Tipps gesucht - Mag fast nie mitmachen

Huhu,

letzte Woche war es mal wieder aktuell: Beim Delfin-Test ist mein Sohn wg. Verweigerung "durchgefallen", obwohl er in 2 Kategorien die volle Punktzahl hatte. Mein "Problem" ist, dass mein Sohn (3,5) sehr selten bei Gruppenaktivitäten oder Prüfungssituationen jedweder Art (fängt schon an, wenn ihm jemand eine Frage stellt) mitmacht.

Schüchtern ist er eigentlich nicht, er ist ziemlich offen Erwachsenen gegenüber und erzählt ihnen immer gleich alles mögliche. Er kann auch alleine Brötchen beim Bäcker kaufen und bezahlen (wenn ich im Hintergrund stehe).
Wo er recht unselbstständig ist, ist bei so Sachen wie Brotschmieren, Anziehen, etc. Das kommt jetzt gerade so langsam, er sagt am liebsten sofort "Ich kann das nicht. Ich will das nicht."

Wir hatten schon immer regelmässigen Kontakt zu anderen Kindern, von Geburt an bis 2,5 Jahre mindestens 3-4 mal in der Woche (danach Kindergarten, also täglich). Er hat aber schon immer "sein Ding" gemacht. Beim Kinderturnen wollte er nie das machen, was die anderen tun, beim Musikgarten auch nicht. Er ist mit Begeisterung hingegangen und hat sich dann mit einer ganz speziellen Sache beschäftigt. Zusammen ein Spiel spielen, zusammen tanzen oder singen - Fehlanzeige. Ich habe das so akzeptiert, denn ich wollte nicht, dass er den Spass an solchen Aktivitäten verliert. Ausserdem fand ich die Massnahme "Wenn Du nicht mitmachst, gehen wir wieder." bei einem Zweijährigen nicht sehr zielführend, und etwas anderes fiel mir nicht ein. Ich habe immer selbst begeistert mitgemacht, ihn versucht, zu motivieren, zu locken, das hat aber alles nicht geklappt. Ich habe auch immer angemessen gelobt, wenn er mal mitgemacht hat, also nicht übertrieben und überschwänglich, aber ich habe ihm gesagt, dass er das gut gemacht hat und dass es mir Spass gemacht hat, das gemeinsam mit ihm zu machen.

Ich ertappe ihn manchmal dabei, wie er vor sich hin singt, aber auf Aufforderung oder mit mir zusammen hat er noch NIE gesungen. Er hat auch noch nie auf Kommando geklatscht o.ä. Auch schon bei der U-Untersuchung mit 12 Monaten sollte er klatschen und hat es verweigert. Im Musikgarten haben ALLE Kinder das nachgemacht, was die Leiterin vorgemacht hat, nur mein Sohn nicht, er hat mit den Musikinstrumenten andere Dinge gemacht. Wenn alle links herum liefen, lief er absichtlich rechts herum, wirklich!

Im Kindergarten hat er am Anfang im Stuhlkreis gar nicht mitgemacht, sondern sich mit dem Rücken zu den anderen gesetzt. Mittlerweile sitzt er zwar im Stuhlkreis, aber er ist dabei passiv und macht nicht mit. Trotzdem gefällt es ihm sehr gut, wenn die Kinder ein neues Lied lernen, er hört es dann zuhause auch immer an und freut sich.

Er konnte schon mit 1,5 sehr gut sprechen, aber er hat bis heute noch nie von sich aus erzählt, was auf einem Bild drauf ist und wenn man ihn fragt, sagt er meistens "weiss ich nicht". Im selben Moment fragt er aber Dinge wie "Warum klettert der Dieb durch's Fenster? Unten ist doch die Tür offen.". Und er weiss es selbstverständlich immer. Wenn er den Eindruck hat, man möchte etwas bestimmtes von ihm hören, dann blockt er total ab und macht dicht. Er hat auch eine extrem niedrige Frustrationstoleranz, wenn etwas nicht beim ersten Mal klappt, flippt er aus.

