Gewohnheit oder Liebe? Entwickeln wir uns auseinander?

Hallo,

Ich bin seit 10 Jahren mit meinem Partner zusammen. Ich bin 31, er 49. kennengelernt haben wir uns auf der Arbeit.
Wir wohnen im selben Ort, etwa 15 Min. Mit dem Auto auseinander und sehen uns nur am Wochenende, wenn ich zu ihm fahre, das machen wir im Prinzip von Anfang an so.
Nun ist es so, dass ich berufsbedingt für etwa 2 Jahre 400 km weg ziehen muss. Umzug ist für in 2 Monaten geplant. Dadurch würde sich unsere Präsenzzeit weiter verringern, auch etwa ein Wochenende pro Monat.

Es ist generell meine erste Beziehung. Ich bin generell sehr unsicher, stelle öfters alles in frage, bin unruhig und mache mir oft zu viele Sorgen und Gedanken. Mein Freund ist da eher das Gegenteil, er meint, alles wird schon irgendwie gut gehen und wenn nicht, dann ist es eben so.
Ich war schon immer eher anhänglich, eifersüchtig und teilweise auch naiv beleidigt, wenn wir uns mal ein Wochenende nicht gesehen haben oder er dann Sachen ohne mich gemacht hat.
Er ist gerne zuhause, zockt, faulenzt und schläft gerne und hat kein Problem, wenn ich meinen Interessen nachgehe oder etwas alleine unternehme. Das war aber schon von Anfang an so.
Ich muss sagen, das wenn ich so reflektiere, das Wir bis vor 1-2 Wochen, ganz gut funktioniert hat und ich in einer eher glücklichen Phase unserer Beziehung bin (war?).
Es war schon mal deutlich anstrengender, mit regelmäßigen, fast wöchentlichen Streitereien und Ärger. Wobei ich auch sagen muss, dass das mit an mir lag, kenne ich von zuhause (meiner Mutter und Oma auch so), wir können sehr schwierig, anstrengend und nervig sein.
Das ist jetzt eigentlich deutlich entspannter geworden, weil ich mir dessen bewusst geworden bin und an mir gearbeitet hab.

Dennoch stören mich einige Dinge bei uns, aber eigentlich war das so schon von Anfang an:
- Wenn ich bei ihm ankomme liegt er wieder nur auf dem Sofa rum oder hängt an der Konsole. Er kann sich dann kaum aufraffen oder von dem Spiel los reißen, um mich zu begrüßen und meist braucht es einige Zeit, bis er wirklich bereit für mich ist.
- mir zu liebe gehen wir schon regelmäßig mal raus zum spazieren, aber zum Teil eher widerwillig oder dann genervt. Er würde wirklich das ganze Wochenende nur zuhause hocken und zocken. Was mir auch mal Spaß macht, ich aber doch irgendwie Angst hab, etwas zu verpassen. Das liegt aber auch mit an unseren Jobs. Er ist den ganzen Tag draußen und unterwegs und ich hänge eher im Büro fest.
- er ist absolut nicht gerne bei mir zuhause (wir wohnen beide jeweils mit unseren Eltern in einem Haus). An den Feiertagen kommt er maximal für eine Stunde zum kaffeetrinken, weil meine Mutter und ich das so „verlangen“. Er hält mir manchmal, bei Streitereien aber vor, wenn ich keine Lust darauf habe, Zeit mit seiner Mutter zu verbringen.
- er drückt sich eher davor Dinge zu erledigen, ich bin eher der Typ, der direkt tut, was halt getan werden muss, auch wenn es keinen Spaß macht. Dadurch wird halt viel auf mich abgewälzt, so empfinde ich es zumindest.
- ohne irgendeine Nebenbeschäftigung geht garnichts, immer muss der Fernseher oder die Konsole laufen. Ein Gespräch ohne diesen Nebenreiz ist nicht von ihm gewünscht. Generell kann man ernste Themen nur mit ihm besprechen, wenn seine Laune entsprechend ist. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er wenn überhaupt nur bei der Hälfte zuhört oder es ihn nicht interessiert was ich erzähle.

Das sind alles Dinge, die mich schon länger beschäftigen, ich aber wie gesagt, im Moment eigentlich fein mit ihnen bin, weil es generell eher gut lief und ich ihn halt auch nicht anders kenne.

Jetzt aber zu meinem eigentlichen Problem/ Frage.
Es ist wie gesagt so, dass ich jetzt umziehen muss.
Ich weiß das belastet ihn auch sehr, er sagt das aber nicht so direkt, um mich damit nicht zu belasten. Er wird nicht mit umziehen, da er beruflich und privat vor Ort sehr eingebunden ist. Das war mir aber von Anfang an so bewusst.
Er ist auch, obwohl es ihm eher gegen seine Gewohnheit und Vorlieben ging, mit zu Wohnungsbesichtigung gefahren, damit ich nicht alleine fahren muss. Den Rest organisiere ich aber eher alleine und bislang machte er auch keine Anstalten beim Umzug mithelfen zu wollen/werden, sondern das plane ich mit meinem Vater alleine (der ist Rentner und braucht keinen Urlaub nehmen, so kann alles innerhalb der Woche ablaufen).
Eigentlich bereitete der Umzug mir im Vorfeld große Sorgen. Ich hatte Angst dort alleine zu sein und Angst mega Heimweh zu bekommen. Es war schon oft so, dass ich meinen Freund hier innerhalb der Woche so vermisst habe, dass es mich ein wenig traurig gemacht hat.

