Hallo Foristen,
ich bräuchte Meinungen von unbeteiligten Dritten zur Situation zwischen meinem Mann und mir:
Wir sind gut vier Jahre zusammen und haben ein knapp zweijähriges Kind. Mein Mann ist Anfang 50 und ich bin gut 10 Jahre jünger. Ich bin Alleinverdienerin und Vollzeit außer Haus berufstätig, mein Mann ist in Elternzeit und kümmert sich um unser Kind und überwiegend um den Haushalt. Seit Jahresanfang geht unser Kind halbtags in den Kindergarten. Wir sind vor gut zwei Jahren aus beruflichen Gründen umgezogen und haben hier kein familiäres oder soziales Umfeld; wir sind also immer allein für unser Kind verantwortlich.
Verliebt habe ich mich in meinen Mann, weil er zufrieden, eigenständig, spontan, unternehmungslustig und lebensfroh war. Geheiratet haben wir anlässlich meiner (ungeplanten) Schwangerschaft.
Seit dieser Schwangerschaft beobachte ich, dass mein Mann immer antriebsloser wird und weniger zufrieden wirkt. Von Spontaneität, Unternehmungslust oder Lebensfreude ganz zu schweigen. Ich habe ihn immer wieder darauf angesprochen und angeboten, die Umstände so zu verändern, dass es ihm wieder besser geht. Er entgegnet immer, dass alles in Ordnung sei. Arztbesuche, auch wegen anderer (bekannter) gesundheitlicher Beeinträchtigungen, lehnt er ab.
Unsere Paarbeziehung ist sehr auf der Strecke geblieben, seit ich wieder arbeiten gehe. Ich habe schon öfter das Gespräch mit ihm gesucht, aber er reagiert überhaupt nicht. Während des Gesprächs schaltet er auf Durchzug, und er sucht auch nicht zu einem anderen Zeitpunkt, der ihm vielleicht besser passt, von sich aus das Gespräch. Wenn ich Vorschläge mache, wie wir unsere Beziehung wieder intensiver gestalten könnten, dann stimmt er zwar zu, aber er engagiert sich nicht, zieht letztendlich nicht mit und hält sich (ohne Begründung oder Erklärung) nicht an unsere Vereinbarungen. Ich fühle mich deshalb ziemlich allein (gelassen) in unserer Beziehung.
Nun überlege ich, ob ich ihm vorschlagen soll, eine Paarberatung zu besuchen. Einerseits ist es mir sehr wichtig, nichts unversucht zu lassen, um unsere Beziehung zu retten. Ich erhoffe mir von dieser Beratung vor allem, endlich seine Sicht auf uns und unsere Beziehung zu erfahren.
Andererseits frage ich mich, wie erfolgversprechend so eine Beratung überhaupt ist, denn ich kann bisher gar nicht erkennen, dass mein Mann auch daran interessiert ist, unsere Beziehung zu pflegen und zu verändern.
Ich weiß jetzt auch gar nicht, welche Rückmeldungen ich konkret von euch erwarte. Ich bin jedenfalls ziemlich traurig und erschöpft und die Situation belastet mich sehr. Mein Mann ist ein toller Papa und führt unseren Haushalt eigenständig und zufriedenstellend. Aber das ist mir zu wenig! Ich wünsche mir, im Rahmen der gegebenen Umstände, eine lebendige und leidenschaftliche Beziehung. Dieses Bedürfnis kommt bei meinem Mann nicht an und seine Bedürfnisse äußert er nicht. Ob ich ihn immer noch liebe, weiß ich im Moment nicht, denn die Beziehung und das Zusammenleben belasten mich sehr.
Ist das noch Krise oder schon Trennungsgrund?
Hi
spontan kam mir beim Lesen der Gedanke, ob sein Dasein als Hausmann und Kindererzieher ihn in Teilen "entmannt" haben.
Bei aller Liebe aber ohne Beruf und ohne intellektuelle Herausforderungen sowie das Gefühl selbst das Geld zu verdienen und "versorgen" zu können, würde ich auch kaputt gehen und käme mir vor wie ein schwanzloser Lurch. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern. Aber in meinem Umwelt und Weltbild, egal in welcher Generation, wollen Männer schon machen, entdecken, forschen, etwas bewegen, und die wohlverdiente Beute in Form eines ordentlichen Gehaltsschecks nach Hause schleppen. Mag anachronistisch klingen, ist es in den Augen mancher sicher auch, aber so what, ich habe die Welt nicht gemacht.
