fühle mich alleingelassen von Familie

Hallo zusammen,

ich melde mich heute in diesem Forum weil meine Mutter im Dezember 17 gestorben ist und ich mich oft sehr alleine und verlassen fühle weil sich seit der Beerdigung kaum jemand meldet und mich fragt wie es mir geht.
Ich habe eine große Verwandtschaft und ein guter Freundes -und Bekanntenkreis.
Nur davon merke ich seit der Beerdigung nicht so viel. Von meiner und meines Mannes Familie melden sich gerade einmal 2 Leute immer wieder und fragen wie es mir geht. Ein paar Freunde, Nachbarn und Bekannte auch gelegentlich. Aber vor allem finde ich es so unverständlich, dass da von meiner Familie und auch von meiner besten Freundin einfach nicht mehr kommt, also von den Leuten, die meine Mutter auch schon lange gekannt haben.

Kurz zum Hintergrund: ich komme aus einer Patchworkfamilie, bin das einzige Kind meiner Mutter
und hatte 4 Halbgeschwister von meines Vaters Seite her. Seine erste Frau und 3 meiner wesentlich älteren Geschwister sind schon verstorben. Ich bin verheiratet und habe einen Sohn. Wenn sie nicht wären, wäre ich wohl verloren! Nicht mal meine Schwiegermutter fragt nach, wie e mir geht.
Alle Leute wissen, wie nahe mir meine Mutter stand. Wir waren ein Herz und eine Seele. Ich habe mich immer sehr um sie gekümmert. Jede Woche war ich zwei bis dreimal bei ihr. Wir haben jeden Tag telefoniert. Ich hatte auf jeden Fall das innigste Verhältnis zu ihr. Ich vermisse sie so!!!!

Mein Vater ist schon länger tot. Meine Halbgeschwister hatten nie dieses enge Verhältnis zu ihrer „Stief“mutter. Sie hatte aber zu allen ein gutes Verhältnis. Nun ist sie tot und ich bin sozusagen „Alleinerbin“, da das eizige leibliche Kind und sie hat kein Testament gemacht. Ob das auch eine Rolle spielt kann schon sein. Das Verhältnis von meinen Halbgeschwistern untereinander war leider auch nicht sehr gut. Ich habe noch Schwägerinnnen und einige Nichten und Neffen in meinem Alter! und einen Halbbruder.
Jedoch habe ich da in letzter Zeit immer das Gefühl, dass auch er sich distanziert und mich nicht mehr so unbedingt zur Familie zählt.
Ein Beispiel: am Sonntag hatte er Geburtstag, normalerweise laden sie uns dann schon eine Woche vorher ein, ausgerechnet dieses mal kam nichts! Ich habe ihn dann an seinem Geburtstag angerufen, da hat er gesagt, wenn ihr wollt, könnt ihr ja kommen. Als wirt dort waren, hat von seiner ganzen Familie kein Mensch, auch er nicht gefragt, wie es mir geht. Hallo??? Was soll das denn????

Auch sonst meldet sich niemand von meiner Familie, obwohl ich zu allen ein gutes Verhältnis habe.

Ich verstehe es einfach nicht. Meine Freundin weiß auch, wie leer ich mich fühle, ich habe es ihr gesagt, sie erwiderte sie meldet sich und ich warte...... Ist es denn so eine kalte Welt geworden???

Ich sorge mich mimmer um andere Menschen denen es schlecht geht. Bin aber in letzter Zeit auch oft ausgenützt worden. Ich war immer da, wo um Hilfe geschrien wurde aber wenn es dann wieder besser lief, brauchte man mich nicht mehr. So und jetzt meldet sich niemand.:-(

Habt ihr auch ähnliche Erfahrungen gemacht?
Auch mit Patchworkfamilie?

Bin dankbar für eure Antworten

Gruß flower73

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Hallo,
mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter! Ich kann nachvollziehen, dass du dich momentan sehr einsam fühlst und mit dem Verhalten deiner Familie nicht zurecht kommst.

