In Wellen zu viel Alkohol

Es ist immer und immer wieder das selbe.
Meine Frau hatte Anfang zwanzig ein Alkoholproblem. Depressionen.
Klinikaufenthalte.
Da kannten wir uns noch nicht.
Als wir zusammen kamen, herrschte komplette Abstinenz. Auch kein Balsamico, Mundspülung mit Alkohol. Nichts.

Nach 5 Jahren Beziehung fing sie plötzlich wieder an. Wir waren mit Freunden essen.
Da bestelle sie ein Glas Wein.
Das ist jetzt 10 Jahre her.
Und ich wusste,.dass dieser Tag der Beginn einer großen Veränderung sein würde.

Es folgten immer wieder Phasen mit wenig Alkohol. Dann täglich drei Bier, oder eine Flasche Wein.
Dann wieder Phasen wo nur am Wochenende mal was getrunken wurde.
Immer in Wellen.

Dann war sie vor etwas über zwei Jahren in einer psychosomatischen Klinik. Wieder wegen der Depressionen. Kam gut zurück.
Ein Jahr alles top.
Jetzt geht's wieder bergab.

Ich halte es nicht mehr aus.
Alle Gespräche führen zur Aggression, wut ihrerseits. Sie sagt, dann solle ich gehen. So wäre sie halt. Sie will leben.

Jetzt ist wieder Stress bei der Arbeit.
Eigentlich galt für sie, kein Alkohol unter der Woche.
Ist ihr scheinbar egal.

Jetzt hat sie vorgestern drei kleine Bier getrunken.
Gestern eine halbe Flasche Wein. So ne kleine.
Heute steht gerade die große auf dem Tisch.

Am Wochenende sagte sie noch, das ihr die Flasche die sie getrunken, nicht gut getan hat.
Da dachte ich noch, sie kriegt den Dreh wieder.

Dann vorgestern die Bier.
Gestern der Wein.
Da sagte sie noch, dass jetzt mit dem Treffen am Wochenende mit den Freunden Schluss sei.
Das habe sie auch mit dem Therapeuten besprochen, dass eine Pause her muß.
Aber was macht sie... Kauft eine halbe Flasche.
Und heute eine ganze.

Es macht mich wahnsinnig.
Jedes Gespräch jetzt, würde eskalieren.
Ich kann nur ruhig bleiben und mich abspalten.

Kürzlich haben wir darüber gesprochen, dass ich das anstrengend finde und nicht gut ertrage.
Sie war so wütend auf mich, dass sie extra eine Flasche Bier vor meiner Nase geöffnet hat.

Ich bin verzweifelt.
Ich weiß nicht mehr was ich machen soll.
Ich weiß, dass sie mich im jetzigen Zustand gegen Alkohol eintauschen würde...

2

Guten Morgen Alskdjfhg,

aus deinem Satz am Ende deines Beitrags spricht für mich deine langjährige Erfahrung als Angehöriger einer alkoholsüchtigen Frau:

"Ich weiß, dass sie mich im jetzigen Zustand gegen Alkohol eintauschen würde..."

Du bist aber in einer Art und Weise in deiner Beziehung verstrickt, dass du nicht die schlüssige Konsequenz aus deiner Erkenntnis ziehen kannst.
Mit anderen Worten weißt sehr wohl, was du machen kannst, aber du bist innerlich nicht bereit zum handeln.
In deiner jetzigen Situation wirkst du nicht der Sucht deiner Frau entgegen, sondern du bist im Grunde genommen ihr größter Helfer, um ihre Sucht weiterhin zu unterhalten und zu unterstützen.

Ich musste schmunzeln über deinen Satz "Das habe sie auch mit dem Therapeuten besprochen, dass eine Pause her muß..."
Hier rutscht nach meinem Empfinden der Therapeut in eine Art Alibifunktion und wird so indirekt und ungewollt ebenfalls zu den Unterstützern der Sucht deiner Frau, vielleicht lässt sich der Therapeut von deiner "gerissenen" Frau auch an der Nase herumführen.

Ich glaube, in erster Linie würdest du selbst eine Therapie brauchen, um lernen, dich von deiner Frau abzugrenzen und endlich auf auf deine eigenen Bedürfnisse zu hören. Und den Mut zu entwickeln, auf deine eigenen Bedürfnisse einzugehen.
Hast du es einmal schon mit Selbsthilfegruppen für Angehörige versucht? Alle größeren Selbsthilfeorganisationen haben solche Gruppen (Al-Anon, Kreuzbund, Blaues Kreuz, Freundeskreis), die Treffen finden teilweise auch online über Zoom statt (etwa bei Al Anon). Vielleicht wäre ein Austausch mit anderen Angehörigen ein Schritt in die richtige Richtung für dich.