Aber jetzt seit etwa 1-2 Wochen ist diese Angst, die Bedenken und das (Vor-)Vermissen einfach weg.
Ich kaufe Möbel und Hausrat und freue mich eigentlich nur noch auf den Umzug. Was mich selber etwas verwirrt und irritiert, da das eigentlich so garnicht meine Art ist.

Ich frage mich, ob das etwas damit zu tun hat, dass ich meinen Partner nicht mehr liebe, weil ich ihn halt jetzt nicht vermisse? Oder ist das nur eine Phase, weil ich jetzt meinen Kopf mit mega viel anderen , wegen dem Umzug, auslaste und ich mit dem Rest eigentlich zufrieden bin und mir deshalb keine unnötigen Gedanken darum mache?

Ich habe Angst, dass ich gerade bemerke, dass ich nicht mehr aus liebe, sondern aus Gewohnheit mit meinem Freund zusammen bin.


Oh Gott, alles total verwirrend. Ich musste das auch einfach mal raus lassen und mir von der Seele schreiben, aber vllt hat ja der/die ein oder andere auch einen Kommentar/Tipp für mich parat.

(Ich plane übrigens auch dieses Thema mit meinem Freund zu besprechen. Da erwarte ich eine Antwort wie „es kommt eh, wie es kommt, das kann man nicht ändern“)

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Er ist 49, wohnt noch bei Mami und macht außer zocken in seiner Freizeit nichts? Das sind für mich red flags ohne Ende.

Ihr sehr euch kaum, wenn ihr euch nicht seht ist es ihm egal.
Eigentlich ist ihm alles egal, denn es kommt eh wie es kommt.
Er plant nichts.
Er sitzt nur rum und zockt. Highlight der Spaziergang.
Er hilft nicht beim Umzug und redet mit dir über diese Zeit.

Nutz den Umzug um dich von ihm abzunabeln und frei zu werden. Das ist deine Chance. Du schmeißt deine Lebenszeit weg.

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Eure Beziehung liest sich sehr langweilig. Ein Spaziergang ist das Highlight?
Du willst mit ihm reden, aber der TV muss trotzdem laufen?
Da würde ich mich nicht ernst genommen fühlen.
Ich denke ihr seid von Grund auf verschiedene Typen.
Bei dir habe ich den Eindruck du möchtest eine ganz andere Beziehung. Dein Partner klingt nach Schlaftablette,der nach Feierabend seine Ruhe will.
Viel Veränderung wird es bei ihm wahrscheinlich nicht mehr geben.
Ist halt die Frage ob du so ein ödes Leben führen willst.

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Mal ehrlich - so, wie sich das liest, ist der Umzug das Beste, was dir passieren kann. Dein Freund tritt seit zehn Jahren (vermutlich noch länger) auf der Stelle, viel wird da auch nicht mehr passieren. Was hat dich dazu bewogen, dir mit 21 nen damals knapp 40-jährigen Dauerzocker und Stubenhocker, mit dem man nicht mal ohne Gemecker spazieren gehen kann, ans Bein zu binden?

"ohne irgendeine Nebenbeschäftigung geht garnichts, immer muss der Fernseher oder die Konsole laufen. Ein Gespräch ohne diesen Nebenreiz ist nicht von ihm gewünscht. Generell kann man ernste Themen nur mit ihm besprechen, wenn seine Laune entsprechend ist. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er wenn überhaupt nur bei der Hälfte zuhört oder es ihn nicht interessiert was ich erzähle."

Waaah...freu dich weiterhin ohne schlechtes Gewissen auf den Umzug. Sorry, will nicht herablassend klingen, aber ich kann gerade echt nur den Kopf darüber schütteln, dass du dir diese Beziehung bereits seit zehn Jahren antust. Klingt zum Davonlaufen.

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Kann mich nur anschließen: freue dich auf einen neuen Lebensabschnitt, neue Leute, neue Hobbies, neue Freizeitaktivitäten, neue Kollegen. Du wirst es dort viel besser haben, kannst glücklich werden und eine Beziehung führen, so, wie du es für dich vorstellst.
Ja, es ist Gewohnheit. Ja, er ist langweilig und bringt dir nichts. Alleine schon, wenn man sich trotz der Entfernung kaum sieht und nie zusammengezogen ist, stimmt ja was nicht.

