Vater erzählt Lügen

Ich bin seit vier Jahren vom Vater meiner Kinder (9 und 6) getrennt. Die Kinder leben bei mir, und bis auf einen Nachmittag in der Woche nimmt er die Kinder auch nicht. Früher hat er auch manchmal abends auf sie aufgepasst, damit ich mal rauskann, seit es vor einiger Zeit einen Streit gab tut er das nicht mehr und redet nun gar nicht mehr mit mir. Er betritt die Wohnung nicht, wenn er die Kinder abholt, gibt sie an der Haustür ab und grüßt mich nicht, wenn wir sonst aufeinandertreffen. Ich finde sein Verhalten dem Anlass des Streits absolut nicht angemessen. Ja, er hat sich geärgert, soweit nachvollziehbar. Aber ich habe mich auch schon oft über ihn geärgert und bemühe mich trotzdem zum Wohl der Kinder um ein Minimum an Kommunikation und einen zivilisierten Umgang.

Jetzt habe ich in den letzten Wochen zum zweiten Mal gehört, dass er meinen Kindern Unwahrheiten erzählt. So zum Beispiel, dass ich nicht möchte, dass er die Kinder öfter sieht. Das stimmt so nicht - er fragt einfach nie danach, und wenn ich umgekehrt mal frage, ob er die Kinder einen weiteren Nachmittag nehmen kann oder wenn es bei mir in den Ferien mit der Arbeit schwierig ist (er ist arbeitslos!), dann gibt es oft unschöne Diskussionen, sodass ich inzwischen kaum noch frage.

Nun hat er ihnen auch noch erzählt, dass ich nicht mehr möchte, dass er abends auf die Kinder aufpasst. Auch das ist einfach gelogen, er hat klar gesagt ich solle mir dafür jemand anderen suchen. Das ist nicht immer einfach, und ein Babysitter kostet viel Geld, das ist also sicher nicht in meinem Interesse!

Ich mache mir deswegen solche Sorgen, weil ich nicht möchte, dass die Kinder in einen Loyalitätskonflikt geraten. Er kümmert sich ja auch nicht wirklich um sie, also ist es für sie doch doppelt schwierig, wenn die einzige Person, die sich kümmert und auf die sie sich verlassen müssen, so in Frage gestellt wird. Ich spreche natürlich mit meinen Kindern darüber und versuche das richtig zu stellen. Aber ich denke, ein ungutes Gefühl bleibt wahrscheinlich, und gerade dadurch, dass ich eine andere Version vertrete, wird der Konflikt vielleicht noch verstärkt. Ich möchte das nicht für meine Kinder! Sie sollen sich doch wenigstens auf mich verlassen können!

Ich habe nun schon mehrmals versucht ihn zu kontaktieren um das zu klären. Er geht aber nicht ans Telefon, wenn er meine Nummer sieht und meldet ich auf Nachrichten nicht zurück. Ich weiß einfach nicht, wie ich hier weitermachen soll. Was würdet ihr tun?

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Jenachdem wie alt deine Kinder sind, lass sie ihren Papa doch fragen ob er sie Samstag mal holen kann etc. Redest vorher mit ihnen damit sie Wissen das du nichts dagegen hättest.

Gruß

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Ich persönlich würde versuchen, über eine offizielle Stelle - Jugendamt oder Kinderschutzbund - mit ihm wieder in Dialog zu treten. Wenn die ihn anrufen oder anschreiben kann er kaum behaupten, Du würdest nicht alles tun, um ihm die Kinder häufiger zum Umgang anzubieten.

Die Kinder haben ein Recht auf mindestens alle 14 Tagen ein ganzes Wochenende (Freitag bis Sonntag) und die hälftigen Schulferien bei ihm zu sein. Und es ist auch nicht im Sinne des Kindeswohls, dass er das verweigert und mit Dir gar nicht mehr kommuniziert. Die Kinder sollen ja nicht zu ihm, nur weil Du ausgehen willst, sondern weil sie Zeit mit ihrem Vater verbringen dürfen. Und alle 14 Tage ist eh schon zu wenig, geschweige denn einen Nachmittag unter der Woche.

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Ups, mein letzter Beitrag (4) sollte an Dich gehen.

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"Die Kinder haben ein Recht auf mindestens alle 14 Tagen ein ganzes Wochenende (Freitag bis Sonntag) und die hälftigen Schulferien bei ihm zu sein"

Steht das so im Grundgesetzt oder hast Du Dir das kurz ausgedacht?

Ich finde, die Kinder haben ein Recht darauf genauso oft beim Vater zu sein wie sie bei der Mutter sind. Komischerweise sehen ganz viel Mütter das nicht so...

