Abhängigkeitsgefühl

Hallo Ihr Lieben,

ich bin seit Januar 2014 alleine mit meiner Maus. Ihr Vater hat mich betrogen und uns
verlassen. Sie ist jetzt 5 und ein liebes, süsses Mäuschen.

Nach der Trennung bin ich wieder in meine Heimat gezogen, habe einen
Vollzeitbürojob bekommen, Mausi ist im KiGa bei uns im Dorf.

Meine Eltern unterstützen mich, wenn es eng wird - sie wohnen mir gegenüber, mein Bruder neben mir.

Soweit alles wie im Traum! Ich weiss, dass viele viele Mamas diesen Luxus
nicht haben! Und ich ducke mich jetzt, damit ich keinen fliegenden Stein
abbekomme #schwitz.

ABER: Ich fühle mich so, wie ein kleines 12jähriges Mädchen, was von Papa und Mama
abhängig ist! Fühle mich nicht als erwachsene Frau. Fühle mich nicht mit meiner
Kleinen als richtige Familie!

Mein Bruder ist ganz schlimm. Er bevormundet mich, mischt sich ein - helfen tut
er mir aber nicht. Habe schon ruhig versucht mit ihm darüber zu sprechen - er ist stur, hat natürlich keine Fehler und keine Einsicht!

Meine Eltern mischen sich nicht ein, aber dadurch dass wir uns fast täglich sehen,
empfinde ich es als totale Abhängigkeit.
Sie bringen morgens die Kleine in den KiGa, weil ich dann schon längst im Büro bin.
Ich muss über eine Stunde zur Arbeit fahren.
Vollzeit mit der langen Fahrt, Kind und Haushalt - das zehrt an den Nerven!!

Ich gebe die Kleine trotzdem nur im äussersten Notfall zu meinen Eltern, sonst kümmere ich mich um alles alleine.

Alles nicht so einfach. Ich möchte gerne wissen, wem es noch so geht.
Wie kann ich das Gefühl dieser Abhängigkeit loswerden?
Ideen? Literatur dazu?

Viele Grüsse!

1

Warum machst du dich abhängig?
Du hast dieses Gefühl, weil du dich selbst abhängig gemacht hast. Wie alt sind deine Eltern? Du bist lt. VK 36, also schätze ich mal, sie gehen auch schon streng auf das Rentenalter zu bzw. sind schon Rentner. Hast du es mal aus der Sicht betrachtet, dass die unfreiwillige Babysitterei deinen Eltern vielleicht auch Zuviel wird? Dein Bruder sieht das vielleicht und will dir das auf "komische" Weise zeigen. Deine Eltern lieben dich und wollen nichts sagen. Das muss nicht so sein...ist nur ein Gedanke.
Meine Eltern lieben ihre Enkel. Sie lieben es, wenn sie zu Besuch sind...aber noch mehr lieben sie es, wenn sie wieder gehen und sie ihre Ruhe haben. Du bindest deine Eltern TÄGLICH (!) mit ein und redest von einem "äußersten Notfall". Sorry, aber das ist bei mir täglich und regelmäßig. Du redest dir das arg schön. Deine Eltern helfen dir täglich und keineswegs nur im Notfall.
Schonmal dran gedacht, was passiert, wenn deinen Eltern was passiert? Hast du einen Plan B?

Es gibt unzählige Varianten aus dieser Abhängigkeit. Du musst sie nur endlich mal in Angriff nehmen. Deine Eltern helfen dir bestimmt auch gern weiter im Notfall, aber dieses tägliche, regelmäßige ist doch recht nervig und passt vielleicht nicht unbedingt. Aber das musst du mit ihnen klären. Rede doch auch mal mit deinen Bruder - vielleicht hat er da auch eine Idee. Ganz grundlos ist er ja nicht zu dir deswegen gekommen. Deine Eltern lieben dich und ihr Enkelkind, aber sie sind kein kostenloser Dauerbabysitter.

Was machst du eigentlich, wenn dein Kind in die Schule kommt?

2

Ich finde Du erlaubst Dir da ganz schön viel Eigeninterpretation. Du weißt doch gar nichts über die Eltern, ihr Alter und das Verhältnis zur TE? Wie sie zu der Situation stehen kannst Du doch gar nicht wissen!
Ich kann die TE verstehen - ich mache auch alles so gut es geht allein, aber Tatsache ist, dass es ganz allein einfach nicht geht. Die wenigsten schaffen das, den wenigsten steht ja überhaupt die Infrastruktur zur Verfügung, es allein zu schaffen - Kinderbetreuung etc. Und wenn man immer wieder um Unterstützung bitten muss, kann ich verstehen, dass man das Gefühl von Abhängigkeit empfindet. Das wäre vielleicht auch nichts anderes, wenn eine gute Freundin den support leisten würde.

