spontan vs phlegmatisch

Hallo,
ich bin ein spontaner, begeisterungsfähiger Mensch. Bin gerne in der Natur unterwegs mit wandern, radeln, geocashen... Fällt mir etwas ein, was ich machen möchte, würd ich es am liebsten sofort umsetzen, und meine Lieben dazu mitnehmen und ebenso dafür begeistern wollen. Mann und Sohn 11j (Sohn noch mehr als Mann) sind eher phlegmatisch veranlagt - brauchen Zeit sich auf etwas einzustellen und sind bei spontanen Vorschlägen eher verhalten. Mein Mann überwindet sich noch eher als unser Sohn. Letzterer ist noch dazu ein Subenhocker und schwer für Outdoor-Aktivitäten, wo er sich auch noch bewegen müsste, zu motivieren. Dem sollte ich am besten schon 3 Tage vorher meine Pläne vortragen, damit er sich dazu aufraffen kann mitzukommen. Aber auch dann wird erst einmal diskutiert, ob wir es wirklich machen " müssen", weil er keine Lust dazu hat. Ich versuche ohnehin schon immer etwas zu finden, wo ich denke, dass er Spaß haben könnte (zb wandern, wo Höhlen am Weg sind, Radtour mit Picknick od Heurigenbesuch, Freunde mitnehmen, unterwegs Burgbesichtigungen usw).
Regelmäßig reagiert er trotzdem mit Tränen in den Augen und nachfragen "wie lang, wie weit" und "muss das sein". Mich frustet diese Reaktion und triggert mich schon jedesmal, dass ich gar nix mehr vorschlagen mag. Was mich dann sehr traurig, manchmal aber auch wütend macht. Das zieht sich jetzt schon über Jahre, und ich verlier die Lust überhaupt noch irgendetwas vorzuschlagen.
Von mir aus kann er in seinem Alter jetzt auch einfach zu Hause bleiben, was er aber auch nicht wirklich möchte, bzw dann den Tag vor irgendeinem Mediengerät verbringen würde. Komischerweise macht es ihm auch immer Spaß, wenn wir dann gemeinsam unterwegs sind, und im Nachhinein ist er immer froh, dass er mitgekommen ist. Aber diese Diskussion davor nervt mich sooooo sehr.
Vorschläge etwas zu unternehmen hat er schon auch, die kosten aber immer viel Geld: zb Trampolinhalle, Kartfahren, Therme oder Freibad (natürlich mit Auto und nicht mit dem Rad dorthin), werden im begrenzten Rahmen (aufgrund der Kosten) auch erfüllt.
Ich weiß, ich muss einfach lernen damit umzugehen, es anzunehmen, meine Erwartungen runterzuschrauben und nicht gefrustet zu sein - aber es ist unheimlich schwer für mich. Und für meinen Sohn wahrscheinlich auch, weil auch nicht aus seiner Haut raus kann.
In letzter Zeit ist es mir besser gelungen, aber heut konnte ich wieder schwer damit umgehen - mach jetzt halt alleine etwas...
Hat jmd Tipps für mich?
lg

Bearbeitet von spontan
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Also ich würde einerseits ein gewisses Budget überlegen und in dem Rahmen dann auch die Wünsche des Sohnes erfüllen. Also ob jetzt 6x im Monat ins Freibad oder einmal im Monat in die Therme, kann er sich ja überlegen, was sich mehr lohnt
Außerdem würde ich z.B. donnerstags oder freitags gemeinsam überlegen, was man am Wochenende unternehmen könnte. Wenn du mehrere Vorschläge machst und keiner wird positiv aufgenommen, dann würde ich eben alleine oder mit Freunden etwas unternehmen. Wenn dem Sohn dann am Wochenende langweilig ist, hat er nach ein paar Wochen vielleicht wieder mehr Motivation mitzukommen. Immer der Bittsteller oder Antreiber zu sein, würde mich auch nerven, deswegen würde ich das einfach sein lassen.

