Eingewöhnungsprobleme

Hallo Frau Retz,

Unsere Reise der Eingewöhnung geht bereits schon ein Jahr. Ich fasse mal kurz zusammen:

- mein Sohn zeigt keine Trennungsängste bei Verwandten
- sprachlich bereits mit 1 sehr weit gewesen

- mit 1 1/2 Jahren in der Krippe gestartet
- erste Trennungsversuch sehr schlecht gelaufen ( mein Sohn ist völlig hysterisch geworden )
- danach bin ich wieder dabei geblieben, aber er wollte immer mit nach Hause
- keinen richtigen Bezug zu den Erziehern gefunden
- mit meinem Mann versucht, aber es war kein Unterschied
-> Kündigung nach 4Monaten ohne Verbesserung

- mit 2 Jahren bei der Tagesmutter gestartet
- langsame Eingewöhnung
- Beziehung zur Tagesmutter gut
- Trennung klappt ( mal ganz ohne Probleme und manchmal etwas schwieriger )
- will nur draußen sein und nicht in die Wohnung

Und das Problem ist,dass er nie länger als 2 Stunden bleiben will. Bereits nach spätestens einer Stunde fängt er an zu weinen und möchte, dass ich komme. Die Tagesmutter meint auch, dass er nicht richtig ins Spiel findet. Er spielt kurz und dann fragt er wann ich komme. Er verhält sich ohne mich sehr zurückhaltent und ist in einer ständigen Wartepositon. Bei spannenden Ausflügen, klappt es etwas länger. Aber grundsätzlich gibt es keine Verbesserung/Veränderung. Das geht jetzt seit 6Monaten.

Meine Frage wäre jetzt, ob es für ihn einfach zu früh ist oder ob da mehr dahinter steckt, weil in der Krippe der Start so schlecht gelaufen ist. Er hat auch Ende des Jahres eigentlich dann schon einen Kindergartenplatz.
Ist es dann besser jetzt zu pausieren und dann nochmal ganz vorne zu starten? Und wie kommunizieren ich das mit ihm?

Ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Mühe.
Liebe Grüße
Michelle

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Liebe Michelle,

bevor ich antworte, wären weitere Infos hilfreich:
Wie alt ist ihr Sohn jetzt?
Bitte schreiben Sie noch ein wenig mehr über den Kindergarten (Größe, geplante Betreuungsdauer).
Was sagt die Tagesmutter zur Kindergartenreife?
Gibt es Geschwisterkinder?
Arbeiten Sie aktuell?
Wie ist das Exploationsverhalten am Spieplatz in Anwesenheit der Eltern?


lg Eliane Retz

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Hallo Frau Retz,

Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung.

Also mein Sohn ist jetzt 2 1/2 und wird im Januar 3. Wir könnten die Eingewöhnung in dem neuen Kindergarten entweder Ende des Jahre oder Anfang nächsten Jahres starten. Es ist eine Einrichtung mit 3 geschlossenen Gruppen. Die Betreuungsdauer würde ich von meinem Sohn abhängig machen.

Ich würde gerne wieder anfangen zu arbeiten, aber erst wenn ich weiss, dass er sich dort auch wohlfühlt.

Er hat eine kleine Schwester. Sie ist jetzt 9 Monste alt ( sie kam nach der gescheiterten Eingewöhnung im Kindergarten auf die Welt ). Die Geschwisterbeziehung ist gut. Ich würde auch in der selben Einrichtung für sie einen Krippenplatz bekommen.

Die Tagesmutter ist auch etwas ratlos. Sie hat das Gefühl, dass er nicht richtig los lassen kann. Da er sobald man ihn kurz abgelenkt hat und er spielt, wieder nach mir fragt. Also ob er Angst hätte zu vergessen, dass er ja eigentlich wartet. Besonders problematisch sind unvorhergesehene Dinge und vor allem "fremde" Leute wie z.B andere aus ihrer Familie. Wenn sie in die Wohnung gehen bleibt er nur auf dem Sofa sitzen und geht da nicht runter. Er trägt seit kurzem auch keine Windel mehr, aber er war da noch nie Pipi machen ( er sagt auch, dass er da nicht will).
Am Besten funktioniert es beim spazieren gehen. Deshalb bin ich am überlegen, ob ich nochmal versuchen sollte in einem Waldkindergarten einen Platz zu bekommen oder gibt es dafür eine andere Erklärung?
Bisher war es wenigstens so, dass er sich trotzdem immer gefreut hat hinzugehen und erst vor Ort nicht mehr so glücklich war. Seit kurzem sagt er, dass er nicht hin möchte. Die Verabschiedung ist aber in Ordnung. Manchmal mit ein bisschen weinen, aber er lässt sich dann direkt beruhigen. Aber was immer gleich bleibt, ist das wieder nach Hause wollen nach 1 bis 2 Stunden ( unabhängig wie gut es am Morgen geklappt hat ) nur durch einen Ausflug kann man es ziehen.

Auf dem Spielplatz sucht er zwar immer wieder meine Nähe oder möchte am liebsten, dass ich mitgehe/spiele. Traut sich dann aber auch immer wieder weg. Mit fremden Kindern sucht er meist keinen Kontakt, aber mit Kindern von Freunden spielt er auch sehr gerne zusammen.

Wenn ich mit bei der Tagesmutter bin und er weiss, dass ich bleibe verhält er sich auch ganz anders. Ist entspannt und spielt.

So ich hoffe, dass war jetzt nicht zu ausführlich:)
Ich freue mich von Ihnen zu hören.

Viele Grüße

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Hallo,


mein Eindruck ist, dass ihr Sohn bei der Tagesmutter nicht wirklich angekommen ist. Wenn ein Kind in der Betreuung wenig isst, dort nicht schlafen kann, wenig spielt, weinerlich ist, nach Hause möchte, kein Pipi macht - das ist immer Zeichen dafür, dass ein Kind sich dort nicht ausreichend sicher fühlt. Somit ist davon auszugehen, dass ihr Sohn keine ausreichend sichere Beziehung zu der Tagesmutter aufgenommen hat.

Ist die Familie der Tagesmutter während der Betreuungszeit präsent? Dass ein Kind sich in diesem Alter zurückzieht, ist verständlich und hier sollte dann auch eine professsionelle Trennung zwischen Berufstätigkeit und Familie stattfinden.

Natürlich kenne ich die Tagesmutter nicht, aber mein Eindruck ist, dass sie sich aktuell wenig unterstützend verhält und sie mit all den Themen auch ein stückweit alleine lässt.

Ich würde ihnen empfehlen mit dem Kindergarten zu starten, aber achten Sie darauf, dass eine Einrichtung ausgewählt wird, die eine langsame elternbegleitete Eingewöhnung ermöglicht und auch wertschätzt.

Dass ihr Sohn gerne mit anderen Kinden spielt, die er kennt, ist sehr positiv.

Alles Gute,

herzliche Grüße,

Eliane Retz

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