Vollen Unterhalt einfordern - ja oder nein?

Hallo und guten Morgen.

Ich habe ein sehr schwieriges Verhältnis mit meinem Exmann und bin eigentlich froh, wenn ich nichts von ihm höre oder sehe. Er zahlt seit 12 Jahren ein und die gleiche Summe an Unterhalt für unsere Tochter (16), drängte mich zwischendrin mal dazu, weniger Unterhalt zuzustimmen, weil er noch ein Kind bekommen hat, für das er jetzt auch wegen Trennung Unterhalt zahlen muss. Aber das habe ich abgelehnt.

Weil es mir nicht ums Geld ging, habe ich den Unterhalt nie nachkorrigieren lassen; im Laufe der Jahre steht den Kindern ja mehr zu und mein Ex hat ordentlich Karriere gemacht.

Nun fallen seit längerer Zeit immer wieder Dinge vor, die mich echt ins Grübeln bringen. Es geht um ganz klare Bevorzugung der jüngeren Tochter (9). Die Kleine bekommt alles, er fährt sie in der Gegend rum, kauft, macht, tut.

Meine Tochter lässt mein Ex immer wieder im Stich. Derzeit ist bspw. ihre 125er kaputt (habe ich bezahlt), es steht eine gravierende Reparatur an (ohne die es keinen neuen TÜV gibt), mein Ex fährt auch Motorrad, ist Handwerker, hat Platz und Werkzeug, verdient extrem gut - und er hilft der Großen nicht einfach mal, nicht mal mit KnowHow, einem Schraubernachmittag, geschweige denn mit Geld für Ersatzteile. Er sagt ihr nur: "Ach Gott, hast Du blöde Probleme."

Den 125er-Führerschein hat er letztes Jahr "großzügig" mit 1000 Euro unterstützt - das Geld hat er von ihrem Sparbuch genommen, das ich zur Geburt angelegt und bespart hatte. Es bliebt bei ihm zurück und alles Geld, was unsere Tochter von Oma und Opa bekommen hat, hat er darauf eingezahlt, um dann Geld davon zu nehmen und sich als großer Gönner darzustellen.

Er stellt immer nur Ansprüche ("Du darfst nur mit sehr guter Schutzkleidung Motorrad fahren!") - aber wie die erfüllt werden, interessiert ihn nicht. Gestern kam für mich nun echt der Knaller: Wenn übles Wetter ist, fährt meine Tochter nicht mit dem Motorrad zum Papa, sondern mit der S-Bahn. Eine Fahrt kostet 7,50 Euro. In der Vergangenheit sagte sie mir immer, der Papa zahle die Rückfahrt. Gestern gestand sie mir unter Tränen, dass sie mich seit Jahren anlügt, er kein Rückfahrgeld gibt, sondern sie die Rückfahrt immer von ihrem Taschengeld (das ich ihr gebe) zahlt. Er gibt maximal 5 Euro, und in den 3 Jahren, seit sie S-Bahn fährt, habe er vielleicht zwei Mal diese 5 Euro gegeben.

Ich bin eigentlich wirklich froh, wenn ich mit diesem Mann nichts zu tun habe - aber jetzt steht der Autoführerschein an, meine Tochter geht zur Schule, hat einen Job, macht auch Ferienjobs und hat wahnsinnige Angst, den Führerschein nicht zahlen zu können (natürlich bekommt sie von mir einen Zuschuss!) - ihren Vater interessiert das nicht, die Großeltern auch nicht. Spritgeld kriegt sie eh keines, nicht mal fürs Motorrad, wenn sie zu ihm zitiert wird.

