Kampf mit der Essstörung in der Schwangerschaft

Ihr Lieben,

ich hoffe ich ernte jetzt nicht zu viele böse Kommentare, dass ich in meinem Fall lieber gar nicht schwanger hätte werden dürfen. Ich erhoffe mir, ein paar (eigentlich hoffentlich wenige) zu finden, die einen ähnlichen Kampf kämpfen.
Ich habe seit ca. 15jahren mit meiner Essstörung zu kämpfen (Anorexie/restriktives essverhalten). Das Ganze ist in meinem Fall "nur" ein symptom einer weitaus komplexeren Geschichte. Ich bin jetzt mit meinem zweiten Sohn in der 26. SSW. Vor meiner ersten SS war ich naiverweise überzeugt, dass meine Probleme mit dem Essen vergessen sein würden, sobald ich mal schwanger bin.. Oder zumindest, dass es das ja dann so sehr wert ist, dass ich das mit dem Essen deutlich besser hinbekomme. Nun. Dem war und ist nicht so. Im Gegenteil. Die SS triggert extrem und macht es zu einem täglichen Kampf.
Ich habe jahrelang Therapie gemacht, ich weiß auch, was und wie viel ich essen sollte und dass sich der Zwerg im Zweifel von mir holt was er braucht. Ich esse jeden Tag deutlich mehr, als ich es nicht-schwanger täte. Nichtsdestotrotz habe ich insgesamt um die 4/5 kg abgenommen seit Beginn der SS (mein Körper hortet dann übrigens alles was er jetzt verbrennt in der Stillzeit). Mein erster Sohn kam einen Tag vor ET zart aber topfit nach einer wunderschönen Geburt auf die Welt. Bitte seid sicher, ich nehme nichts auf die leichte Schulter, es geht hier nicht um optische Aspekte und ich strenge mich wirklich extrem an.

Ich weiß nicht genau, was ich hiervon erwarte. Vielleicht kann mich die ein oder andere Mama verstehen, vielleicht hat es eine Mama auch besser geschafft, stärker zu sein als die Essstörung oder irgendeinen Tipp.

Meinem Mini geht es bis jetzt super, mir auch (ich bin bisschen erschöpft aber hab auch den großen mit 14 Monaten daheim) dennoch mache ich mir Sorgen um den Zwerg,

Gerne kann mir auch jemand privat schreiben.

Passt alle auf euch auf!

🌼E. Mit Großem (14 Monate) und Mini (26.SSW)

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Hey, tut mir leid, ich kann nicht wirklich helfen, aber wollte nur sagen dass ich es sehr stark von dir finde hier um Rat zu fragen ☺️ Sprichst du auch mit deiner Frauenärztin und ggf. einem Therapeuten darüber? Ich denke das wäre wichtig.

Ich bin meilenweit entfernt von deiner Situation, aber vielleicht fühlst du dich trotzdem etwas besser wenn ich meine Geschichte erzähle. Ich selbst war fast mein ganzes Leben eher etwas moppelig und habe dann vor drei Jahren sehr viel abgenommen, war dann sehr schlank und stolz drauf, mich in meinem Körper endlich wohl zu fühlen. Die Zunahme in der Schwangerschaft war für mich schwer zu akzeptieren. Ich hab mich anfangs sogar insgeheim gefreut dass mir ständig übel war und ich nicht zugenommen habe. Als es mir besser ging, hab ich dann für ein paar Wochen recht schnell zugenommen und dafür sogar noch einen Kommentar meiner FÄ bekommen, das hat mich echt verunsichert. Inzwischen bin ich in der 36. Woche und habe gesunde 13kg zugenommen. Trotzdem denke ich jeden Tag übers Essen nach und passe unfreiwillig auf nicht zu viel zu essen.

Alles Gute für dich 🍀

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Danke für deine Antwort und deine Geschichte. Es ist super schwer, Gedanken um das Thema essen wegzubekommen, wenn sie ein Mal Einzug gehalten haben.
Auch noch ein blöder Kommentar.. Über Ärzte muss man sich echt wundern!
Eigentlich objektiv ja eine "perfekte" Zunahme.
Ich bin immer super offen damit, weil ich erstens wissen will, wenn es wirklich ernst ist und weil es das Mindeste ist, was ich tun kann, die Krankheit nicht zu leugnen.
Meine gyn nimmt es tatsächlich null ernst. Sie wollte mir sogar anbieten den Zuckertest nicht zu machen, damit ich das Zuckerwasser nicht trinken muss.. Hä??? Mein Mann sorgt sich, Ärzte und hebammen nehmen es nicht ernst oder können nicht damit umgehen und sagen lediglich, dass sich das Kind von mir dann eben nimmt, was es braucht...