Über den Grund kann ich nur mutmassen, manchmal denke ich, er ist so ne Art Perfektionist, und aus Angst, etwas falsches zu sagen/tun, sagt/tut er lieber nichts. Das passt aber nicht zu den Aktionen, in denen er bewusst das Gegenteil macht, denn so sticht er ja heraus und wird (z. B. von den Erzieherinnen) zurechtgewiesen.

So langsam finde ich das nicht mehr lustig. Dass er jetzt Sprachförderung bekommen wird, obwohl er laut KiA und Erzieherinnen einen unglaublichen Wortschatz hat und sehr phantasievolle Geschichten erfindet und erzählt (und ich weiss eh, dass Sprache seine Stärke ist, aber meine Meinung als Mutter zählt ja nicht ;-)), ist das eine, aber er kommt in zwei Jahren in die Schule und sein Verhalten war schon immer anders als das der gleichaltrigen Kinder.

Bisher habe ich ihn immer dafür bewundert, wie phantasievoll er ist, wie aussergewöhnlich er spielt, etc. Aber so langsam könnte er in manchen Dingen doch etwas gewöhnlicher werden. Und ich sehe auch nach einem halben Jahr Kindergarten keinerlei Veränderung in seinem Verhalten. Ich habe da Befürchtungen, dass er sich in der Schule noch genauso verhalten wird. #zitter

Wie kann ich ihn dazu motivieren bzw. wie kann er lernen, dass es Situationen gibt, in denen man besser mitmacht und dass das ja auch Spass macht. Dass man ruhig auch etwas falsches sagen kann, oder falsch singen kann. Das man neue Dinge nur durch Ausprobieren und Üben lernt. Solche Dinge.

Soll ich ihn mehr solchen Prüfungssituationen aussetzen? Mehr auf Mitmachen bestehen? Beim Anziehen und Brotschmieren geht sowas ja ganz gut, aber wenn er z. B. aus Prinzip keine Fragen beantwortet, die er offenkundig weiss, was gibt es da für Fördertipps?

Bin für alle Ideen offen.

LG

Hanna

1

Mensch, diese Gesellschaft wo alle immer in irgendwelche Formen passen müssen#schock...da ärgert mich auch der Delfin-Test, denn der ist nur eine MOMENTAUFNAHME eines Kindes, so ein Quatsch.
Dein Sohn ist erst 3, er weiß was er will und was nicht.
Wenn Du das Gefühl hast, er leidet unter seiner Andersartigkeit oder es steckt ein tiefer sitzendes Problem dahinter- such Dir Hilfe.
Wenn Du Deinen Sohn aber so akzeptieren kannst und er so zufrieden ist----was solls. Muss er in alle Schablonen passen???
Er entscheidet doch selbst, was ihm Spaß macht...brauchst Du ja nicht für ihn tun.
Er soll gewöhnlich werden???? Für wen??? Lass ihm Zeit und gib ihm Zeit und Liebe.
Er kommt mit 5,5 in die Schule???
Lass ihm Zeit, wenn er die noch braucht!!6,5 reicht doch auch....
Lg, sternchen#stern

4

Huhu,

danke für Deine Antwort. Mir geht es nicht darum, dass mein Sohn in alle Schablonen passen muss. Er soll auch nicht gewöhnlich werden.

Nur kann er irgendwann mal nicht mehr selbst entscheiden, was ihm Spass macht oder nicht. Und das ist spätestens in der Schule so. Wenn wir ihn nicht aktiv zurückstellen lassen, wird er regulär in NRW mit knapp 6 eingeschult, allerdings gibt es bei uns die variable Eingangsstufe, Aufenthalt in Klasse 1 und 2 zwischen 1 und 3 Jahren. Vorher ist er 3 Jahre im Kindergarten.

Ich habe kein Problem mit seiner Andersartigkeit, ich bin mir nur nicht sicher, ob er sich manche Sachen einfach nicht zutraut und das deswegen mit Quatschmachen / Gegenteil machen überspielt.

Er ist hier halt so extrem, dass ich mir heute schwer vorstellen kann, dass er mit 7 oder 8 anders sein wird, wenn ich ihn nicht aktiv dabei unterstütze.

