Warum suchen sich Frauen solche Männer aus?

Mein Schwager behandelt meine Schwägerin wie den letzten Dreck. Sie haben ein gemeinsames Kind (fast 2 Jahre alt) und sie lässt alles mit sich machen. Als sie noch nicht verheiratet waren haben sowohl mein Mann, als auch ich, sie vor ihm gewarnt. Er ist extrem manipulativ, schmeißt aktuell auch ihre ganzen Ersparnisse raus und ist sich selbst immer der Nächste. Es ist so offensichtlich, dass es ihm nur um sein eigenes Ego geht. Er hat auch keine Lust sein eigenes Kind zu betreuen und äußert sich in ihrer Gegenwart auch sehr abfällig von ihr, wie z.B., dass er keine Lust hat auf sie aufzupassen (seine Schwester kümmert sich zu 99% um das Kind und sie sind auch schon aus dem schweren Jahr raus. Also es ist nicht mehr so, dass sie sich nicht an das Kind gewöhnt hätten).

Ich versteh das einfach nicht. Warum verlieben sich Frauen in solche Arschlöcher? Mir will das einfach nicht in den Kopf hineingehen warum man denkt, dass man keinen Besseren finden könnte.

Sie glaubt immer noch, dass sie einen besseren Menschen aus ihm machen könnte. Trennt sich auch nicht weil "der Tochter zuliebe", dabei leidet die Kleine sicher darunter wenn die beiden fast tagtäglich wegen irgendeiner Kleinigkeit streiten.

Momentan müssen die beiden Geschwister sich viel um ihre Eltern kümmern (das ist jetzt natürlich nicht das Thema des Ganzen) und er hat sie zusammengeschissen als sie zu spät nach Hause kam. Er hat ihr auch verboten sich eine Pizza zu kaufen, als sie hungrig war. Weil es ja noch Brot Zuhause gibt. Selber hat er aber keine Probleme damit ihr Geld für eine PS5, E-Bike, usw. rauszupulvern.

Daher meine Frage... warum? Macht Liebe echt so blind?

(Ich bin übrigens ein Scheidungskind und sehr froh darüber, dass meine Mutter entschieden hat nicht mehr bei meinem Vater zu bleiben, der sie auch sehr lange Zeit schlecht behandelt hat und jetzt ähnlich kontrollierend wie mein Vater ist - ironischerweise auch sehr Geld fixiert).

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Hallo LadySalia,

ich glaube, kein Mensch begibt sich freiwillig in eine solch unschöne Partnerschaft (hier liest man oft das Wort "toxisch", ich bin kein Fan davon, alles direkt so zu bezeichnen, aber das ist ein anderes Thema).
Da spielen ganz viele Faktoren rein, die andere Userinnen hier schon beigetragen haben - Erziehung, Prägung, Vorbilder...und ja, ich glaube, es ist tatsächlich auch so, wie eine Userin weiter oben schreibt: man klammert sich an die Vorstellung des Menschen, wie man glaubte, dass er sein würde, als man ihn kennenlernte. Man jagt also gewissermaßen einer Erinnerung nach, oder gar einem Phantom.

Und zur Frage, ob Liebe blind macht: das glaube ich nicht, zumindest nicht langfristig. Ich glaube, bei den allermeisten fällt früher oder später der Groschen. Einige tun sich aber schwer, sich das Offensichtliche einzugestehen, reden es sich schön, relativieren ("Er beleidigt mich zwar und wir streiten jeden Tag, aber geschlagen hat er mich noch nie und er trinkt auch nicht") und fügen sich in ihr aus ihrer Sicht unausweichliches Schicksal. Warum? Dafür gibt's wiederum verschiedene Gründe:
- Angst vor dem Alleinsein, vor Isolation
- Angst vor den finanziellen Folgen (z.B. wenn kein oder wenig eigenes Einkommen vorhanden ist)
- Angst, den Kindern "den Vater zu nehmen" (besser gesagt: schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber)
- Bedenken, was die Gestaltung des Umgangs angeht
- Angst vor Veränderung der Wohnsituation
- Angst, dass der Partner dann komplett die Kontrolle verliert
- usw.

Man könnte das Ganze unter die Überschrift "Zukunftsängste" packen. Dazu kommt bei vielen sicher noch das Gefühl, versagt zu haben, herrscht doch bei nicht wenigen Menschen heute noch die tief verankerte Meinung vor, dass eine Trennung mit Scheitern gleichzusetzen ist ("Ich kann doch die x Jahre Ehe nicht einfach wegwerfen").

Wenn man sich die Hintergründe anschaut, kann man oft nachvollziehen, warum eine noch so unausweichliche Trennung ausbleibt - so ein Sprung ins kalte Wasser erfordert Mut und Selbstvertrauen. Und das ist, je länger sich jemand in einer solchen Beziehung befindet und je nach Persönlichkeit, oft sehr stark angekratzt. Also gilt es, die Frauen zu bestärken und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und zu hoffen, dass die Frauen diese Hilfe annehmen. Mehr kann man als Außenstehender leider nicht tun.

Ich weiß im Übrigen, wie schwer es ist, Zuschauer zu sein und nicht eingreifen zu können - meine Mutter hat sich nicht getrennt. Ich verstehe also komplett, wie es euch in eurer Situation geht.