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Ich bin kein Freund des erzwungenen Umgangs. Was bei meinem Ex einmal in der Woche stattfindet ist TV und Junkfood. Darauf legen weder ich noch meine Kinder gesteigerten Wert, das haben sie tatsächlich auch schon so geäußert. Übrigens ist auch meinem Ex nicht wirklich an mehr Umgang gelegen. Wie beschrieben ist jeder weitere Termin, um den ich bitte, Anlass zu Diskussionen. Ich lasse es dann lieber, das ist im allgemeinen Interesse. Der Umgang steht hier also nicht zur Debatte.

Worum es mir geht ist, dass ich nicht möchte, dass die Kinder durch Lügen verunsichert und manipuliert werden.

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Du hast geschrieben, er hat den Kindern erzählt, dass Du verhinderst, dass sie ihn öfter sehen. Darum geht es, dass Du Dich dagegen wehrst, indem Du ihm mehr Umgang offiziell anbietest.

Dann ist nämlich klar, dass er ihn auch ebenso offiziell abgelehnt hat und damit kann er die Kinder auch kaum mehr manipulieren.

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Ok, verstehe. Da du so auf der Wichtigkeit des Umgangs für die Kinder beharrt hast habe ich das anders verstanden. Ich glaube nämlich in unserem Fall nicht dass für meine Kinder darin irgendein Mehrwert besteht. Wie gesagt, sie wollen es auch nicht, auch wenn sie ein Recht darauf haben.

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Hallo meikeike,

das ist wirklich unschön für dich und vor allem für deine Kinder.

Bitte laufe ihm nicht mehr hinterher, bringt ja offensichtlich nichts. Rufe ihn nicht mehr an, schicke ihm keine Nachrichten. Ich würde ihm einen Brief schreiben in dem du deine Wünsche und vor allem die Wünsche deiner Kinder bezüglich des Umgangs genau formulierst. Bleibe dabei sachlich und freundlich. Setze ihm eine Frist von 14 Tagen um zu antworten. Diesen Brief behältst du in Kopie bei dir.
Deine Kinder sind alt genug um den Brief zu lesen bzw. vorgelesen zu bekommen, Sie können durchaus auch an der Ausfertigung beteiligt werden. Dann werft ihr diesen Brief gemeinsam in den Briefkasten. Danach heißt es schlicht abwarten.

Für dich und vor allem deine Kinder muss eine feste Regelung her. Umgang ist kein Machtspiel und kein "ich mache was ich will". Umgang ist nicht nur ein Recht sondern auch eine Pflicht. Leider sehen viele Ex-Partner das anders, zu Lasten der Kinderseelen.

Die übliche Regelung lautet: jedes zweite Wochenende und die halben Ferien.
Das dient dem Erhalt der Beziehung zwischen den Kindern und dem abwesenden Elternteil und auch deiner Entlastung und Planungsmöglichkeit.
Funktioniert leider in der Realität oft nicht, was sehr traurig ist.

Bei uns ging das so weit, dass in unserem Fall die Mutter den Umgang nicht ernst nahm und ihre Bedürfnisse vor die des Kindes stellte und letztendlich mit Ankündigung schriftlich für 4 Jahre auf den Umgang komplett verzichtet. Da ich alles dokumentiert und schriftlich habe, kann ich dem Kleinen später alles zeigen und erklären. So gehe ich falschen Anschuldigungen, die durchaus aus der Familie der Mutter kamen, aus dem Weg und kann beweisen, dass ich alles getan habe was ich tun konnte, die Mutter aber eben einfach nicht will.

Klar wird es hart für euch, wenn er von sich aus kaum oder keinen Umgang pflegt, aber ändern kann man es nicht. Du hast alles getan und musst dich dann auch noch mit seinen Lügen auseinandersetzen. Was er da treibt, ist negative Beeinflussung der Kinder um selbst gut dazustehen, das geht gar nicht. Damit werden die Kinder unter Druck gesetzt und müssen sich irgendwann innerlich entscheiden, das kann schwerwiegende Folgen für die Kinderseelen haben. Kinder lieben beide Eltern, egal was passiert und dürfen solchem Verhalten nicht ausgesetzt werden. Das solltest du deinem Ex auch deutlich machen. Beim Umgang geht es nur um die Kinder und nicht um Streit zwischen euch Erwachsenen oder gar um zu lügen.

Ich wünsche dir viel Kraft ,

omamufu

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Hey omamufu,
danke für Deine Nachricht. Wie ich geschrieben habe ist unsere "Umgangsregelung" wenn man das so nennen will, für meine Kinder und mich und, wenn er mal ehrlich wäre, auch für den Vater, ok. Klar wäre eine engere Bindung für die Kinder schön. Aber eine Bindung an jemanden, der sie gar nicht haben möchte? Stelle ich mir sehr unangenehm vor.
Ich renne ihm auch nicht mehr hinterher, um ihn zu bewegen, sich um die Kinder zu kümmern. Das Thema war bei uns der Nr. 1 Trennungsgrund, und ich habe schon lange beschlossen, das nicht mehr zu mitmachen.