Ich finde es sehr anmaßend von Dir, die These aufzustellen, dass es an mangelndem Willen der TE liegt, es allein zu schaffen. Sie schreibt doch, dass sie es versucht, ihr Bestes gibt. Wir sind doch alle keine Maschinen, haben alle nur zwei Arme, Tage mit 24 Stunden und können nur an einem Ort gleichzeitig sein. Früher hat ein ganzes Dorf ein Kind erzogen, und heute soll es eine Mutter allein richten. Das kann einfach ganz allein nicht funktionieren. Und tut mir leid, auch Dir kaufe ich nicht ab, dass Du das ganz allein machst.

3

Meine Eltern wohnen 400km entfernt, die Eltern meines Ex wohnen 7000 km entfernt. Meine Kinder haben in der "Nähe" überhaupt keine Verwandten. Wir wohnen hier aus einem einzigen Grund: Es gibt hier eine gute Schule.
Nein, ganz sicher schaffe auch ich es nicht völlig allein. Aber das ist ja auch nicht notwendig. Ich hatte ein gut funktionierendes System von Kindergarten, AuPair (als die Kinder noch im Kindergarten waren), 4 Babysittern (jetzt,wo die Kids in der Schule sind).
Ich verlasse mich nie auf irgendwelche Verwandte. Sie sind nämlich weder regelmäßig, noch im Notfall da.
Niemand hat behauptet, sie soll alles allein schaffen. Ich habe gesagt, sie soll sich nicht immer nur auf ihre Eltern verlassen. Das ist ein riesiger Unterschied. Das ist die Sache mit dem Dorf, weißt du? Das Dorf besteht nicht nur aus Kind, Mama, Oma und Opa. Es ist doch an der TE die Anzahl der "Dorfmitglieder" zu erweitern.
Ich kann die Momente schon nicht mehr zählen, wo mal "irgendetwas" passiert ist. Das ist nicht die Ausnahme, das ist die Regel. Die Kinder müssen doch für den Notfall jemanden kennen, den Sie vertrauen und auf den sie hören. Jemand, der die Wohnung kennt, der die Besonderheiten der Kinder kennt,... kurzum jemand, der schon öfter auf die Kinder aufgepasst hat und zu dem ein Vertrauensverhältnis besteht.

Ich hatte mir mal den Fuß gebrochen, die Heilungschancen waren schlecht, mehrfache Operationen waren notwendig. Ich hatte "Glück", nach 2 Jahren war der Bruch geheilt. Ich durfte in der Zeit keinen Kindern nachjagen - schonmal keinen aktiven, mobilen Kindergartenkindern. Ohne mein AuPair wäre ich völlig aufgeschmissen gewesen. Aber natürlich gab es auch andere Leute, die zeitgleich halfen. Genau das meinte ich. Wer nicht da war, war die Familie. Meine Eltern waren zu der Zeit auf einer Kreuzfahrt. Der Papa der Kids war frisch verliebt in die Next und reiste mitnahm durch halb Europa.
Heute habe ich 4 Babysitter. Normal,würde natürlich eines reichen, aber es geht ja auch um den Notfall und den Einsatz dann. Meine Babysitter sind Studenten und Rentner. Ganz offiziell auch angemeldet über die Minijobzentrale. Und ja, sie können eben teilweise auch mal im Notfall nachts herkommen und hier bleiben.

weitere Kommentare laden
4

Hallo,

Du bist nicht abhängig, sondern hast und nutzt Dein soziales Netz. Deine Eltern, die Dir helfen, ohne sich einzumischen, sind Gold wert und ermöglichen Deiner Tochter, mit einer Familie und nicht ausschließlich (auf keinen Fall negativ/abwertend gemeint!) mit Dir aufzuwachsen. Hast Du ein Problem mit Deinem Selbstwertgefühl? Das ist schade und völlig unnötig: Du bist alleine verantwortlich für Dein Kind und sorgst finanziell für Euch; das ist eine riesige Leistung! Und die Hilfe, die Du brauchst, wird weniger, je älter Deine Tochter wird.
Dein Bruder muss eingenordet und in seine Schranken gewiesen werden. Hat er eine Partnerin, mit der Du reden kannst? Gibt es sonst jemanden, der vermitteln kann? Im Notfall kannst Du mit Deinen Eltern reden; evtl. darüber nachdenken, ihm den Kontakt zu Deiner Tochter verbieten.
Hey, Du machst das gut, Deine Eltern sind unbezahlbar für Dich und Deine Kleine, und es kann nicht falsch sein, die Hilfe zu nutzen, die man in schwierigen Situationen kriegen kann. Frauen wie Du, die ihr Leben plötzlich ohne eigene Schuld neu ordnen müssen, haben Hilfe verdient. Und bei allem, was Du leistest, schaffst Du es auch, mit Deinem Bruder fertig zu werden.
Eins noch: Nimm Deiner Tochter nicht die Betreuung durch liebevolle Großeltern, nur um zu beweisen, dass Du ein "großes Mädchen" bist. Deine Eltern würden Deine Tochter nicht in dem Umfang betreuen, wenn sie es nicht gerne täten!

