Sorgerecht

Hallo ihr Lieben,

ich bin leider im Netz nicht fündig geworden und hoffe deshalb das mir hier jemand vielleicht helfen kann :)

Ich bin schwanger und der Vater des Kindes hat mich verlassen. Er will sich kümmern usw. das ist alles gut - ich habe nur jetzt von einer Freundin gehört, dass es das beste ist wenn ich das alleinige Sorgerecht habe.

Nicht weil ich ihn ausschließen will, sondern es in manchen Situationen einfach leichter wäre. Sei es zB medizinische Versorgung, Kindergarten Schule, wo ich jedes mal sein Einverständnis holen müssten usw.

Wie ist das geregelt? Wenn er die Vaterschaftsanerkennung unterschreibt, ist das Sorgerecht denn automatisch auf uns beide Verteilt? Oder muss man sich nach der Geburt des Kindes darum kümmern?

Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?

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Nein, mit der Vaterschaft anerkennung ist nicht automatisch das gemeinsame Sorgerecht dabei. Wenn er es aber haben möchte, kann er es sich "erstreiten", wie das aber genau abläuft, weiß ich nicht. Besser wäre, ihr würdet da selber schon vor der Geburt zu einer Einigung kommen. Möchte er das gemeinsame Sorgerecht? Natürlich ist es oft sehr umständlich, wenn du als Mutter immer auch seine Unterschrift und Einverständnis holen musst. Er hat aber als Vater ein Recht darauf, es ist sein Kind und Alimente muss er ja auch zahlen. Wenn er also bei seinem Kind Mitspracherecht haben will, muss man das akzeptieren. Auch wenn es bei euch mit der Partnerschaft nicht geklappt hat, so heißt das ja nicht, dass er automatisch auch ein schlechter Vater ist.

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Nein natürlich nicht und das wird er auch nicht sein.

Mein Plan war es eigentlich auch, dass wir uns das Sorgerecht teilen, denn ich will ihn sowieso in alle Entscheidungen mit einbeziehen usw. Mich hat einfach nur eine Freundin verunsichert die meinte es wäre manchmal einfach eine schnelle Entscheidung nötig und da wäre das von Vorteil.

Er darf sein Kind sehen wann er will und auch alle Entscheidungen mit treffen, also es soll gar nicht darauf hinaus laufen das ich ihm das verweigern will - es geht mir eigentlich nur darum das ich schnell auch mal allein entscheiden kann.

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Ja, verstehe dich schon, aber Situationen, wo du innerhalb kürzester Zeit etwas entscheiden musst, sind eher selten. Bei medizinischen Notfällen wird auch mit Sicherheit nicht zugewartet, wenn der Vater gerade nicht erreichbar ist. Wenn du also ein gutes Verhältnis zu ihm hast und er deinem Gefühl nach ein guter Vater sein wird, dann lass das gemeinsame Sorgerecht zu. Deine Freundin meint es sicher gut, aber sie ist da etwas unfair ihm gegenüber.

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Vaterschaftsanerkennung: er bestätigt, dass er der Vater sit, bekommt dadurch Umgangsrecht und muss zahlen. Um es salopp auszudrücken.

Gemeinsames Sorgerecht
- kann man gemeinsam beim Jugendamt unterschreiben.
Da sollte es auch eine Beratung dazu geben, was das gemeinsame Sorgerecht bedeutet. Verantwortung, Pflichten, Rechte usw.

Eine Beratung kannst du auch selbst erfragen. Du möchtest dich informieren, was es bedeutet usw.
Sich zu informieren zeigt Verantwortung.

- Gemeinsames Sorgerecht kann er auch einklagen.
Die Chacnen bei einem Baby stehen recht gut.


Was meint deine Freundin mit Schnelligkeit?
Bei Not-Op ok. Wobei es da auch Ausnahmen gibt, wenn es sofort notwendig ist wegen Lebensgefahr.

Die meisten Entscheidungen haben Zeit.
Kindergarten weiß man ja, dass es auf einen zukommt. Schule auch.