Deswegen möchte ich ihn wenigstens ein bisschen dazu befähigen, mal "über seinen Schatten" zu springen und Dinge zu wagen.

Ich habe ihn in der Vergangenheit nie zu etwas gezwungen bzw versucht, ihn in ein Muster zu pressen.

Aber antiautoritäre Erziehung und Waldorfpädagogik ("wenn er nicht will, will er halt nicht, das wird schon von alleine...") ist nicht mein Ding, ich glaube schon, dass man Kinder auch fordern soll und dass man sie an "den Ernst des Lebens" aktiv heranführen kann. Ich habe hier keinen falschen Ehrgeiz, ich habe nur Sorgen, dass er in der Schule immer noch sagt "Will ich nicht. Sag ich nicht.".

Hierzu suche ich einfach Tipps, die ich im Familienalltag beachten sollte oder umsetzen kann. Es geht mir um Kooperationsbereitschaft...

LG

Hanna

5

Ich verstehe, dass Du Dir Sorgen machst.
Ich weiß aber auch wie schwierig es ist, einen 3-jährigen zu überzeugen, etwas gut zu finden.
Du hast ja sicher die Antwort von Jazzbassist gelesen, der hervorragend erklärt, warum es besser wäre, dass Dein Sohn mitmacht. Sehe ich genauso.
So finde auch die Idee mit dem Sternchensammeln sehr gut....ich fürchte nur, mit 3 sind die ihm noch herzlich egal.
Wenn er in einem Thema erst mal auf Wiederstand eingestellt ist, wird das schwer zu ändern sein.
Im Gegensatz zum Jazzbassist würde ich nämlich sagen, dass es besser wäre, den Stress aus den bestehenden Situationen zu nehmen und neue Situationen versuchen, besser laufen zu lassen...vielleicht neue Sportangebote, Vereine etc, die er sich später mal selber aussucht.
Ich denke auch, dass sich solche Verhaltensweisen nicht dramatisieren, wenn er älter wird sondern eher besser werden so lange man sie nicht zu Dramen forciert.
Gib ihm Zeit. Manchmal bringt auch ein Urlaub oder anderer Tapetenwechsel eine Änderung in festgefahrenen Situationen, was zu Hause nicht ohne Tränen abgegangen wäre...
Lg, sternchen#stern

2

Hallo Hanna,
vorweg: Ich kann Dir keinen Tip geben.

Aber ich kann Dir erzählen, dass unser Grosser (mittlerwile 4,5) genauso ist.
So gut wie alle Situatione treffen auch auf uns zu (sein Verhalten und meine 'Reaktion' darauf ist ähnlich dem, was Du schreibst).
Hm, ich muss Dir sagen, ich habs einfach akzeptiert.

Komischerweise hat die Sprachstandsfeststellung im KiGa super geklappt. Die Erzieherinnen waren selbst total erstaunt, weil wirklich keiner damit gerechnet hat. Ich habe abends zu ihm gesagt "Du, da sind morgen zwei Lehrerinnen im KiGa, die wollen mal horchen, wie Du so sprichst, und wenn Du magst, mach mit."
Und das hat er!

Ich mache keinen (unbewussten) Druck mehr.
Er ist halt so.
Und er stösst damit bei z.B, anderen Kindern nicht auf Ablehnung. Das war nämlich immer meine Befürchtung. Aber er hat im KiGa drei beste Freunde gefunden, sie sich alle sofort auf ihn stürzen, wenn er dort ankommt.
Ich 'bewundere' ihn im Grunde dafür, dass es ihm egal ist, was andere von ihm denken und er ganz genau weiss, was er will.
Ich könnt mir da manchmal ne Ecke von abschneiden #zitter

Er wird schon seinen Weg gehen!
Solange ihn nichts belastet, werde ich ihn einfach machen lassen und versuchen, seine Persönlichkeit zu stärken und nicht zu hinterfragen.

LG Anne



7

Huhu,

wollte gestern noch antworten aber dann ist mein Rechner abgestürzt.

Eigentlich wollte ich nur danke für Deine Antwort sagen, es hat mir geholfen, zu lesen wie Du damit umgehst.