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Sei für alles offen, was kommt :)
Eine Beziehung mit einem 50 jährigen der nur zockt und sich sonst kaum raus traut, ist nicht das Highlight deines Lebens gewesen :)
Sowas hatte man Mal mit 15 vielleicht aber dann reicht es auch.
Bleibe offen für neue Menschen und genieße das neue Leben in einem neuen Umfeld :) ich denke dass du gerade jetzt bemerkst, dass auch Veränderung Mal gut tut und daher stellst du zurecht deine Beziehung in Frage

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Mein Mann war auch 18 Jahre älter als ich - aber hatte ja mit 70 noch weitaus mehr Leben als Deiner mit 49 #schock
Das wird nicht besser, eher schlimmer, glaub es mir. Ein Spaziergang als Highlight? Du liebe Güte, mit 80 okay, aber in Deinem Alter?
Ich sehe gerade garnichts, wo ihr zusammenpasst. Überleg Dir, ob Du wirklich so weiterleben willst. Du bist noch soooo jung - und er gefühlte 80....super. #schwitz
LG Moni

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Hey meine Liebe,

Ich war bis vor 2jahren in der gleichen Situation und kann deine Gedanken gut verstehen. Irgendwann bin ich den Schritt einer Trennung gegangen und der Grund war gar nicht mal der Altersunterschied oder die Interessen.
Du solltest dir primär zwei Fragen stellen: bist du glücklich? Bzw willst du so weiter leben? Denn ändern wird sich die Situation nicht groß. Und zweitens: kannst du dir eine gemeinsame Zukunft vorstellen? Mir ging es so ab Kinderwunsch, den er zwar auch geteilt hat, aber ich kam mir schon vor wie die Mutti die ihm hinterher räumt, das wollte ich nicht noch mit einem Kind, um das ich mich genauso allein gekümmert hätte (sehr heruntergebrochen aber das waren meine groben Gedanken)
Die Trennung hatte rein garnichts mit meinen Gefühlen zu tun. Ich habe meinen damaligen Partner sehr geliebt, aber konnte nicht so weiter machen. Dass ich auch noch eine eigene Wohnung hatte bzw umgezogen bin und gemerkt habe dass ich es mir dort schön einrichten und mich anfange dort wohler zu fühlen als bei ihm (haben nie ganz zusammen gewohnt aber ich war 90% der Zeit dort) hat mich auch etwas grübeln lassen.
Die Trennung war schwer und es hat lange gebraucht bis ich darüber hinweg war, aber ich habe es nie bereut, da ich auch gemerkt habe wie sehr ich aufblühen konnte.
Ich hoffe du findest deinen Weg und die Antwort für dich, wie du glücklich sein kannst. 🍀❤️

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Ich glaube es wird für euch beide Zeit sich von den Eltern abzunabeln und in einer eigenen Wohnung zu wohnen <- am besten zusammen. Ihr seid seit 10 Jahren zusammen und seht euch nur am Wochenende, warum? So lernt man einen Partner doch gar nicht richtig kennen.
Dann verlangst du von Ihm bei euch anzutanzen wenn Feiertage sind, willst aber gleichzeitig nicht zu seiner Mutter kommen?! Finde ich auch irgendwie seltsam. Entweder gleiches recht für beide oder nicht.

Wenn mein Mann nur den Satz sagt "wollen wir mal spazieren gehen?", dann schlafe ich schon ein. Das ist das langweiligste, was man mit mir machen kann und erinnert mich immer an meine Eltern kurz vor der Rente, die das regelmäßig machen. Mit 32 und 38 (unser Alter) brauch ich doch etwas mehr Action :-D

Ich glaube also, dass dein Umzug genau richtig kommt, damit Ihr euch klar werdet, ob eure Beziehung wirklich Sinn ergibt und was Ihr beide in Zukunft wollt.

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Spazieren gehen hat so überhaupt nichts mit Rente zu tun. Wenn man naturverbunden ist, einen stressigen Job hat, einfach gerne an der frischen Luft ist und kein Geld ausgeben will, Vitamin D kennt und schätzt, ist das eine tolle Erfindung, um sich zu erden, Kraft zu sammeln und gesund zu bleiben.

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Wenn es dir Spaß macht, dann ist doch alles gut.
Mir macht es keinen Spaß und deshalb langweilt mich alleine das Wort schon. Ich kann in meiner Rente noch lang genug spazieren gehen (wenn ich es denn dann mag).

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Hat dein Freund auch positive Eigenschaften? Warum seht ihr euch unter der Woche nicht? Möchtest du irgendwann auch eine Familie gründen?
Ich kann es so gar nicht nachvollziehen, warum man nach 10 Jahren nicht zusammen gezogen ist.

Du veränderst dich und dein Leben und merkst, dass er dabei weiter auf der Stelle tritt. Nimm es als Neuanfang für dein Leben. Ich denke nicht, dass eure Beziehung die Zeit als Fernbeziehung überstehen wird.

Allein bei einem Punkt muss ich deinen Freund Recht geben. Ich hasse es spazieren zu gehen, da würde ich auch lieber zu Hause bleiben. Da muss man mir schon was besseres bieten.