Teenager traurig, weil Vater sich nicht meldet. Was kann ich tun?

Hallo zusammen,

ich habe eine 15jährige Teenager-Tochter.

Vom Vater war ich von Beginn an getrennt. Kurze Zusammenfassung der Geschichte: wir waren damals nur kurz zusammen, Ich wurde ungeplant schwanger und bekam das Kind gegen seinen Willen. Dann war erstmal Funkstille. Meine Tür war aber immer offen für ihn.

Erstkontakt zur Tochter, da war sie über 2 Jahre alt. Langsame Annäherung und in den kommenden Jahren relativ regelmäßiger Kontakt in den Ferien. Er heiratete und bekam dann der einer Ehe ein weiteres Kind .. auch hier war der Kontakt lange noch gut. Ich habe das immer unterstützt und hatte auch einen guten Draht zum Vater..

Vor ein paar Jahren bröckelte der Kontakt dann langsam -es gab die Trennung von der Frau -und vor circa 3 Jahren brach er dann völlig ab. Der Vater meldete sich einfach nicht mehr. Ich als Mutter habe es auch nicht forciert, aber meine Unterstützung wäre immer da gewesen und meine Tür immer offen.

Kontakt zum jüngeren Geschwisterkind hat sie noch sporadisch über dessen Mutter. Dadurch bekommt meine Tochter durchaus auch mit, dass er sich um sein jüngeres Kind sehr regelmäßig kümmert und es sehr oft sieht.

Jedesmal, wenn sie das mitbekommt, ist sie traurig und enttäuscht, weil er von ihr nichts mehr wissen will. Sie sagt dann zwar, es ist ihr egal, aber ich spüre, dass es nicht so ist.

Versuche dann mit ihr zu sprechen, ihr zu sagen, dass es nicht an ihr liegt, aber ich weiß nicht, ob ihr das wirklich hilft.

Einen “Ersatzpapa” gibt es auch nicht wirklich, da ich keine neue dauerhafte Partnerschaft aufbauen konnte und wir zwei quasi alleine sind.

Wie kann ich ihr diesen Schmerz nehmen, habt Ihr Erfahrungen mit solchen Situationen und Gesprächen? Mir fällt garnicht sehr viel mehr ein, als ihr zu sagen, dass es nicht an ihr liegt und sie ein tolles Mädel ist, aber wenn sie mitbekommt, dass er sich um das andere Kind so toll bemüht, ist es glaub ich einfach sehr schwer für sie, da bin ich fast machtlos, oder?

Freue mich über Austausch und Erfahrungen.

Lieben Gruß

1

Ich kann dir meine Erfahrungen aus Sicht eines betroffenen Kindes schildern, vielleicht hilft das auch schon.

Meine Eltern haben sich getrennt als ich knapp 2 Jahre war. Ich kann mich also nicht mehr daran erinnern mit meinem Vater zusammen gelebt zu haben. Meine Eltern waren beide recht jung (21 bzw 23 Jahre), und mitten im Studium. Ich war nicht geplant, aber dann erwünscht. Von beiden Seiten. Meine Mutter hat mir glaubhaft versichert das sie die Schwangerschaft gegen den Willen meines Vaters nicht fortgeführt hätte.

Der Kontakt zu ihm war.....unzuverlässig. Anfangs, nach der Trennung, wollte er gar keinen Kontakt. Später hat er mich ab und zu abgeholt. Ich erinnere mich an Weihnachtsgeschenke, aber auch daran das er zu verabredeten Treffen nicht kam. Ohne Absage. Als ich etwa 10 Jahre war brach er den Kontakt völlig ab. Grund war Streit um Unterhalt, den er verloren hatte. Dann bestand bis zu meinem 18. Lebensjahr gar kein Kontakt.

Als ich 8 Jahre war bekam er mit seiner neuen Partnerin (später Frau, fast 30 Jahre verheiratet) eine Tochter. Die wuchs logischerweise bei ihm auf.

Wie deine Tochter hatte ich lange Schwierigkeiten damit die „2. Wahl“ zu sein. Ich hatte immer das Gefühl ich müsste mich seiner Zuneigung und Zeit als würdig erweisen. Durch Leistung zB in der Schule, durch gutes Benehmen, was weiss ich. Leider hatte ich damit keinen Erfolg. Wohlgemerkt, ich habe ein 1er Abi, ein Diplom mit Auszeichnung und eine Promotion vorzuweisen.

Heute haben wir Kontakt, er ist der Opa meiner Kinder. Bis heute ist es so das Unterschiede gemacht werden. Meine Halbschwester bekommt deutlich mehr Zuwendungen, finanzieller und anderer Art. Ihre Kinder sind selbstverständlich perfekt, meine......nicht. Lol. Letztes Wochenende war er hier auf Besuch. Dabei wurde mir mal wieder klar das wir nie ein wirkliches Vater-Tochter Verhältnis aufbauen werden. Dafür fehlt uns zuviel Zeit und Gemeinsamkeit.

Aber- ich habe meinen Frieden damit gemacht. Ich habe vor langer Zeit verstanden das es nicht an MIR als Person lag. Sondern an ihm. Er hat seine Aufgabe als Papa bei mir nicht gut erfüllt. So einfach ist das. Er hat das zu verantworten, welche Gründe er dafür auch immer anführen mag.

Deine Tochter ist traurig, und das darf sie auch sein. Es IST ja auch traurig. Mir gibt es bis heute manchmal einen Stich wenn ich sehe und höre wie meine Schwester gross geworden ist. Mit Papa.

