Jobcenter Arbeitszwang

Ich selbst bin auch alleinerziehend, jedoch - noch - selbstständig und kann mit Arbeit und Homeschooling / Wechselunterricht - noch - kooperieren.

Einer Freundin geht es anders. Sie war bis kurz nach Anfang der Krise in einem Angestelltenverhältnis, welches ihr auf Grund der Situation im Betrieb gekündigt wurde. Des Weiteren hat sie keinerlei Unterstützung.. Weder vom KV noch familiär. Sie zog und zieht Homeschooling sowie alles andere komplett allein durch und springt wie es nötig ist. Da eines ihrer Kinder (mit ADHS - nicht möglich unbetreut zu Hause zu lassen) eine Schule ein paar Orte weiter und ohne gute Verkehrsverbindung besucht, fällt im Notfall die Notfallbetreuung flach, da zu Zeiten von Schulausfall die Schulbusse nicht fahren. Ein Auto hat sie nicht. Dies ist nur ein kleiner Bruchteil der Situation. Auf jeden Fall ist es extrem schwierig alles alleine zu managen. Der aktuelle, vor Kurzem erst festgelegte Wechselunterricht entlastet sie insofern, dass die Kinder aufgeteilt sind und sie sich vormittags nur auf jeweils ein Kind konzentrieren muss. Mit zwei Kindern im Homeschooling zur selben Zeit herrscht Chaos. Aber man muss es nunmal hinbekommen den Schulstoff zu Hause lückenlos zu erarbeiten, da die Schulen selbstverständlich auch Druck machen.

Nun hat sie bald das berühmt berücksichtigte "Gespräch über die berufliche Situation" und weiß selbst nicht was sie auf Fragen antworten soll, die sie selbst nicht beantworten kann weil es auch die Schulen nicht beantworten können. Heute ist vielleicht noch Wechselunterricht, morgen schon wieder Homeschooling.. Vlt hat auch eines der Kinder (mal wieder..) Kontakt zu einem Corona positiven Kinder gehabt und muss zwei Wochen in Quarantäne. Alles schon mehrfach(!) gehabt. Wie soll man in einer solchen Situation verlässlich arbeiten gehen?
Da ich ihr selbst keine Antwort geben kann, dachte ich versuche ich es mal hier.. Vlt ist jemand in der selben Situation oder arbeitet sogar beim Jobcenter und kann Tipps geben..

Kann das Jobcenter eine alleinerziehende Zweifachmutter - während der Coronakrise - zur Arbeitsaufnahme zwingen, bzw. mit Sanktionen drohen, diese sogar durchsetzen insofern die schulische Betreuung beider Kinder nunmal nicht, bzw. nur teilweise gegeben ist?

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Hi,
Das Jobcenter wird sie zu nichts zwingen. Jedem ist klar , dass im Moment NICHTS geht . Im Endeffekt wird sie 5 Bewerbungen im Monat schreiben müssen und das wird es dann erstmal sein .
Würdest du jemanden, mit so viel "Balast" einstellen?
LG
Gespenst

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Das denke ich eben selbst.. WER stellt sie ein? Selbst wenn sie die Arbeitstage an den Tagen festsetzt wo das Kind das nicht ADHS hat allein zu Hause ist..

1. Woche Kind A Mo Mi Fr
2. Woche Kind A Di Do
usw.

..müssten die möglichen Arbeitstage quasi auch wechseln. Und wiegesagt, wenn wieder was wäre.. Quarantäne etc. kommt sie gar nicht. Das ist doch alles Irrsinn. Sie würde gern wieder arbeiten, aber sie weiß nicht wie.

Andere schaffen es vielleicht trotz Corona - so wie noch jemand gerade schrieb.. - Ja. Aber wer weiß.. Die haben vielleicht Eltern, Großeltern, nette Nachbarn.. Oder die Arbeit ist besser ausgerichtet. Man steckt einfach nie selbst drin.

Aber ich verfolge ihre Situation nun schon von Anfang an und ich muss ehrlich sagen.. Ich wüsste selbst nicht wie ich da arbeiten gehen sollte. Mir grauts schon selbst davor, denn wenn es so weitergeht hält meine Selbstständigkeit auch nicht mehr lange...

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Wie alt sind die Kinder?

Grundsätzlich muss sie ab einem gewissen Alter der Kinder arbeiten, zumindest Teilzeit!

Andere Eltern, auch allein erziehende, machen das auch.

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Ja grundsätzlich.. Aber das war die These VOR Corona.

Würdest du eine Mama einstellen die keine Unterstützung hat und solange (noch) Wechselunterricht ist.. diese Woche nur Mo, Mi, Fr und nächste Woche dann nur Di, Do kommt, zwischendurch gelegentlich mal 2 Wochen gar nicht weil wieder ein Kind in Quarantäne ist - oder sie selbst -, gar nicht weiß wie sie die Ferienzeiten (bald wieder 2 Wochen Pfingstferien und bald 6 Wochen Sommerferien managen soll, wo sicherlich keine (verlässlich funktionierende) Ferienbetreuungen angeboten werden..