LG

Hanna

9

Hallo,
danke für die Antwort!
Ja, ich habe gemerkt, dass ich da vielleicht eine komplett andere Meinung drüber habe wie mein nachfolgender Antworter, aber bei uns ist es so tatsächlich nur so sehr viel besser geworden.
Warum auch immer.
Ich war als Kind z.B. immer sehr sehr schüchtern und es hat mir nicht wirklich geholfen, wenn mein Vater mich 'zwingen' wollte, nicht schüchtern zu sein. Ich hab mich dann immer mehr im Schneckenhaus verkrochen. Gut, ob das jetzt der beste Vergleich ist, weiss ich nicht #hicks
Aber daher versuche ich halt, unseren Grossen so zu nehmen, wie er ist.
Und seitdem überrascht sein Verhalten mich immer wieder positiv.

Ach, sorry, so viel Blabla ;)
LG Anne

3

Ich hätte ihm hier in der Vergangenheit bei solchen Dingen weniger Freiräume gelassen, sondern aufs Mitmachen bestanden. Das Problem mit Kleinkindern ist, dass sie, sobald sie festgestellt haben, eine eigene Persönlichkeit zu sein, sehr gerne selbstständige Entscheidungen treffen. Es geht bei einem "Ich zieh die Jacke nicht an" aber gar nicht darum, dass ein Kleinkind die Jacke nicht anziehen möchte. Es geht ausschließlich darum, die eigenständigen Entscheidung zu treffen, da er wissen und erlernen möchte, wie seine Umwelt (in erster Linie die Eltern) auf diese Entscheidungen reagieren. Er möchte also den Zusammenhang von Ursache und Wirkung begreifen. Das ist für den kindlichen Entwicklungsprozess unabdingbar; daher sollte man es nicht mit einer Persönlichkeitkeitseigenschaft im Erwachsenensinne verwechseln. Diese besitzen Kinder nicht, sie muss sich erst entwickeln und reifen.

Ein Kind, dass im Kinderzimmer die Tapeten anmalt, ist keine kreative Persönlichkeit. Er weiß, dass er das nicht tun darf, hat aber festgestellt, dass man ihn nicht immer daran hindern kann und möchte nun wissen, was genau passiert, wenn er es trotzdem tut. Ein Kind, dass draußen seinen Eltern wegläuft, ist kein Entdecker, sondern hat einfach noch nicht gelernt, die fiktive Grenze (den wörtlichen Freiraum der Eltern) zu aktzeptieren. Ein Kind, dass sich weigert, die Jacke anzuziehen, ist keine Persönlichkeit, die ganz genau weiß, was sie will, sondern einfach nur eine, die noch nicht gelernt hat, dass sie nicht alleine auf der Welt ist.

Kleinkinder wissen leider sehr sehr selten, was gut für sie ist. Sei es, die Finger in die Steckdose zu stecken, blind über eine Straße zu rennen, auf dem offenen Fensterbrett rumzuklättern, kopfüber vom Schwebebett zu hängen, keine Gegenstände in den Mund zu nehmen, lustige (giftige) Dosen in Mamas Schränken zu trinken, mit der brennenden Kerze zu spielen, auf die Herdplatte zu packen, Hundefekalien im Park zu essen, unter parkenden Autos zu spielen oder sich dem Pool im Garten zu nähern. Sobald ein Kind sich selbst in Gefahr bringt, erkennen Eltern ziemlich problemlos: "Es ist egal, was das Kind möchte; das Kind weiß es halt noch nicht besser".

Das Problem mit Kleinkindern ist, die wissen es so gut wie NIE besser, da selbst die banalsten Ursache und Wirkungszusammenhänge für Kinder genau so rätselhaft sind, wir für uns Erwachsene momentan noch die Quantenphysik. Unser Verstand lässt noch nicht zu, eine Erklärung dafür zu finden, warum ein Photon, dass mit genau an eine bestimmte Stelle an die Wand geschossen wird, immer unterschiedlich aufknallen wird. Wir werden in 50 Jahren sicherlich sagen: "Das ist doch ganz logisch", spätestens dann, wenn meine Enkelkinder das in der 5. Klasse erklärt bekommen. Für uns ist es momentan noch unerklärlich; Kleinkindern geht es mit diesen "für uns Erwachsenen" einfachen Zusammenhängen identisch; daher können sie logische Entscheidungen gar nicht treffen. Sie müssen sie erst mühselig erlernen, um sie zu begreifen. Newton war Erwachsen, als er begriffen hatte, das ein Gegenstand, den er in die Luft wirft, wieder runterfällt. Das ist für uns heute das banalste auf der Welt - wobei wir das Graviton noch immer nicht gefunden haben.

