Kind im Studium, Vorteile ?

Guten Morgen :) ich habe durch einen anderen Thread mehrfach gelesen, dass sich viele bewusst für ein Kind im Studium entschieden haben. Mich würden die Beweggründe hierfür interessieren. Ist es nicht mit Kind schwieriger, den Berufseinstieg zu finden ? Was sind denn vorteile für ein Kind im Studium ?

Lg, bullilove

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Guten Morgen, liebe Bullilove,

vielleicht kann ich es umdrehen und sagen, was ich schwierig fand? Wir haben nämlich tatsächlich erst bis nach dem Studium gewartet. Im Nachhinein hätte ich es andersherum besser gefunden. Im Studium ist niemand auf dich angewiesen: Es gibt keine Aufgaben, für die eine Vertretung eingeplant sein muss. Wenn du doch kürzer oder länger in Elternzeit bleiben möchtest, hat auch das keine Auswirkungen auf deine Vorgesetzte/ Vertretung. Im Studium bis du recht flexibel, was die Seminarwahl (Uhrzeit, Blöcke an Wochenenden etc. betrifft) und musst nicht 9-17 funktionieren. Schließlich kann man sich mit dem Kind gleich einen Job suchen, der passt, und beide Parteien wissen, "worauf sie sich einlassen ". Wenn das erst später kommt, stellt sich oft die Frage: Gehen noch dieselben Uhrzeiten, derselbe Umfang. Dass man flexibel reduzieren oder Gleitzeit haben kann, ist leider nicht immer gegeben. Und last but not least, man ist mit Mitte-Ende 30 aus dem gröbsten raus :D Das letzte ist natürlich ein Scherz.

Ich bin jetzt 36 und denke, dass ich jetzt eine 15-16 jährige Tochter / Sohn haben könnte. Auf der anderen Seite habe ich wahnsinnig viel erlebt, bin gereist, habe Jobs in unterschiedlichen Ecken der Welt verfolgt und habe eine Stellung im Beruf, die ich mit Kind, zumindest ohne Unterstützung so nur schwer erreicht hätte. Umsomehr freue ich mich jetzt auf mein erstes Kind, ohne das Gefühl zu haben, noch irgendwas im Leben "zu verpassen". Außer, natürlich, das Kind ;)

Was sind denn so deine Gedanken?

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Hallo!

Ich wollte immer früh Kinder haben und hate auch recht schnell einen Partner, der in meinen Augen als Elternteil und als Lebensgefährte nicht besser passen konnte. :)
Ich studiere auf Lehramt und da habe ich öfter gehört, dass die Verbeamtung bei kinderlosen lange hinausgezögert wurde. Im meinem Studium habe ich sehr viele Mütter und Väter mit Kind im Hörsaal und in Seminarräumen gesehen. Mit machen habe ich mich unterhalten. Selbst meine damalige Frauenärztin hat damals im Studium zwei Kinder bekommen und sie sagte, sie würde es immer wieder so machen.

Nur ein Mal meinte eine junge Studierende, dass sie gerne ihr Kind erst nach dem Studium bekommen hätte, aber sie war alleinerziehend und ungeplant schwanger geworden.


Nun sind wir auch in freudiger Erwartung. Ich habe neulich meine Bachelorarbeit abgegeben und studiere im zweiten Mastersemester. Die prüfungsleistungen für dieses Semester werde ich hoffentlich zeitig vor der Entbindung abgeben können und entsprechend auch bei meinem neben Job in den vorzeitigen Mutterschutz gehen. Wahrscheinlich werde ich nicht wieder einsteigen, da sich der Aufwand einfach nicht mit dem Geld rechtfertigen lässt. Wir haben Freunde und Familie, die uns mit Freuden sowohl finanziell als auch mit ihrer Hilfe unterstützen wollen, es gibt viele Hilfsorganisationen.

Ich kann beliebig lange Urlaubssemester nehmen und muss mir um Fehlstunden oder Ausfall wegen Krankheit keine Sorgen machen. Es sind durchschnittlich 8h die Woche, die ich präsent sein muss. Für die meisten Seminare brauche ich nur eine Studienleistung, die mit einer Präsentation oder einem Essay abgefrühstückt ist und notfalls kann ich das ganze Seminar dann bestanden liegen lassen.