Liebe Grüße,
DieKati

Bearbeitet von DieKati
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Weils für viele Frauen erträglicher ist, sich in einer solchen Beziehung zu befinden und somit in einem definierten Umfeld als alleine zu sein und vielleicht nicht zu wissen, wies in den nächsten Jahren laufen wird.
Er scheint ihr ja einen Rahmen und Regeln zu geben, an die sie sich halten muss. Es gibt Menschen, die sowas brauchen, um sich nicht verloren zu fühlen.
Dass sie besseres verdient hat und alleine vermutlich auch besser zurecht kommt, das ist eine andere Sache. Aber das muss sie erstmal selbst begreifen.

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Weil da ganz ganz viel in der Kindheit liegt. Darum finde ich es so unglaublich, wenn Menschen in 2023 ihre Kinder immernoch so erziehen wie in den 80ern oder 90er. Das geht dann nahtlos so weiter im Beziehungsleben.

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Naja ich habe da auch mal drüber nachgedacht warum das so ist. Ich kann mir nur erklären, dass die Frau in die Erinnerung von ihm, wie er am Anfang mal war, verliebt ist/liebt. Wahrscheinlichkeit immer diese Hoffnung der Typ wird wieder so. Und dann kommt bestimmt auch noch Angst dazu niemand besseren zu finden. Was zwar Quatsch ist, aber das hemmt vllt🤔

Also ich rate deiner Schwägerin mal an sich zu denken und sich nix sagen zu lassen. Der Typ ist doch nicht ihr Vater! Geht gar nicht 😣

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Weil die Schwägerin eine schlimme Kindheit hatte, das nicht erkennt und daher nicht behandeln lässt und somit im Muster weiterverfährt.
Vielleicht hat sie auch keinen Mut, sich zu trennen?
Vielleicht geht sie nicht, weil jeder sagt, dass sie gehen muss?
Hast du sie mal gefragt, was sie an ihrem Mann liebt, warum sie zusammen sind und wo sie sich in ein paar Jahren sehen?

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Mehrheitlich haben sies vom ersten Mann in ihrem Leben (also in aller Regel dem eigenen Vater) so mitbekommen. Sozialisierung und Umfeld spielen sicherlich ebenfalls mit rein. Traurig (neben dem Umstand, dass sich die Geschichte wiederholt und wiederum Kinder in solch einem Umfeld aufwachsen müssen) ist, dass es viele nie schaffen, wegzukommen, weil die Mechanismen und Trigger zu tief eingegraben haben.
Und "diese" Männer sind ja normalerweise nicht von Anfang an so. Das Verhalten schleicht sich nach und nach ein. Bisschen Schuldumkehr hier, Gaslighting da...

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Genau das!
Wir überschätzen gerne unseren freien Willen. Sozialisierung wiegt unglaublich schwer in unser Verhalten rein.
Wenn Mädchen von früh auf beigebracht wird, dass sie für Pflege und nett sein zuständig sind und schlechtes Verhalten hinnehmen müssen, werden sie sich nicht als Erwachsene plötzlich gegen so einen Partner wehren.

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Bis jetzt ist nur die Antwort von Mominlove relevant. Die anderen sind nicht sehr nett . Ich habe selber 22 Jahre so einen Partner/Ehemann gehabt. Wir haben 6 Kinder , seit Mai letzten Jahres sind wir getrennt. Er ist nicht einmal bei uns aufgetaucht, um seine Kinder zu sehen. Ich habe immer gehofft, dass es irgendwann wieder gut wird. Aber eine seiner Krisen jagte die andere und so vergingen 22 Jahre . Er hat mich gedemütigt, mir Vorschriften gemacht, mich erniedrigt. Er weiß davon natürlich nichts, hat meine Empfindungen immer als lächerlich und krank , oder frei erfunden dargestellt. Nach kurzer Zeit habe ich mich darein gefügt. Komplett isoliert von Familie und Freunden hatte mich der Mut verlassen. Im letzten Mai bin ich eskaliert und er ist gegangen . Endlich .
Natürlich hat er mich angezeigt und ich bin jetzt die Schuldige . Aber ,wenn das auch noch überstanden sein wird, bin ich frei .

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Hi,
echt? Ich finde die Antworten sehr nett, denn man hat sich Zeit genommen und schreibt sachlich, was man zum Thema denkt.

vlg tina

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Nur weil du eine andere Lebensgeschichte hast, kannst du die Erfahrung/Antworten anderer nicht so bewerten.
Bei mir waren nie Kinder involviert und ich habe es immer geschafft, die Männer mit schlechtem Einfluss zu verlassen. Irgendwann habe ich es dann auch behandeln lassen und mir keine bescheuerten Typen mehr gesucht. So einfach ist das. Aber je mehr Leute gemeint haben, Beziehungstipps geben zu müssen, desto mehr will man es trotzdem hinbekommen - siehe deine Geschichte. Sie ist sehr sehr traurig. 22 verlorene Jahre.
Alles Gute auf der Zielgeraden!!

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Weil es wahrscheinlich mehr mit den Baustellen deiner Schwägerin zu tun hat, als mit deinem Schwager. Ein Arschloch zu sein, muss man sich auch leisten können.

Nicht viel Selbstliebe, komisches Verständnis von Liebe, keine Grenzen setzen können… solange sie selbst nicht bereit ist, an sich zu arbeiten, bleibt alles so. Es gibt dazu ein gutes Buch „Warum Frauen zu sehr lieben.“ am Ende hat es nichts mit Liebe zu tun.
Steh ihr bei und unterstütze sie emotional. Mehr kannst du nicht tun.

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Ja, das Buch ist echt gut. Das hat mir wirklich geholfen um nicht mehr in solchen Beziehungen zu landen.

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