Dir eine gute Zeit und eine tolle Geburt 🌼🌼🌼

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Ich hatte als Teenager eine Anorexie in Kopplung mit Bulimie, allerdings war es bei mir keine Begleiterscheinung und dementsprechend nicht noch zusätzlich an etwas tieferes gekoppelt, sodass die Therapie nicht so komplex angesetzt werden musste.
Ich befand mich lediglich 3 Monate in stationärer Behandlung und wurde dann weitere 3 Jahre ambulant behandelt. Die Behandlung war mit 16 Jahren beendet und dann sollte ich nur noch einmal im Jahr zum Gespräch kommen.
Meine erste Schwangerschaft hatte ich mit 16, die aber in der 6./7. Ssw keinen Herzschlag mehr zeigte und in der ca. 8./9. Ssw ausgeschabt wurde. Danach ging ich aber wieder ein Jahr monatlich zur Therapie, da es schwer war für mich nicht wieder rückfällig zu werden. Ich fing wieder an meine Mahlzeiten zu verringern oder gar zu vergessen.
In meinen darauffolgenden Schwangerschaften wurde ich also therapeutisch begleitet.
Mittlerweile bezeichne ich mich selbst aber als "geheilt" auch wenn meine letzte Therapeutin meinte, dass man das bei Essstörungen nie sagen kann, genauso wie bei einem Alkoholiker.
Ich kann dir also nur raten dich an deine Therapeutin zu wenden.

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Ich bin durchaus in therapeutischer Begleitung und war das auch schon in der ersten SS. Wie du aber ja schon geschrieben hast, gestaltet sich das alles etwas komplexer in meinem Fall.
Meiner Meinung nach ist man auch geheilt quasi ein trockener Alkoholiker. Aber umso toller, wenn es dir so gut geht!

Ich wollte hier vor allem Frauen finden, denen es vielleicht ähnlich geht. Danke für deine ausführliche Antwort. 🌼

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Ich hoffe sehr, dass du diese Schwangerschaft gut durchstehst. Die Sorgen, die du hast, sind aber absolut real und auch begründet. Ich finde es so traurig, dass du nicht ernst genommen wirst.
Ich drücke dich aus der Ferne und wünsche dir, dass es dir eventuell irgendwann noch etwas leichter fällt. Es ist schwer, aber du tust alles für dein Baby und dass es euch so gut wie möglich geht. Mach dir also bitte keine Vorwürfe.

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Ich kann nicht von eigenen Erfahrungen berichten. Ich hatte aber Freundinnen mit dieser Problematik und sie waren nicht einfach dünn, bei jeder haben früher oder später ernsthafte und teils wirklich massive gesundheitliche Probleme eingesetzt und bei jeder war die dahinter stehende Problematik komplex. Ich finde es sehr richtig von Dir nichts auf die leichte Schulter zu nehmen und da sehr sensibel und aufmerksam mit Dir zu sein. Und es geht sicherlich richtig vielen Frauen so wie Dir. Aber ich denke Gyn. und Hebamme sind leider keine Expertinnen auf diesem Gebiet. Das sie Dich und Deine Essstörung nicht Ernst nehmen ist aber nicht okay. Nichtsdestotrotz hol Dir doch bitte professionelle Hilfe in dieser sensiblen Phase dafür. Auch wenn Du schon jahrelang Therapie gemacht hast, hat jeder Therapeut Verständnis, dass man in solch besonderen Lebensphasen noch einmal Begleitung / Unterstützung braucht. Und Du tust dies für Deine beiden wunderwollen Kinder, denen Du ja auch noch lange ein gutes und gesundes Essverhalten vorleben möchtest.
Alles Gute für Dich!

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Danke für deine liebe Antwort.
Ich bin ja in Behandlung und sogar spezifisch auf Probleme in der SS bezogen.
Durch Corona und einen baldigen Umzug wird das etwas schwierig, aber ich bleib natürlich dran.


Alles Liebe 🌼

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Schön, dass du hier den Raum dafür findest. Ich habe gelesen, dass du stillst. Ist das richtig? Durch das Stillen habe ich leider enorm abgenommen. Meine Ärzte sagen, es sieht nicht gesund aus. Einfach sehr an der Grenze. Obwohl ich wirklich viel esse und dünn zu sein absolut nicht meinem Ideal entspricht. Was ich damit sagen möchte, obwohl ich absolut pro stillen bin, solltest du auch dieses Thema ernst nehmen. Vor allem in der Stillzeit nimmt sich dein Kind alles. Ich merke es nach 18 Monaten an den Gelenken, den Haaren und Nägeln, den Muskeln (da ist nichts mehr), der Energie, einfach alles.. man geht echt kaputt daran, wenn es mit der Nahrung nicht ausgeglichen wird. Nimmst du deine Vitamine regelmässig?

