Wie nach Tod der eigenen Tochter weitermachen?

Hallo ihr Lieben,

ich brauche dringend Rat und Hilfe! Ich habe mit meinem Mann sehr oft und ausführlich geredet, freue mich aber, um Meinungen anderer, die das gleiche erlebt haben.

Kurz zu mir: Ich wurde mit 22 Schwanger geplant, hatte davor psychische Probleme aufgrund meines alten Jobs. Und war mehrere Monate krankgeschrieben und auch in einer Reha.

Im Oktober 23 kam dann meine kleine Maus zur Welt. Erstmal war alles in Ordnung, dann wurde Ende Januar 24, ein schwerer Herzfehler festgestellt, weshalb Sie dann am 01.04.24 verstorben ist. 2 Monate Intensivstation etc., Reanimation, Ops, und doch den Kampf verloren. Ich und mein Mann waren dann noch 3 Monate krankgeschrieben. Er ist in seinem Job und ich auch. Nun merke ich aber, wie der Wunsch nach einem 2ten Kind stärker wird, ich wieder psychisch schlechter bin und kurz davor bin, meinen Job aufzugeben, da ich das Gefühl habe ein 2ter Burnout kommt. Ich kann nicht mehr und weiß absolut nicht, wie es weitergehen soll. Eine Reha ist erst 1 Jahr nachdem Tod unserer Tochter möglich. Vor ein paar Tagen, habe ich meinen 1ten frühen Abgang erlebt, nachdem wir positiv getestet hatten.. Alles schrecklich und unfair.

Ich brauche dringend Hilfe und würde mich am liebsten wieder krankschreiben. Ich habe einen verantwortungsvollen Job, den ich nicht mehr nachgehen kann. Ich bin überfordert mit allem. Ich möchte doch nur endlich meinen Seelenfrieden finden, mit unserer kleinen Familie.

Bitte seid nett, ich habe für negative Energie keine Kraft. Viele Grüße

Bearbeitet von biene.01
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Hallo,

dein Verlust tut mir so leid. Ich wünsche dir alle Kraft und Zuversicht der Welt!

Wir haben auch eines unserer Kinder verloren (und inzwischen ein weiteres Kind bekommen). Daher schreibe ich mal meine Gedanken zu deiner Situation auf:

- wenn du das Gefühl hast, dass dir das im Moment hilft, dann lass dich unbedingt krank schreiben! Drei Monate zu Hause sind überhaupt keine lange Zeit, um solch einen Verlust auch nur annähernd zu verarbeiten. Ich war 8 Monate lang Zuhause nach dem Tod unseres Sohnes und habe nicht viel anderes getan als Trauerbewältigung (Therapie, Kurse, durch den Alltag kämpfen). Ich kenne inzwischen einige verwaiste Mamas und es ist völlig normal, einige Monate Zuhause zu sein nach solch einem Ereignis.

- Hast du eine Psychologin/einen Psychologen? Wenn nein, dann wäre das vielleicht eine gute Idee. Ich habe drei Monate nach dem Tod unseres Sohnes eine Therapie begonnen. Ich war nicht sicher, ob ich das "brauche", aber im Nachhinein war es absolut richtig und wichtig. So hatte ich eine professionelle, außen stehende Begleitung für ALLE Fragen, Probleme und Hürden auf dem Weg durch die Trauer und auch auf dem Weg zu unserem Regenbogen-Kind.

- Hast du Kontakt zu anderen verwaisten Eltern? Gibt es Selbsthilfegruppen o.ä. bei dir in der nähe, wo du dich mit anderen betroffenen austauschen kannst? Ich fand es gut, mich nicht so allein mit unserem Schicksal zu fühlen. Und ich habe auf diesem Weg echte Freundinnen gefunden. Es war manchmal gut, mit jemandem zu sprechen, der wirklich in einer ähnlichen Situation steckt.

- Du darfst dir ein weiteres Kind wünschen. Das ist eine schöne und hoffnungsgebende Perspektive. Versuche herauszufinden, was deine Kraftquellen sind, wenn es schwierig wird, dich Ängste überfallen o.ä. Wer könnten deine Ansprechpartner sein? Was tut dir wirklich gut? Was entspannt dich?