Von daher handelt auch ein Kind, dass beim Kinderturnen nicht mitmachen möchte, in erster Linie nicht daraus, hier eine rationale Entscheidung getroffen zu haben, deren Ergebnis es war, nicht mitmachen zu wollen. Die Kette hört für einen 2-Jährigen beim Treffen der Entscheidung bereits auf. Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind dem Kind gar nicht bewusst; er muss sie ja erst lernen. Gehen Sie darauf ein, lernt ein Kind leider in erster Linie, dass es hier in dieser Situation in der lage ist, Erwachsene zu steuern und leider nicht, dass die anderen Kinder viel mehr Spass haben als er selbst, da sie mitmachen. Zu letzterem Schluss kann er gar nicht kommen, da er Spaß nur sehr bedingt erkennen kann. Da Erkennen nur auf Erfahrungen beruht; die hat er aber gar nicht. So gesehen tun Sie einem Kind damit keinen Gefallen, ihm hier selbstständig entscheiden zu lassen, ob er hier auf die "Gruppe" hört, oder sein eigenes Brot backt. Sie fördern damit lediglich ein - bis zum 30. Lebensmonat noch normales - narzistisches Weltbild: "Ich bin alleine auf der Welt und alles dreht sich um die Befriedigung meiner Bedürfnisse".

Was bei einem Kleinkind und seiner späteren Kindergarten/Schullaufbahn eher kontraproduktiv ist. Sie sehen ja selbst, dass er aus dieser "Weltanschauen" von alleine nicht rauskommt. Er kann es gar nicht, da er hier noch etwas erlernen muss, was er nie erlernt hat; sich in einer Gruppe einzufügen und zurechtzufinden. Soziale Interaktion zu erlernen ist leider eines der schwierigsten Dinge auf der Welt - man kann sie nur erlernen, in dem man sozial interagiert. Man kann sie nicht lernen, wenn man in einem Stuhlkreis nicht mitmacht. Das ist genau das Gegenteil von sozialer Interaktion - nämlich Narzismus; eine Phase, die ein Kleinkind verlassen sollte, um schulfähig zu werden. Genau darauf reagiert man bei frühkindlicher Förderung, wenn "Sonderheiten" auffallen. Im Kindergarten mag das noch ganz niedlich, wenn sich ein Kind dem Stuhlkreis den Rücken zuwendet; in einer Schule schadet sich damit ein Kind selbst; da er nur lernen kann, wenn er das tut, was man ihm sagt. Es ist hier einfach das "Vertrauen", zu wissen, dass das, was eine Autoritätsperson sagt, schon stimmen wird. Wenn ich als Kind gelernt habe, dass das, was diese Autoritätsperson sagt, stimmt (es macht Spass, zu turnen/singen), ist es auch bereit, zu aktzeptieren, dass es lernt, dass 2+3 = 5 ergibt. Er braucht hier keine Stundenlangen erklärungen mehr, warum er das jetzt überhaupt machen muss, er kann sich damit zufrieden geben, dass er weiß, dass es sehr wichtig ist, zu wissen, dass 2+3 = 5 ergibt. Auch wenn er selbst diese Wichtigkeit nicht sieht.

