Hallo liebe Community.
Es folgt ein sehr langer Text, mit der Bitte um Ratschläge am Ende des Textes.
Meine Frau und ich sind beide 44, haben eine 8 jährige wunderbare Tochter und sind seit über 17 Jahren ein Paar.
Ich habe sehr lange einen Wunsch nach einem zweiten Kind in mir getragen. Für meine Frau, die den Hauptteil der Erziehung im Alltag trägt, mit allem was dazu gehört, war es nicht einfach. Unsere Tochter war und ist bis heute sehr herausfordernd. Das hat bei meiner Frau oft dazu geführt, dass sie sich als schlechte Mutter gefühlt hat.
Es ist zwar nicht so, dass ich nicht da war, aber meinerseits konnte ich ihr emotional oft nicht gut helfen, weil ich in Bezug auf die Belastungen nicht das gleiche (starke) Empfinden hatte wie meine Frau.
Nach 1-2 Jahren hatte sich das Thema 2. Kind gestellt und meine Frau konnte sich mit der Zeit immer weniger ein 2. Kind vorstellen. Währenddessen wurde meinerseits der Wunsch größer, aber ich wollte meine Frau nicht zusätzlich unter Druck setzen und habe es mehr und mehr Vermieden meinen Wunsch deutlich anzusprechen. In der Hoffnung, dass sich bei meiner Frau die Stimmung ändert.
Das ist nicht passiert, meine Frau hat sich dann immer "lauter" von dem Gedanken an ein 2. Kind verabschiedet und mich auch nie danach gefragt, was ich mir wünsche - sie hatte sich das aber schon gedacht.
Über die Zeit hat sich in mir eine immer größere Frustration breit gemacht. Dadurch wurde ich neben unserer Tochter auch eine Belastung für meine Frau. Ich habe dann Verhaltensweisen an meiner Frau kritisiert, welche in Bezug auf die Erziehung unserer Tochter hinderlich waren, weil diese ja zu mehr Belastung im Alltag führten, was letztendlich dem Wunsch nach einem 2. Kind immer hinderlicher war. Ihre Ablehnung eines 2. Kindes war (und ist) äußerst stark, was auch nicht immer einfach zu ertragen war. Ich will aber sagen, dass sie unsere Tochter sehr liebt und es nicht bereut.
Als ich mich mit Anfang 40 dann doch offen zu meinem Wunsch bekannt habe, war es für meine Frau gedanklich leider zu spät. Ich wollte auch viel mehr Verantwortung als bisher übernehmen, aber sie hatte die Entscheidung für sich getroffen, damit es ihr besser geht.
Es war nie so, dass ich das nicht respektiert habe, aber leider haben wir auch dann die Entscheidung nicht zusammen getroffen. Wir sind in unserer jeweiligen Frustration mit unserer Situation versunken, ich habe das Thema dann nie wieder angesprochen und mich immer weiter aus der Beziehung entfernt.
Entweder haben wir uns Vorwürfe gemacht oder nicht miteinander geredet. Ich habe versucht, meinen Wunsch ganz weit weg zu schieben. Ich konnte schon immer vieles lange Erdulden ohne es andere merken zu lassen.
Leider bekam meine Frau vor kurzem die Diagnose einer Autoimmunerkrankung. Es geht ihr damit zum Glück aktuell relativ gut.
Damit war dann allerdings das letzte Fünkchen Hoffnung in mir erloschen und erst jetzt konnte ich mich so offen wie jahrelang nicht mehr äußern, was mich so sehr frustriert hat. Wir reden jetzt viel, was sehr gut ist.
Allerdings ist es nun so, dass ich mich endgültig von meinem Wunsch an ein 2. Kind verabschieden muss.
(Mir war und ist immer sehr klar gewesen, dass die Wahrscheinlichkeit auch biologisch immer weiter sinkt. Der Wunsch zum ersten Kind ging auch von mir aus und es hat auch relativ lange gebraucht, bis meine Frau sich darauf einlassen konnte.)
Es tut einfach weh, dass wir es beide nicht geschafft haben uns die Ängste zu nehmen und nun diese einmalige Gelegenheit für immer verstreichen wird.
Wenn man das so schreibt, erscheint es im Nachhinein klar, dass meine mangelnde Kommunikation eines der großen Probleme ist und ich zumindest "einfach" hätte etwas mutiger sein sollen.
Ich bereue das zutiefst, dass ich mich nicht klar zu meinem Wunsch geäußert habe und stattdessen meiner Familie nicht immer eine Hilfe war.
Ich möchte für meine Frau und natürlich für unsere Tochter da sein. Ich bin dankbar dafür was ich hab.
Gleichzeitig bin ich tief verletzt, dass meine Frau nie so wirklich den positiven Gedanken an ein 2. Kind zugelassen hat und habe aktuell noch keine Perspektive im Kopf wie es weiter geht.