Irgendwie ist bei mir so der Moment erreicht, wo ich mich frage: "Warum so jemanden schonen?" Ich habe es gemacht, weil ich einfach nur noch meine Ruhe wollte. Aber seine Geizerei gegenüber der einen Tochter und die Großspurigkeit gegenüber sich selbst und der anderen Tochter - die stört mich jetzt echt. Ich weiß aber auch: Wenn ich den Unterhalt angehe, dreht er am Rad. Geld ist ihm heilig. Ich wäge ab, ob mir der Stress es Wert ist für 300 Euro mehr in Monat Unterhalt, die meiner Tochter laut Düsseldorfer Tabelle wohl zustehen könnten.

Wer hat so einen ähnlichen Fall und mag sich mit mir austauschen?

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Hallo, die Antwort betrifft jetzt nicht mich, sondern meine beste Freundin, aber ich kann dir mal ihre Erfahrungen weitergeben. Der Kindsvater hat sich von Anfang an weder um sie, als sie schwanger war gekümmert, noch dann um sein Kind. Sie hat es mehrmals versucht, die Sache ohne Gericht und zu zweit zu regeln. Er hat sich weder um Besuche bemüht, noch ist der Unterhalt regelmäßig oder pünktlich eingetroffen. Meine Freundin musste schauen, dass sie monatlich irgendwie um die Runden kommt. Hinzu kommt, dass er aber ganz großspurig auf Social Media Urlaube etc geteilt hat, obwohl er ihr noch sehr viel Geld geschuldet hat. Im Endeffekt ist sie vor Gericht gegangen. Es war nervenzerreibend, hat sich lange gezogen. Aber im endeffekt hat es sich gelohnt - es kommt ja dem Kind zu gute. Und 300€ mtl. mehr sind jetzt eine schöne Summe, wovon sich deine Tochter dann ordentlich was leisten kann oder ansparen kann. Also zieh es durch. Da deine Tochter ja schon groß ist, kannst du ja mal mit ihr sprechen, was sie davon hält. Lg und alles Gute

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Na, scheinbar brauchst du das Geld nicht, aber das Geld ist für deine Tochter und sie scheint es ja doch zu brauchen.
Geh vor Gericht und wenn es mehr geld geben sollte, leg es für sie zurück. Falls sie studieren will, wird sie das brauchen.

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Wenn sie studiert ist er doch immer noch unterhaltspflichtig. :-D

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Ja, aber ein kleiner boost um Kaution zu zahlen und eine Wohnung einzurichten schadet nie. Vor allem, da es nicht so wirkt, als ob er das von sich aus anbieten wird. Und wenn die te das nicht selber stemmen will, sollte sie darauf bestehen

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Ich würde genau das nehmen was dir bzw. deiner Tochter vom Gesetz her zusteht.
Erst recht, wenn er sich so gar nicht um deine Tochter kümmert.
Es ist nicht dein Problem, wenn er weitere Kinder in die Welt setzt.
Ich frag mich grad was das für ein Mensch ist, der seiner Tochter nicht mal ein Bahnticket bezahlt. Sowas ist abgesehen vom Unterhalt doch selbstverständlich.

Wenn du nicht mehr Unterhalt einforderst, hat er doch genau das was er will.
Für mein Kind wäre mir "der Krieg" es wert.

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Du, ich kenn einen Typen der es bei seinen spärlichen Besuchen (also SEIN Umgang!) noch kein einziges Mal geschafft hat, seiner Tochter eine verdammte Banane zu kaufen wenn sie Hunger hat, geschweige denn eine echte Mahlzeit.

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Das ist ja noch erbärmlicher.

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Hey

Du brauchst idealerweise eine Person aus deinem Privatumfeld und eine Anwältin, die dir gehörig den Rücken stärken und dir deine Angst vor dem Ex nehmen. Für deine Tochter! Deine Tochter tut mir total leid. Nicht wegen dem Geld, aber wie sie von ihrem Vater behandelt wird und wie sie erst jetzt dir ggb. sich etwas öffnen konnte. Wie sehr muss sie gelitten haben. Da würde die Löwin in mir spätestens jetzt ausbrechen und wirklich laut brüllen. Hör auf, dich zu ducken und bäum dich für deine Tochter auf. Es wird für euch beide eine Weile lang hart werden, aber euch stärken. Ganz besonders wird eure Tochter sich von dir endlich richtig beschützt und sich bei dir gut aufgehoben fühlen.

