SO ist das Leben nicht mehr lebenswert (sorry sehr lang)

Hallo,

ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, aber ich muß jetzt endlich auch mal jemanden mein Herz ausschütten.

Alles fing am 29.01.12 an, das bekamen wir den Anruf das der Taufpate von meinem Mann gestorben ist. Er hatte zwar Krebs, aber dennoch kam es doch für uns alle plötzlich. Am 30.01 wollte es dann meine Schwiegermutter ihrer Mutter sagen (sie lag wg. was anderem im Kh) das ihr Sohn gestorben ist, aber meine Oma (ist zwar meine Schwiegeroma aber egal) hatte am morgen einen Hirnblutung und es ging ihr sehr sehr schlecht. Die Ärzte machten uns keine Hoffnung und so beschlossen wir nach ihrer Patientenverfügung zu handeln :-(, aber diese alte Frau hatte so einen Willen das sie alle Ärzte überraschte und es ging ihr von Tag zu Tag besser. Sie war jetzt halbseitig gelähmt (rechts) und das Sprachzentrum war stark betroffen. Nach 14 Tagen kam sie dann in ein Pflegeheim (in das sie NIE wollte), weil in dem anderen kein Platz frei war. Meine Schwiegermutter wurde als gesetzlicher Betreuer für die Gesundheitssorge eingesetzt usw. Oma ging es dann in dem Pflegeheim auch von Tag zu Tag besser und wir konnten uns wieder einigermaßen gut unterhalten. An einem ganz guten Tag hat sie mich nach ihrem Sohn gefragt und ich hab ihr alles gesagt. Es war so schrecklich für uns beide, aber ich konnte sie nicht weiter belügen. Zu diesem Zeitpunkt war auch schon klar das meine Schwiegermutter der Aufgabe des gesetzlichen Betreuers nicht gewachsen ist und mit Absprache mit der Oma hat dann die Betreuungsstelle mich als gesetzlicher Betreuer ans Gericht gemeldet. Wie gesagt zu diesem Zeitpunkt ging es ihr wirklich gut, aber dann hatte sie am 13.03 einen erneuten epileptischen Anfall und seitdem ist es ganz ganz schrecklich. Sie kann sich nicht mehr artikulieren und bis vor 2 Tagen hielten auch die Zuckungen am Körper noch an. Heute war ich wieder bei ihr und ehrlich gesagt ist es sowas von schrecklich, immer wenn sie mich sieht fängt sie zu weinen an und ich weiß langsam nicht mehr was ich tun soll. Gehen soll ich auch nicht, das verneint sie mit dem Kopf. Aber nachdem wir uns immer so nahe standen möchte ich doch nur das Beste für sie und jetzt kann ich sie nicht mal mehr fragen wie vor dem Anfall was ich wie regeln soll :-(.

So schrecklich es auch ist, aber ich hoffe sehr das sie nicht mehr lange so leben muß und gleichzeitig hab ich dann ein schlechtes Gewissen, aber wer meine Oma wirklich kennt der weiß das das Leben NICHT ihr Leben ist und das es für sie nicht mehr lebenswert ist.

Danke, aber das mußte jetzt mal raus Krümel

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Da kommt bei mir wieder die Frage auf, warum Tiere von ihrem Leiden erlöst werden und Menschen mussen sowas durchmachen ....

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weil es eben menschen und keine tiere sind von denen wir hier sprechen.
würdest du dich ein bißchen mit der thematik auskennen, wüsstest du, dass man nach so kurzer zeit überhaupt keine aussagen zu weitern heilungsschritten machen kann.

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Hallo,

ich kann gut verstehen, dass die Situation schwierig ist, ABER du hast es in der Hand, die letzte zeit der Oma zu gestalten. Du stehst ihr nahe und magst sie und du hast die gesetzliche Betreuung. Ich finde, das sind gute Voraussetzungen.

Natürlich bist du traurig, aber jetzt musst du/müsst ihr in Ruhe überlegen, was passieren soll und was nicht. Ich denke z.B. an Magensonden, die du evtl. verhindern kannst, oder an weitere sinnlose Klinikaufenthalte. Dazu ist es nötig, das in der Familie und vor allem auch mit dem Pflegepersonal vor Ort und mit dem behandelnden Arzt zu besprechen und zu dokumentieren.

Deine Oma signalisiert dir, dass du nicht gehen sollst. Bleib bei ihr, so oft du das ermöglichen kannst. Erzähle ihr, was du denkst und fühlst. Ich weiß nicht, ob sie dich verstehen wird, aber wenn, dann bekommst du vielleicht von ihr zustimmung oder Ablehnung und weißt dann besser, was zu tun ist.