Nach meiner Meinung kannst du deine Frau nicht "retten", und wenn du dich auf den Kopf stellst, aber du selbst könntest beginnen zu leben.

1

Das ist eine schlimme Situation für dich.
Habt ihr Kinder? Ich hoffe nicht.
Ist sie auch betrunken nach dem.Alk.odrr merkt sie das nicht.mehr?
Ehrlich gesagt kann ich dir nur zu deinem eigenen Schutz zur Trennung raten, denn du leidest. Reden hast du schon versucht.
Ist sie bereit für eine Therapie?

3

Kinder haben wir nicht.
In Therapie ist sie.
Es war ja Mittwoch wohl auch Thema in der Therapie, dass sie eine alkoholpause macht.
Am Wochenende (oder war es schon vor letztes?) hat sie ebenfalls selbst gesagt, dass das mit der Flasche nicht gut war.

Die Flasche gestern hat sie nur halb getrunken.
Aber das macht ja keinen Unterschied.
Drei Tage hintereinander.
Einmal 3 0,3 Bier, dann Mittwoch und Donnerstag je nen halben Liter Wein...
Unter der Woche.
Das was sie nicht wollte...
Heute ist Freitag...
Da ist sie zum Kochen bei einer Freundin.
Da wird dann auch getrunken.

Merken tut man diese Mengen mehr oder weniger nicht.V

Aber ich finde es dennoch zu viel.
Und immer wieder kommt es ja zu diesen Wellen.
Jetzt wird vielleicht wieder ein halbes Jahr Ruhe sein .
Aber dann geht's wieder los...

4

Das einzige, was du tun kannst, ist auf dich selbst aufzupassen. Du hast die Nase voll? Dann geh.
So obskur das klingt: Deine Frau hat tatsächlich das Recht so zu sein wie sie ist. Wenn sie so sein will, bitte, soll sie. Sie ist erwachsen. Und für Erwachsene hat Handeln halt manchmal Konsequenzen. Man kann einen erwachsenen Krebspatienten auch nicht zur Chemo zwingen. Und auch das ist gut so.
Ob man es erträgt, die Krankheit mitzutragen, ist wiederum die Entscheidung der anderen (Kinder wären natürlich zu schützen, aber du bist ja kein Kind).

Als letzten Versuch würde ich vielleicht deiner Frau mal Links raussuchen, was Alkohol mit der Hirnchemie macht (Stichwort Hanxiety etc.)…Depressionen und Ängste werden durch Alkohol verstärkt, Alk haut einmal auf den Lukas, dir geht’s ganz kurz besser und anschließend ist alles Serotonin etc. verpulvert und das Loch, in das man fällt, ist noch tiefer.

Aber: es ist nicht dein Job, sie zu bekehren. Dein Job ist es, dich intensiv mit Coabhängigkeit zu beschäftigen, dir klar zu werden, wie du ihr System doch irgendwie stützt und aus dem System rauszufinden. (Manchmal, selten wackelt das System dann so, dass es sich ändert und zu ner gesünderen Stabilität zurückfindet, manchmal bricht es einfach nur zusammen, manchmal verbleibt es in seinen destruktiven Strukturen, die du dann aber mit Abstand anschauen kannst).

Bearbeitet von Wachtelei
5

Sie ist süchtig und scheinbar grade in der Sucht und nicht einsichtig. Du kannst da wenig machen, leider.

Außer dich klar abgrenzen und dir überlegen, ob du die Beziehung so wirklich aushältst.

Es gibt auch Hilfsangebote für Angehörige von Suchterkrankten.

6

Sie ist krank und hat es lange Zeit geschafft und schafft es wohl auch phasenweise immer wieder. Dennoch verfällt sie der Sucht wieder und scheint auch nicht ganz frei davon Aus welchem Grund kann und will ich nicht beurteilen oder sie unterschätzt eben einfach das sie sehr schnell wieder abstürzt weil sie eventuell auch glaubt es in den Griff zu kriegen. Da sie aber schon mit Aggression reagiert ist sie schon tief genug drin und will sich der Wahrheit nicht stellen. Ganz im Gegenteil sie macht dir noch Vorwürfe. Für mich wäre die Sache recht schnell klar, sie ändert nichts dauerhaft, du leidest und solltest auch an dich denken damit du nicht untergehst.

Ela

7

Puh, das tut mir leid! Ich kenne das aus meinem näheren Umfeld - einmal ein sehr schwerer Form und einmal so verstecktes "Entlastungstrinken" mit stärkeren Ausreißern beim Weggehen.