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Naja, er hat eben einfach andere Interessen als du. Das ist doch auch völlig normal. Als Kind waren waren Wanderungen in der Natur für mich die Höchststrafe. Auch jetzt könnte man mich damit nicht hinter dem Ofen hervorlocken.
Meiner Meinung nach hat das nichts mit "spontan vs. phlegmatisch" zu tun. Er wird einfach keine Lust auf die von dir vorgeschlagenen Aktivitäten haben.

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Puh, ich bin ja eher so wie dein Mann oder dein Sohn....für mich wärst du die Höchststrafe, wenn du da überschwenglich und dauerhaft versuchst, mich für etwas zu begeistern, was für mich auch schon eine Strafe ist. Ich sehe dich gerade wirklich spontan vor Elan und Begeisterung sprühend vor mir stehen und ich würde mich am Liebsten unter der Bettdecke verstecken. Du bringst das so gut rüber, das ich es richtig spüren kann #rofl. Das hat schon was von einem Überfallkommando;-). Nimm das jetzt bitte nicht persönlich, aber aus einer Museumseisenbahn wird nun mal kein ICE.

Bei euch sind beide Seiten mittlerweile komplett gefrustet. Aber das alles hast du ja schon erkannt. Und was spricht denn dagegen, das du dich alleine austobst? Möchtest du etwas als Familie unternehmen, dann fahr du doch mit dem Rad erst über 10 Berge und dann trefft ihr euch alle am Schwimmbad, danach darfst du auch gerne wieder zurückradeln....die Familienaktivität ist dann halt das Schwimmbad, die Radtour nur dein Wohlfühlprogramm. Bei meiner Freundin ist es der Mann, der immer auf solche anstrengenden Ideen kommt, der braucht das auch....meine Freundin und ihre Kinder nicht wirklich. Sie finden immer Kompromisse, vor allem (und das rate ich dir auch) hat er sich die passenden Mitstreiter gesucht. Und Tata, auch die haben bequemeren Anhang, da hat sich echt ne tolle Truppe gebildet.

Und eigentlich kann es nur so, wie bei meiner Freundin wirklich gut funktionieren. Wir Menschen ticken nun mal unterschiedlich, das ist doch normal und nur weil man eine Familie ist, müssen doch nicht alle im Gleichklang Spaß haben.

Wie du das auch innerlich für dich auf die Kette bekommst? Wohl am ehesten, wenn du wirklich verstehst und akzeptierst, das ihr unterschiedlich tickt und das völlig in Ordnung ist.

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Da hänge ich mich mal zu 100% an. 👍👍👍
Ich war als junge Frau ganz sicher nicht faul und habe einiges gemacht, aber DIESER Vollverplanungs- Enthusiasmus hätte mich zuerst verschreckt und dann in die absolute Totalverweigerung getrieben.
LG Moni

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Hallo,

du schreibst ja selbst: er braucht drei Tage Vorlauf.
Ich würde das mal wörtlich nehmen und frühzeitig planen. Action ist ja ok und macht rückblickend offenbar Spaß. Aber spontan sitzt eben der innere Schweinehund dazwischen ;-).

Und beim Planen würde ich auch gleich "Chillen" mitplanen und "Spontan sein" mitplanen. Verstehst du, was ih meine?
Also die Woche oder wahlweise das Wochendende einteilen in "Wanderung" "Chillen Zuhause" "Mal sehen".
Und bei "Mal sehen" müsste dann eben mal Action und mal Chillen dran sein.

Ich selbst habe mich vorhin nämlich sowohl in dir als auch in deinem Sohn wiedergefunden. Ich liebe Wandern. Und Natur. Und unterwegs sein. Schwimmen auch oder Ausflüge.
Aber wenn ich mich nach einer langen Arbeitswoche müde aufs Sofa fläze und mein Mann kommt mit tausend Plänen um die Ecke, von denen ich mir nur noch einen aussuchen muss. .. o gott.
Erstens brauche ich Ruhe oder zumindest das Versprechen, dass dann morgen Ruhe ist. Zweitens will ich nicht einfach mitgehen sondern selbst überlegen.
Ich denke, eine gemeinsame, ergebnisoffene Planung ist das A und O.

Viel Erfolg.

Bearbeitet von O-Doolia
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Ich glaube selbst, dass man da einfach einen Mittelweg finden muss.