Du schreibst, dass du "überfordert mit allem bist". Ich denke, dass ist ein deutliches Zeichen, dass das Stresslevel für deine Psyche im Moment zu hoch ist. Also lieber nochmal raus aus der Arbeit. Nimm dir viele Zeit nur für dich, deine Trauer, deine Tochter und natürlich auch deine wünsche. Dein Kopf und dein Herz müssen so viel verarbeiten, das braucht leider viel Geduld. Ich bin sehr ungeduldig und daher auch oft ungnädig mit mir gewesen. Ich wollte, dass alles endlich leichter wird, dass meine Wünsche schnell in Erfüllung gehen usw. Das war schwer auszuhalten.

Du kannst das schaffen und es werden wieder hellere Zeiten kommen.

Bearbeitet von Berggemse
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Ich Danke Dir, für deinen Beitrag und die lieben Worte. Tatsächlich würde ich sehr gerne eine Reha machen, die darauf spezialisiert ist, Eltern zu helfen, die ein oder mehrere Kinder verloren haben. In der Klinik hatten wir immer ein Seelsorger, dieser meinte zu uns, das wir frühestens 1. Jahr nach ihrem Tod den Antrag überhaupt stellen können. Das ist so eine unglaublich lange Wartezeit, gerade am Anfang hätte ich diese Hilfe sehr gebraucht. Mein Mann und ich waren nur mit unserer Familie sehr schnell wieder auf den Beinen und sind unseren Ziele nachgegangen. Alles sehr überstürzt und zu schnell. Wir beide hatten Träume und wollten uns einen großen Kredit holen, der jetzt jeden Monat abbezahlt werden muss. Auch das war einer der Gründe, wieso wir so schnell wieder ins Arbeitsleben gekehrt sind, damit wir die 3 Lohnabrechnungen bekommen. Das ich jetzt einen totalen Rückschlag bekomme, hätte ich auch niemals gedacht. Gerade ist der Traum nach einem weiteren Kind so stark, aber diese Angst, all das nochmal erleben zu müssen, ist auch sehr hoch.

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Hallo liebe Biene.01,

mir tun deine beiden Verluste von Herzen leid! 💗

Ich bin etwas unsicher, was ich schreiben kann, da Trauer so individuell ist. Aber ich möchte einfach ein paar Gedanken und Ideen mit dir teilen, in der Hoffnung, dass vielleicht etwas davon hilfreich oder tröstend sein könnte.

Nach meiner Fehlgeburt haben mich diese drei Sprüche etwas getröstet:

• Die Grenze zwischen Leben und Tod ist nur ein dünner Schleier. ✨
• Der Tod ist ein Tor und nicht das Letzte. ⛩️
• Das Band der Liebe geht über den Tod hinaus, und man begegnet sich wieder. 💞

Vielleicht wäre es eine schöne Idee, ein Heft oder einen Ordner für deine Engelchen anzulegen. Du könntest darin schöne Sprüche oder Bilder sammeln und etwas hineinschreiben oder malen.

Mein Freund ist Ukrainer, und seit dem Kriegsbeginn gab es so viele traurige Nachrichten aus seinem Bekanntenkreis oder den Medien. Viele Menschen haben ihre Liebsten verloren. Ich vertraue darauf, dass Seelen miteinander verbunden bleiben und in Sicherheit sind. Ich glaube auch, dass diejenigen, die vorausgegangen sind, sich wünschen, dass ihre Angehörigen mit einem liebevollen Lächeln an sie denken und trotz allem wieder glücklich werden.

Vielleicht könnte es dir auch helfen, einen kleinen Platz für deine Engelchen zu gestalten, wo du morgens oder abends ein paar Minuten verweilen kannst. Du könntest dort Origami-Blüten oder Schmetterlinge falten, etwas singen, ein schönes Lied spielen oder einem Bild ein Küsschen geben.

Bücher könnten vielleicht auch hilfreich sein? In der Onleihe-App (kostenlos mit einem Büchereiausweis) habe ich z.B. das Hörbuch Eine Hand voll Sonnenschein gesehen (ich habe es aber noch nicht gehört, daher kann ich nichts über den Inhalt sagen).

