Hallo ihr Lieben,
ich versuche, mich kurz zu fassen, und hoffe, es klingt dadurch nicht so emotionslos, denn es ist alles andere als das.
Ich habe bereits ein Kind aus erster Ehe. Schon bald, nachdem Kind 1 geboren war, wünschte ich mir ein zweites Kind. Mein Ex fühlte sich zunächst noch nicht bereit, irgendwann fühlt er sich dann zu alt. Die Beziehung ging aus anderen Gründen in die Brüche, da war ich gerade 29 Jahre alt.
Nur kurze Zeit später lernte ich meinen jetzigen Mann kennen. Der Kinderwunsch, den ich lange unterdrückt hatte, kam wieder zum Vorschein, aber es passte nie. Aus Vernunftsgründen verschoben wir es auf nach den Abschluss der dritten Ausbildung meines Mannes, was mir allerdings sehr schwer fiel. Ich gebe zu, dass ich oft traurig war. Besonders wenn Schwangerschaften im näheren Umfeld bekannt gegeben wurden, war ich traurig, dass ich nicht auch endlich ein zweites Kind bekommen konnte. Sicher nicht so schön von mir, aber ich freute mich trotzdem mit den anderen Paaren. Mein Mann verstand die Traurigkeit allerdings nicht.
Vor 2,5 Jahren war es dann endlich soweit und wir gingen den Kinderwunsch an. Mein Mann fühlte sich jedoch schnell unter Druck gesetzt. Er hatte die romantische Vorstellung, dass es einfach so passiert. Es klappte jedoch nicht und obwohl ich wusste, wann mein Eisprung sein muss, stellte sich keine Schwangerschaft ein. Ich ging zur Gynäkologin. Ergebnis: PCO. Schwangerschaft auf natürlichem Wege schwierig bis unmöglich. Dann blieb meine Periode aus. Ein Zyklus mit fast 200 Tagen folgte. Ich gab fast 6.000 € für Untersuchungen, Tests und diverse Mittel aus. Ohne Erfolg. Mein Mann wurde immer genervter. Sex war leider nur noch Mittel zum Zweck.
Ende letzten Jahres waren wir dann in der Kinderwunschklinik. Mein Mann (Autist) wollte das von Anfang an nicht, gab der Sache aber eine Chance, was mich riesig freute. Es ging ihm dann aber alles zu schnell und er ging während des Termins einfach weg. Danach war das Thema für ihn beendet.
Für mich waren die folgenden Wochen und Monate sehr schwer. Er wollte nicht mehr darüber reden. Oft hatte er sich in der Vergangenheit sehr missverständlich ausgedrückt, sodass für mich und unser näheres Umfeld der Eindruck entstand, dass der Kinderwunsch für ihn nicht so wichtig sei. Er fühlte sich falsch verstanden, sah sich mit für ihn ungerechtfertigten Vorwürfen meinerseits konfrontiert. Nach dem Termin im Kinderwunschzentrum machte er total dicht. Auch an Sex war nicht mehr wirklich zu denken. Er sagte, es mache ihm keinen Spaß mehr.
Obwohl es mir schwer fiel, ließ ich ihn komplett in Ruhe. Bis neulich ein Gespräch stattfand, in dem ich ihm dann sagte, dass ich es leid bin. Dass es mit einem Baby nicht geklappt hat, war für mich sehr schlimm. Aber viel schlimmer fand ich, dass dieses Thema so zwischen uns steht. Ich brauche einen Partner an meiner Seite, der mir den Rücken stärkt und mir nicht das Gefühl gibt, ich stehe alleine da. Und ich fühlte mich oft sehr alleine damit. Ich habe auch Fehler gemacht, habe zu viel Druck aufgebaut, habe seinen Wunsch in Frage gestellt. Das tut mir sehr leid und ich habe ihm gesagt, dass ich es besser machen will. Aber wir müssen darüber reden.
Zwei Wochen nach dieser Unterhaltung hatte ich ganz seltsam meine Periode. So kenne ich es nicht. Mein Mann und ich dachten beide sofort, dass mein Körper vielleicht eine Schwangerschaft versucht haben könnte. Aber ich verzichtete auf einen Test, weil ich uns nicht frustrieren wollte. Ein paar Tage zu spät setzte dann die richtige Blutung ein.
