäre da für Transparenz, also dass man dem Kind von Anfang an sagt dass es nicht der biologische ist. Dran zu knabbern hat das Kind aber bestimmt, irgendwann in irgendeiner Lebensphase.

Was ich noch nicht ganz verstehe: wo genau ist der Unterschied für seinen Freund?!
Meint er nicht so verantwortlich zu sein? Ja so könnte man das aufbauen, dass nur du oder primär du verantwortlich bist. Aber ist das realistisch?! Fühl er sich nicht doch irgendwann ausgegrenzt oder überschreitet die abgemachten Grenzen weil er plötzlich zu einem Thema seinen Senf dazu geben bzw. entscheiden will.
Oder will er bei dem Kind (auch) das sagen haben, aber keine Zeit für Fürsorge und Betreuung investieren (Stichwort weniger Zeit haben)? Das würde für mich nicht funktionieren.

Das andere Thema Verantwortung: wem gegenüber? Manche möchten ja die Welt nickt weiter bevölkern, aber wäre ja Quatsch, von WEM das Baby kommt.
Verantwortung einem Kind gegenüber… da hätte ich Sorge dass er es falsch einschätzt. Diese Gedanken bzw Sorgen verfliegen meist, wenn das Baby erstmal da ist und jeder in seine Rolle wächst. Und dann hätte ich wieder Angst dass er es bereit, nach dem Motto: alles gut, hätte auch meinst sein können, wäre sogar ganz schön.

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In fb gibt es dazu eine Gruppe namens single mother by choice. Ich glaube da ist genauso ein Fall dabei :)
Möglich ist es definitiv aber wenn ihr im gleichen Haushalt wohnt, dann ist er wahrscheinlich sowieso irgendwie eingebunden ;)
Das baby wird dann auch zu ihm wollen

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Hallo.

Schwierig. Würde das nicht unterschätzen.

"Vater sein" bedeutet doch nicht nur, dass man ein eigenes Kind zeugt und es ggf. noch mit im eigenen Haushalt aufzieht.

Er wird zwangsläufig mit diesem (nicht seinem) Kind zusammenleben, es aufwachsen sehen, es mit erziehen, alle Höhen und Tiefen mitmachen - kurz: es lieben lernen.

Was spielt es dann noch für eine Rolle, ob er der leibliche Vater ist oder "Außenstehender", der das zufällig alles miterleben darf? Die Gefühle werden doch ziemlich die gleichen bleiben, findest du nicht?

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Kurz und klar: die Wahrscheinlichkeit, dass das schief geht, ist fast 100 Prozent.

Die Beziehung, die ihr jetzt habt, ist VORBEI, wenn ein Kind da ist, und kommt lange nicht wieder, höchstwahrscheinlich nie. Du wirst dich in einer Art und Weise ändern, wie du es dir jetzt nicht vorstellen kannst. Und es ist dann ein kleines Wesen da, das 24 Stunden am Tag deine Aufmerksamkeit braucht.

Was macht jetzt eure Beziehung aus? Spontaner leidenschaftlicher Sex? Schöne Reisen? Gemeinsam abends essen gehen, ins Kino, ins Theater? Lange ungestörte Erwachsenengespräche? Sonntags bis Mittags im Bett kuscheln?

Das alles wird es nicht mehr geben mit einem Kind, erst einmal. Du wirst müde sein, erschöpft, schlecht gelaunt, gereizt vom Schlafmangel.

Und was macht er dann? Daneben sitzen, Däumchen drehen und es geht ihn nichts an? Wie geht es dir dann damit? Wenn du übermüdet bist, krank, völlig fertig… aber er unterstützt dich nicht? Im Gegenteil, er macht dir vielleicht noch Vorwürfe, weil ihr jetzt so selten Sex habt und nie Zeit zum Ausgehen… du hättest dich so verändert. Du seiest nicht mehr die Frau, in der er sich verliebt hat.

Ja, es gibt dann irgendeinen theoretischen Co-Parenting-Partner. Wie läuft das ab, wie unterstützt der dich? Wenn ihr das Co-Parenting ernst nehmt, müsst ihr ständig miteinander in Kontakt sein, viel kommunizieren. Es wird Wertekonflikte und Erziehungskonflikte geben. Das alles spielt in die Beziehung mit deinem Partner hinein. Und verstärkt noch einmal das, was ich oben gesagt habe: wenn du das machst, ist deine jetzige Beziehung mit deinem Partner Geschichte und wird so nicht wieder zurückkehren.

Wenn du wirklich unbedingt Kinder willst, dann trenn dich und such dir jemanden, mit dem du dieses Projekt gemeinsam verwirklichen kannst. Glaub mir, das ist schwer und anstrengend genug und viele kommen da an ihre Grenzen, selbst wenn beide das Kind wollten und voll engagiert sind. Das, was du andenkst, wäre noch viel, viel schwieriger und anstrengender.

Ich habe diesen Satz früher immer gehasst, aber seit ich selbst ein Kind habe, seine Wahrheit erkannt: man kann sich vorher nicht vorstellen, was es bedeutet, ein Kind zu haben, wenn man noch keines hat. Kann man nicht. Kannst auch du nicht. Sonst wüsstest du, wie unrealistisch dieser Plan ist.