Von daher würde ich zunächst einmal wesentlich mehr darauf bestehen, dass er bei solchen Dingen mitmacht, solange es keinen Grund gibt, dass er "nicht möchte". Er kann z.B. Entscheidungen über Angst bereits treffen; viele andere hingegen nicht. Er kann auch entscheiden, was ihm Spass macht oder nicht; wenn er es weiß. Zugucken reicht aber für eine solche Entscheidung nicht aus. Ansonsten gibt es keinen Grund, in einem Tennisverein zu sein, wenn man kein Tennis spielen möchte. Das ist die eigentliche Konsequenz der Entscheidung, kein Tennis spielen zu wollen. Die hätte ich entsprechend durchgezogen um mal zu sehen, wie ein Kind dann beim nächsten mal reagieren würde. Man hätte dann vor dem nächsten mal z.B. mit einem Belohnungssystem arbeiten können, damit das Kind einmal mitmacht und sieht, dass es ja doch Spass macht, sich der Herde anzuschließen. Auch diese Erkenntnis kommt in diesem Alter nicht beim ersten mal. Bei einigen Kleinkindern wird sie auch nie kommen, obwohl ein Kind jedes mal begeistert mitmacht. Wie Quantenphsik funktioniert auch bei Kleinkindern alles ein bisschen anders. Und für die körperliche Entwicklung ist dieses Kinderturnen gar nicht so irrelevant - auch wenn es dem Kind in erster Linie natürlich Spass machen sollte.

Von daher ist auch ein 3.5-Jähriger, der eine leichte Frage nicht beantworten möchte, eigentlich kein Perfektionist, sondern einfach nur ein Kind, dass noch nicht sicher erkannt hat, was passiert, wenn er etwas noch nicht weiß oder falsch sagt oder richtig sagt oder gar nicht sagt. Das Problem ist nur, dass er diese Erkenntnis nur erlangen kann, wenn er sie immer und immer wieder widerholt. Ich würde es hier rein spielerisch versuchen. Lassen Sie sich von ihm Dinge erklären oder stellen ihn gezielte Fragen, wenn der Alltag es zu lässt. Man kann hier viel durch Motivation erreichen. Ich würde es hier z.B. mal mit einem Belohnungssystem versuchen - einen kleinen Sternchenkalender in der Küche am Kühlschrank. Belohnt wird nicht das Ergebnis der Antwort, sondern das Antworten. Hat er am Tag z.b. 5 "Sternchen" gesammelt, bekommt er eine kleine Gummibärtüte, einen Lutscher, mal eine zweite Gute-Nacht-Geschichte. Diese "Belohnung" sollte täglich etwas neues sein; und für das Kind auch eine Überraschung. Um so motivierter wird er sein, die "Belohnung" zu erreichen. Generell sind Kinder am motiviertesten, wenn sie sich sicher sind, eine Aufgabe lösen zu können (Sicherheit), es aber doch noch eine winzige Möglichkeit des scheiterns gibt (Spannung) und die Lösung selbst eine Überraschung ist. Das kann man sich bei einem 3.5-Jährigen eigentlich bei allem zu nutze machen, wenn man meint, dass etwas so allmählich nötig ist.

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Hallo,

für die Vergangenheit: wie bekommt man einen Zweijährigen zum Singen/Tanzen/Klettern, wenn er nicht will? Das Belohnungssystem ist mir in dem Alter irgendwie suspekt, da es ja recht unmittelbar erfolgen muss (und materiell sein muss), sonst klappt es nicht. Mit Büchern und extra Geschichten hätte ich ihn in dem Alter nicht locken können, da wir eh den halben Tag nichts anderes gemacht haben. ;-)

Heute mit 3,5 ist das eine andere Sache. Ich habe das vor einigen Monaten erfolgreich für "Alleine Anziehen" durchgezogen. Ich habe ihm gesagt, wenn er schon "so gross" ist, dass er sich alleine anziehen kann, gehen wir zusammen ins Kino. Innerhalb von 2 Tagen hat es geklappt und seither macht er es sehr gut und selbstverständlich. Und wir waren natürlich im Kino.

