Begleiteter Umgang / Wie ist es fürs Kind?

Hey, ich weiß, dass das Beste für die Kinder ist, wenn beide Elternteile zueinander „neutral“ sind und normal kommunizieren können. Aber was wenn das nicht möglich ist? Ich kenne mich damit überhaupt nicht aus und weiß gar nicht, ob begleiteter Umgang die nächste oder einzige Option ist.
Aber wie fühlen Kinder sich, wenn es dann so ist? Unser Sohn ist erst 9 Monate alt und kennt ihn noch nicht, um mit ihm zu zweit die Zeit zu verbringen. Hätten fie dann nur eine bestimmte Zeit Umgang mit jemandem aus JA und sobald die Bindung da ist, dann zu zweit?

Ich hoffe, dass mir jemand helfen kann
Liebe Grüße

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Die Kinder haben im allgemeinen keine Probleme mit dem begleiteten Umgang. Dann schon eher mit den Schwierigkeiten, die die Umgangsbegleitung erforderlich gemacht haben.

Professionelle Umgangsbegleitung ist teuer und wird vom Jugendamt zumeist nur für 6 Monate finanziert. Bei großen Schwierigkeiten kann der Zeitraum verlängert werden. Ziel ist immer, dass die Eltern das nach einer Weile selbst hinbekommen.

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Es gibt Beratungsstellen für hochkonflikthafte Eltern, die vermitteln oder führen selber begleiteten Umgang durch. Wichtig ist, dass der Umgang kindeswohldienlich ist. Das Ziel soll normaler Umgang sein, also ja, irgendwann sehen sich Vater und Kind allein. Ihr müsst natürlich in der Lage sein, die Übergabemodalitäten zu besprechen, sonst muss das jemand moderieren. Am besten wird es wohl sein, du sprichst beim, Jugendamt vor und lässt dich dort beraten. Die können dich auch viel besser an eine Beratungsstelle bei euch in der Region vermitteln.

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Hi, es gibt begleiteten Umgang so wohl als Übergangslösung, aber auch als Kontaktregelung, die über Jahre beibehalten wird. Wie der Umgang aussieht, entscheidet das Familiengericht in Abstimmung mit dem Jugendamt. Ziel des begleiteten Umgangs kann beispielsweise sein, dass die berechtige Person unter Aufsicht den richtigen Umgang mit dem Kind lernt, aber es steht immer das Wohl und der Schutz des Kindes im Vordergrund.
Die Umsetzung erfolgt dann in der Regel an einem neutralen Ort (bsp. Räume vom Jugendamt) und einer Fachkraft als Begleitung. Ob das für deinen Sohn eine Lösung ist und wie die genau aussieht, wird individuell entschieden.

Aus der Erfahrung mit meinen Pflegekindern kann ich sagen – je jünger das Kind ist, desto normaler kommt ihnen der begleitete Umgang vor, weil sie es dann nicht anders kennen. Der ältere geht gerne zu seinen Umgangsterminen. Für ihn ist das wie ein Besuch bei jemanden, den er gerne mag. Man muss aber sagen, dass die Treffen wirklich bilderbuchhaft laufen. Die Psychologin ist sehr einfühlsam und hilft dem Elternteil, was sehr unsicher ist, aber es gut meint, qualitative Zeit miteinander zu verbringen. Damit man sich das konkret vorstellen kann: Sie hat z. b. Bücher dabei, die das Elternteil vorlesen kann oder hilft ihr altersangemessenes Spielzeug auszusuchen, mit dem sich dann Elternteil und Kind beschäftigen können.

Bei dem Jüngeren ist das wiederrum deutlich schwieriger, weil seine Elternteil Teil traumatischer Erfahrungen war. Er ist nach den Kontakten immer sehr aufgewühlt, manchmal auch tagelang. Trotzdem ist der Kontakt wichtig – trotz dem Stress will er das Elternteil sehen. Die Treffen wurden aber schon mehrmals zu seinem Schutz frühzeitig beendet, weil klar zu erkennen war, dass er von dem Kontakt stark überfordert war.

Geht es bei deinem Sohn um eine Annäherung zum Vater? Dann wäre der begleitete Kontakt sicher keine isolierte Maßnahme. Das JA bietet z. b. Kurse für Väter an, die bisher keinen Umgang hatten (gerade für das Baby/Kleinkindhalter), oder Spielegruppen. Am besten lässt du dich mal direkt beim JA oder einer Beratungsstelle beraten.

Hilft dir das ein bisschen weiter? 😊

Bearbeitet von Annonym1