Schuldgefühle aufgrund der Scheidung

Habe das auch in Gruppe Trennung gepostet weiß nicht genau wohin mit meinen Gedanken.

Ich fühle mich wie die größte Versagerin der ganzen Welt.

Unendlich starke Schuldgefühle gegenüber den Kindern.
Ich liege wach, mir geht es schlecht.
Mein „Mann“ der eigentlich noch nie so richtig diese Rolle erfüllte wird mein Ex Mann.
Ich ringe schon lange mit der Trennung, schon vor der Hochzeit tat ich dies aber unser erster Sohn war unterwegs. Ich wollte es immer besser machen als meine eigene Mutter bei der ich alleine lebte, ich hatte keine schöne Kindheit. Für mich war klar nur Mutter Vater Kind in einer Ehe mit kleinem Häuschen und am besten noch einem Geschwisterchen sei der richtige Weg.

So kam es dann auch .... Kind eins 2,5 Jahre Kind zwei 10 Monate.

Und wir stehen vor einem Trümmerhaufen. Dabei hatte er mir immer wieder versprochen das es ab jetzt alles besser wird er sich ändert aber wir jetzt heiraten müssen das gehört sich ja so. Also feierten wir eine traumhochzeit zumindest nach außen nach innen spürte ich das es nicht richtig ist. Die Hoffnung das es aber jetzt alles so werden würde war überzeugend, wie auch sonst? In meiner Vorstellung war dies der goldene Weg.
Ich war/bin sehr verliebt in ihn bzw. In die Person die er damals zu Schulzeiten war. Es war unsere dritte gemeinsame Beziehung die ich von Anfang an nicht ganz wollte aber ich wollte immer schon ihn also ließ ich mich auf seine Worte ein. Er hielt sich tatsächlich daran, daran das er es dieses Mal ernst meint. Wir heirateten bekommen Kinder kauften ein Haus.

Beeinflusst durch extreme Umstände stimmte es aber nie bei uns. Eine andere erwartete auch ein Kind von ihm als wir zusammen kamen, das hat die Beziehung von Anfang an gebrochen aber keiner wollte es wirklich wahr haben.


Jetzt steh ich hier und hasse mich dafür, wie kann ich meinen Kindern so was antun? Dabei wollte ich doch immer nur alles richtig machen.
Ich verurteile mich so sehr und habe Angst meinen Kindern etwas böses anzutun mit dieser Trennung.

Gleichzeitig habe ich die Hoffnung irgendwann doch wahre Liebe zu erfahren.
Liebe vermisse ich schon lange in dieser Ehe.

Erlebt jeder diesen Schmerz gegenüber den Kindern? Fühle jeder sich so schlecht? Wie hat sich euer Leben entwickelt?

Ich habe grausame Angst zu versagen.

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Ich habe keine Schuldgefühle meinem Kind gegenüber.
Sie hat ein stabilies Umfeld, tolle Menschen als Bezugspersonen.

Ich hätte Schuldgefühle, wenn ich mich NICHT getrennt hätte.
Ich hätte Schuldgefühle, wenn ich ihr eine Scheinwelt vorgelebt hätte, bei der es weder ihr noch mir gut gegangen wäre.
Ich hätte Schuldgefühle, wenn ich ihr vorleben würde, dass Materielles/der Schein wichtiger ist und Frauen nichts wert. Wenn sie erleben müsste, dass man mit Menschen (Frauen) so umspringen kann, dass Menschen nichts wert sind.

DAS wollte ich ihr nicht vorleben. Weder aktiv, noch passiv duldend.

Dann lieber getrennte Wege und Menschen sind was wert.

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Ich hatte allerdings auch Freunde, die sich gewünscht hätten, dass sich die dauerstreitenden Eltern endlich trennen.

Eine ging sogar irgendwann selbst zum Jugendamt. Bitte nehmt mich raus. Die "heile Familie" sieht nur nach außen hin so aus. Innen drin wird geschlagen, gedemütigt, geschrien. Bitte, bitte darf ich gehen.
Im betreuten Jugendwohnen blühte sie endlich auf. Stabilität.

So viel zur heilen Familie und dem Schein nach außen.

Kinder brauchen keine Fassade, sondern Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Stabilität, glückliche Erwachsene, Erwachsene die für sich selbst grade stehen können.

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Ich würde dir gerne sagen wie es für mich war. Ich bin selbst "Scheidungskind". Meine Eltern trennten sich als ich 4 Jahre alt war und ich hatte eine tolle Kindheit.

Ich würde dringend raten, die Trennung nicht ans Familienglück zu koppeln. Weiß das klingt schräg.
Meine Mutter und mein Vater haben beide sehr "so ist das Leben manchmal, es läuft nicht immer alles perfekt"-ausgestrahlt, und so haben wir auch Familie gelebt. Es war für Beide sicher schwierig, und es gab natürlich Phasen, da hab ich mir eine 0815-Familie wie die meiner Freunde gewünscht. Aber vor allem bin ich mit authentischen Eltern groß geworden, die mich über alles geliebt haben und gerade deshalb nicht unglücklich in einer Ehe geblieben sind um dann immer wütender zu werden.
Ich finde meine Eltern haben meinen Geschwistern und mir etwas sehr wertvolles vorgelebt.

Ich bin auch verheiratet, mit meinem Mann mehr als mein halbes Leben zusammen und für mich wäre es ein großes Scheitern wenn wir uns trennen würden, aber verurteilen würde ich mich glaube ich nicht. Wenn die Fallhöhe so groß ist, und man macht es trotzdem, dann MUSS das richtig sein.

Auch wenn es schwer ist, überleg dir doch was du deinen Kindern in deiner Situation raten würdest in 30 Jahren.

Alles Liebe, versuch gut zu dir zu sein!

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Hallo,

wenn ich deinen Text lese erinnere ich mich an Die Zeit nach meiner Trennung. Sie ging von beiden aus und ich war so froh als er endlich ausgezogen war. Es war die richtige Entscheidung und ich war glücklich damit. Bin es immer noch ;-)
Aber, ich habe trotz alledem eine ganze Zeit richtig getrauert. Habe Monate lang nur schwarz getragen, aber das fiel mir erst später auf. Ich war traurig das ich es nicht geschafft habe wie andere eine tolle schöne Ehe zu führen, ich fühlte mich auch versagt zu haben. Obwohl ich genau wusste das es die richtige Entscheidung war.
Nach ein paar Monaten wurde das dann besser und besser. Es brauchte einfach Zeit. Mittlerweile, sieben Jahre nach der Trennung, stehe ich in einer glücklichen Beziehung und wir werden, gegen das ursprüngliche Vorhaben nie wieder zu heiraten, am 12.6. dieses Jahr heiraten.🥰
Also ja ja ja, natürlich kannst du noch die große Liebe finden 💕🍀🌸

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Danke das macht Mut! Gab es denn bei deiner Trennung auch kind(er)?

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Ja, mittlerweile sind sie 12 und 17 Jahre alt. Klar es war nicht immer einfach und auch jetzt haben wir Situationen die nicht so schön sind, aber Schuldgefühle habe ich null. Vor allem weil ich gerade von meinem Großen öfter mal höre das ich das richtig gemacht habe. 😍