Hierzu würde ich mich beraten lassen, welche Auswirkungen das gemeinsame Sorgerecht hat und was passiert, wenn er seine Unterschrift verweigert.
Schwierig wird es, wenn das zweite Elternteil das Sorgerecht als Machtposition nutzt, nicht unterschreibt, Unterlagen nicht zurück gibt, usw. und bei wichtigen Entscheidungen dann das Gericht entscheiden muss.
Schwierig wird es auch, wenn er schwer erreichbar ist. Wenn du grundsätzlich nicht weißt, wenn er längere Zeit im Ausland ist, jede Kommunikation verweigert.

Kein Problem ist es, wenn er zuverlässig ist. Wenn ihr euch soweit gut versteht, dass ein "kann ich kurz vorbei kommen, ich brauche die Unterschrift für...." oder ich werfe dir das in den Briefkasten, unterschreibst du das bitte bis...."
Wenn das klappt, ist der größte Teil schon eingehalten.

Bei Unsicherheit würde ich mich beim Jugendamt beraten lassen. Pro Familia oder Caritas kennen sich manchmal auch ganz gut aus. Zumindest können sie dir sagen, welche Stellen beim Jugendamt für was zuständig ist, welche Anträge es gibt, was wichtig ist, was Zeit hat usw.

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Vielen Lieben Dank für deine ausführliche Antwort. :-)

Das mit den Beratungsstellen ist eine gute Idee, ich denke ich werde es demnächst mal in Angriff nehmen und mich allgemein mal Beraten lassen und es dann mit ihm klären.

Vielen Dank!

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"Wie ist das geregelt? Wenn er die Vaterschaftsanerkennung unterschreibt, ist das Sorgerecht denn automatisch auf uns beide Verteilt?"

Nein, die Vaterschaftsanerkennung und die Erklärung der gemeinsamen Sorge sind zwei verschiedene Vorgänge, denen Du unabhängig von einander zustimmen musst.

Wird die gemeinsame Sorge nicht erklärt, hast Du als unverheiratete Mutter zunächst das alleinige Sorgerecht.

Möchte er die gemeinsame Sorge ausüben und Du verweigerst ihm diese grundlos ("sondern es in manchen Situationen einfach leichter wäre. Sei es zB medizinische Versorgung, Kindergarten Schule, wo ich jedes mal sein Einverständnis holen müssten usw." >>> alles keine Argumente gegen die gemeinsame Sorge), kann er sie sehr einfach vor Gericht einklagen.

Wenn Du keine Angst ums Kindswohl hast, musst Du wissen, ob Du Dir diesen Stress machst ... und Du wirst ihn am Besten kennen, ob er klagen würde, wenn Du "Nein" sagst" ... oder Dich damit in Ruhe lassen wird.

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Hallo,

Du brauchst im Prinzip erstmal nichts machen. Er erkennt nach der Geburt die Vaterschaft an und Du hast das Sorgerecht. Ich würde da jetzt gar nicht drüber sprechen. Wenn er das Sorgerecht haben möchte kann er ja auf Dich zukommen, dann geht ihr zum Jugendamt und regelt es.

Praktischer ist es für Dich natürlich wenn er es nicht hat. Ich musste jetzt in der Corona Zeit alle paar Tage zu meinem Ex fahren seine Unterschrift holen, weil die Betreuung uns ständig neue Verträge geschickt hat. Das war dann jedesmal eine Stunde Fahrt. Äußerst nervig.
Eine notwendige medizinische Behandlung wird nicht abgelehnt, nur bei geplanten Arztbesuchen (bei uns Therapie) muss er mit unterschreiben.

Alles Gute
Sunny

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Musstest du tatsächlich seine Unterschrift beibringen? Außer beim Einwohnermeldeamt ( Kinderausweis) brauchte ich das noch nie.

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Ja, unter jeden Vertrag muss auch seine Unterschrift.

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Aus der Sicht "einfach" ist das alleinige Sorgerecht das wirklich und mein Ex und ich können normal miteinander umgehen.
Automatisch hat er auch nicht, wenn er es aber will, dann wird er sicher auch bekommen.

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Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten, ihr habt auf jeden Fall etwas Licht in das dunkle gebracht :-)

Ich werde es nun einfach so machen, dass ich mich alleine ganz generell mal beraten lasse. Die Vaterschaftsanerkennung mache und es dann einfach auf mich zukommen lasse ob mein Ex sich rührt oder nicht :)