Ich schreibe um zu fragen, wie ihr es geschafft habt aus euren Beziehungskrisen zusammen herauszukommen.
Lieben Dank
Beziehungskrise nach unerfülltem Kinderwunsch
Hallo, 👋🏻
Ich hab mir den Text durchgelesen und mein lesen schon gesehen das du dich eigentlich schon selbst reflektiert hast. Schön zu lesen das es auch Männer gibt die sich nach einen Kinderwunsch sehen. ( Bitte nicht falsch verstehen) Aber im Text selber ist ja schon aufgefallen das viele Dinge aufgrund der fehlenden Kommunikation und die fehlende Unterstützung beidseitig in den vergangenen Jahren dazu geführt haben, wo ihr nunmal jetzt seid. Nach der Diagnose bei deiner Frau und das sie sich selbst damit nicht im reinen ist nochmal ein Kind zu bekommen ist natürlich schon alles gesagt.
Ich würde jetzt ganz blöd eine Paartherapie vorschlagen die euch zumindest wieder näher bringt was die Kommunikation angeht. Mein Mann und ich haben z.B ein Ehetagebuch wo wir einmal wöchentlich reflektieren was gut und was schlecht gelaufen ist damit man auf den Partner und seine Gefühle besser eingehen kann. Ich bin ein Typ Mensch ich kann mich schriftlich besser äußern als verbal und habe oft Angst die falschen Worte zu finden.
Eure Krise sitzt momentan tief aber bekommt man alles wieder hin. Du musst für dich was finden um mit deinem unerfüllten Kinderwunsch in Zukunft zurecht zu kommen, ist hart gesagt. Deine Frau Brauch vielleicht einfach mehr Unterstützung? Ich lese das jetzt nur so raus kann das nicht genau beurteilen.
Ich wünsche euch dennoch viel Kraft das diese Sache nicht eure Ehe kaputt macht weil die Unzufriedenheit doch so stark ist.
LG
Mein Handy hat alle Schreibfehler übernommen 😱 entschuldige bitte
Manchmal hilft es durch die Augen des Partners zu schauen. Du schreibst selbst, das Eure 1. Tochter sehr anstrengend ist/war und das Deine Frau eine sehr große Belastung zu tragen hatte, in der Du sie zeitlich nicht unterstützen konntest.
Vielleicht hätte es geholfen, wenn sie mit dem ersten Kind entlastet worden wäre. Auch wenn Du es zeitlich nicht schaffst, hätte man vielleicht durch eine Haushaltshilfe oder Babysitter Entlastung schaffen können. Ich finde es absolut nachvollziehbar, dass wenn man schon mit einem Kind nur schwer zurecht kommt, man kein zweites haben möchte.
Du wolltest die ganze Zeit, konntest sie aber nicht entlasten. Du merkst jetzt das bessere Kommunikation geholfen hätte..... ja definitiv, aber Entlastung im Alltag wäre viel viel wichtiger gewesen.
Ja, Du musstest Dich von dem Wunsch eines 2. Kindes verabschieden, aber ich würde an Deiner Stelle auch erstmal daran arbeiten die Familie, die Du schon hast, glücklich zu machen. Konzentriere Dich auf Deine Frau, auf ihre Gesundheit und auf Deine 1. Tochter. Wirf nicht weg, was Du hast, nur weil 1 Traum nicht in Erfüllung gegangen ist.
Hallo
man merkt, dass dieser Stachel noch tief sitzt bei Dir. So tief, dass Du auch am Fortbestand der Beziehung kratzt.
Ihr habt beide, Du und Deine Frau, Euer Päckchen zu tragen, und keiner kann den anderen wirklich vollumfänglich verstehen, weil man eben nur in seinen eigenen Schuhen steckt.
Am Ende habt Ihr beide 1 gesundes Kind. Weniger als von Dir erhofft und gewünscht, aber vielleicht könnt Ihr Euch beide mit dem Gedanken arrangieren, dass man manchmal mit dem zufreiden sein sollte, was man hat.
Und Deine Gedanken, was gewesen wäre, wenn Du hier oder dort anders oder früher Deine Vorstellungen zum Ausdruck gebracht hättest, ist letztlich nur ein alternatives Szenario in der Theorie, dass nicht unbedingt alles aus Deiner Sicht zum Besseren hätte werden lassen. Hätte, hätte, Fahrradkette, kennst Du, Vergossene Milch. Auch wenn wir uns manchmal wünschen, wir könnten in der Zeit zurückreisen zu einem bestimmten Punkt und glauben, wir können es beim zweiten Mal besser machen. Geht leider nicht.
Alles Gute
VG
Kopf hoch, nach jedem Sturm kommt wieder Sonnenschein.
