Wann ist eine Ehe für euch vorbei?

Hallo, ich bin 39 Jahre, seit 24 Jahre mit meinem Mann zusammen und seit 12 Jahren verheiratet, einen 8 jährigen Sohn
Ich bin gerade mal wieder an einem Punkt, wo ich überlege, ob wir noch in einer Ehe oder eher in einer Wohngemeinschaft wohnen. Wir haben beide zwei gute Jobs, sind nachmittags immer für unseren Sohn zu Hause machen viel zusammen, aber es gibt keine Zweisamkeit mehr oder nur sehr wenig, was mich am meisten stört, dass ein Alkoholkonsum sehr hochgegangen ist. Fast täglich 2-3 Flaschen Bier. Schon oft gesprochen, aber es nervt mich schon wenn die Flasche aufgemacht wird

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Für mich war die Ehe vorbei, als ich realisiert habe, dass wir sehr gut nebeneinander her leben, aber bitte keinesfalls miteinander. Alles was über gemeinsame Mahlzeiten hinausging hat mich genervt und ich habe meinen Mann nicht vermisst wenn er nicht da war. Im Gegenteil, wenn ich im HO war und wusste, er hat jetzt Feierabend und kommt nach Hause habe ich innerlich mit den Augen gerollt.

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So lange zusammen, ich würde wegen Kleinigkeiten nicht gleich die Ehe beenden.

Gerade mit Kind, Patchwork (ihr seid noch jung, da kommen oft schnell neue Partner ins Spiel) kann nacher funktionieren aber leichter wirds im Normalfall dadurch nicht.

1. Dein Mann ist nicht für dein Wohlbefinden verantwortlich.

Setzt zuerst bei dir an, bist du noch glücklich, kann man mit dir Spaß haben, hast du Spaß oder funktionierst du nur.

Kannst du Dinge ändern:

Such dir ein Hobby, Verein, Sport, neue Aufgabe, oder geh wieder mehr aus. Oder wolltest du dich schon immer beruflich verändern?

Investiere in dich, Friseur, neue Herbstgarderobe, Kosmetiker...was dich enspannt und dich gut fühlen lässt. Vielleicht ein Wellnesswochenende mit Freundin.

Dein Mann ist Nachmittags beim Kind nutze das und schaffe dir Freiräume. Ihr müsst nicht immer zu 2 bei ihm sein.

2. Bist du bereits überlastet (2 arbeiten Vollzeit da kann es schnell zu viel werden). Kannst du etwas abgeben Putzfee oder Wäschefrau....

3. Ermutige deinen Partner das gleiche zu tun.



4. Dann wenn es mir gut geht, würde ich noch Mal versuchen auf meinen Partner einzuwirke:

Feierabendbier zu Hause reduziert (Vielleicht zu Begin 2 Tage Alk frei ...)

Für euch: Datenight, Kuschelabend, Spieleabend, Kochkurs...

Tipp:
Eventuell holt euch jemand von Außen.

Und dann kannst du immer noch weiter sehn.

Bearbeitet von Inaktiv
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Patchwork?

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"Feierabendbier zu Hause reduziert (Vielleicht zu Begin 2 Tage Alk frei ...)"

...eine theoretisch gute Idee und gut gemeint. Aber genau das wird bei einer Sucht und Abhängigkeit nicht passieren. Oder die TE begibt in einen Teufelskreis Abhängiger und Co-Abhängige, in dem sie erfolglos verhandelt, Flaschen entsorgt, alkoholfreie Abende vorgespielt bekommt, Hoffnung entwickelt, weil mal 2 Tage kein Alkohol getrunken wird, und am WE gehts dann richtig los... .
Leider unterschätzt du die Mechanismen von Sucht, das ist aber auch etwas, was nicht Süchtige einfach nicht verstehen können, weil sie mit etwas jederzeit aufhören können.
Ist eben das Wesen das Abhängigkeit, auch der psychischen, dass der Abhängige das nicht kann. Und dass dahinter im Unbewussten Mechanismen stehen, die mit Alkohol gesteuert werden.

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Ihr seid wirklich früh zusammen gekommen. Respekt, dass ihr so lange in Zeiten, in denen bei den meisten Menschen viele Entwicklungsschritte stattfinden und Beziehungen dadurch zerbrechen, so verbindlich zusammen gehalten habt.

Es könnte aber sein, dass dein Mann jetzt den Alkohol braucht, um weiter "zu funktionieren" und notwendige Entwicklungen unterbindet. Nämlich solche, die weh tun. In den Dreißigern spätestens beginnen oft Aufarbeitungsprozesse aus der Vergangenheit, und die tun manchmal sehr weh. Auch Krisen in Partnerschaften werden oft im Alkohol ertränkt bzw. verdrängt.