Einiges kann aber darin begründet sein, dass viele gar nicht mit Trauer und in deinem Fall einem Trauernden zurecht kommen. Es fallen zwar Floskeln wie "wenn du Hilfe brauchst melde dich einfach" oder "du brauchst dich nur zu melden dann helfen wir dir", aber eigentlich haben sie selber Angst aktiv etwas zu machen, einen Schritt auf den Trauernden zuzugehen und ein Gespräch zu führen. Sie schützen quasi sich selbst indem sie sich denken "Tja, Hilfe habe ich ja angeboten aber wenn sie nicht anruft wird sie schon zurecht kommen".

Es gibt nur ganz wenige die das Telefon in die Hand nehmen und den Trauernden auch wirklich anrufen, ihm vor allen Dingen zuhören können. Es ist eine Art Angst, die sie nicht wissen lässt wie man damit umgehen soll.
Dass dich bei einem Treffen keiner direkt fragt wie es dir geht empfinden sie vielleicht auch gar nicht so schlimm wie du. Denn aus der Angst etwas falsches zu sagen, nicht damit Umgehen können wird das Thema Tod lieber gar nicht erst thematisiert.

Manchen hilft es etwas, wenn in diesem Fall jetzt DU zu einem Vertrauten sagen kannst dass es dir nicht gut geht. Das baut die Hemmschwelle ab und dein Gesprächspartner kann somit besser auf dich eingehen.

Ich wünsche dir alles Gute.
Lass die Trauer für dich zu.

LG#liebdrueck

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Das Dumme ist, dass man das nicht kann, wenn es einem so schlecht geht - jemanden anrufen und mit seiner Verzweiflung "hausieren gehen". Ich bin ganz sicher selbstbewusst und wortgewandt, aber als es mir richtig dreckig ging, schnürte es mir einfach den Hals zu - ich hätte es auch dem liebsten Freund einfach nicht sagen können, war unmöglich.
LG Moni

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Mein herzliches Beileid.
Ansonsten kann ich mich "masinik" nur anschließen. Die meisten Menschen haben außer Floskeln nichts in petto - echtes Mitgefühl, also ANTEILnahme gibt es sehr sehr selten.
Als mein Mann starb, hat mich mein Sohn kein einziges Mal angerufen, seine Frau auch nicht - und mich gefragt, wie es mir geht......Hätte ich meine Tochterfamilie nicht gehabt, wäre es mir sehr schlecht gegangen.
Die dummen Floskeln hab ich bei der Beerdigung und danach auch alle gehört - und richtig eingeordnet in die Kategorie "Schwätzer". Hart, aber es ist so.
Ich Depp bin auch schon immer derjenige, der sich um Leute kümmert, wenn ihnen was Schlimmes passiert - egal, ob eigene Familie, Freunde oder auch Kollegen. Aber man darf nicht von sich auf andere schließen. Leider kommt nicht alles Mitgefühl auch zu einem zurück - darf man nicht erwarten.
Teils ist es Unsicherheit bei den Menschen, teils einfach Gedankenlosigkeit oder die Einstellung, naja, die wird schon klarkommen, ist ja stark.
Dass auch starke Menschen mal mit der Schnauze voll am Boden liegen können, geht manchen Leuten einfach nicht ins Hirn.
Sich darüber zu ärgern, bringt nichts.
Ach ja, die Kinder und Enkel meines Mannes (war mein 2. Mann) haben schlagartig ab der Beerdigung (bei der sie sich noch zehn Mann hoch den Bauch vollgefuttert haben und nicht mal eine Blumenschale o.ä. mitbrachten) den Kontakt zu mir abgebrochen, einfach so, ohne jeden Anlass/Grund - der Vater/Opa war ja nicht mehr da, zu dem man gerne zum Feiern kam und auch die entsprechenden Geldgeschenke gleich mitnahm.
Müßig zu erwähnen, dass ich mir für seine Töchter oft genug auch den A**** aufgerissen habe, um das von der Mutter zerstörte Verhältnis für ihn wieder aufzubauen. Dachte eigentlich, ich wäre über die Jahre für sie auch "Familie" geworden - aber so kann man sich täuschen.
Ich hoffe sehr, Du hast wenigstens ein zwei Menschen, von denen Du Dich verstanden fühlst - halte Dich an sie. Die restlichen lass einfach mal links liegen. Sollte einer von denen zu Dir sagen "hach warum hast du dich denn nie gemeldet"#bla#bla dann sei so frei zu sagen "soll ich dich anrufen und sagen, bitte kümmer dich mal um mich, mir gehts Scheiße? Hättest du da nicht selber draufkommen können?" Manche Leute brauchen so einen klaren Hinweis mal.
Alles Gute.
LG Moni