Mein Mann war sehr lieb, redete, hörte zu und meinte, er denkt, es würde sicher irgendwann klappen. Das war vor zwei Wochen. Seitdem ist in meinem Kopf irgendwas passiert. Ich fühle mich plötzlich erleichtert, weil ich zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr damit hadere, dass es mit dem zweiten Kind nicht geklappt hat. Ich bin gerade sehr zufrieden, so wie es ist, und in manchen Momenten bin ich fast ein wenig erleichtert, dass wir nicht noch mal komplett von vorne anfangen, denn mein Sohn ist schon groß (Teenager).
Ich sprach es gestern Abend an. Mein Mann reagierte darauf etwas seltsam und meinte dann, das sei gut, er spüre schon seit Monaten nichts mehr. Er hätte sich emotional abkapseln müssen, weil ihm das alles zu stressig war. Danach distanziert er sich sichtbar. Wurde total ruhig. Hielt Abstand. Ich meinte dann, dass es sicher keine große Sache gewesen wäre, das Ganze (PCO) in Ordnung zu bringen, ich aber gerade keinen Antrieb mehr habe, mich darum zu kümmern. Für mich waren die letzten Monate / Jahre einfach zu viel. Das heißt nicht, dass nie wieder traurige Momente kommen werden. Oder dass der Wunsch für immer weg ist. Gerade ist er das aber. Es war für mich eine riesige Lebenskrise, dass es nicht geklappt hat. Er meinte dann, für ihn sei es das auch. Ich wollte dann wissen, ob er sehr traurig sei, dass er keine leiblichen Kinder hat. Er meinte daraufhin: „Ja!“, und fügte etwas schnippisch hinzu: „Aber das Thema ist ja nun sowieso abgeschlossen, deshalb ist das nicht mehr von Belang.“
Ich habe daraufhin noch mal das Gespräch gesucht. Er will und wird darüber nicht mehr reden. Er wüsste auch nicht, warum er vor zwei Wochen mit mir darüber geredet hätte. Ich hätte in der Vergangenheit gezeigt, dass man mit mir nicht vernünftig darüber reden könnte und er hätte festgestellt, dass ich für den gemeinsamen Kinderwunsch nicht die richtige Partnerin für ihn sei. Ich verstehe nicht, warum er jetzt plötzlich so pampig ist. Habe ihm gesagt, dass für mich wichtig wäre, dass ich solche Dinge mit ihm besprechen kann. Nein, niemals mehr würde er darüber sprechen wollen. Ich meinte dann, dass ich das echt schade finde. Er hat auch einige Situationen in unserer Beziehung verbockt und trotzdem habe ich mich nie verschlossen und habe mit ihm über alles geredet, bis es vom Tisch war und wir beide damit fein waren. Er meinte dann, dass ich sofort aufhören soll, weil er sonst richtig giftig wird. Danach ist er aufgestanden und meinte, er geht ins Bett. Ich dachte, er ist froh, dass ich diesbezüglich keinen Druck mehr mache. Und jetzt reagiert er so?
Für mich ist das alles total verwirrend, denn ich verstehe ihn nicht. Habe ich von Anfang an nicht, weil er bei diesem Thema absolut in sich gekehrt war. Er wünschte sich ein Kind und mauerte aber. Wollte über nichts davon reden. Oft sagte er z.B., dass es für ihn absolut OK sei, wenn es am Ende nicht klappt. Er wünsche es sich, aber nicht um jeden Preis. Sex nach Terminplan würde bei ihm nie passieren, was eben auch dazu führte, dass wir in 2,5 Jahren nur sechsmal das Eisprung-Zeitfenster trafen. Zweimal sagte er auch, dass ich mir besser einen anderen Mann für den Kinderwunsch suche. Ihm sei das einfach alles zu viel. Er meine das nicht böse. Er wünsche sich, dass ich glücklich bin. Ich war echt genervt, weil er nicht zu verstehen scheint, dass ich nicht beliebig in der Auswahl des Vaters meines Kindes bin. Er ist großartig im Umgang mit meinem ersten Kind. Er ist ein toller Mensch und ich kann mir mit keinem anderen Mann ein Kind vorstellen.