Und als Letztes: Es ist Oma, der es schlecht geht. Ihr seid auch traurig, aber sie muss die Situation aushalten und kann nichts ändern und sie kann nicht weglaufen. Wenn ihr sie allein lasst, weil ihr irgendwas vermeintlich nicht aushalten könnt, dann ist sie allein. Natürlich darfst du ihr und dir wünschen, dass dieser zustand nicht mehr allzu lang andauern soll, aber noch lebt sie und damit müsst ihr umgehen. Trauern und hadern könnt ihr "hinterher". Jetzt braucht Oma jemanden, der ihre Interessen vertritt.

Alles gute
Susanne

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Danke Susanne für deine Worte, aber im Moment liegt das ganze Betreuungszeug noch bei Gericht und die brauchen jetzt nochmal ein Gutachten ob Oma wirklich ne Betreuung braucht (toller Witz). So lange sind mir die Hände gebunden :-(

Ich bin so oft es geht bei meiner Oma, aber ich hab auch noch zwei kleine Kinder (1 und 3 Jahre alt), bin meist bei ihr wenn der Große im Ki-Ga ist und die Kleine hab ich dabei. Aber länger wie ne Std. hält sie es in dem Zimmer auch nicht aus, dann möchte sie einfach was anderes sehen und mein Mann ist 12 Std. und mehr außer Haus. Ich versuch wirklich für sie dazu sein, aber leider ist meine angeheiratet Familie alles andere als zugänglich (außer mein Mann,der wurde bei der Geburt vertauscht*g*)
Ich hab mich jetzt an einen Betreuungsverein gewandt und mache jetzt schon mal alles so, dass wenn es dann "offiziell" ist ich alles gleich abschicken bzw. durchstarten kann, damit da endlich mal wieder alles in geregelte Bahnen laufen kann.

Zum Glück fällt Oma das sprechen wieder leichter, so dass ich zumindest mitbekommen habe das sie sich unwohl fühlt und ich ein anderes Pflegeheim suchen soll. Sie möchte immer mit mir bzw. und mit, aber ich hab wirklich keinen Platz und muß jetzt dann ab Herbst auch wiedermal a bißl arbeiten gehen sonst wird's bei uns auch knapp....

naja jetzt erstmal kümmer ich mich um Omas Interessen was wesentlich leichter fällt, wenn ich mit ihr sprechen kann und ihr die Sache erklären kann das sie jetzt noch dableiben muß weil wir in den guten Pflegeheimen in unserer Nähe auf der Warteliste stehen bzw. sie steht drauf.

Vielen DANK Andrea

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Ich kann dich gut verstehen. Meine Oma erlitt letzten April einen Schlaganfall. Wurde falsch behandelt, kam in ein falsches Krankenhaus. Sie wurde 3 Tage lang quasi nicht behandelt (da das Krankenhaus dafür gar nicht ausgerichtet war). Als sie in eine Spezialklinik kam, war es zu spät. Sie hatte auch diese epileptischen Anfälle und sie lag noch 2 Monate in einem komaähnlichen Zustand. Wir konnten nicht mehr mit ihr reden. Sie lag dort wie tot. Als sie dann ins Pflegeheim verlegt werden sollte, starb sie 2 Tage vorher. Man steht fassungslos daneben. Leider kann man nichts tun. (Ich in meinem Fall den anfänglichen Ärzten nur wünschen, dass sie auch so erbärmlich enden müssen!). Für meine Oma (und für uns alle) war es am Ende eine Erlösung. Alles Gute!

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Hallo,

dafür gibt es ja den gesetzlichen Betreuer - der bist jetzt Du! Du solltest so handeln wie Deine Oma es tun würde.

Mein Opa hat vor 2 Jahren einen blutigen Schlaganfall erlittent - in der Klinik, wo er duchgecheckt werden sollte, woher seine Schwankungen kommen. Er wurde zwar zeitnah versorgt. Dennoch gab es eine große Einblutung ins Gehirn. Er war halbseitig komplett gelähmt, konnte weder sprechen noch sich anderweitig ausdrücken.

Reha brachte überhaupt nichts und er musste in ein Pflegeheim. Es war einfach nur schlimm. Das war das allerletzte, was er zu lebzeiten haben wollte. Mein Vater wurde zum Betreuer - in allen Angelegenheiten.

Ihm ging es mal ganz schlecht, dann wieder relativ gut (aber nicht mit einem gesunden Menschen vergleichbar). Er lag im Bett, wurde gelagert. Das war es gewesen. Im Laufe der Zeit wurden die Krankenhausaufenthalte öfters. Rein mit dem RTW und Notarzt, heim wieder mit dem KTW. Ein paar Wochen später das gleiche Spiel. Irgendwann war es fast wöchentlich. Mal war es ein Infekt, dann musste der Katheder gespült werden, dann wieder der Verdacht auf einen neuen Hirninfarkt. Mal waren es Herzrythmusstörungen, dann wieder Blut im Urin...

