Vollzeit arbeiten als Alleinerziehende

Hallo liebes Forum,

ich habe eine 10-jährige Tochter und bin allein erziehend. Jedes 2. Wochenende ist sie bei ihrem Papa und das funktioniert auch gut. Bisher habe ich im Home Office gearbeitet, musste aber aufgrund von Umstrukturierungen einen neuen Job finden.

Ich habe nach einigen Monaten Suche nun eine großartige Stelle gefunden, die fantastisch bezahlt wird, genau meiner Expertise entspricht und auch künftig großes Entwicklungspotenzial bietet. Der einzige Haken ist, dass ich nicht mehr von daheim arbeiten kann. Meine Tochter würde also jeden Tag nach der Schule in die Betreuung gehen, dort essen und dann danach noch 1,5 Stunden alleine daheim sein. Um die reduzierte Zeit, die wir nun zusammen haben, optimal zu nutzen würde ich gerne eine Tradition für uns etablieren (z.B. Spazierengehen, zusammen kochen etc). An die allein erziehenden Mamas, die Vollzeit arbeiten: wie schafft Ihr es, allem gerecht zu werden? Wie stellt Ihr sicher, dass ausreichend Qualitätszeit stattfindet? Fühlt Ihr Euch auch schuldig, weil Ihr weniger Zeit für Eure Kinder habt?

Ich würde mich über Tipps und Erfahrungen freuen.
Vivian

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Ich bin nicht alleinerziehend, aber unter der Woche war mein Vater auf Montage und meine Mutter war vollzeit Arbeiten, schon ab der Krippe. Wir haben jedes Wochenende Ausflüge gemacht, sind Wandern gegangen, schwimmen, Verwandte besucht. In der Woche war ich bis 15.00 Uhr im Hort, ging alleine nach Hause und beschäftigte mich alleine oder mit meinem Bruder bis ca. 17.30 Uhr meine Mutter heim kam. Danach wurde gelernt (Hausaufgaben habe ich im Hort gemacht) Abendessen gegessen (sehr lange und ausführlich, da viel erzählt und gelacht wurde)und vor dem zu Bett gehen haben meine Mutter und ich immer ein Bild gemalt und gestempelt. Ab der 5 Klasse gab es keinen Hort mehr, dann war ich zeitigen zu Hause und habe eben zuhause länger mit meinem Bruder verbracht. Manchmal auch alleine. Ich fands völlig in Ordnung. Manchmal ging ich auch noch mit zu einer Freundin, oder sie kam mit zu mir. Alles recht entspannt. Ich habe meinen Vater tatsächlich mehr vermisst, weshalb er dann tatsächlich zum Betriebsrat wechselte und dann täglich zuhause sein konnte. Aber sonst sind wir recht glücklich aufgewachsen und es war ok, einige Stunden allein zu sein. Hat die Selbstständigkeit gefördert (Kochen, aufräumen, lernen).

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Ich kann dir nur aus der Perspektive der Tochter einer alleinerziehenden Mutter berichten: Seit ich 11 oder 12 war, fand ich das echt toll bis wenigstens 17 Uhr meine Ruhe zu haben. Ich konnte in Ruhe mein Schulzeug machen, mich mit Freunden treffen und herumstromern. Ist vielleicht auch Typsache, aber es wird sich gewiss schnell einpendeln. Ich war sehr früh sehr selbstständig und fand es gut so. Meine 18 Jährige, die nun anders aufwuchs, ist nicht annähernd so erwachsen, wie ich damals.
Du hast schöne Ideen genannt, die du dann mit deiner Tochter machen kannst. Aber ich denke, so sehr großen Kopf musst du dir da nicht machen. Vielleicht habt ihr ja ein gemeinsames Hobby, das wäre sicher noch eine feine Sache. Zumindest hätte ich das damals gut gefunden, wenn meine Mutter mein Hobby mit geteilt hätte, aber Liebe zum Pferd lässt sich nicht erzwingen. Einen Malkurs hat sie Mal gemeinsam mit mir gemacht, das war auch ganz gut. Also wir haben schon einiges gemeinsam unternommen, aber ich hatte auch sehr viel schöne Freiheiten.

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Ich lebe allein mit meinem 3 jährigen. Ich gehe vollzeit arbeiten, Montags bis Freitag 7-15 Uhr + ein Wochenende im Monat.
Ich wünschte mir schon kürzere Dienste, aber das Geld wird halt nun mal benötigt. Allerdings geht er sehr gern in den Kindergarten, also lässt es mich etwas ruhiger darüber denken.
Wir machen halt das beste draus. Gehen in den Garten, besuchen Freunde und Familie.
Am Wochenende wird auch mal was besonderes geplant.

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Für mich würde es nicht in Frage kommen dass mein Kind täglich alleine zu Hause ist. Im Osten war das ja früher üblich. Warum machst du den Job nicht in Teilzeit? Und was passiert mit dem Kind in den Ferien?

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Ich werfe einfach mal in den Raum, dass es Jobs gibt, die nicht so gut in TZ gehen, dass es Mütter gibt, die auf das Geld angewiesen sind und - oh Schreck ;-) - dass es sogar Mütter gibt, die ihren Beruf gerne machen und Vollzeit arbeiten möchten.

Ich finde diese Nachfragen nach dem "warum" hier auf urbia immer etwas kurios und sinnlos, da es nichts mit der Frage zu tun hat...

Was die Ferien betrifft: Man kann sich ja zum Glück Urlaub nehmen und dann gibt's ja auch noch den Papa und vielleicht eine Oma/einen Opa, ein Feriencamp... :-)

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Für mich würde es nicht in Frage kommen auf etwas zu Antworten, wo ich nichts sinnvolles beitragen kann. Das ist aber bei manchen Leuten hier üblich. Warum antwortest du nicht auf Themen, wo du etwas beisteuern kannst? Und was passiert, wenn es mal keine Themen gibt, die du statt Antworten zu liefern, mit sinnlosen Fragen zuballern kannst?