Dass Männer tendenziell in gesundheitlichen Dingen eher in dem Maße zu wenig machen, wo Frauen mitunter übertreiben, ist nichts Neues. Hat eben was mit nicht Schwäche zeigen wollen zu tun. Die with your boots on, heisst es doch .....
Ist nur ein Denkanstoß aber vielleicht braucht er wieder genau diese Herausforderung und seine jetzige Rolle ist vielleicht ganz nett aber eben bei Weitem nicht erfüllend und es reisst ihn einfach runter. Und dann kommst Du noch mit Therapie. um die Ecke. Na danke. Da gehen dann die Lichter endgülig aus.
Just my2cents.
VG
BTW. Der Satz "und führt unseren Haushalt eigenständig und zufriedenstellend" stach mir ins Auge. Vielleicht verstehe ich den völlig falsch aber es klingt, als müsse er wie ein Schüler vortreten, mal getadelt, mal gelobt. "Zufriedenstellend" kann auch eine warme Mahlzeit vom Imbiß um die Ecke sein. Aber es klingt in meinen Ohren sehr herablassend. Wie gesagt, es klingt so. Oder vielleicht ist es Deine Absicht, aus Deinem Partenr einen impotenten Laufburschen zu machen.
Wir haben des Öfteren andere Ansichten, aber hier stimme ich voll zu. Genau das habe ich mir auch gedacht.
Er führt ja jetzt auch ein so ganz anderes Leben als noch vor, sagen wir 2 Jahren.
Ich denke es wird Zeit, dass er so langsam wieder in den Beruf einsteigt, um mal wieder was anderes zu sein als "nur" Hausmann und Papi. Vielleicht kommt dann auch ihre Achtung vor ihm wieder zurück.
Zunächst - ich finde es super, dass Du nichts unversucht lässt, die Gesamtlage zu verbessern.
Vielleicht helfen Dir ein paar Gedanken, die ich beim Lesen hatte - ich finde zunächst das Tempo der Veränderungen mindestens mal erstaunlich - Ihr seid seit vier Jahren zusammen, und in der Kürze der Zeit hat sich Dein Mann von "spontan, unternehmenslustig, lebensfroh" verändert zu einem Mann, der das offenbar nicht mehr ist und auf "Durchzug" schaltet, wenn Du das Gespräch suchst bzw. kommentarlos Vereinbarungen bricht... Was zur Frage führt: War er vielleicht immer so (wie er jetzt ist) und wurde das durch ein stürmisches Kennenlernen zeitweise überlagert? Denkbar finde ich übrigens auch, dass das Schmeißen eines Haushalts und die Vollbetreuung einer Zweijährigen einem mit Anfang 50 ziemlich den Akku leersaugt, so dass ihm wenig Energie für Paarzeit oder gar Diskussionen darüber bleibt. Da müsste man allerdings drüber reden können jenseits von "es ist gut so, wie es ist", denn das ist es ja offensichtlich nicht.
Einigermaßen erschreckend finde ich den Part, dass er Arztbesuche ablehnt. Wenn sich binnen kürzester Zeit seine Persönlichkeit so gewandelt hat, wie Du es nahelegst, dann sollte das natürlich auch mal ggf. medizinisch geklärt werden. Das ist doch auch eine Frage der Verantwortung für ein zweijähriges Kind und eben nicht nur wie man es selbst sieht. Wenn aber schon sowas grundlegendes nicht getan wird, ist der Weg zu einer Eheberatung natürlich auch gefühlt sehr weit.
Und ein letztes... wenn Ihr (erst) vier Jahre zusammen seid und Du in Frage stellst, ob Du ihn "immer noch liebst", dann ist das anhand der Schilderungen nachvollziehbar... aber natürlich auch harsch und ein Signal, dass es fünf vor zwölf ist und Ihr jetzt wirklich etwas tun müsst. Das ist ja eine andere Qualität als "ich liebe ihn, aber das sind gerade ganz schwierige Zeiten aus Gründen X und Y", sondern: Du weißt gar nicht mehr, ob Du ihn noch liebst. Alles Gute!