In der Theorie/in Augen des Jobcenters sicherlich allees machbar. Aber praktisch.. Selbst wenn sie jemand nimmt.. Ist die Frage nicht lediglich die wer zuerst kündigt? Ihr Arbeitgeber oder sie selbst? Nur sie selbst wird schwierig.. Aus einem Arbeitsvertrag kommt sie so schnell nicht raus ohne 3 monatige Sperre.. Was macht man dann wenns aber in der Praxis nach unterschriebenen Arbeitsvertrag doch nicht funktioniert? Auf die Kulanz des AG hoffen und sich nochmals mit Papierkram rumschlagen. Sinnvoller wäre es mMn abzuwarten wie es nach den Sommerferien weitergeht und dann das eine Kind ggf. wie geplant zumindest in die Schule vor Ort einschulen wo das Geschwisterkind hingeht.. Denn da kann es notfalls die Notfall Betreuung wahrnehmen - auch wenn es nicht wirklich die geeignete Schule wäre.

Und die die es hinbekommen.. Haben wie erwähnt vielleicht Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Nachbarn oder Freunde die mal einspringen. Man weiß es doch nicht und kann und SOLLTE nie pauschalisieren, dass es ALLE hinbekommen nur weil es EINIGE hinbekommen. Ich würde es auch NICHT hinbekommen.

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Die Frage ist, was sie beantragt.

Alg1 muss sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.
Ob Schulzeiten / Kitazeiten momentan ausreichen, weiß ich nicht. Eigentlich müssten diese ausreichen, wenn die Kinder angemeldet sind.

Verpflichtung sich zu bewerben und zu Vorstellungsgesprächen / Maßnahmen durch die Arbeitsagentur mitzumachen, hat sie dann schon.


Mit Alg2 und anderen Anträgen kenne ich mich nicht aus.


Fragen könnte sie bei profamilia, caritas und co.
Leihomas und co. fallen derzeit vermutlich eher aus.
Oft haben diese Stellen regionale Tipps. Netzwerktipps für Alleinerziehende. Zweckgemeinschaften aus : du nimmst mein Kind an 2 Tagen und ich gehe arbeiten, ich nehme dafür dein Kind an anderen zwei Tagen und du gehst da arbeiten.Mit einem festen Haushalt ist das z.B. bei uns erlaubt. Zur Betreuung und wenn es immer der gleiche Haushalt ist.

Je nach Schwere des ADHS evtl. auch beim behandelnden Arzt fragen, ob Pflegegrad oder andere Hilfe in Frage kommen.

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Was hat sie denn beantragt?

Wenn sie ALG 1 beantragt hat muss sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Da gibt man beim Antrag an das für die Betreuung der Kinder gesorgt ist.

Warum geht sie nicht zum Jugendamt und lässt sich beraten welche Möglichkeiten es gibt die Kinder zu betreuen.

Hat sie keine Betreuung darf sie halt kein ALG 1 beantragen.

Hat sie ALG 2 beantragt kommt es auf das Alter der Kinder an und ob ein Pflegegrad vorliegt. Auch hier kann z. B das Jugendamt eine Tagesmutter für ältere Kinder vermitteln.

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Hallo 🙋🏻‍♀️,

also in der jetzigen Corona-Situation ist es so, dass sie, wenn überhaupt, ein Anzahl X an Bewerbungen schreiben müsste. Eine Maßnahme käme auch noch in Frage.
Ansonsten ist es wie bei anderen Alleinerziehenden auch, dass sie auf Grund von Kinderbetreuung nicht in der Lage ist zu arbeiten.
Siege hierzu das Infektionsschutzgesetz. Ich arbeite beim Jobcenter und aktuell ist es so, dass bei der Arbeitsvermittlung schon Rücksicht auf die Alleinerziehenden genommen wird.

Allerdings muss ich sagen, dass auch ich alleinerziehend mit zwei Kindern bin, keine Hilfe habe, Vollzeit arbeite, Heimunterricht betreue und meinen Haushalt habe. Wenn man will, schafft man das, alles eine Frage der Organisation.

VG

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Keine Panik. auch dem Jobcenter wird es klar sein, dass sie im Moment nicht arbeiten gehen kann. Abgesehen davon gibt es im Moment kaum Stellen, die ausgeschrieben werden.
Sie soll einfach die Situation Zuhause ehrlich schildern. Das wird schon :)

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Grundsätzlich muss sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und die Bemühungen nachweisen. Wenn sie das nicht macht (Bewerbungen schreiben) kann man sie sanktionieren. Die wenigstens im ALG2-Bezug sind problemlos vermittelbar. Fast alle haben ihr Päckchen zu tragen: alleinerziehend, chronisch krank, fehlende Qualifikation, kein Führerschein, mangelnde Sprachkenntnisse. Das Jobcenter ist mit seinen Leistungen nicht dafür da zu sagen "Oh, du hast es aber schwer. Klar, bleib zuhause." es heisst fördern und fordern. Es kann sein, dass deine Freundin einer Maßnahme zugewiesen wird, damit man dort mit ihr an der vermittelbarkeit arbeitet.
Klar, es kann auch sein, dass man sie erstmal in Ruhe lässt, aber sie darf sich darauf nicht verlassen nur weil eben gerade homeeschooling und corona ist.

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Deine Fragen kann ich nicht beantworten. Aber hat deine Freundin wegen dem ADHS des Kindes einen Pflegegrad und eine Schwerbehinderung beantragt? Dann hätte sie ja erstens mehr Möglichkeiten zur Entlastung, zweitens finanzielle Unterstützung und klare schriftliche Argumente gegenüber dem Jobcenter in der Hand.