Ich habe mal das Buch Traumabewältigung mit NLP gelesen und hier zwei Tipps daraus:

1. Visualisierungsübung: Stell dir dein Leben wie einen Zeitstrahl vor – die Vergangenheit in sanften, beruhigenden Farben und die Zukunft in hellen, positiven Farben. So kannst du liebevoll auf die Erinnerungen an dein Engelchen schauen und zugleich den Blick nach vorne richten.

2. Reframing: Versuche, die schönen Erinnerungen bewusst in den Vordergrund zu stellen, auch wenn der Schmerz noch da ist. Erinnere dich an die Momente, in denen du dich besonders verbunden gefühlt hast, und umrahme sie innerlich mit Wärme. Diese Sichtweise kann den Schmerz ein wenig sanfter machen.

Nach meiner Fehlgeburt habe ich einen Regenbogen von Haba gekauft – ein Spielzeug, bei dem man Perlen verschieben kann. Es war für mich ein Symbol der Hoffnung. Heute spielt meine 8 Monate alte Tochter gerne damit.

Ich wünsche dir und deiner Familie von Herzen alles Liebe und viel Kraft!

Liebe Grüße 💗

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Ich Danke Dir sehr für deinen Beitrag und deine lieben Worte.🙏🏻

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Von Herzen! 🫶🏻💗

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Liebe biene.01,
unendliche Jahre ist es her und deiner Geschichte so unglaublich ähnlich, dass ich dir antworten will.
Unsere Erstgeborene kam im September 1988 ohne Vorbefunde zur Welt und verstarb im April 1989 während dem Versuch einer Herz-OP. Anna. Monatelange KH-Aufenthalte. Damals war die Medizin noch längst nicht soweit wie heute und auch das ganze Drumherum, wir mußten bis zur Chefetage der Säuglingsklinik um 1 Stunde täglichen Besuch streiten. Aber egal.
Es tut mir unendlich leid, dass du diesen schweren Weg gehen mußt!
Bitte nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Wenn du deinem Job aktuell nich gerecht werden kannst, lass dir Arbeitsunfähigkeit bescheinigen. Egal, wer das versteht oder nicht versteht.
Ja, auch euren Aktionismus kann ich total verstehen, bloß schnell raus aus der Trauer Richtung Zukunft. Man greift nach jedem Strohalm und unternimmt die abenteurerlichsten Versuche, weil es einfach so unaushaltbar ist.
Ich kann dir Tröstliches und Untröstliches erzählen. Als unsere Erstgeborene verstarb war ich bereits wieder schwanger. Vielleicht hat mich das festgehalten im Jetzt, ich weiß es nicht. Dieses Kind kam gesund zur Welt. Es folgten noch drei weitere gesunde Geschwister, eines davon der spät geborene Nesthaken.
Vielleicht wären es ohne Anna nicht so viele geworden, ich weiß es nicht.
Sicher war ich keine bedürfnisorienteirte Supermutter.
Ich habe riesigen Respekt vor dem Leben. Und vor dem Tod. Beides gehört dazu. Mir erzählt niemand was von Sicherheit, ich weiß, dass es die nicht gibt.
Und doch: Ich bin unendlich dankbar für mein Leben. Für meine Kinder und alles was ich mit ihnen erleben durfte und noch darf. Ich trauere immer noch und immer wieder um unsere Erstgeorene, die dieses Leben nicht haben durfte. Die Trauer ist milder geworden mit den Jahren. Irgenwie fühlt es sich manchmal wie ein geheimer, dunkler Reichtum an.
Laß dir nichts sagen. Geh deinen Weg. Fühl dich ganz fest umarmt, wenn du magst!

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Ich danke Dir sehr für deine Worte. Mein Mann und ich versuchen jetzt auch wieder Schwanger zu werden. Dieses fast ganze Jahr ohne Kind tat echt weh, am liebsten wäre ich direkt nach ihrem Tod wieder Schwanger gewesen. Nicht um Sie zu ersetzen, sondern um wieder ein Kind zu haben um das ich mich kümmern möchte. Diese Ablenkung hatte ich leider nicht. Ich saß oft in leerer und tiefer Stille. Mein Mann ist auch unendlich traurig, redet aber nicht so viel darüber. Er wollte generell nicht darüber so reden, ich hätte lieber gleich eine Reha angefangen..