Ich bekomme den Eindruck, dass dein Mann so energielos ist, dass er nicht mal genug Kraft aufwenden kann, um an eurer Situation zu arbeiten.
Vielleicht hat er auch schlicht eine Erschöpfungsdepression. Da ist das Fühlen schon kaum mehr möglich. Dann fließt auch nichts mehr zwischen Mann und Frau. So was übersteht man eher auf einer langjährigen Basis voller Erinnerungen.
Es kann gut sein, dass dein Mann nicht versteht, was mit ihm los ist. Die meisten Männer - Achtung Klischee - trauen sich nicht, von Erschöpfung zu sprechen und nicht mal, dahin zu fühlen. Beim Burnout müssen viele Männer erstmal dahin kommen, dass sie nicht mehr aus dem Bett aufstehen können.
Dass das ein läppischer Haushalt und ein bisschen Kinderpflege machen soll , - ein 50 Jähriger hat ja schon ganz andere Krisen überwunden. Berufliche und so weiter. Und jetzt ist da so spät noch ein Traum in Erfüllung gegangen, und das Superweib ist gefunden. Das bisschen Haushalt... das kann ja nicht sein, dass er jetzt Probleme damit hat. (ab jetzt: Ironie off)
Aber nee, seine Kräfte sind in diesem Alter limitierter als mit 30, und dazu habt ihr auch noch einen Umzug gewuppt, seid allein, müsst alle Kontakte von null aufbauen und habt kein Netzwerk. Emotionale Höchstleistungen...
Ich würde als Ferndiagnose hoffnungslose emotionale Überforderung und das Abstreiten dessen stellen. Vielleicht kannst du dich da einlesen und ihm erzählen, was du siehst. Und ihn entlasten. Kannst du euer Modell in beiderseitige Teilzeit verändern und deinem Mann mehr Integration durch eine neue Arbeitsstelle ermöglichen?
Vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich möchte versuchen, auf alle Aspekte einzugehen:
Zuerst ist es mir ganz wichtig zu betonen, dass ich meinen Mann auf keinen Fall herabwürdigen möchte. Die Beschreibung "führt Haushalt eigenständig und zufriedenstellend" war nicht despektierlich gemeint und ich äußere mich so selbstverständlich auch nicht meinem Mann gegenüber. Ich bin wirklich von Herzen froh und dankbar, dass er die Rolle des Hausmannes übernommen hat, und ich berufstätig sein kann. Das sage ich ihm auch gelegentlich oder bedanke mich aufrichtig dafür, dass er z.B. gekocht hat oder stelle fest, wie toll er mit unserem Kind umgeht und wie gut er erzieht. Ich finde, ich gebe mir sehr viel Mühe, anzuerkennen und wertzuschätzen, was er für unsere Familie tut. Ich habe auch nicht die Achtung vor ihm verloren, auch wenn das an manchen Stellen wohl so rüberkommt.
Die Entscheidung über unsere Rollenaufteilung war davon geprägt, dass ich zu Beginn unseres Kennenlernens die Zusage für einen Job mit besserem Gehalt und zusätzlicher Aussicht auf Beförderung erhalten habe. Schon in meinem vorherigen Job habe ich etwa zwei Drittel unseres Haushaltseinkommen erwirtschaftet. Mit dem neuen Job und erst Recht nach der Beförderung verdiene ich mehr als doppelt so viel, als wir beide vorher zusammen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass mein Mann sich möglicherweise "entmannt" fühlt, dass ihm eine "sinnvolle" Beschäftigung fehlt und auch soziale Kontakte. Deshalb habe ich schon einige konkrete Vorschläge gemacht, wie er wieder berufstätig sein könnte. Allerdings antwortet er immer, dass er sehr gerne bei unserem Kind zuhause ist. Immerhin habe ich durchgesetzt, dass unser Kind nun schon seit Jahresanfang in den Kindergarten geht und nicht erst Ende des Jahres.
