War bei einem Unfall dabei. Sorry lang!

Hallo!

Auch ich muß hier mal meine Sorgen und Trauer los werden.

Ich wollte heute morgen zur Arbeit fahren und kam zu einem Unfall dazu, der sich gerade ein paar Minuten vor meinem Eintreffen ereignet hatte. Eine junge Frau wollte ein anderes, sehr langsam fahrendes Auto überholen und hat dabei einen entgegen kommenden Motorradfahrer übersehen.

Als ich dazu kam waren 2 junge Männer dabei den verunglückten Motorradfahrer zu versorgen, der in einem Straßengraben lag und alles andere als noch menschlich aussah. Sein ganzer Körper war verdreht, aber er war noch bei Bewußtsein. Ich habe versucht mich um die Unfallverursacherin zu kümmern, die gerade Anfang 20 ist und wollte sie von der Unfallstelle weg ziehen. Aber das war kaum möglich. Ich wollte ihr diesen fürchterlichen Anblick ersparen. Es sah aus als wenn Bein und Arm total zerfetzt waren und der ganze Sraßengraben war voller Blut. Es dauerte Ewigkeiten bis endlich der Rettungswagen eintraf. In der Zwischenzeit hatten die beiden Ersthelfer den Motorradfahrer aus dem Graben gehoben, weil aus seiner Maschine Benzin auslief und direkt zum Verunglückten floß. Ich habe immer wieder den Blick des Motorradfahrers gesehen und sein Wimmern gehört, dass alles so weh tut, das Flehen der Ersthelfer, dass er nicht "einschlafen"soll, das Weinen und Schreien der jungen Frau, die ich von der Szene fernhalten wollte, was nicht klappte, da sie unendliche Kräfte entwickelte. Als endlich die Polizei und der Rettungswagen eintraf war nur noch Hoffnungslosigkeit und Schock für alle. Die Polizei nahm die Unfallverursacherin unter ihre Fittiche und war sehr einfühlsam, machte keine Schuldzuweisungen und meinte zu allen Anderen sie sollen gehen. Ich stand mit meinem Auto direkt am Rettungswagen und bekam noch mit wie immer wieder Wiederbelebungsversuche gemacht wurden. Ich fühlte mich nicht in der Lage Auto zu fahren, wollte aber auch nicht mehr mitbekommen was noch passiert. Als der Rettungshubschrauber landete bin ich gefahren (40 Minuten nach meinem Eintreffen!!!!). Später habe ich erfahren, dass der Motorradfahrer noch an der Unfallstelle verstarb und gerade mal 38 Jahre alt war! Das ist viel zu früh! Ich bin selber 36 und habe einen fast 3 Jahre alten Sohn! Wen hinterläßt dieser Mann!? Er hatte doch noch sein Leben vor sich!

Ich habe aber auch sehr viel Mitleid mit der Unfallverursacherin. Sie ist Anfnag 20! Sie wird doch ihres Lebens nicht mehr froh! Sie wird immer und immer wieder diese fürchterlichen Bilder vor Augen haben! Es ist alles so fürchterlich und ich sehe für mich immer diese um Hilfe flehenden ratlosen Blicke des Motorradfahrers kurz bevor er starb.

Danke für's Lesen! Ich mußte es alles loswerden. Ich habe das erste Mal einen Menschen sterben sehen und es geht mir sehr nahe obwohl ich diesen Menschen nicht kannte.
Nicole

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Hallo Nicole,
ich hab vor 5 Jahren auch erste Hilfe bei einem Motorradunfall geleistet und mir gehen die Bilder bis heute nicht aus dem Kopf. In meinem Fall ist der Motorradfahrer mit ueberhoehter Geschwindgkeit in die Rueckseite eines langsam fahrenden Autos geprallt. Auch er starb noch am Unfallort. Er war 24 Jahre alt.
Am besten versuchst du darueber zu reden. Das hilft. Ich hab viel darueber geredet und tue es heute noch.
Solche Dinge passieren leider viel zu haeufig und es mag ein Zufall sein oder Schicksal, dass du das miterleben musstest.
Wuensch dir alles Liebe
Judith

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Hallo Judith!

Vielen Dank für deine lieben Worte.

