Ungesunde Beziehungsmuster - Single bleiben?

Hallo ihr Lieben,

obwohl ich schon Mitte 50 bin, hänge ich immer noch in einem alten Muster fest, das mir derzeit wieder viele Gedanken macht: Wenn ich einen Menschen sehr mag oder liebe, bin ich einem ständigen Empathie-Modus, versuche dauernd dessen Bedürfnisse zu erfühlen und auf diese einzugehen und stelle mich dabei völlig zurück, bis ich irgendwann das Gefühl habe nicht mehr ich selbst zu sein.

Mir ist klar, dass das auf emotionalen Missbrauch in meiner Kindheit zurückzuführen ist, ich habe den auch schon therapeutisch aufgearbeitet und habe gelernt, nicht mehr allen Menschen gefallen zu wollen und mein Leben sehr selbstständig zu leben. Nur sobald ich starke Gefühle für jemanden entwickle, geht wieder das alte Muster los. Meine glücklichsten Zeiten waren eigentlich die, in denen ich Single war.

Meine letzte Beziehung, die ich gerade beendet habe, begann als reine Sexbeziehung (auf körperliche Nähe zu verzichten fällt mir in Singlezeiten schwer) und war eine Zeitlang super. Dann stellten sich aber doch Gefühle meinerseits ein, was auch damit zu tun hatte, dass der Mann psychische Probleme hatte - auch das ist so ein Muster von mir, ich hänge immer an Leuten fest, die irgendwie schwierig sind und denen ich helfen will. Mit "normalen" Menschen ist mir irgendwie schnell langweilig.

Letztlich war es dann so, dass der Mann nur noch seine Launen an mir ausgelassen hat und sich nicht die Bohne dafür interessierte, wie es mir ging. Ich habe es glücklicherweise geschafft mich zu trennen, aber mir hängt das alles noch sehr nach. Warum lasse ich mich wie einen Fußabtreter behandeln, obwohl ich eine selbstständige Frau bin, die prima allein klarkommt?

Am liebsten würde ich dauerhaft Single bleiben. Aber verpasse ich dann nicht die Möglichkeit einer echten Liebe? Vielleicht wäre nochmal Therapie angesagt, aber ich habe keinen Nerv dazu und es ist hier ohnehin fast unmöglich einen Therapieplatz zu finden. Hat jemand einen Rat für mich?

Ich danke euch!

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Hallo,ich hab leider keinen Rat für dich,wollte einfach nur danke sagen für deinen Post.
Ich sehe gerade so sehr mich selbst wieder.
Ich bin genau so und aus dem Grund seid etwa 6 Monaten wieder Single und will es jetzt erstmal auch bleiben.
LG Johanna

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Ich habe auch keinen wirklich Rat befürchte ich, außer, I feel you, in gewisser Weise.
Nach der Trennung von meinem Exmann (und die Ehe war echt okay, no big drama, ging auseinander wegen unterschiedlichen Entwicklungen) habe ich zweimal so dermaßen auf die Nase gekriegt, dass ich zur Zeit nicht mehr. "Zur Zeit" - schon seit über zwei Jahren, ich will übrigens nicht sagen, es ginge mir schlecht damit, aber eigentlich bin ich ein richtiger Beziehungs- und Familienmensch und deswegen mit mir schon im Konflikt, vor allem zukunftsperspektivisch.

Ich habe mich übrigens (auch mit Hilfe von Therapie) etwas von dem Gedanken gelöst, alte Beziehungsmuster zu reinszenieren. Dieser Gedanke hat mir überhaupt nicht gutgetan, weil ich mir dadurch zu viel Verantwortung aufgehalst habe für das, was die letzten beiden Männer mir antaten und im Prinzip habe ich mit mir Täter-Opfer-Umkehr betrieben. Ich habe mich stattdessen auf Gegen"belege" konzentriert, wie beispielsweise die innige Beziehung zu meiner Tochter, das gute Verhältnis zu meinem Exmann und die wenigen, dafür aber intensiven Freundschaften, die mir sehr viel bedeuten. Tja, da erfahre ich Wertschätzung und Wohlwollen, also denke ich mir wiederum, wieso sollte es denn in ferner Zukunft mit einem Partner nicht genauso sein? Ich mag den Gedanken auch nicht, meine Kindheit bis in alle Ewigkeit hinter mir herzuschleppen.

Natürlich will ich dir gar nicht deine eigenen Beobachtungen absprechen, eben dass du für dich solche Muster bei dir erkennst und daran arbeiten willst, aber vielleicht, vielleicht gehört auch bei der ganzen Beziehungsgeschichte viel mehr Glück dazu, denjenigen welchen zu finden (oder von diesem gefunden zu werden), der mal nicht hingeht und, so wie bei dir, dich quasi wie so ein Energievampir aussaugt, bis du völlig erledigt bist, sondern jemanden, der dir genauso gerne gibt wie du gibst.

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Danke! Das ist ein guter Gedanke, dass es mir vielleicht auch nicht gut tut meine Probleme immer mit Kindheitsmustern zu erklären. Zumal ich - ähnlich wie du - auch eine Ehe geführt habe, die okay war, und mit meinem Ex-Mann noch befreundet bin. Vielleicht hilft es ja eine wenig, wenn man beim Kennenlernen schon genauer hinguckt, was für einen Typ Mann man sich da an Land zieht und dann ggf. rechtzeitig die Reißleine zieht ... :-)