Soziale Kontakte hat er hier keine aufgebaut und er sagt, er hätte daran kein Interesse. Er hält viel Kontakt zu seinen alten (Jugend-)Freunden. Allerdings würde es ihm aus meiner Sicht guttun, sich auch mal wieder mit "echten" Menschen zu treffen und zu quatschen; einfach mal über was anderes reden als über Kind und Haushalt. Im Wesentlichen sitzt er also tatsächlich zuhause und wartet, dass seine Frauen auch wieder da sind.
Ich selbst habe einige wenige Kontakt aufbauen können. Mein Mann hat aber auch hier kein Interesse, diese Kontakte mit mir gemeinsam zu pflegen.
"Was zur Frage führt: War er vielleicht immer so (wie er jetzt ist) und wurde das durch ein stürmisches Kennenlernen zeitweise überlagert?"
Hm, ich weiß nicht. Klar ist, dass so ne Verliebtheitsphase natürlich beflügelt. Allerdings sagt er selbst, dass er noch nie in so ner schlechten Verfassung war. Er war beruflich immer viel unterwegs und hat in verschiedenen Ländern gearbeitet. Möglicherweise fehlt ihm das, deshalb habe ich auch schon vorgeschlagen, dass er wieder mehr reist oder im Ausland arbeitet. Ohne seine Familie möchte er das nicht und ich bin beruflich leider zu gebunden, um ständig unterwegs zu sein.
"Ich würde als Ferndiagnose hoffnungslose emotionale Überforderung und das Abstreiten dessen stellen."
Diesen Weg habe ich auch schon probiert. Ich komme einfach nicht an ihn dran.
"Da müsste man allerdings drüber reden können"
Das ist eben genau mein größtes Problem. Mir ist natürlich klar, dass der nächste Schritt nicht der ist, unsere Beziehung wieder aufzupeppen, sondern erstmal meinen Mann wieder auf solide Beine zu stellen. Ich fühle mich einfach hilflos, weil ich wirklich für alle Veränderungen offen bin und mein Mann auf keine meiner Initiativen eingeht. Zuerst hatte ich es mit Wut versucht, dann eine ganze Weile mit liebevoller Sorge um ihn und mit dem Appell, dass er doch auch an unser Kind denken soll. Jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich mich frage, wie viel Energie ich noch investieren soll, um ihn aus seinem Loch zu holen. Wer keine Hilfe möchte, dem kann man halt auch nicht helfen.
Bist Du Dir denn eigentlich sicher, dass Dein Mann gerade eben nicht auf den Beinen, sondern in einem Loch ist? Ich schrieb meinen obigen Beitrag unter dem Eindruck, dass er mal anders war.
Vielleicht "ist" er ja auch einfach so, introvertiert oder introvertierter geworden, mit dem Maß an Sozialkontakten und seiner Rolle zu Hause zufrieden. Das macht Deine Lage natürlich nicht besser, und eigentlich müsste er den Schuss ja gehört haben, wenn Du Wut, liebevolle Sorge und Appelle durch bist.
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass die Kombination aus einem introvertiertem/ruhigen und einem extrovertiertem/leidenschaftlichen Partner sehr viel Toleranz, Empathie, Perspektivwechsel im Kopf und Freiraum braucht. Und auch, dass introvertierte Personen teils wunderbar trainiert sind oder gezwungen sind, ihre Introvertiertheit "zuzukleistern", sei es im Job oder natürlich bei Kennenlernphasen. Ich habe beispielsweise selbst auch gedacht, ich müsse mal im Zuge einer Partnerschaft jemandem aus einem "Loch" helfen und hielt nach einer Weile das andauernde antriebslose Abhängen am Wochenende ohne Sozialkontakte und Reden bereits für depressive Züge, dabei ging's nur um Entspannung, sich selbst sein, was die Person im Job nicht konnte. Umgekehrt war mein eigenes andauerndes Vorschlagen und Aktivieren wie Folter und stand auch im Verdacht, pathologische Unruhe zu sein.
Ich weiß, reichlich extrem, aber die Möglichkeit, dass Deine Einschätzung von Loch/nicht auf den Beinen vielleicht die falsche Perspektive ist, die würde ich zumindest mal durchdenken. Landet man aber relativ flott auch wieder bei dem Punkt, dass man sowas eigentlich "von außen" wunderbar gespiegelt bekommen könnte (enge Freunde, die Euch beide kennen oder Paarberatung zB).