Also, Brust straffen und ab zum Anwalt.

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Danke für Deine Antwort - ich habe einfach nur noch Panik...ich weiß, wie er durchdreht, wenn es an sein Geld geht. Ich habe in den letzten Jahren immer alles einfach nur ausglichen, damit wir in Ruhe leben können. Finanziell geht es mir ordentlich, deshalb habe ich immer gedacht: "Kein Geld der Welt ist es wert, diesen Frieden hier zu stören". Motorradklamotten habe ich an meine Tochter weitergeben können; ich gab mein Hobby auf, als sie ihres anfing (ich habe gesundheitliche Probleme), ich hatte zum Glück eine neuwertige, gute Ausstattung, die meiner Tochter auch noch passt, aber wenn ich alles hätte neu kaufen müssen, für sie - da hätte ich schon schlucken müssen. Ich fände es einfach gut, wenn mein Ex mal sagen würde: "Hey, wir fahren zum Louis (Motorradladen) und gehen mal shoppen für die Große." Das wäre für sie einfach auch mal ein schönes Erlebnis.

Stattdessen sagt er, er würde gerne mit ihr eine Motorradtour machen; sie hat mit vollgetankter Maschine am Treffpunkt zu stehen, er fährt dann voraus, zahlt an einem Zwischenstopp einen Kaffee, dann geht es zurück. Tank leer, Papa weg. Mama zahlt die nächste Füllung.

Es ist einzig und allein die Angst vor diesem unsagbaren Theater, das mein Ex vollführt, gemeinsam mit seinen Eltern und seinen Schwestern. Mir graut da so davor - vor allem, weil er alles über meine Tochter entlädt. Sie hängt an ihrem Papa und kommt auch verbal nicht gegen ihn an. Konfrontiere ich ihn mit Dingen, die ich ihm im Umgang mit unserer Tochter vorwerfe, lüge entweder ich oder die Tochter. Alle lügen - nur er nicht. Aber ja - ich gehe zum Anwalt. Habe mir vorhin einen ausgesucht und rufe jetzt an. Lieben Dank.

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Ich würde bei diesem Ar*ch mit Ohren sogar weiter gehen und die ganzen nicht gezahlten Jahre auch einfordern.

Schreien zetern und rumzicken wie eine Prinzessin wird er sowieso. Egal ob es sich anscheinend um 5 Euro oder 5000 handelt.

Aber deine Tochter hat dann wirklich Gerechtigkeit.

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Das Geld steht deiner Tochter zu. Nicht dir. Und ich würde mir asap einen scharfen Anwalt organisieren und für den angemessenen Unterhalt sorgen. Alleine schon weil er echt ein A*sch ist

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Fordere es ein! Es steht deiner Tochter zu! Die Tochter meines Mannes ist auch 16 und wenn sie nicht mit dem Bus fahren will( gerade zu Stoßzeiten in Corona Zeiten) fragt sie ob wir sie holen oder bringen. Und dann holt/ bringt sie einer von uns! Die Fahrkarte zahlen wir ihr übrigens trotzdem mit 15€ im Monat. Schließlich kommt sie nur mit dem Bus zu uns.
Unterhalt haben wir das letzte Mal mit 12 angepasst,es gab aber auch keine signifikante Gehaltserhöhung des Papas und als letztes Jahr unsere Tochter geboren wurde, haben wir auch nix gekürzt… wäre ja völlig ungerecht der Großen gegenüber. Hier gibt es aber Klamotten wenn sie es braucht, es gibt Taschengeld von uns, wir fahren zusammen in den Urlaub…
Ich schreibe das, damit dir bewusst wird, was den Ex für deine Tochter leisten könnte….
Kämpfe für deine Tochter! Es steht ihr zu! Es hätte ihr die letzten 10 Jahre zugestanden!
Wenn sie in 2 Jahren volljährig wird, muss sie den Kampf sonst kämpfen, denn wenn er jetzt schon so @nett ist, wird er vllt auch so @nett sein und den Unterhalt mit 18 erstmal einstellen… Nur ein Vermutung, hoffentlich irre ich mich