Ich glaube die Lösung ist loszulassen, sich mit sich selbst versöhnen und Dankbarkeit zu spüren. Alles leicht gesagt, aber es ist eine Kopfsache. Bereue nichts. Denn du könntest damals nicht anders - Punkt. Versöhnen dich mit diesem Gedanken. Freue dich über ein Kind. Es gibt so viele Paare, die sich über eins freuen würde. Klar, schlimmer geht immer. Aber du kannst trotzdem dankbar sein.
Naja und wie überwindet man eine Krise? Indem man sich gemeinsam den Problemen stellt und Dinge anders macht, weil beide bereit sind einen gemeinsamen Weg zu finden. Wichtig ist die Leichtigkeit in sich selbst zu finden. Es ist möglich.
Ich wünsche dir alles Gute!
Ich kann dir vielleicht aus der anderen Perspektive berichten. Ich wollte noch nie Kinder, schon als Teenager war das für mich ganz klar. Es war einfach nichts, was ich für mein Glück brauchte, und die Einschränkungen waren mir zu groß. Meine Entscheidung stand völlig fest. Mein jetziger Mann wollte nichts mehr als Kinder. Das war einer der Gründe, warum wir uns lange gegen eine Beziehung entschieden haben. Wir waren jahrelang unglücklich verliebt, aber es war immer klar, dass das nichts ist, was man mit einem Kompromiss lösen kann. Es gibt kein halbes Kind oder "ein Kind ist kein Kind". Einer wäre immer unglücklich gewesen. Also haben wir irgendwie versucht, jemanden zu finden, der besser zu unseren Vorstellungen passt. Geklappt hat es bei uns beiden nicht. Und irgendwann hat mein Mann bewusst entschieden, dass er den Wunsch loslässt, weil er mich haben will. Klingt romantisch, war aber für beide Seiten hart. Der Gedanke, dass er es bereuen könnte, war mein steter Begleiter.
Tja, wie das Schicksal es wollte, wurde ich ungeplant schwanger, trotz Verhütung. Das waren grauenhafte Wochen am Anfang, für uns beide. Aber wir wussten beide, dass eine Abtreibung nicht in Frage kommt. Und so ist unser Kind sehr unverhofft in unser Leben getreten. So schön mein Leben jetzt auch ist und so sehr ich mein Kind auch liebe: Freiwillig hätte ich mir das so niemals ausgesucht. Hätte mein Mann mich zu einem Kind überredet, hätte unsere Ehe es vermutlich nicht überlebt. So ist es einfach Schicksal, niemand ist Schuld, es ist alles gut.
Du hast ein wunderbares Kind. Richte deinen Fokus darauf, dafür dankbar zu sein, und nicht weiteren potentiellen Kindern nachzutrauern. Niemand von uns kann alles haben. Deine Frau ist die Frau, die du dir ausgesucht hat. Mit der du dein Leben im besten Fall bis zum Ende verbringen willst. Sie sollte die oberste Priorität haben, eure Ehe sollte wichtiger sein als ein weiteres Kind. Vielleicht hilft dir auch der Gedanke, wie gut es ist, wenn jemand in so einer Frage seine Grenzen kennt. Nichts wäre schlimmer als ein weiteres Kind zu bekommen und dann wird es genau so, wie deine Frau es befürchtet hat. Der ideale Nährboden für endlose Vorwürfe, vielleicht bis zur Scheidung. Das ist es nicht wert, oder? Dann hast du vielleicht ein zweites Kind, aber eine depressive Frau und eine zerstörte Ehe.
Das einzige, was ich dir konkret raten kann, ist reden. Wir haben uns damals alles gesagt, egal, wie schlimm es auch geklungen hat. Anders hätten wir das nicht geschafft. Verheimlicht nicht eure Gefühle. Ihr müsst an den Punkt kommen, wo ihr euren Schmerz äußern könnt, ohne dass der andere Angst bekommt, ihr würdet etwas von ihm fordern oder ihn verantwortlich machen. Es ist nicht gut, wie die Entscheidung gefallen ist. Aber ihr könnt trotzdem noch was Gutes daraus machen.
Meine Frau hatte beim Gedanken an ein zweites Kind extrem mit sich gehadert. Wie sich jetzt herausstellt, hatte sie versucht, sich unserer Tochter und mir zu Liebe mit dem Gedanken anzufreunden.
Ich wollte nicht, dass sie sich schlecht fühlt, weil ich diesen Wunsch nun mal hatte. Nur haben wir es leider damals nicht geschafft uns dies und anderes mehr so sagen zu können.
Das tun wir jetzt endlich.
Ich danke Dir für die Schilderung Deiner Geschichte und freue mich dass es euch so gut damit geht.