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Danke für deine Antwort.
Mensch es tut mir leid, dass du da jetzt so zu kämpfen hast.
Ich hab den Großen 9 Monate gestillt. Inzwischen nicht mehr. Als ich in der ersten SS abgenommen habe wurde mir auch prophezeit, wie schlimm es erst in der Stillzeit würde. Tatsächlich war es da aber das Gegenteil. An meinem essverhalten habe ich nichts geändert (eher noch weniger gegessen, als ich zugenommen habe), mein Körper hat nämlich irgendwie alles festgehalten und ich hab null abgenommen. Für die zweite ss gut, weil ich sonst whs gar keinen Zyklus gehabt hätte, aber stillen und kaum essen und dennoch zunehmen war eine ganz schöne Herausforderung. Dennoch werde ich, wenn der Zwerg will, wieder stillen...

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Das ist sehr speziell. Das Stillen verbrennt an die 500 Kalorien. Und das merke ich definitiv. Gut, ich hoffe, dass du dieses mal nicht so zu kämpfen hast. Pass einfach auf dich auf. Ja, die Kleinen sind wichtig, aber du bist es auch.

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Hi,

ich hab vor knapp sechs Wochen entbunden und habe auch seit Jahren mit atypischer anorexie zu kämpfen.

Kann dich absolut verstehen, es ist ein täglicher Kampf.

Mir hat wöchentliche Therapie sehr geholfen. War letztes Jahr 8 Wochen stationär und danach ging es bei mir nochmal bergab. Im Januar sollte ich eigtl nochmal in eine Klinik, wurde dann aber schwanger.

Hab es aber irgendwie geschafft. Mir hat der Gedanke an den kleinen Wurm geholfen. Meine Gynäkologin war mit eingebunden, das hat auch geholfen. Viel reden, habe versucht meinem Mann immer all meine Sorgen mitzuteilen.

Und das es dich triggert kann ich absolut nachvollziehen. So ging es mir auch. Alleine das wiegen beim Gynäkologen erinnerte mich jedes Mal an den Klinikaufenthalt und die Kontrollen danach zu Hause.

Falls du möchtest, kannst du dich gerne nochmal melden.

Viele Grüße Chelly

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Tausend Dank für deine offene Antwort.
Du kannst sehr stolz auf dich sein, dass du es so gut hinbekommst für dein Kind!

War die ss geplant? Inwiefern denn eine atypische Anorexie? Du kannst mir gern auch privat schreiben.

Therapie gestaltet sich leider wirklich schwierig, ich habe nach der ersten SS sogar überlegt, mit dem Kleinen stationär zu gehen für eine Traumatherapie.

Die Kinder geben mir so viel, für sie ist es jeder Kampf wert, aber da liegt noch einiges vor mir, glaube ich..

Toll, dass deine gyn Verständnis hatte! Ich bin immer wieder überrascht wie viele Ärzte (auch junge Ärzte) nicht mit solcher Thematik umgehen können...

Alles Liebe 🌼

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Hallo,

Ich habe selbst nichts mit einer Essstörung zu tun, aber meine Mutter entwickelte eine Magersucht und eine Bulimie als ich 4 Jahre alt war. Sie landete auf Intensivstation und war kurz davor zu sterben. Es war wirklich sehr schlimm bei ihr! Die Bulimie hielt auch nach ihrem „beinahe Tod“ an. Bis ich ungefähr 12 war, auch wenn sie nicht viel gegessen hat.
Erstmal muss ich dir sagen, dass ich ihr deswegen nicht böse bin und auch nicht schwer Traumatisiert bin. Meine Mutter ist mein Ein und Alles! Vielleicht muntert dich das ja zumindest auf die psychische Sicht deiner Kinder auf 😊

Und auch wenn das vielleicht ein naiver Kommentar ist, ich habe 18 Kg zugenommen und nach 4 Wochen sind die wieder so gut wie weg und ich nehme eigentlich sehr schwer ab, bin eher moppelig. Der Babystress und das Stillen zaubern die Kilos gerade so weg. Vielleicht kannst du dir ja zugestehen jetzt 5-6 kg zuzunehmen (vielleicht fühlst du dich damit ja sogar wohl 😊) und wenn es ganz schlimm für dich ist, als Kompromiss wieder nach der Schwangerschaft auf dein Gewicht zu achten. Also quasi jetzt ein paar Wochen noch an dein Baby denken und danach ist es wieder DEIN alleiniger Körper, jetzt teilst du ihn ja gerade 😊

Ganz Liebe Grüße und viel Kraft und Mut 💕

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Wow. Danke für deine Worte.
Es tut mir dennoch leid, was du und deine Mutter durchgemacht haben.
Spurlos geht es ja sicher dennoch nicht an einem Kind vorüber und es ist bestimmt auch individuell sehr verschieden.

Ich weiß leider auch selber und aus nahen bekannten, wie bedrohlich eine Essstörung sein kann.

Tatsächlich ist das mit dem stillen bzw der Zeit danach in meinem Fall kein Argument. Ich glaube, so wie mein Körper jetzt alles ins baby pulvert, behält er nach der Geburt erst recht alles für sich.. So war es zumindest nach der ersten Geburt.

Danke für deine liebe Nachricht und alles liebe 💚

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Du schaffst das! Ich drücke dir die Daumen und werde für euch beten 😊

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