Sowas passiert leider wirklich sehr häufig. Ich war letztes Jahr schon mal bei einem Fahrradunfall dabei, kam auch als Dritte und habe den Unfallverursacher betreut ähnlich wie gestern. Aber da ist alles glimpflich ausgegangen.

Habe gestern viel geredet, heute war mir eher nicht danach. Konnte letzte Nacht sogar schlafen. war zwar ständig wach und habe die Bilder wieder vor Augen gehabt, aber es ging. Habe das Gefühl, dass ich es doch ganz gut verkrafte, hoffe, obwohl ich merke, dass ich alles tue um nicht still zu sitzen und nachzudenken.

Nicole

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du stehst bestimmt selber auch unter schock. #liebdrueck ich denke auch, dass du immer und immer drüber reden musst um es zu verarbeiten.

keine ahung, vielleicht kannst du rausbekommen wie der mann hiess und ihm einen kranz auf grab legen, wenn er beerdigt ist? es ist bestimmt schlimm die bilder nicht mehr aus dem kopf zu bekommen. #heul

und die junge frau wird bestimmt auch lange daran zu knabbern haben.

wünsche dir alles gute!

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Ich stand gestern, wahrscheinlich auch noch heute sicher unter Schock und eigentlich hätte ich wohl gar nicht mehr Auto fahren sollen. Aber ich bin gleich danach zu einer Besprechung für meine Firma gefahren und ich denke es war gut. So war ich gleich ein bißchen abgelenkt weil ich mich auf ein komplett anderes Thema konzentrieren mußte.

Sicher wird bald bekannt wie der Mann hieß, denn er wohnte nicht weit weg. Allerdings möchte ich nicht an sein Grab, aber an der Unfallstelle werde ich sicher von Zeit zu Zeit ein paar Blümche nniederlegen.

Die junge Frau tut mir wahnsinng leid!

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Erstmal nehm ich dich in den arm, denn du stehst total unter schock und man hätte dich so nicht einfach weiter fahren lassen dürfen. So ein anblick ist für den menschen schwer zu verkraften. Du mußt jetzt viel über das was du gesehen hast reden, sonst wird es dich viel zu lange quälen, ggf. auch prof. hilfe hinzu nehmen. Versuch auf keinen fall alleine damit fertig zu werden, denn das geht nicht. Schnapp dir deine beste freundin und erzähl und erzähl und erzähl. Ich drück dich.

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Da hast du Recht. Waherscheinlich hätte ich wirklich nicht weiter Auto fahren sollen. Aber da ich gleich zur Arbeitgefahren bin und mich mit einem komplett anderen Thema beschäftigen mußte, denke ich, war es gut.

Ich habe gestern viel geredet und es tat gut. Viele konnten es verstehen wie ich mich fühle, für andere war es anscheinend als wenn ich vom Krimi vom Vortag erzähle und sie waren eher "kalt".

Danke für den Drücker!

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Hallo! Erstmal kann ich verstehen das Du unter Schock stehst ,Wenn Du damit nicht klar kommst scheue Dich nicht professionelle Hilfe anzunehmen..Auch Ersthelfer und Rettungskräfte bekommen meist (was im Idealfall so wäre) seelische Unterstützung...Wünsche Dir viel Kraft das zu verarbeiten

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Ich habe professionelle Hilfe und die werde ich auch in Anspruch nehmen. Ich habe zwar heute das Gefühl, dass es mir relativ gut geht, aber irgendwie ist es auch ein merkwürdig unwirklicher Zustand heute. Ich funtioniere und habe Freude an meinem kleinen Sohn, aber ich sitzte keine Minute still, damit ich nicht nachdenken muß.

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Hallo Nicole!!
Das ist wirklich ganz furchtbar!!!!DA wird einem bewust ,dass es jeden treffen kann und wie brutal das leben zuschlagen kann!!!Du hast geholfen,das ist ersteinmal das Wichtigste!!!!Vielleicht solltest du dir wirklich Hilfe suchen um das zu verarbeiten!!!!Ich würde es dir raten!! Die junge FRau tut mir leid ,wie soll sie damit weiterleben????WEr macht keine Fehler???Aber dieser ist nicht mehr gutzumachen.....:-(
Ich habe auch einmal jemanden an der UNfallstelle sterben sehen ,es war meine 19jährige Tochter#heul.Ich möchte mir nicht vorstellen ,dass jemand anders den Unfall verursacht hätte!!!!!Auch wenn ich weiß ,dass das jedem passieren kann ,ich glaube ,ich könnte das nicht verzeihen.....
Vielleicht versuchst Du Kontakt zu dieser jungen FRau aufzunehmen...ich kann mir vorstellen ,dass ihr das guttut... Alles Gute für Dich.....Mona

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Hallo Mona!