Hallo nochmal
Eure Rollenaufteilung nach ökonomischen Gesichtspunkten war absolut vernünftig. Es sind aber eben NUR die ökonomischen Gesichtspunkte. ich habe mir früher auch eingeredet, dass wenn einmal ein Kind kommt, dass derjenige, der weniger verdient, zunächst zu Hause bleibt und wenn ich das bin, dann ist das so. Letztlich war das gelogen. Ohne das, was mir der Job gibt, kann ich nicht leben. Nicht nur wegen dem Geld und der daraus resultierenden Unabhängigkeit, ein Job, der Freude macht UND ein gutes Gehalt verspricht, ist eben so viel mehr. Es gibt mir den Teil im Leben, den ich brauche um mich auszutoben, wo ich sein kann, wie ich bin...und man bekommt sogar noch Geld dafür. Es hat eben mit Berufung und Bestimmung zu tun.
Und wenn Dein Mann in seinem Job, wie Du schreibst, auch sehr busy war, viel herumgekommen ist, dann ist das vielleicht genau das, was ihm abgeht. Diese Form von positivem Stress, mittendrin sein, Action, das Gefühl, lebendig zu sein und gebraucht zu werden und die Welt zu retten.
"deshalb habe ich auch schon vorgeschlagen, dass er wieder mehr reist oder im Ausland arbeitet. "
Auch das klingt wieder etwas paternalistisch. Sorry, es ist nicht böse gemeint und ich glaube Dir, dass Du es wirklich gut meinst. Aber mitunter ist gut gemeint das Gegenteil von gut.
Eventuell solltest Du gar nicht als Frage formulieren, nach dem Motto, wie können wir denn den kleinen Bub wieder in die Spur bringen, sondern die Ansprache nicht als Frage sondern als Feststellung formulieren. Sag' ihm doch, Du schaffst es nicht alleine, Du brauchst ihn da draussen, ohne ihn geht es nicht und die Verantwortung des Alleine-Geld-Verdienens ist Dir zu viel. Ist jetzt nur so spontan dahin geschrieben. Aber wenn die bisherige Strategie nicht funktioniert hat, kann man vielleicht eben genau diese ein wenig justieren.
Viel Erfolg
VG
Liebe ist, wenn man durch Dick und Dünn geht. Ihr seid erst vier Jahre zusammen, du nennst keine Trennungsgründe, also habt ihr eine Krise, die es anzugehen gilt. Trennungsgründe sind: Gewalt jeglicher Art, Substanz-/Spielabhängigkeit, grobfahrlässiger Umgang mit Geld, Rückgratlosigkeit dem Partner gegenüber (wenn er zB stets auf Seiten seiner Eltern ist und keine Rücksicht auf dich nimmt).. all das nennst du nicht. Liebe ist nicht gleich Verliebtheit. Es ist Arbeit. So schnell aufgeben „gilt nicht“, ist meine Meinung. Aber letztendlich müsst ihr wissen, ob ihr euch wegen zeitweise fehlender Aufregung trennen wollt. In so einem Fall sage ich gerne auch, dass man an das Kind denken sollte.
"Bist Du Dir denn eigentlich sicher, dass Dein Mann gerade eben nicht auf den Beinen, sondern in einem Loch ist?"
Diesen Aspekt habe ich bisher tatsächlich noch überhaupt nicht in Erwägung gezogen und ich bedanke mich für diesen Anstoß.
Durch MEINE Brille sehe ich einen nicht-zufriedenen Menschen zuhause auf dem Sofa sitzen. Vielleicht ist er wirklich nicht zufrieden, aber dennoch nicht un-zufrieden oder un-glücklich. Vielleicht ist sein Leben, so wie es gerade ist, wirklich in Ordnung für ihn. Klar ist er müde und ich versuche wirklich sehr, ihn täglich zu entlasten und ihm vor allem am Wochenende reichlich freie Zeit ohne Kind zu ermöglichen.
"Ohne das, was mir der Job gibt, kann ich nicht leben."
Mir geht das ganz genau so und ich habe ihm das auch schon öfter erzählt und versichert, dass wir auf jeden Fall eine Lösung finden, wenn er zurück in den Beruf, eine Umschulung/Weiterbildung machen oder ein Hobby pflegen möchte. Er sagt, das möchte er alles nicht; er findet es schön, zuhause bei unserem Kind zu sein.