Was du tun kannst? Lass sie ihre Erfahrungen mit ihm machen. Kommentiere möglichst wenig, rede nicht schlecht über ihn (da sprechen ihre Erfahrungen für sich, das reicht). Und mach ihr immer wieder klar- sie kann nichts dafür. Er ist nicht in der Lage für sie ein Vater zu sein. Das ist traurig, aber sie als Mensch ist gut wie sie ist! Es dauert, aber ich bin sicher irgendwann wird deine Tochter damit abschließen können.

2

Hey, ich hab vor Kurzem hier schonmal meine Sicht geschildert... passt hier wohl auch ganz gut:


Ich bin so ein Kind, welches vom Vater nicht gewollt wurde. Er hat noch zwei weitere Kinder mit zwei anderen Frauen danach bekommen... da ist es dasselbe.

Meine Mutter hatte viele Jahre einen Titel vom Gericht, wodurch der Unterhalt von seinem Lohn direkt gepfändet wurde.

Zu meinem 18. Geburtstag gab es eine Menge Briefe und Unterlagen der vergangenen Jahre vom Gericht und vom Jugendamt, mit dem Hinweis, dass ich mich als Volljährige nun selber kümmern muss. Die Pfändung lief normal weiter, da ich noch in Ausbildung war.
Den Titel zurücknehmen, damit die Pfändung stoppt, musste ich als Gläubigerin selber, als der Anspruch durch meine Eheschließung entfiel. Das wurde alles durch Anwälte geregelt.

In meiner Jugend, so 14 - 17, hat es mich ab und zu auch beschäftigt, wieso er mich nicht wollte, ich war bzw bin doch sein Erstgeborenes.. sein Fleisch und Blut. Und auch wenn ich eine Frau bin, sehen ich und auch meine beiden Halbbrüder ihm verdammt ähnlich. Leugnen kann er niemanden von uns.

Irgendwann findet man sich damit ab. Ich bin ehrlich, nach einer gewissen Zeit habe ich eine enorme Ablehnung ihm gegenüber entwickelt. Auf keinen Fall würde ich Kontakt wollen oder zulassen. Er wollte mich nicht und hat meine Mutter und mich alleine gelassen. Hat stattdessen zwei weitere Kinder in die Welt gesetzt, die genauso hinten runtergefallen sind, wie ich.

Ich verstehe deine Tochter, dass sie das belastet und sicherlich auch wirklich schmerzt, wenn man weiß, da ist jemand... jemand so Wichtiges eigentlich... und er will einen nicht.

Aber ich bin sicher, dass deine Tochter da auch im Laufe der Zeit immer besser mit klarkommen wird. Ab und zu sticht es, gerade dann, wenn man durch Kollegen oder neue Freunde zB auf Familie und Eltern angesprochen wird.

Aber durch meinen bereits erwähnten Groll stört es mich immer weniger. Achselzucken - "kein Kontakt" - fertig.

Nur Mut deiner Tochter, es wird alles besser und irgendwann wird sie merken, dass das Leben auch ohne "Vater" wunderschön sein kann und vor allem ist! Es braucht keinen Menschen zum Glücklich-sein, wenn dieser sich nicht für einen interessiert.

Alles, alles Liebe #winke

Ehemoppel, 26 Jahre und sehr glücklich mit der, für mich, besten Mama der Welt, die beide Elternjobs gemeistert hat, ohne das es mir je an Etwas gefehlt hätte

4

Danke für Deine Worte und das Mut machen. Vielleicht sollte ich loslassen und vertrauen, dass es alles so kommt, wie es kommen soll.

Und ich hoffe, ich bin genauso so eine tolle Mama, wie Deine es für Dich war. Versuche auch irgendwie beides gleichzeitig zu sein.

LG

3

Vielen lieben Dank für das erzählen Deiner Geschichte und Deine Ratschläge .. es macht Mut, dass meine Tochter da irgendwie durch kommt..

Man möchte immer den Schmerz von seinen Kindern fern halten. Leider ist das nicht immer möglich.

LG

5

Du doch besser damals etwas getan als der Kontakt abgebrochen wurde. Was stand denn damals im Weg? Und was jetzt?

7

Die Mutter ist schuld, daß der Papa den Kontakt eingestellt hat? Wie immer? Coole Nummer.

9

du nicht zuerst über die Frage nach?

Du ziehst vorschnell die Schuldfrage statt auf das Ergebnis zu sehen.Ziemlich einseitige Sichtweise.

Hier geht es um Ergebnisse und nicht Schuld.

Deine Antwort beinhaltet die Wertung, dass das Verhalten der TE und das Ergebnis so am besten war. Sonst macht dein Einwand keinen Sinn. Dann solltest du das auch begründen können.

Ich habe den Eindruck, dass die TE das Ergebnis nicht so toll findet und deshalb hier schreibt. Du nicht?

Ich sehe, dass ein anderes Verhalten der TE ein anderes Ergebnis hätte erzielen können was für das, Kind besser ist. Ich bin auf deine Begründung gespannt warum du das ausschließt.

Vermutlich wird aber keine kommen.

6

"Vom Vater war ich von Beginn an getrennt. Kurze Zusammenfassung der Geschichte: wir waren damals nur kurz zusammen, Ich wurde ungeplant schwanger und bekam das Kind gegen seinen Willen"

Weiss Sie das? Vielleicht hat sie danach etwas mehr Verständnis für ihren Erzeuger, der niemals Vater sein wollte.

8

🤦‍♀️