Beim letzen Notfall war es eine Aspiration in die Lunge. Wieder Notarzt, wieder Krankenhaus. Der Arzt der hier behandelt hat, hat meinen Vater noch in der Nacht rein bestellt und klargestellt, wie es um ihn steht. Was wir möchten. Lebenserhaltende Massnahmen oder nicht. Wollten wir nicht.

Der Arzt gab ihm noch 2 Tage. Nach langen 4 Tagen hat er es endlich geschafft. Alleine! Mein Vater war noch morgens vor der Arbeit dort gewesen, musste aber dringend geschäftlich weg. Keine 30 Minuten später ging das Telefon. Mein Opa / sein Vater ist verstorben.

Ich weiss, dass es ganz, ganz schlimm ist, einen lieben Menschen so hilflos liegen zu sehen und man kann es nicht ändern. Sehe zu, dass Du jetzt schon nötige Dinge regelst, die kommen werden. Es kann ganz schnell gehen, kann aber auch gut 11 Monate dauern - so wie bei uns. Das kann einen schnell die Luft zum Atmen nehmen.

Besuche Deine Oma - wenn es allerdings ein Mal zu viel Stress sein sollte - lasse es. Sammel neue Kraft und gehe dann hin, wenn es Dir gut geht. Alles andere bringt nichts.

LG und viel Kraft!

Caro

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Was du über deinen Opa schreibst, kommt mir so bekannt vor - mein Vater hat vor knapp 6 Jahren das gleiche Schicksal erlitten - im Krankenhaus für einen kleinen Eingriff, dann eine Hirnblutung und trotz sofortiger OP eine schwere körperliche und geistige Schädigung erlitten. Er lag zwei Wochen im Koma, kam dann langsam wieder zurück, machte sich ganz gut, konnte nach 5 Monaten Reha sogar schon wieder gehen, aber dann kamen die epileptischen Anfälle und warfen ihn ganz zurück. Davon erholte er sich nicht wieder.

Heute lebt er aber immer noch - mit Aufs und Abs - er hatte eine ganz schlimme Zeit, da lag er nur noch da, konnte nichts mehr bewegen, nicht sprechen, starrte nur noch vor sich hin bzw. schlief die meiste Zeit. Inzwischen hat er neue Therapeuten im Pflegeheim, und zurzeit geht es ihm so gut, dass er sogar selbst essen und trinken kann - alles nur mit einer Hand, die rechte Seite ist gelähmt, aber er greift selbst nach Essen und Trinken und ist meistens wach. Er wird mit einem "Kran" aus dem Bett in den Rollstuhl gesetzt und wieder zurück, nimmt am Leben teil, so gut es ihm eben möglich ist, aber ob und was er von all dem, was um ihn herum vor sich geht, versteht, wissen wir nicht. Er kann nicht mehr sprechen, nur noch "hmm" oder mal "ja", sonst kommt da nichts mehr. Aber er scheint nicht zu leiden und "genießt", was er noch hat, so scheint es zumindest.

Allerdings haben wir auch immer wieder Fahrten ins Krankenhaus oder zum Urologen, weil mit dem Katheter was nicht stimmt - verstopft sehr oft... Ansonsten hat Papa aber ein gesundes Herz und lebt jetzt schon länger mit all dem, als wir jemals für möglich gehalten hätten. Es gab Tage, da hätte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als dass er hätte sterben dürfen... wenn ich ihn aber heute sehe, schäme ich mich dafür, denn offenbar hat er noch etwas Freude an seinem Leben. Er strahlt über das ganze Gesicht, wenn wir ihn besuchen, er isst mit Appetit und schaut fern (ob er versteht, was da flimmert, wissen wir nicht - geistig dürfte er auf dem Stand eines Kindergartenkindes sein, sagten uns die Ärzte). Aber er ist da, und er lebt. Und ich wollte ihm dieses Recht absprechen. Schlimm... verständlich, zum damaligen Zeitpunkt jedenfalls, aber trotzdem schlimm.

Na ja, ich wollte eigentlich nur dir und auch der TE sagen, dass man immer hoffen kann - auch wenn es noch so aussichtslos scheint, das menschliche Gehirn ist ein Wunder und kann auch nach Jahren noch wieder neue Wege finden.