"Sag' ihm doch, Du schaffst es nicht alleine, Du brauchst ihn da draussen, ohne ihn geht es nicht"
Den Vorschlag finde ich nicht schlecht. Bisher habe ich mich darauf beschränkt, ihm diese Bestätigung zu seinem aktuellen Arbeitsplatz "Haushalt und Kind" zu geben. Vielleicht wäre es tatsächlich ein hilfreicher Ansatz, ihn wieder mehr in die "klassische Männerrolle" zu motivieren, sozusagen.
"du nennst keine Trennungsgründe, also habt ihr eine Krise, die es anzugehen gilt. Trennungsgründe sind: Gewalt jeglicher Art, Substanz-/Spielabhängigkeit, grobfahrlässiger Umgang mit Geld, Rückgratlosigkeit dem Partner gegenüber"
Nun ja, das sind mit Sicherheit sehr handfeste Gründe, die eine Trennung für Außenstehende leicht nachvollziehbar macht. Dennoch halte ich auch unsere aktuelle Situation für einen Trennungsgrund. Es geht mir nicht darum, dass ich nicht bereit wäre, an der Liebe oder an der Beziehung zu arbeiten oder dass ich nicht genug Aufregung mit meinem Mann hätte. Es geht mir darum, dass ich meinen Partner, meinen Mann vermisse, und keine weiteren Möglichkeiten mehr sehe, ihm begreiflich zu machen, dass ich unglücklich bin und so nicht weiter leben möchte. Seit über einem Jahr bemühe ich mich, unsere Beziehung nicht im Alltag zu verlieren, und von seiner Seite kommt nichts. Und er sagt mir noch nicht einmal, warum er so teilnahmslos aussitzt, wie ich mich immer weiter aufreibe. Ich frage mich immer öfter, wie lange ich diese Passivität aushalten soll (= Krise) und wann ich einfach einsehen muss, dass es keinen Sinn macht, weiter zu warten (= Trennungsgrund)?
Keiner steckt in Deinen Schuhen. Ich wollte aber noch mal erwähnen, dass - wenn das ganze nun schon ein Jahr so ist - diese Geschwindigkeit schwer verständlich ist. In drei bzw. vier Jahren von Kennenlernen über (ungeplantes) Kind, Heirat, Umzug in neue Gegend, Jobrückkehr/Aufstieg zu unerträglicher Teilnahmslosigkeit im "Alltag", die zur Frage führt, ob Du ihn noch liebst und klare Trennungsgedanken hast? Ihr müsst Euch beide doch in so vieler Hinsicht andauernd an ganz neue Verhältnisse anpassen, im Job, als Paar, im sozialen Umfeld... auch da die Frage: vielleicht ist Eure Anpassungsgeschwindigkeit auch eine völlig andere... und aktuell hast Du gefühlt den Turbo drin "Macht das alles noch Sinn so" und Dein Partner ist womöglich völlig überrollt und froh, wenn er in den Haushalt und die Betreuung einer 2jährigen und die eigene Belastbarkeit mal "Boden" kriegt, ehe er sich über den eigenen Wiedereinstieg Gedanken macht... und ja: das dauert nun mal mit Anfang 50 auch länger als mit 40....
Hm, da waren ja jetzt schon etliche gute Antworten dabei und auch viele verschiedene Lösungsansätze.
Zu deiner Grundfrage habe ich noch ein paar Gedanken: Noch Krise oder schon Trennungsgrund, fragst du. Und du beschreibst, wie die Beziehung, seitdem du wieder arbeiten gehst, nicht mehr so wirklich läuft. Veränderungen an deinem Mann seit der Schwangerschaft. Keine lebendige Paarbeziehung.
Die Gründe können vielfältig sein:
- Seine neue Rolle als Hausmann und Papa, Verlust des Versorger-Gefühls oder der Bestätigung durch den Job
- Dein neuer Job, der dich vielleicht mehr fordert als früher - hast du dich vielleicht auch verändert unter der Doppelbelastung? Bist du vielleicht auch nicht mehr so locker und lebensfroh wie vor Kind und Karrieresprung?