Gut ist Dein Vorschlag, zu dokumentieren. Denn das ist tatsächlich eine große Angst die ich habe, dass meine Kinder später mal für sich rekonstruieren wollen, was da los war, und es einfach zwei verschiedene Versionen gibt, zwischen denen sie sich entscheiden müssen. Das ist ja auch jetzt das Problem, und das darf einfach nicht sein.

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Manche raten dir ja, das über die Kinder laufen zu lassen. Das ist wahrschlich effektiv, würde ich jedoch nicht machen, weil du sie ja nicht instrumentalisieren willst.

Ehrlich gesagt würde ich da knallhart sein und zu ihm fahren und an der Tür um ein Gespräch oder zumindest um ein Gesprächstermin bitten mit dem Hinweis, dass du das sonst mit dem Kinderschutzbund und ihm zusammen klärst. Ich würde im Gespräch immer wieder betonen, das euer beider Anliegen doch ist, dass es den Kindern gut geht. Ihr müsst ja keine Freunde werden, aber ich denke auch wie du, dass das für eure Kinder eine doofe Situation ist.

Er muss mit dir reden und auch in Zukunft zu Gesprächen bereit sein. Das ist das A und O.

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Ich finde nicht, dass man Kinder instrumentalisiert, wenn man sie mit Fragen an die Person verweist, die es betrifft.

Gerade in konkreten Fällen ist das doch besser, als eine Antwort zu erfinden, zu vermuten, zu lügen (und sei es eine Schutzlüge für den anderen Elternteil) oder den Anderen schlecht da stehen zu lassen.

Ich habe es selbst auch so gehandhabt: nicht schlecht reden, keine Schutzbehauptungen, wenn ich Antworten nicht weiß: zugeben, dass ich es nicht weiß, wenn ich etwas nicht verstehe: zugeben, dass ich etwas nicht verstehe.

Ich habe meinem Sohn auch immer gesagt, dass seinem Vater die Tür offen steht. Wenn er Besuche gecancelt oder stumm ausfallen lassen hat, hat mein Sohn IHN gefragt WARUM. Ich habe ihm keine Märchen vom krankem oder schwer arbeitenden Papa erzählt. Das musste sein Vater schon selbst gerade biegen. Und er wusste dadurch auch immer, welche Seite Unzuverlässigkeit und Unwahrheiten produziert hat.

Er ist nun fast 14 und kann beide Elternteile mit ihren Stärken und Schwächen selbst einschätzen.

Seine Psychologin hat damals zu mir gesagt: "Ihre Rolle ist nicht, den Schmerz vom Kind fern zu halten, sondern ihm dabei zur Seite zu stehen, ihn auszuhalten und zu verarbeiten."

LG

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PS: ich habe auch nie gesagt "der Papa lügt". Dass er das getan hat, hat mein Sohn ganz alleine rausgefunden. Ich habe nur nie seine Lügen vertuscht.

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Sei offen zu deinen Kindern und sage ihnen doch, dass sie sich auch so mal mit Papa verabreden können, wenn sie möchten. Deine Kinder sind inzwischen in einem Alter, in dem sie ihren Vater direkt fragen könnten. Wenn Fragen aufkommen a la "Papa sagt, du sagst wir dürfen nicht mehr zu ihm.." würde ich das stets richtig stellen, ohne ihn "schlecht darzustellen" ("er lügt"). Wenn er deinen Kindern ausweichend antwortet, werden die das auch ganz schnell merken, dass er nicht die Wahrheit sagt.
Ich würde zudem davon ausgehen, dass sie dich gut kennen und merken, dass da was nicht stimmt, wenn er sowas erzählt.

Ich selbst bin ein Trennung- und Scheidungskind und meine Eltern haben in der Hinsicht alle falsch gemacht. Es wurde jeweils vom anderen behauptet zu lügen, meine Mutter hat meinen Vater erpresst, dass er uns nicht sehen durfte, etc. und unsere Loyalität wurde stets von ihr angezweifelt, wenn wir positives erzählt haben von ihm.

Wenn ihr Probleme habt fahr zu ihm und klär das direkt (ohne Beisein der Kinder), wo der Schuh drückt, auch wenn dann die Fetzen fliegen. Mach ihm klar, dass er den Kindern (und auch SEINEM Verhältnis zu ihnen) schadet, wenn er lügt.

LG

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Danke für Deine Antwort.

Meine Kinder wissen dass sie zu ihm können wenn sie das wollen. Der Wunsch wird eigentlich nie geäußert. Insofern ist wie gesagt alles super bei uns mit der Umgangsregelung selbst.

Was sein Verhalten anbetrifft beantworte ich Fragen wie du beschrieben hast neutral und wahrheitsgemäß.

Inzwischen habe ich mit ihm sprechen können und klargestellt was ich von seinem Verhalten und seinen Lügen halte. Ich hoffe er hat kapiert, dass er damit nicht mir, sondern seinen Kindern schadet.