LG, basta.pasta

5

Ach ja, vielleicht kannst Du Deinen Bruder auflaufen lassen: "Du meinst, so soll ich es machen? Das ist eine tolle Idee!" "Gut, dass Du mir das sagst, keiner weiß es schließlich besser als Du!" "Ich bin Dir soooo dankbar dafür, dass Du immer einen Rat hast!"... Umdrehen und machen was Du meinst.

Oder bitte ihn freundlich, seine Ideen aufzuschreiben, damit Du im Bedarfsfall nachlesen kannst.

Es ist Dein Bruder, der Dich Dich als Kind fühlen lässt, nicht Deine Eltern!

LG, basta.pasta

7

Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich Dein Gefühl kenne und verstehen kann. Ich glaube, Du musst Dich einfach von dem Anspruch verabschieden, alles allein schaffen zu wollen. Eine normale Familie hat und braucht auch mehrere Erwachsene, auf die die Verantwortung aufgeteilt ist, das ist ganz normal. Und ohne Dich zu kennen bin ich mir sicher, dass es zumindest nicht nur in Deiner Hand lag, dass Du jetzt alleinerziehend bist. Dazu gehören ja immer zwei. Also musst Du auch jetzt nicht allein die Verantwortung dafür tragen.

Wie ich unten geschrieben habe kann diese Mammut-Aufgabe zwischen Kindern, Arbeit und Haushalt meiner Meinung nach niemand allein schaffen. Gib es auf und entspann Dich.

Du solltest lernen, Hilfe anzunehmen. Ich habe das in den letzten zwei Jahren geschafft. Keine Ahnung, wie.

Was für mich toll war war unsere Mutter-Kind-Kur letztes Jahr. Mal für drei Wochen Abstand gewinnen hat gut getan. Und ich hatte dort viel Gelegenheit, mit Leuten - Psychologen - zu reden und habe viel Zuspruch bekommen. Das hilft mir noch heute.

10

Ich kann dir auf jeden Fall sagen, dass du damit nicht allein bist #liebdrueck
Mir geht es genauso! Ich bin bei der Kinderbetreuung im Alltag auch ganz extrem auf die Hilfe meiner Eltern und Geschwister angewiesen, was mir ständig das Gefühl gibt, nicht richtig erwachsen, bzw. keine "richtige" Familie zu sein.

Ich fühle mich auch permanent zur Dankbarkeit verpflichtet und es ist ein blödes Gefühl, zu wissen, dass man alleine nicht zurecht kommen würde.
Ich tröste mich manchmal damit, dass es nur die Situation ist, die mir dieses Gefühl gibt. Ich weiß, hätte ich einen Mann, der irgendwie etwas zu unserem Leben beitragen würde (z.B. arbeiten gehen würde, so dass ich etwas reduzieren könnte, oder eben auch einen Teil der Betreuung übernehmen), wäre es anders. Es liegt also nicht an mir persönlich, sondern an der Situation und so ist es ja bei dir auch. Trotzdem stört es mich auch sehr, dass es so ist, ich kann gut nachempfinden, wie es dir geht#liebdrueck

11

Hallo zusammen,

vielen lieben Dank für eure aufmunternden Worte!
Ich habe für mich herausgezogen, dass ich meinen Bruder mehr aussen vor lasse und
die negativen Gedanken der Abhängigkeit versuche ich abzustellen.
Es sind tatsächlich nur Gedanken.
Was kann ich dafür, dass mein Ex mich betrügt und mich nach über 7 Jahren Ehe mit
der Kleinen alleine lässt.
Nur nebenbei, er hat es schon bereut. Wurde selbst betrogen und wollte wieder
zurück zu mir... unglaublich!

Kati543 -

meine Eltern lassen mich immer und immer wieder wissen, dass
sie sich sehr gerne morgens um die Kleine kümmern.
ICH lege abends zusammen mit Mausi Klamotten raus, mache morgens
das Frühstück und hole sie abends wieder.
Meine Maus zieht sich alleine an.
Die Oma (60 Jahre) weckt sie, putzt mit ihr Zähne und Opa (62 Jahre) fährt sie in den
2 Minuten entfernten KiGa.
Meine Eltern sind immer ehrlich zu mir. Sie würden mir sagen, wenn etwas zu viel wäre.
Plan B?? Tja, wie du! Fremde Leute. Was bleibt einem anderes übrig!?

Und ja - ihr habt recht. Ich kann stolz darauf sein, dass ich für meine Maus und mich sorge, den weiten Weg zur Arbeit in Kauf nehme, völlig gestresst abends Heim komme und trotzdem für mein Kind da bin!!

Es ist nicht so, dass ich zu blöd oder zu hilflos bin - es ist tatsächlich die besondere Situation! Die sich vielleicht irgendwann mal ändert.
Und die Maus wird auch grösser...

Und bis dahin: Lieben, was ist!!!

Lieben Dank nochmal #liebdrueck