- Euer neues Umfeld: Keine sozialen Kontakte, unbekanntes Umfeld und kaum Zeit sich dort als Paar zu bewegen
- Zeitmangel, Elternebene, mentale Belastung...
Oder aber, wenn man das alles mal beiseite lässt: Ihr seid vier Jahre zusammen, einen guten Teil davon bist du unzufrieden. Seit der Schwangerschaft ist er verändert, also rein rechnerisch noch recht am Anfang eurer Beziehung! Vielleicht wäre das ohne Kind und Karriere genauso? Vielleicht passt es einfach nicht langfristig zwischen euch?
Denn das Grundproblem ist ja: Du bist nicht happy in der Partnerschaft. Er sagt es ist alles ok und ist für Veränderung nicht offen. Könnte das vielleicht schon alles sein? Dass er langfristig einfach nicht so ist wie du dachtest? Dass du jetzt merkst dass es (beziehungstechnisch) nicht passt? Aber weil jetzt Kind und Umzug und Abhängigkeiten da sind, kann man halt nicht so leicht sagen "puh, der ist irgendwie doch nicht so wie ich dachte".
Und jetzt stehst du da und möchtest, dass dein Problem doch euer Problem sein soll, denn er muss doch auch wollen dass ihr eine glückliche Beziehung führt und beide zufrieden sind. Und ja, vielleicht ist er aufgrund der Umstände gerade nicht in der Lage, seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse in dieser Situation zu benennen oder zu spüren, und es braucht Geduld.
Aber vielleicht ist er auch nicht depressiv, unglücklich, entmannt oder sonstwas, sondern eure langfristigen Beziehungswünsche passen nicht so gut zusammen? Ihm fehlt nichts und um dir was anderes zu bieten müsste er sich massiv verbiegen, was er vielleicht nicht möchte oder kann?
Nur Theorie, wer weiß was hier zutrifft. Aber mir kam so der Gedanke, dass es bei euch alles reichlich schnell ging und man aufgrund der tausend Veränderungen versucht ist, dort Gründe zu suchen. Vielleicht sind es aber auch seine Beziehungsvorstellungen und du wirst bei ihm nicht bekommen was du gesucht hast, unabhängig von allem anderen.
Ich finde deinen Mann nach deinen Beschreibungen nach wie vor etwas "mysteriös". Oder es gibt etwas, was wir durch deine Beschreibungen nicht erfahren, weil du es uns nicht vermitteln kannst.
Mittlerweile kann ich mir auch vorstellen, dass dein Mann jetzt eine ganz neue Seite in sich entdeckt hat und die voll ausleben will. Es kann schon sein, dass er vor deiner Schwangerschaft aktiv, karrierebewusst, sehr mobil und ein spontaner Mensch war. Und dass ihn die Schwangerschaft, besser der Lebensabschnitt mit Kind, an eine ganz andere Seite von sich heran geführt hat.
Wir haben ja alle mehr oder weniger eine männliche und eine weibliche Seite.
Ich habe durchaus schon erlebt, dass Menschen sich radikal verändern durch äußere Einflüsse, sich manchmal befreien von Erwartungsdruck o.ä. und kaum wiederzuerkennen sind. Aber dann haben sie vorher das eine Extrem gelebt und einer anderen inneren Seite keinen Raum gegeben.
Die alles entscheidende Frage ist, finde ich, ob nur du den Eindruck hast, dass er unglücklich sei oder ob er es wirklich ist.
Wenn dein Mann in Wahrheit völlig zufrieden ist und sich deinen Ansprüchen widersetzt durch Ausweichen, dann liegt euer Problem ja eher in der Frage, ob du ihn auch so akzeptieren kannst, wie er jetzt leben möchte. Ob DU mit dieser Rollenaufteilung zufrieden bist.
Generell finde ich es normal, dass ein Mensch mit über 50 noch einmal ganz anders leben möchte, als er das bisher getan hat. Und noch andere Seiten in sich findet.
Die Frage ist, bist du empathisch und spürst etwas, was dein Mann (noch) gar nicht spürt? Liegst du richtig, ihm nicht zu glauben? Oder ist das Gegenteil der Fall und du bekommst es einfach nicht in deinen Kopf, dass dein Mann ganz anders leben will, als du dir vorstellst?