Bindung und Weinen

LIebe Fr. Dr. Retzel,

erst einmal vielen Dank für Ihre Arbeit die ich auf Instagram und über Ihr Buch verfolge und sehr schätze. Ich habe eine 12 Wochen alte Tochter, sie ist unser erstes Kind. Eine bindungs- und bedürfnisorientierte Be- bzw. Erziehung ist uns sehr wichtig, allerdings sind wir bei einer Sache unsicher. Unsere Tochter ist allgemein kein Schreibaby und insgesamt sehr fröhlich. In letzter Zeit hat sie aber manchmal Phasen in denen sie sehr stark schreit, wir gehen dann natürlich die offensichtlichen Punkte (Windel, Hunger, zu kalt/warm) durch und bieten Körperkontakt, manchmal beruhigt sie sich aber trotzdem nur sehr schwer oder nimmt dann erst beim dritten Versuch die Brust/das Fläschchen (wir müssen lzufüttern). Aus der Trage strampelt sie sich dann regelrecht raus bis ich sie von selbst raus nehme. Fühlt sie sich denn dann nicht trotzdem in diesen Momente "alleine"? Woher wissen Kinder bei diesem Schreien das trotzem jemand für sie da ist? Sie schreit sich dann regelrecht in Rage und für uns ist das sehr schwer auszuhalten, wo wir doch so gerne helfen würden. Haben sie hier einen Tipp, wie wir besser damit umgehen können?

Vielen Dank im Voraus

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Natürlich Dr. Retz, ehrlich gesagt habe ich durch Ihren Instagramnamen immer Retzel im Kopf - Entschuldigung 🙈

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Hallo,

vielen Dank für Feedback!

Sie befinden sich mitten im Bindungsaufbau und haben unendlich viel Zeit diese Bindungsbeziehung zum Kind zu pflegen und wachsen zu lassen.

Es gibt zahlreiche Studien, die zeigen, wie wichtig Körperkontakt für Säuglinge ist. Sie hat z.B. dazu geforscht http://www.kerstinuvnasmoberg.com/

Ein Kind beim weinen/schreien zu begleiten, die Ursache dafür herauszufinden, ist nicht immer einfach. Aber da Kinder sich in diesem Alter eben kaum bis gar nicht selbst regulieren, sprich, beruhigen können, brauchen sie dann unbedingt eine liebevolle Bindungsperson, die ihnen dabei hilft.

Es scheint mir so, dass Sie die Erwartung haben, dass sich ihr Kind schneller beruhigen müsste. Aber Babys dürfen auch weinen. Erwachsenen fühlen sich oft auch erleichtert/besser, wenn sie weinen konnten. Natürlich sollte ein Baby nicht stundenlang bzw. dauernd weinen. Aber das was Sie aktuell erleben ist absolut normal. Nicht jedes Regulationsangebot hilft sofort, aber natürlich spürt ein Säugling immer, ob er im Arm gehalten wird oder eben nicht. Das konnten Studien nachweisen. Ein tolles Buch für Baby-Eltern ist dieses hier: https://www.klett-cotta.de/buch/Erziehungsratgeber/SAFE%C2%AE_-_Sichere_Ausbildung_fuer_Eltern/5858

Herzliche Grüße,

Eliane Retz