Das ist etwas was mir auch sehr zu schaffen macht: der Mann hat sich wahrscheinlich gestern Morgen von seiner Familie bis zum Abend verabschiedet um zur Arbeit zu fahren und kommt nie wieder! Aus, vorbei, alles endgültig! Ich habe gestern Abend noch zu meinem Mann gesagt, dass es echt müßig ist sich über die alltäglichen Kleinigkeiten zu streiten oder zu ärgern, mn sollte viel mehr geniessen!

Oh mein, Gott! Du hast deine eigene Tochter sterben sehen? Wie hast du das verarbeitet? Wei kommst du damit klar! Daran mag ich gar nicht denken, das ist ja so grausam!

Ich habe der jungen Frau meine Adresse und Telefonnummer gegeben. Wenn sie mag wird sie sich melden, wenn nicht braucht sie wahrscheinlich Abstand von allen die mit beteiligt bzw. anwesend waren.

Nicole

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Puh, das ist heftig. Ich wüsste auch nicht, wie ich das verarbeiten sollte. Wir haben auch mal einen Unfall miterlebt, wo zwei junge Leute mit einer Corvette mit 170 km/h in eine 70 - Zone gefahren und dabei mehrfach in die Leitplanke eingeschlagen sind. Die beiden sassen noch in ihren Sitzen, es war aber kein Auto mehr da. Ok, wir waren jetzt keine Ersthelfer und auch nicht direkt am Unfallort, aber ziemlich in der Nähe. Der Beifahrer war auch tod, wir haben gesehen, wie er mit einem Tuch abgedeckt wurde. Dann mussten wir auch noch direkt an der Unfallstelle vorbei fahren, der Anblick war auch verdammt heavy. Die Bilder sind mir noch lange durch den Kopf gegangen.
Ich würde mir wirklich professionelle Hilfe nehmen, sonst kämpfst Du noch verdammt lange mit den Bildern. Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du schaffst das ganze zu verarbeiten.

LG

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Es passiert wirklich so häufig, dass man Unfälle miterlebt und dann bleibt doch wieder nur das WARUM? Warum sind die jungen Leute in der Corvette so schnell gefahren? Warum mußte die junge Frau gestern noch so kurz vor der Ortschaft überholen? Warum kam ausgerechnet da der Motorradfahrer? Ein paar sekunden eher oder später und nichts wäre passiert!

Vielen Dank für deine Lieben Wort!

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Mein Onkel ist auch so gestorben.

Er wurde von einem PKW-Bus übersehen und das Auto traf ihn mit voller Wucht, nur das mein Onkel sofort tod war. #heul

Auch ein Insasse aus dem Auto ist gestorben, nur der Fahrer hat leicht verletzt überlebt.
Es ist jetzt schon fast 12 Jahre her.
Er wollte nur kurz was aus seiner Firma holen und weil das Wetter so schön war, hat er sein Motorrad genommen.
Meine Tante hat das lange Zeit sehr mitgenommen, die Kinder waren schon "groß" 20 und 23 Jahre.

fiori#blume

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Ich frage mich immer was schlimmer ist: wenn man zeit hat sich auf den Tod eines Anghörigen vorzubereiten, aber die ganze Zeit mit der Gewissheit lebenmuß, dass dieser todkrank ist oder wenn jemand so plötzlich aus dem Leben gerissen wird? Und wieder das Warum? Warum hat dein Onkel ausgerechnet an dem Tag das Motorrad genommen? Warum mußte in dem Moment der Pkw-Bus kommen?

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Hallo,

es ist schlimmer wenn jemand von heute auf morgen aus dem Leben gerissen wird, man kann sich nicht mehr verabschieden, evtl. Streitigkeiten lassen sich nicht mehr aussöhnen....

