Wer kennt sich aus?

Hallo Ihr Lieben,

Ich habe ein "kleines" Problem.
Hier die Schilderung. Danke schonmal für Eure Hilfe:

Ich hatte eine ONS und bin schwanger geworden. Abtreibung kam für mich nicht in Frage. Ich bin Ü30 und wer weiß wie viele Chancen sich mir noch bieten.
Der Erzeuger wollte das ich antreibe. Er sagt ich zerstöre ihm und seiner Familie sein Leben. Droht mir mein Leben schwer zu machen. Ich wusste vorher nichts von einer intakten Familie:-(
Sollte ich ihn als Vater angeben wird er geteiltes Sorgerecht beantragen um mir das Leben schwer zu machen. Er will bei jeder Entscheidung mitreden. Bsp: wenn ich den Kindergarten aussuche will er die Unterschrift verweigern um es mir schwer zu machen etc.

Wie bekomme ich das alleinige Sorgerecht? Nur wenn ich dem Jugendamt sage das ich den Vater nicht angeben möchte? Oder gibt es da ein Schlupfloch? Ich möchte dass das Kind weiß wer der Vater ist und möchte nicht mit einer Lüge leben.

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Hallo,

erst mal hast du von Anfang an das alleinige Sorgerecht. Wenn der Vater die Vaterschaft anerkannt hat, kann er das gemeinsame Sorgerecht beantragen. Wenn er es bekäme und dir dann tatsächlich das Leben schwer macht, kannst du vor Gericht gehen und das Ersetzen seiner Zustimmung einklagen. Wenn er sowas mehrfach macht, kann er das Sorgerecht auch wieder verlieren.

Große Entscheidungen, bei denen er ev. mitentscheiden muss, wären die Kitawahl, Schulwahl, große medizinische Eingriffe, Kontoeröffnung, Wahl der Oberschule, ggf. Ausbildungsvertrag.

Etliche Dinge kannst du also sicher auch erst mal anleiern, bevor er das gemeinsame Sorgerecht erhält, z.B. die Kitaanmeldung, wenn du das zeitnah nach der Geburt regelst. Alltagsentscheidungen triffst du alleine, da würde ich auch gar nicht viel fragen.

Wenn du den Vater wider besseren Wissens nicht angibst, wäre das eine Personenstandsfälschung und grds. strafbar.
Neben diesem Aspekt hätte es die Konsequenz, dass du weder für das Kind noch für dich Unterhaltsansprüche geltend machen kannst. Auch wenn du Unterhaltsvorschuss beantragst, wird dir das Jugendamt auf die Füße steigen und von dir Mitwirkung verlangen, damit sie an den Vater kommen, um sich das Geld wieder zu holen.

Hat er die Aussage mit dem Sorgerecht schriftlich gemacht? Dann behalte solche Nachrichten für eventuelle Gerichtsverfahren. Mein Weg wäre, relativ schnell alles zu regeln, was mir wichtig ist. Geh zum Jugendamt, besorge dir eine sog. Negativbescheinigung (dass du alleiniges Sorgerecht hast), beantrage den Kitagutschein und suche dir eine Kita. Lass das Jugendamt die Vaterschaftserklärung eintreiben und beantrage parallel Unterhaltsvorschuss. Rede mit deiner Sachbearbeiterin darüber, wie der Vater auf die Schwangerschaft reagiert hat. Bitte um Vermittlung, vielleicht zeigt er auch vor dem Jugendamt sein Gesicht. Deine eigenen Unterhaltsansprüche müsstest du über einen Anwalt geltend machen.

LG

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Der Antwort von kuestenqueen ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Ich möchte aber noch auf einen Satz eingehen:

" Er sagt ich zerstöre ihm und seiner Familie sein Leben. "

Ich frage mich nur warum Du das Leben von ihm und seiner Familie zerstörst. War er nicht derjenige der mit dir ein ONS hatte obwohl er eine angeblich intakte Familie hat?

In meinen Augen kann seine Familie nicht so intakt gewesen sein wie er es gern darstellt.


Freundliche Grüße

blaue-Rose

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Fachlich hat kuestenqueen ja schon alles gesagt - aber mental: Er versucht Dich unter Druck zu setzen, um sich vor den Folgen SEINES Fremdgehens zu drücken - entweder es prallt von Dir ab, oder Du konterst einfach ganz lässig - dass Du Dich zur Not an seine Frau wendest, wenn er zuviel zickt. Oder dass Du es toll findest, wie er sich als Daddy so einbringen will und ihr bestimmt eine tolle Patchworkfamilie werdet, ob Du wohl bald die Halbgeschwister kenennlernst...
Er hofft mit der Nummer sich vor dem Outing und den Kosten zu drücken... wenn er merkt, dass er Dir so nicht beikommt, kann er anfangen, sich mit der Realität auseinander zu setzen.

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Solange du keinen Unterhaltsvorschuss beantragst musst du den Vater nicht angeben. Wenn du es dir finanziell leisten kannst auf das Geld zu verzichten, brauchst du keinen Vaterschaftsanerkennung machen und kannst nur dich in die Geburtsurkunde eintragen lassen. Das Feld Vater bleibt einfach leer. Deinem Kind kannst du ja trotzdem erzählen, wer der Vater ist und auch versuchen Kontakt herzustellen. Wenn ihm seine Familie so heilig ist, vielleicht zahlt er dir auch so Unterhalt für dein Schweigen. Es ist eine schwierige Situation, aber in erster Linie würde ich am Anfang den stressfreiesten Weg für dich gehen. Es ist alleine schon schwer genug. Eine Vaterschaftsanerkennung kannst du auch später noch machen.

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Ich danke euch vielmals.
Mein Verdacht ist auch das er pokert. Er möchte mich damit unter Druck setzen.
Ob ich jetzt 154 € Unterhaltsvorschuss bekomme oder ein stressfreies Leben habe... da fällt mir die Entscheidung leicht.

Bis wann kann man eigentlich die Vaterschaft noch angeben? Gibt es da eine zeitliche Begrenzung?

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Aber es geht doch gar nicht um den Unterhaltsvorschuss. Es geht darum, dass euer Kind ein Anrecht auf Unterhalt vom Vater hat - denkst Du denn (oder weisst Du) ob er leistungsfähig ist?

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Ich glaube ganz sicher, dass er pokert! Hier hat ein Betrüger einfach nur Panik, aufzufliegen. Der wird niemals Sorgerecht beantragen oder wahrnehmen, weil man ihm daheim vermutlich dann die Hölle heissmacht! Schämen sollte er sich. Ich würde ihn nicht so davonkommen lassen. Er hat gefälligst Unterhalt zu zahlen! Ob er allerdings jemals darüber hinaus Verantwortung für das Kind übernehmen wird, wage ich zu bezweifeln.
Aber ich würde ihn da natürlich als Vater benennen. Das Risiko, dass er dir das Leben zur Hölle macht, halte ich für mehr als Überschaubar. Heisse Luft eines Fremdgängers, um seinen Allerwertesten zu retten.

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Ich habe gestern mit einer Anwältin telefoniert. Sie sagt das wir jetzt auch pokern und ihm seine Giftzähne ziehen werden. Ich soll erst einmal die Schwangerschaft genießen. Im Mai entbinde ich und im April setzen wir uns zusammen und stellen alle wichtigen Anträge.

Ich bin so erleichtert. Ich danke euch für den guten Zuspruch.