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Was du unter "Mitgefühl" verstehst, weiß ich nicht. Aber nicht alles was man denkt, was Mitgefühl sei, ist tatsächlich hilfreich. Empathie ist nicht jedem gegeben. Und wenn man selber weiß, dann man schlecht mit trauernden Menschen umgehen kann, ist es besser man sagt gar nichts als Mist zu reden. Denn Mist reden nervt, wenn man trauert. Ich hatte eine Wut auf Leute, die mich mit billigen Phrasen abspeisen wollten. Die haben alle keine Ahnung wie sich das anfühlt, das hilft dann nicht.

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Ich mag die neudeutschen Bezeichnungen nicht. Das Wort Empathie wird mir in letzter Zeit zu inflationär verwandt. Mitgefühl heisst für mich, dass ich wenigstens versuche, mit einem Menschen, den ich mag "mitzufühlen" und dann einfach mit ihm zu reden - oder sogar zu schweigen. Einfach dem Menschen das Gefühl zu geben, dass er nicht alleine ist. Die absolut richtigen Worte gibt's selten im voraus, das ergibt sich. Dass hier keine billigen Phrasen gedroschen werden, versteht sich von selber. Traurig ist bei der TE, dass offenbar alle "nicht in der Lage sind, mit Trauer umzugehen". Da gehört schon sehr viel Gleichgültigkeit dazu - bzw. absolut fehlende Motivation, sich mit ihr zu beschäftigen, deswegen verstehe ich ihre Enttäuschung. LG Moni

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Das ist für mich ein klarer Fall.

Deine Freunde und Bekannten fragen nicht, wie es dir geht, erstens weil sie nicht wissen, ob dir diese Frage angenehm ist, und zweitens weil sie die Antwort fürchten.
Das hat gar nichts mit Gleichgültigkeit zu tun. Andere Menschen wollen in ihrer Trauer in Ruhe gelassen werden, die meisten! Also denken sie, sie würden dir einen Gefallen tun, wenn sie da nicht in die Wunde fassen.

Du musst den anderen schon sagen, was du brauchst und erwartest. Die können keine Gedanken lesen. Aber nicht jeder kann mit diesem Anspruch umgehen. Besser wäre, eine besondere Freundin für das Thema Trauerbewältigung oder eine Selbsthilfegruppe oder eine professionelle Trauerbegleitung.

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Jetzt möchte ich doch nochmal was zu euren Antworten sagen.
Man muss gar nicht immer fragen, wie es einem geht. Ja, es stimmt, viele Leute können nicht damit umgehen, sie wissen nicht, was sie sagen sollen und können mit der Antwort eventuell nicht umgehen. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten Anteilnahme auszudrücken:
1. einfach in den Arm nehmen
2. ihn einzuladen, ihn zu fragen ob man was schönes zusammen unternimmt
3. zu sagen, dass man an ihn denkt.
einfach eine Karte mit was Aufmunterndem schicken
Man kann ja immer noch ablehnen, wenn man keine Lust auf Aktivitäten hat.
So hab ich es auch schon gemacht.

Ist alles besser, als gar keine Reaktion und auch oft als die ewige Frage nach dem Befinden.
Aber selbst darauf kommen die wenigsten. Ich finde es nicht ok, dass ich dann auf andere zugehen muss !