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Das Geld ist nicht für dich. Es ist für dein Kind. Du hättest eine schöne Summe für sie auf der Seite wenn du hättest anpassen lassen. Leider erst ab Forderung wirksam.
Stell dir Forderung. Dann ist der Führerschein bezahlt.

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Meine Freundin hatte damals die selbe Lösung wie ihr mit dem Vater ihres ersten Kindes. Papa zahlte all die Jahre Betrag X und sie forderte nichts ein. Das lief allerdings auch anders, weil der Vater sich dennoch an anderen Kosten beteiligte. Klassenfahrten, später Hobbys er gab immer etwas dazu und ging auch sonst mit dem Jungen mal shoppen und gab ihm Geld.
Dein Ex scheint geizig zu sein, auch wenn es ihm finanziell gut geht. Den Zahn würde ich ihm nun ziehen.

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Also ich finde prinzipiell, wer Kinder In die Welt setzt, der muss sie auch versorgen. Und da das bei getrennt Lebenden nunmal über Geld funktioniert und da Beträge gesetzlich geregelt sind, sollte jedes Kind mindestens das bekommen, was ihm gesetzlich zusteht und möglich ist.
300 Euro sind eine Menge Geld.. Da finanzieren sich manche Studenten ihr Leben mit.
Ich halte es für einen Fehler, dass du die ganze Sache nicht von Anfang an konsequent verfolgt hast. Egal wie nett oder nicht nett das Verhältnis oder das Verhalten der Erwachsenen ist. (Natürlich abgesehen von Irren oder Gewalttätern, da wäre ich dann auch froh, wenn ich von dem nichts mehr höre und würde mich allein durchschlagen.)

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Habe gerade den Rest der Beiträge gelesen und etwas zu schnell geurteilt glaube ich.. Wenn der Typ so unreif ist, euren Clinch auch noch die Tochter spüren zu lassen, dann wäre ich da auch vorsichtiger und würde erst einmal mit der Tochter reden und ihr Okay dazu einholen. Schlussendlich ist es auch nur Geld, dass deine Tochter da am Ende eine Depression oder ähnliches davon trägt, wäre mir die Sache natürlich nicht wert.

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Du hast es richtig erkannt. Es ist nicht so, dass ich mich nicht um den Unterhalt kümmern will...ich hab einfach Angst, dass es wieder so eskaliert wie früher.
Er ist immer das Opfer. Alle anderen sind immer böse. Stelle ich Forderungen, lässt er es an meiner Tochter aus. Sie nagt seit Jahren Fingernägel und wir kriegen es nicht in den Griff. Ich überlasse es ihr, ob sie ihren Vater sehen will oder nicht. Sie hängt leider sehr an ihm, obwohl er wirklich nicht gut mit ihr umgeht. Er macht Versprechungen, hält sie nicht ein, kommandiert sie in der Gegend herum. Spreche ich ihn darauf an, sagt er, ich würde lügen oder sie lügt. Er gibt nie etwas zu. Alles, was meine Tochter sagt, ist immer gelogen. Ich bestärke sie seit Jahren in ihrer Wahrnehmung, setze mich mit ihm auseinander - aber dann geht sie wieder hin, kommt heulend zurück. Ich weiß mir da selbst keinen Rat mehr. Jugendamt habe ich schon zur Hilfe geholt - da hat sie wieder dicht gemacht.

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