Zumindest eine psychische Abhängigkeit scheint bei deinem Mann vorhanden zu sein.
Der Alkohol steht möglicherweise für einige Themen und Gefühle, die dein Mann (noch) nicht bereit ist zu fühlen oder auszuleben. Alkohol unterdrückt das Fühlen und "entspannt". Was vielleicht nicht mehr passend ist, wird so "passend" gemacht mit verheerenden Nebenwirkungen. Gerade mit so vergleichsweise "wenig" Alkohol (aber nur für einen Alkoholiker) kann das Funktionieren ja lange weiter vorgespielt werden. Allerdings könnte es sein, dass dein Mann irgendwo auch heimlich trinkt oder dass die Trinkmenge sich mit den Jahren drastisch erhöht.

Da bei Sucht der Stoff, also hier der Alkohol, immer Priorität Nummer 1 ist, verhungern die Menschen seelisch rund um den alkoholabhängigen Menschen. Neben den möglichen Dramen, die ein Betrunkener auslöst, ist einfach der Mensch an sich und der Weg zu seinen echten Gefühlen verschlossen. Der Alkohol vernebelt Geist und Persönlichkeit bis zur Unkenntlichkeit.

Leider wirst du deinen Mann nicht von der Alkoholabhängigkeit, einer anerkannten Krankheit, heilen können. Das muss aus ihm selbst heraus kommen und ist ein schwerer Weg. Du kannst dich zunächst mal einlesen, auch in Co-Abhängigkeit, die du evtl. entwickelt hast. Oder überlegen, mal in eine Suchtberatung zu gehen. Angehörige werden dort immer mit beraten. Du wirst dich fragen, ob ihr schon unter die Kategorie Sucht fallt. Aber was du beschreibst und dein Gefühl, wenn der Flaschenöffner ploppt, zeigen schon, dass ihr in einem Suchtsystem gefangen seid.


Für euren Sohn ist das Aufwachsen mit einem süchtigen Vater und einer coabhängigen Mutter eine ganz große psychische Belastung. Deinem Sohn zuliebe solltest du jetzt notwendige Schritte gehen. Zunächst mal kannst du dich ja informieren und akzeptieren, dass ihr ein Suchtproblem habt.
Ich wünsche dir alles Gute!

Bearbeitet von Naima68
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Eventuell schießt du mit Kanonen auf Spatzen:

Natürlich wenn er körperlich/psyichisch abhängig ist würde nur ein Entzug und danach ein 0 Alkoholstrategie helfen.

Wenn es noch ein "nur" negatives Verhaltensmuster ist welches jetzt durch diese Situation der unzufriedenheit verstärkt wird muss er nicht wie ein Alkoholiker behandelt werden.

Obwohl ich denke das er stark Gefahr läuft einer zu werden.

Daher mein Tipp an die TE:

Ändere dich (konzentriere dich auf deine Bedürfnisse) und versuche diese bedrückende Situation (Hamsterrad/WG) aufzuweichen. Das schützt dich auch in einem gewissen Rahmen Coabhängig zu werden. Rede mache ihn darauf Aufmerksam das es so nicht geht.

Wenn er es einsieht und das ganze von sich aus wieder auf ein funktionierendes Level hinunter fährt denke ich habt ihr sicher noch eine Chance.

Regeln kannst du sicher keine einführen, das war eine doofe Formulierung, aber Wünsche kannst du äußern.

Ich würde mir für das ganze einen Zeitrahmen einräumen diesen aber nicht kommunizieren.

Und eine 3. Person hinzu zu ziehen, für euch als Paar oder ihn, wäre sicher sinnvoll.

Ps.: Nach einer Trennung ist der Sohn auch beim Vater. Und was ich da leider für Fälle kenne 🙄 Und leider auch das Alkohol kein Grund ist, dass das Kind nicht mehr die WE dort verbringt...

Bearbeitet von Inaktiv
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"Natürlich wenn er körperlich/psyichisch abhängig ist würde nur ein Entzug und danach ein 0 Alkoholstrategie helfen."

Nein, bei einer psychischen Abhängigkeit braucht es keinen körperlichen Entzug. Die Grenzen verwischen sich aber.

Ich habe in dem Bereich Sucht gearbeitet.

Wenn jemand jeden Abend 3 Bier trinkt (Am WE sicher mehr), und das über Jahre, sind das wohl leider keine Spatzen, sondern Sucht.