Es sollte einfach selbstverständlich sein, dass es anders herum funktioniert, dass man sich mehr umeinander kümmert.

Als Freund und Angehöriger und nicht in einer Trauergruppe. Ich habe kein Bedürfnis mit fremden Menschen darüber zu reden sondern mit Vertrauten. Aber das muss jeder für sich entscheiden.
LG
Florentina

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1. einfach in den Arm nehmen
-> es gibt Menschen, die mögen nicht in den Arm genommen werden, finden das übergriffig.

2. ihn einzuladen, ihn zu fragen ob man was schönes zusammen unternimmt
-> das käme bei mir als biliges Übertünchen an. Das würde ich nicht wollen, wenn ich trauere.

3. zu sagen, dass man an ihn denkt.
-> und was soll ich damit anfangen?

einfach eine Karte mit was Aufmunterndem schicken
-> Was würde dich denn aufmuntern wenn du deine liebe Mutter verloren hast.

Du gehst von dir aus, und du verstehst nicht, dass andere von sich ausgehen und daher kommt deine Wut und Enttäuschung. Das einzige was du tun kannst, ist, deine Verwandten und Freunde anzusprechen und ihnen direkt zu sagen, dass du das oben gesagte von ihnen erwartest. Dass du ihnen deine Bedürfnisse mitteilst.

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Hallo,

als mein Mann vor fast 7 Jahren (wo ist die Zeit geblieben?) verstarb lag er vorher über 7 Monate auf einer neurologische Intensivtation. Besuche gab es nur aus seiner direkten Familie und von Schulfreunden. Nachdem die Nachricht von seinem Tod auch die Schwiegereltern meiner Tochter erreicht hatte riefen sie bei mir an und wollten mich "trösten". Denen habe ich dann mal meine Meinung gesagt: sie hätten ja auch wenigstens 1 oder 2x mit mir ins Krankenhaus (ich war täglich da) fahren können oder auch nur mal zwischendurch bei mir anrufen können und nachfragen können (gefeiert haben wir schließlich viele Feste zusammen) aber nein, da gab es nur Ausflüchte. Und seitdem meine Mann am Rolllator gelaufen ist wurden wir gemieden.... auf der Taufe uneres Enkels wurde lautstark gesagt von ihnen gesagt ich hätte meine behinderten!!!! Mann zu Hause lassen sollen, er wäre ihnen peinlich. Seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu den Eltern meines Schwiegersohnes. Allerdings haben meine Kinder zu ihnen auch keinen Kontakt mehr aber aus anderen Gründen. Seitdem bin extremst komisch geworden was mein Mitgefühl für andere angeht. Es gibt nur noch eine handvoll Freunde, denen ich mein Seelenleben erzähle.
Ach ja, mein Mann hatte ganz schwer Parkinson (die tödlich verlaufende Form).

LG

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Liebe Oma2009,

Das tut mir leid, dass du solch schlechte Erfahrungen mit deiner Familie machen musstest. Nein so war es bei mir nicht. Sie haben sie alle im Krankenhaus besucht und an ihrem Sterbetag waren alle ! bei ihr wirklich die ganze Familie. Das war sehr schön.

Es ist allerunterste Schublade, jemanden als Behinderter auszugrenzen. Da fällt mir nichts mehr dazu ein!

Da würde ich den Kontakt auch abbrechen. Das ist besser als andauernd verletzt zu werden.

Ich wünsche dir alles Gute!

LG florentina

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Danke.
Auch wenn es im Apil schon 7 Jahre her ist, ich trauere immer noch um meinen Mann aber mittlerweile kann ich auch wieder über seine Sprüche lachen, mich an den Erinnerungen freuen usw. Das es so ist daran haben vor Allem meine Kinder und meine Mutter einen großen Anteil. Und wenn ich an meinen großen Enkel, bei der Tauerfeier 2 Jahre alt, denke, kriege ich ein richtiges Lachen im Gesicht: er hat zur "Musik" vor Opas Bild in der Trauerhalle getanzt...... Das fanden alle Anwesenden total toll.