Ich habe mich letztlich distanziert, weil ich gemerkt habe, dass ich zum "Aufpassen" anfange und das nicht wegkriege.
Ich wollte "richtig" handeln und nicht durch Co-Abhängigkeit unterstützen. Und hab dann extrem aufgepasst, nur ja nix falsch zu machen, was mich enorm gestresst hat. Manchmal hilft man sogar besser, indem man nicht "hilft".

8

Hinnehmen. Abgrenzen. Distanz schaffen. Ignorieren. Akzeptieren. Oder gehen.

Du kämpfst gegen IHRE Sucht, das ist massive Co-Abhängigkeit. Eine ebenso massives Muster wie die Sucht selbst. Kümmere dich um dich und lass dieses Muster hinter dir - Therapie oder Al-Anon können helfen. Ansonsten als erster Schritt Bücher. Google.

Wann immer du sie beobachtest, kontrollierst, analysierst, verurteilst, managst … etc. bist du genau so tief in deinem eigenen Muster wie sie in ihrem. Co-Abhängigkeit kompensiert eigenen ungesehenen Schmerz, alte Muster. Auf der Zeit VOR ihr.

Alles Gute!

Bearbeitet von -Lil-
9

Mache Dir klar, dass Du gegen ihre Sucht nichts tun kannst, akzeptiere ihre Krankheit. Höre auf mit ihr zu diskutieren, das bringt gar nichts. Du steckst tief in der Co-Abhängigkeit.

Suche Dir eine Angehörigengruppe, z. B. Al-Anon, und versuche Dich zu retten, indem Du die Trennung einleitest. Du wirst sonst ewig leiden.

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Ich habe mal nachgelesen. Alk ist wohl unproblematisch, wenn eine Frau nicht mehr als 12 g reinen Alk pro 5Tag ( 0,125 l Wein) trinkt und an 2Tagen pro Woche gar nichts. Ich finde das schon relativ viel. Ich trinke ein fertiges Lillet Berry Getränk ( 0,33 L, entspricht etwa dem Alkgehalt von Wein) pro Woche und teile mir das auf 2 Tage auf.

Mein Rat zur Trennung war vielleicht etwas unüberlegt. Das sollte nur die ultima Ratio sein.

Vielleicht kannst du sie dazu bringen, ein Blutbild beim Arzt machen zu lassen. Dann wird sie sehen, wie ihre Leberwerte sind.
Wäre sie zu einer Paarberatung bereit? Das gibt es kostenlos bei der Caritas zum Beispiel.
Mach ihr mal klar, wie viele Kalorien das Zeug hat. Das kann bei einer Frau auch wirken...
Wenn alles nicht klappt,könntest du sie immer noch vor die Wahl stellen: entweder du oder der Alk.
Trinkst du Alk in ihrer Gegenwart oder verzichtest du? Verzichten würde ihr vielleicht helfen.
Ich hoffe sie fährt nicht, wenn sie trinkt.

Alles Gute.

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Meine Frau hat im Juli erst ein Blutbild gemacht. Macht sie regelmäßig. Wegen Vitamin D.
Da war alles ok.
Alle Werte gut.

Kalorien spielen bei ihr keine Rolle.
Sie ist schlank und kann essen wie und was sie will. Wir ernähren und aber auch sehr bewusst. Fast vegan. Bewegen uns auch gerne.

Paarberatung haben wir gemacht. Einmal.
Das war furchtbar. Die Dame war völlig überfordert von ihren Reaktionen.

Ich finde es übrigens nicht unproblematisch, fünf Tage die Woche Alkohol in der angegebenen Menge zu trinken.

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Das heißt der Alkoholkonsum hat keine Spuren hinterlassen. Hat sie ihrem Arzt gesagt wie viel sie trinkt?
Ich finde den angeblich unbedenklichen Alkoholkonsum auch verhältnismäßig viel. Ich trinke vielleicht umgerechnet ein Viertel Wein pro Woche. Die Gefahr durch Alk wird immer unterschätzt. Es sollte eigentlich auf Alk wie auf Zigaretten einen Hinweis geben.
Manche Leute scheinen Alk sehr gut zu vertragen. Ich bin einmal in einem Zug in England zum Flughafen gefahren. Gegenüber von mir saß ein Mann, der eine österreichische Sprache gesprochen hat, vielleicht ein Russe. Er war sehr kräftig - muskulös gebaut und hat eine halbe Flasche Wodka geleert. Aber man hat ihm in seinem Verhalten nichts angemerkt. Er könnte noch Hi Five mit einem Kind machen und meinen schweren Koffer problemlos auf die Gepäck Ablage oben hinauf und wieder herunterheben. Er hat gefragt ob er mir helfen soll und ich sah in schon unter meinem Koffer begraben...😄

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