LG
trixi#katze

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meine Mutter ist letztes Jahr an einem Hirntumor erkrankt und dann auch gestorben - ihr Sterben war auch begleitet von epileptischen Anfällen. Ich glaube, das macht auch den Betroffenen selbst Angst und es ist ein ständiges Abwärts in der Entwicklung - mit jedem Anfall geht es dem Menschen ein Stück schlechter...dann erholt er sich wieder ein wenig nur damit es ihm nach dem nächsten Anfall wieder schlechter geht....

Eine SCheiße im wahrsten Sinne des Wortes - das ist kein Tod den man sich wünscht.

Meine Mutti hatte auch eine Patientenverfügung - dieses Anfälle haben dazu geführt, dass sie nicht mehr schlucken konnte - es hat nach dem letzten Anfall 3 Tage gedauert - ohne Essen und Trinken, bis sie dann endgültig eingeschlafen ist

Ich wünsche dir und deiner Oma, dass der Weg des Leidens kein langer sein möge und dass ihr einie möglichst gute ärztliche Betreuung auf dem Weg habt

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als meine oma im sterben lag haben meine eltern und ich uns auch gegen künstliche ernährung u.a. lebensverlängernden maßnahmen entschieden.
sie bekam nur flüssigkeit und schmerzmittel.
meinen hund konnte ich damals erlösen, nur als mensch muß man dahin vegitieren. :-(
ich finde jeder mensch hat das recht auf ein möglichst würdevolles ende ohne ewig langes (künstlich verlängertes) siechtum!
für uns war, auch im nachhinein, die entscheidung nur für schmerzmittel + flüssigkeit damit sie nicht verdurstet, die beste entscheidung.
vermissen werden wir sie immer. #schmoll#kerze#stern
lg
claudia

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Genau so, wie Claudia, haben wir es bei meiner lieben Schwiegermama vor 16 Monaten auch gehandhabt und sind damit genau richtig gefahren.

Mein Schwiegerpapa hat der Tod seiner Frau damals das Herz gebrochen und er hat seinen Lebenswillen (trotz 2 Enkelkinder und einem tägl erwarteten dritten Enkelkind) verloren.

Am Mittwoch fand ich Ihn im Sessel sitzend - tot! So wie er es sich gewünscht hat, friedlich und in aller Stille, bei seiner letzten Zigarette...

Ich wünsche Euch/Dir ganz viel Kraft!

GGLG

Patricia

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hallo,

die hirnblutung deiner oma ist doch grad mal ein paar wochen her!
ich hatte im august 10 eine schwere hirnblutung, lag 2 wochen im koma und war danach noch 6 wochen lang kaum bei bewusstsein.
trotzdem sitze ich jetzt hier und kann dir eine antwort tippen......
warum ist sie denn in ein pflegeheim und nicht in die reha gekommen? jedem steht eine reha zu!
ich rate dir dich auf der seite www.schlaganfall-forum.de zu registrieren, dort sind viele angehörige, aber auch betroffene unterwegs.
gib die hoffnung nicht auf!

lg schnabel

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Hallo Schnabel,

tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde, aber war viel unterwegs. Erstmal finde ich es toll das Du wieder hier sitzen und tippen kannst, aber Du bist fast 50 Jahre jünger wie meine Oma und ich denke mal auch nicht Bypaßoperiert o. ä., daher ist der Zustand meiner Oma glaub ich nicht ganz mit deinem zu vergleichen. Der Arzt hat auch zu einer Reha geraten, meine Schwiemutter und ihre Schwägerin haben aber abgelehnt. Wie schon gesagt meine Schwiegermutter ist mit der ganzen Gesundheitsvorsorge überfordert und die Sache wg. der Betreuung liegt jetzt schon 6 Wochen bei Gericht und so lange kann ich mal gar nichts entscheiden. Ich glaube auch das das Pflegeheim nicht so der Hit ist, sie liegt da seit 15.02 und gestern war sie zum 2x aus ihrem Bett bzw. Zimmer draußen. Hab jetzt mal einen Termin mit meiner Schwiegermutter bei dem Hausarzt meiner Oma ausgemacht damit ich mal ein bißchen ne Auskunft bekomme. Meine Schwiemutter muß ja wg. der Schweigepflicht mit, aber im Grunde ist es ihr egal was mit ihrer Mutter passiert, Hauptsache sie muß ihre Hände nicht schmutzig machen und hat ihre Ruhe :-(!

Ich kann das Verhalten auch nicht verstehen und finde es einfach nur traurig. Meiner Oma geht's jetzt wieder besser, können uns wieder einigermaßen gut unterhalten und sie hat nur einen Wunsch, raus aus dem Pflegeheim und in ein anderes. Das hätte ich auch schon bekommen, aber meine Schwiemutter hat es vergeigt :-(
Ich werde mal auf die Seite kucken und Dir sag ich erstmal DANKE und wünsch Dir weiterhin alles Gute

LG Krümel