Auf Studierende mit Kind wird viel Rücksicht genommen, das erleichtert die organisation natürlich zusätzlich. Mal schauen, wie es dann in der Praxis sein wird, aber ich bin sehr zuversichtlich ☺️


Liebe Grüße

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Ich habe meine erste Tochter mit 22 Jahren im Studium bekommen 😊 ich sehe tatsächlich nur Vorteile 😁 Einerseits fand/finde ich es wirklich toll, eine junge Mama zu sein. Andererseits hatten wir nicht so hohe Ansprüche und finanzielle Ausfälle. Ich hatte durch das Mindestelterngeld sogar jeden Monat 300€ mehr auf dem Konto plus das Kindergeld. Mein Mann hat natürlich trotzdem normal verdient, sodass wir uns finanziell überhaupt nicht einschränken mussten. Wir hatten auch noch keine Kredite und nur eine kleine günstige Wohnung, sodass sogar mein Mann 8 Monate mit zu Hause bleiben konnte und ich nebenbei mein Studium weiter gemacht habe. Es war einfach eine ganz tolle Zeit, die wir uns nun beim zweiten Kind gar nicht mehr leisten können, da dann nun mal ein Gehalt komplett fehlen würde. Wir haben jetzt beim zweiten Kind einen ganz anderen Standard mit zwei Autos, Haus und Co, dass man da finanziell ganz anders rechnen muss als noch im Studium.

Meine Uni ist auch sehr kinderfreundlich gewesen. Ich konnte Prüfungen verschieben, meinen Stundenplan selbst legen und es gab keine Anwesenheitspflicht. Wenn unsere Nacht also nicht so gut war, bin ich halt einfach nicht hingegangen und habe mir die Skripte nur online durchgelesen. Mein Stundenplan war meistens so, dass ich 3 Tage in der Uni war und 4 Tage zu Hause. Welche Arbeit kann einem sowas bieten? Auch die Kinderbetreuung war kostenlos. Ein Semester war meine Tochter wie bei zwei Tagesmüttern im Unigebäude und wurde da für die Zeit von Vorlesungen und Seminaren betreut und ich habe sie danach wieder abgeholt 😊

Das Argument man würde viel verpassen im Leben oder konnte sich nicht ausleben, zählt für mich nicht. Mein Mann und ich sind vorher schon viel gereist und haben jedes Wochenende gefeiert. Da hatten wir uns genug ausgelebt und ich vermisse es auch gar nicht. Wäre Corona nicht wäre, würden wir einfach weiter mit den Kindern verreisen 😊
Wenn ich 40 bin, dann ist meine Tochter volljährig und mein Mann und ich immer noch jung genug, um uns die Welt anzusehen, nur das man dann mehr Geld für Reisen hat als noch in jungen Jahren 😋 Zwischendurch könnten auch die Großeltern aufpassen, falls man mal wieder Feiern gehen möchte. Sie sind ja glücklicherweise noch jung und fit 😉

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Danke für deine Antwort :) wie schwer/ leicht ist dir dann der Berufseinstieg mit Kind gefallen ? Das ist halt ein Punkt, der mir etwas Angst macht

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Die Frage kann ich nicht so richtig beantworten, ich bin 6 Wochen nach Berufseinstieg mit dem zweiten Kind schwanger geworden und seitdem im BV 🙊 Wir haben aber viel familiären Rückhalt, sodass der Berufseinstieg gut machbar ist/wäre 😊

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Der Vorteil ist, man ist jung und flexibel.
Wir wollten einfach schon Kinder haben, also haben wir uns durchgerechnet, ob es finanziell und mit unseren Studiengängen passt und sind es einfach angegangen. Direkte Erfahrungen habe ich noch nicht, weil unser Kind erst geboren wird, aber wir haben vorher viele Kommilitonen gefragt und auch mit dem Dekan der Fakultät gesprochen. Selbst der meinte, das Studium ist der beste Zeitpunkt für ein Kind.
Wir müssten keine Elternzeit nehmen und können unsere Veranstaltungen trotzdem so legen, dass wir beide mit dem Studium voran kommen, aber das Kind nicht von anderen Menschen als uns betreut werden muss. Das ist schon ein enormer Vorteil.

Vor dem Berufseinstieg habe ich keine Angst.
Zum einen gibt es in meinem Beruf derzeit eine riesen Welle an Pensionierungen, aber nur wenige, die einen Studienabschluss machen. Ich habe also eher eine ziemlich freie Jobwahl. Auch Kinder sind nicht abschreckend (wenn überhaupt eher positiv gesehen).
Zum anderen kriege ich von Frauen in der zweiten 20er-Hälfte mit, dass viele von ihnen (vor allem, wenn sie verheiratet sind), bei Bewerbungsgesprächen durch die Blume gesagt bekommen, dass sie nicht genommen werden, weil das Risiko zu groß ist, dass sie bald schwanger werden und in Elternzeit gehen. Wenn die Kinder schon da sind, muss auch keine Elternzeit mehr genommen werden, von daher kann ich mir gut vorstellen, dass Arbeitgeber lieber jemanden nehmen, der schon Kinder hat als jemanden, der sie erst noch bekommt.

Und auch ansonsten:
Okay, wenn du im Studium dein Kind bekommst, ist der Beruf neu, aber du weißt schon, wie man ein Kind mit einem "Job" vereinbaren kannst.
Wenn du das Kind später bekommst, dann hast du zwar schon die Erfahrung, wie die Arbeitswelt funktioniert, aber du musst neu lernen, wie sich da ein Kind einfügt.
Ich schätze, das gleicht sich aus.