"sich unserer Tochter und mir zu Liebe mit dem Gedanken anzufreunden"
Da muss ich widersprechen, für eure Tochter hätte es auch massive Nachteile gehabt, nicht mehr euer einziger Schatz zu sein. Du hast ihr ein Geschwisterchen sicher schöngeredet, um sie auf deine Seite zu ziehen, stimmt's? (Anders kann ich's mir gar nicht vorstellen.) Oder sie sieht: "Alle haben Geschwister, nur ich ich nicht" (typisches Problem bei Einzelkindern) und ist deshalb blind für ihre eigenen Vorteile. Ich spreche aus Erfahrung als glückliches Einzelkind, das anfangs auch dachte, Geschwister seien die tollsten Spielkameraden, seit ich Jugendliche war, bin ich meinen Eltern aber echt dankbar, dass sie nur mich wollten.
Long story short, es ist eigentlich eine ganz normale und legitime Entscheidung, nur 1 Kind zu wollen. Vielleicht wollte deine Frau einfach eurer Tochter all ihre Liebe schenken und für sie die beste Mama sein? Mit zwei Kindern geht manches automatisch den Bach runter, egal wie gut man sich organisiert. Will nur sagen, hab Verständnis für deine Frau. Wenn man das Palaver außenrum weglässt (Zwei Kinder!!!111!!!, Geschwister sind Geschenk blabla), dann seid ihr drei perfekt.
Wir wollten Kinder. Als klar war, dass das nicht klappen wird, war das Loch tief. Und ich fragte mich, ob unsere Beziehung das übersteht. Mein Partner hätte sich eine andere Frau suchen können und mit dieser versuchen können, Kinder zu bekommen.
Damals meinte eine Bekannte, dass es schade ist, dass man so oft defizitorientiert denkt ... an das, was man nicht hat. Der Satz hat sich in mein Hirn gebrannt ... defizitorientiert. Und sie hatte recht ... ständig die Beschäftigung, was wir nicht haben, nicht mehr so richtig im Fokus, was wir aneinander haben und miteinander.
Das wäre dann wohl auch mein Ratschlag. Ihr habt ein Kind. Ihr habt Euch. Alles "hätte, sollte, wenn ich doch gemacht hätte" führt zu nichts. Es ist nun so wie es ist, schätzt das und freut Euch an Eurer kleinen Familie.
" defizitorientiert " ....
Danke! Der Begriff gefällt mir - und passt perfekt auch zu meinen gelegentlichen Gedankengängen 🙈 🙉 🙊.
Manchmal ist der Kopf wirklich etwas..... dämlich....."vergisst" einfach das viele Schöne ❤
LG Moni
Du hast dich nicht gut um deine Familie, vor allem um dein erstes Kind gekümmert und wolltest ein zweites.
Was steckt dahinter? Kannst du dir das selbst beantworten? Warum noch mehr Kinder, wenn man sich nicht gut drum kümmern kann ..
Denkst du, ein zweites hätte dich glücklicher gemacht? Oder wäre NICHT noch mehr belastung für eure Familie gewesen?
Ich denke, eure Liebe ist noch da und ihr könnt mit dem problem umgehen. Einsicht ist viel wert. Nimm auch Mal die Sicht deiner Frau wahr und kenne sie an. Das machst du zum Teil schon.
Mit dem Druck aufhören, wäre mir als Frau wichtig.
Nichts ist schlimmer, als ein Mann, der nicht da ist und noch mehr der Frau aufzuzwingen will....
Ansonsten machst du schon alles ganz gut. Aufarbeiten, präsent sein. Deine Frau wirklich fühlen, sehen, hören.
"Niemand von uns kann alles haben."
schreibt "Schokokuchenfüralle" und sie hat zu 100% recht. Das lernte ich in den letzten Jahren knallhart....wie in meinem langen Leben schon mehrfach. Ich bin ein Vierteljahrhundert älter als Du und hab ein Leben mit extremen Höhen und Tiefen hinter mir.
Du hast nur zwei Möglichkeiten: Nach hinten zu schauen und Deine Traurigkeit samt Frust wegen des nicht wunschgemäß erhaltenen 2. Kindes zu behalten, was Dir Dein Leben gründlich vermiesen wird.
Oder:
Nach vorne zu schauen und die Realität so zu genießen, wie sie ist.
Du hast offenbar eine tolle Tochter und eine Frau, die es offensichtlich auch akzeptiert hat, dass Du in den vergangenen Jahren keine ausreichende Unterstützung geleistet hast. Warum wohl? Weil sie Dich liebt? Könnte ja gut sein.
Also, ich wiederhole: Niemand kann im Leben alles haben, auf alle Fälle nur die wenigsten Menschen.
Nimm Deine Frau und Deine Tochter zusammen in den Arm und sei glücklich, dass Du sie hast. Nicht mehr und nicht weniger.
Wenn das alleine nicht reicht, such Dir bitte Profihilfe.
LG Moni