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Naja deine Tochter ist ja schon 10 !! Jahre alt.
Ich würde nicht auf den Job verzichten, in anbetracht dessen, dass sie ja in ein paar Jahren eine Jugendliche ist.
Ich kenne es meistens so, dass die Kinder nur bis zur 4 Klasse in die Betreuung gehen und ab der 5 Klasse selber Heim gehen.
Du hättest ja sogar noch eine Betreuung.
Finds in dem Alter gar nicht problematisch

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Wir haben auf unserem Gymnasium Ganztagsschule mit Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung bis 16h bis zur achten Klasse. Sie wollen in der achten dann aber eher um 13h nach Hause.

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Dss ist doch sehr individuell? Weder du noch dein Kind sind mit anderen vergleichbar. Ich bspw. Halte nichts von "Traditionen". Wir entscheiden spontan, was launig ist. Hauptsache es macht allen Spaß.

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Dein Kind wird bald ein Teenager und ist auch jetzt kein Kleinkind mehr. Zudem ist es doch auch toll, wenn du deiner Tochter vorleben kannst, wie man im Beruf erfolgreich ist und sich entfalten kann. Ich würde den Job an deiner Stelle annehmen!

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Hi Vivian,

es kommt sicherlich aufs Kind und seinen Charakter an. Trotzdem schreibe ich dir gerne meine Erfahrungen.
Ich bin jung Mutter geworden, habe meine Ausbildung in Teilzeit mit Kind gemacht und habe anschließend als Alleinerziehende immer Vollzeit gearbeitet von 07:45 bis +/- 16 Uhr mit kurzer Anfahrt von 10 Minuten.
Meine Tochter hatte einen Ganztagsplatz im Kiga. Wenn ich sie manchmal früher abholen wollte, wurde das oft abgelehnt, da ja schließlich ihre Freunde auch noch da sind und sie jetzt noch spielen.
In der Grundschule war sie in der Nachmittagsbetreuung inkl. Mittagsessen und Hausaufgaben machen. Gerade das die Hausaufgaben bereits erledigt waren, wenn ich sie abgeholt habe und wir so dann wirklich Freizeit hatten, empfand ich als puren Luxus. Keinen Stress, Tränen und oder Gezeter, wie ich es Jahre später bei Freundinnen gesehen habe und sehe. Qualitytime. Ihren Hobbies konnte sie trotzdem nachgehen, da wir Kurse gefunden haben, die zu entsprechenden Zeiten stattfinden. In der Zeit war ich dann einkaufen oder ähnliches.
Beim Abendbrot haben wir dann besprochen was über den Tag so passiert ist, was in der Schule gemacht wurde etc.
Ab der 5. Klasse war sie dann auf einer integrierten Gesamtschule. Hier war ein Teil des Konzepts, dass sie einen Wochenplan für die Hausaufgaben haben, und für diesen Zeit während der Schulzeit bekommen. Also war es dann auch hier zu 99% der Fälle so: Schule zu Ende=Freizeit, außer natürlich es musste gelernt werden.

Sie kommt nun im Sommer in die 11. Klasse und ist eine tolle, ehrgeizige, offene, freundliche, selbstbewusste und weitestgehend selbstständige junge Frau.
Unser Verhältnis ist eng, auf Augenhöhe und mit großer Vertrauensbasis, dass nicht ausgenutzt wird. Sie erzählt mir sicherlich nicht mehr alles, das möchte ich auch gar nicht #zitter, aber ich weiß immer Bescheid was gerade in ihrem Leben und in der Schule los ist. Und sie weiß, dass ich immer da bin und mir Zeit nehme, wenn gefordert oder notwendig.
Klar gibt es im Zuge der Pubertät ab und zu Reibereien. Aber alles im Rahmen und völlig in Ordnung.
Meine Tochter sagt heute in der Retrospektive selbst, dass sie die Zeit im Kiga und dann im Hort sehr genossen hat und es dazu beigetragen hat, dass sie schon so selbstständig und offen ggü. Neuem und anderen Menschen ist.

Fazit: Wenn es ein richtig tolles Jobangebot ist: Auf jeden Fall annehmen und ausprobieren wies läuft.
Mit Sicherheit wirst du dich sonst später fragen was gewesen wäre.

Gruß pink

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Oh. Habe überlesen, dass dein Kind schon 10 ist. Dann ist die Zeit des Kindergartens und Grundschule natürlich schon vorbei.
Aber umso besser, oder einfacher. Mit 10 war meine Tochter, wenn sie um viertel nach eins Schulschluss hatte durchaus schon 2-3 Stunden alleine zu Hause. Gegessen hat sie dann entweder Reste vom Vorabend (bei uns gabs abends die warme Mahlzeit), oder sie hat sich ein Brot geschmiert. Alles kein Problem. Manchmal kam eine Freundin mit, manchmal ist sie mit zu einer Freundin. Darüber wurde ich dann per SMS informiert. Achso: Sie hatte ab der 5.Klasse dann ein Handy, zwecks Erreichbarkeit sollte irgendwas sein.

Gruß pink

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Ich danke Euch sehr herzlich für Eure Erfahrungen und Tipps! 🙂 Ich werde den Job annehmen und schauen, wie es sich entwickelt. Es hat mir sehr geholfen zu hören, wie Ihr das hinkriegt bzw. wie Ihr eine arbeitende Mutter als Kind empfunden habt. Alles Liebe Euch!

Vivian