Ich gebe aber zu, dass seine Art und der Umgang mit dem Kinderwunsch auch dazu beigetragen haben, dass ich die Sache mehr und mehr aufgegeben habe. Vielleicht geht es ihm tatsächlich ähnlich, aber ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was aktuell in seinen Kopf vor sich geht. Ob er wirklich abgeschlossen hat? Aber warum dann diese heftige Reaktion von ihm? Ein wenig beschleicht mich das Gefühl, dass er verletzt ist, dass ich momentan keinen Wunsch mehr verspüre und er reagiert deshalb so merkwürdig. Obwohl er selbst ja keine Bemühungen mehr gezeigt hat, das Ganze wahr werden zu lassen. Haltet ihr das für denkbar?
Das viel größere Problem ist jedoch, dass dieses Thema immer zwischen uns stehen wird. Solange es nicht klappt, wird dieser Brocken unsere Beziehung immer wieder belasten. Ich möchte dieses Thema nicht auf ewig ausklammern müssen. Aber er macht dicht und redet nicht. Ich wünsche mir, dass wir beide gemeinsam unseren Frieden damit machen.
Habt ihr irgendwelche Ideen, wie ich am besten damit umgehe? Wie es einfacher wird und das Thema nicht weiterhin eine Dauerbelastung für unsere Beziehung darstellt?
Vielen Dank!
roomwithaview
Der unerfüllte Kinderwunsch steht zwischen uns
Ich glaube auch, ihr seid in einer Situation, wo man es nur noch „falsch“ machen kann.
Erst willst du unbedingt ein Kind, machst zu viel Druck, jetzt ist dein Wunsch weg und er soll sich „darüber freuen“; letztlich kann er das aber auch nicht. Finde ich auch menschlich 😅
Vielleicht würde euch etwas Hilfe nicht schaden. 😊
Vielen Dank für deine nette Antwort.
Ich verstehe seine Enttäuschung bedingt, denn für mich blockiert er den Kinderwunsch mit seiner Einstellung aktiv. Aber er sieht das nicht. Ich kann hormonell einiges drehen. Die Gynäkologin und auch die Kinderwunschklinik meinten, es sei bei mir kein riesiges Ding. Mein Mann sagt, ich müsse selbst entscheiden ob ich den Weg gehe. Müsste es auch alleine tun. Aber ich sehe auch nicht ein, mich mit Medikamenten vollzustopfen, wenn mein Mann nicht versprechen kann, ob wir dann nach einem ausgelösten Eisprung Sex haben. Er müsste dann schon in Stimmung sein und wissen will er auch nicht, wann der Eisprung ist. Das ist mir alles zu viel „Geschiss“, dafür dass er dann noch in sich gehen muss, ob es ihm gerade passt oder nicht. Oft läuft es dann auf Oralsex raus und davon wird man nicht schwanger. Er will auf Biegen und Brechen, dass es „normal“ läuft mit einer Schwangerschaft. So wie bei anderen Paaren. Das geht aber bei uns nun mal nicht.
Da es schon von Beginn an so läuft, habe ich mittlerweile resigniert. Ich fühle mich alleine gelassen und er fühlt sich unverstanden, weil dieses Verhalten für mich lange Zeit bedeutet hat, dass es ihm mit dem Kinderwunsch nicht wichtig genug ist. Tja… Wie schon gesagt, er ist Autist und handelt nicht immer so, wie man es erwarten würde. Es ist nicht so, dass ich mich nicht mehr über ein Baby freuen würde. Aber ich habe jetzt so lange immer wieder gewartet, auch Karrierepläne hintenan gestellt. Ich denke, es ist verständlich, dass ich irgendwann sage, es geht so nicht mehr.
Ich denke, ich werde mir erst mal alleine Hilfe suchen, denn er wird sich weigern. Über kurz oder lang werden wir aber nicht umhin kommen, gemeinsam daran zu arbeiten.
Vielleicht würde es euch helfen, wenn ihr Sex und Kinderzeugung entkoppelt. Kinderzeugung in Kinderwunschpraxis, mit Samenprobe abgeben. Sex dafür nur noch zum Spaß. Keine Ahnung, ob dein Mann dafür offen ist. Aber das nimmt den Druck raus, auf Kommando Sex haben zu müssen.
Puuuuh. Hut ab dass du solange warten konntest und jetzt durch das alles auch noch durch musst.
Ich geh mal auf eine andere Schiene. Bin mir jetzt grad nicht sicher ob ich es richtig verstanden habe...du möchtest noch ein Kind oder hast du wirklich damit abgeschlossen?
Wie oft habt ihr dnen noch GV?
Warum hast du jetzt so viel Zeit mit so einem Honk vergeudet? Wenn es noch nicht zu spät ist, such das Weite.