Wenn man aber weiß, das man sterben wird, wegen einer Krankheit, dann kann man sich darauf vorbereiten. Man kann sich lange genug Zeit für den Abschied nehmen. Man kann Unstimmigkeiten regeln und man weiß das dieser Mensch von einem Leiden erlöst wird. Aber die Gewissheit ist auch nicht schön.

Mein Vater war auch schwer Krebskrank und ist 3 Jahre nach Diagnose verstorben, es war sehr schlimm für mich, aber es war mir klar das es nur eine Frage der Zeit war.

Warum mein Onkel das Motorrad genommen hat war ja, weil es im September nochmal so schön war, vom Wetter.
Hätte es den Tag geregnet, wer weiß dann würde er noch leben?

fiori#blume

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Hallo Nicole...

ich kann verstehen wie es dir geht... Im Janunar 2005 kam ich abends von der Arbeit... Auf der B9, die ich immer lang musste, ist abends wenig Verkehr... Ich war alleine unterwegs, als plötzlich in meinem Scheinwerfer ein Mensch auf der Straße lag... Hätte ihn beinah noch überfahren.. Hab ne Vollbremsung neber dem Mann hingelegt... Rückwärtsgang rein.. Pannenblinker an und hab mich vor den Mann mit dem Auto gestellt, damit keiner drüber fährt... Ein andere junger Mann hatte schon das Handy in der Hand und informierte die rettung...
Der Mann war linksabbiger(mit dem Fahrrad) und wurde von einem Auto erfasst... Er hatte ein schwere Kopfverletzung... Verlor auch ganz viel Blut... Wir (waren innerhalb Sekunden mehrere Helfer vor Ort) haben noch versucht ihn zu retten.. Als der Krankenwagen und der Notarzt kam wurde nur noch der Tod festgestellt.. Der Mann war auf der Stelle tot gewesen.. Die Autofaherin war auch erst anfang 20 (wie ich selber).. Sie stand auch unter Schock..
Die Bilder sind mir auch ewig nach gegangen.. Der Mann hinterlies (war 40) Frau und 2 Kinder... Die Autofaherin wurde frei gesprochen.. SIe hatte weder Alkohol noch Drogen im Blut... Aber in ihrer Haut wollte ich auch nicht stecken...

Hol dir hilfe, wenn du sie brauchst.. Ich habe viel mit meinem Mann gesprochen.. Das hat mir geholfen damit klar zu kommen... Allein das Bild, wie ich dieses Mann beinah überfahren hätte, hat lange an mir geknabbert.... Und dann, das ich troz 1. Hilfe-Kurs nicht helfen konnte... Das war für micht schlimm.. Der Notarzt sagte damals zu uns, dass wir nicht mehr für ihn tun konnten... Er war direkt tot... Das hat ein wenig geholfen...

So genug geschirben... Ich hoffe, dass du bald damit klar kommst.. Wenn du dich austauschen möchtest, kannst du mich jeder Zeit per Vk anschreiben, oder auch wenn du jemandem zum reden brauchst..

LG Fusselchen

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Hallo,

oh Mann ich weiß wie du dich fühlst.
Vor einem Jahr beim Einkaufen ist ein älterer Mann mitten im Laden zusammengebrochen.Sein Kopf schlug auf dem Boden auf,das geräusch werde ich nie vergessen.
Alle Leute haben nur geguckt.Ich bin dann hin,ich wußte nicht was ich tun sollte.Ich habe mit ihm geredet,versucht das er die Augen aufläßt.Seine Lippen wurden Blau.Ich habe versucht mich dran zu errinnern,was ich mal ihm Erste Hilfe Kurs gelernt habe.Den Hals habe ich Überstreckt damit er Atmen konnte.Es wurde aber nicht besser.Den Puls habe ich nicht gefunden,er starb in meinen Armen.Mund zu Mund konnte ich nicht,er blutete so stark daraus.
Als der Notarzt kam,versuchten sie ihn wiederzubeleben.
Ich weiß bis heute nicht ,ob sie es geschafft haben,ich mußte gehen,ich war so fertig.
Später hörte ich nur das er Tot ist.
Ich denke oft noch an diesen Tag und überlege auch,ob ich es besser hätte machen können.Aber das reden hilft mir auch heute noch es besser zu verarbeitenzu können.

Lg Sabine