Bei anderen Dingen versucht er aber gerne mal sowas wie "Ich esse den Apfel aber nur, wenn ich danach Schokolade bekomme.", und in die Richtung soll es eindeutig nicht gehen! ;-) (Passiert natürlich so auch nicht...;-))

Witzigerweise war er in der (Vor-)Trotzphase wirklich ein sehr umgängliches, sanftes und "vorsichtiges" Kind. Er ist nie weggelaufen, hat sich immer wickeln lassen ohne sich zu wehren, hat sich ohne Protest anziehen lassen, hat sich nicht übermässig für den Herd oder Steckdosen interessiert, ... Auch die Anzahl der Trotzanfälle kann man an einer Hand abzählen und die kamen erst ab 3. Er hat auch im Kleinkindalter nie gekniffen, gebissen oder geschlagen.

Mir ist vollkommen klar, dass mein Sohn kein "Perfektionist" ist, sondern dass es genau daran liegt, dass er unsicher über die Reaktion ist. Ich wollte das damit nur veranschaulichen.

Die Idee mit den Sternchen finde ich prinzipiell sehr gut, nur weiss ich nicht so genau, wie ich es umsetzen kann. Prinzipiell erklärt und redet er nämlich den ganzen Tag und ich stelle auch immer Fragen dazu. Wenn er mir eine Geschichte erzählt, z.B. von "Octaman" (den hat er sich ausgedacht), dann frage ich viel nach (was kann der Octaman so, was hat er gemacht, was ist dann passiert?) und da antwortet er ja mit Spass und Freude. Wenn wir aber eine Geschichte lesen, und ich frage ihn etwas dazu, dann sagt er immer "weiss ich nicht" oder "sag ich nicht".

Aber nichtsdestotrotz eine gute Anregung, ich werde mal in mich gehen, in welcher Form ich das unterbringen kann.

Danke,

Hanna

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Also ich persönlich wäre dann mit einem 2-Jährigen wieder richtig Heimat gefahren, wenn es eine reine Gruppenaktivität gewesen wäre und man ihn mit allen elterlichen Möglichkeiten (Gut zureden/Mut machen, knuddeln, bestechen, einfach vormachen etc.) nicht zum mitmachen hätte animieren können. Ich wüsste aber zugegebenerweise nicht, ob ich das mit einem Erziehungshintergedanken getan hätte oder einfach nur, weil es mir zu dämlich gewesen wäre, jede Woche zu einem Kinderturnen mit einem Kind zu fahren, dass nicht mitturnt sondern sein eigenes Brot backt - was er auch im Fitnessraum bei uns im Keller hätte machen können. Denn an Bewegung hatte es meinem Spatz in dem Alter nicht gefehlt - wobei Bewegung nicht zwangsläufig gleich Motorik ist.

Über die „große Junge“ Schiene habe ich bei meinem Glücklicherweise das meiste erreicht; hat glaube ich in 9 von 10 Fällen funktioniert. Naja - jetzt ist mein Spatz 11 und zugegebenerweise braucht er seine Eltern nicht mehr sonderlich, weil er schon ein „so großer Junge“ ist. Machmal möchte man die Zeit - glaube ich - einfach noch mal zurückdrehen. Wer weiß - vielleicht werden Sie diese „Trotz“-Phasen ja noch mal vermissen; oder das anziehen. Oder in 6 Jahren hier anderen Eltern schreiben, dass sie auch mal einen „Eigenbrötler“ hatten und er sich trotzdem ganz ganz toll entwickelt hat und sie unendlich stolz auf ihn sind.

Zum Fragen: Im Alltag einfach mal alles, was sie meinen, was er schon wissen könnte oder wissen sollte. Wie viele Teller liegen auf den Tisch?; im Zoo vielleicht: Weißt du schon, wie dieses Tier heißt? Beim Memory Spielen vielleicht mal, ob er weiß, welche Farbe das Feuerwehrauto hat; oder das Polizeiauto. Wenn Sie mit ihm draußen sind, ihn mal fragen, ob er Sie nach Hause bringen könnte (also, ob er den Weg kennen würde). Wie man z.B. das Auto da nennt (Bus, LKW etc.). Wenn er einfache Melodien schon kennt, summen sie ihn mal eine vor und er soll ihnen sagen, welche Melodie das war. Weiß er schon, wie das Teil, was mit dem Computer verbunden ist, heißt (Maus?). Was nennt man denn noch alles Maus? Was essen Mäuse? All solche Dinge - die einem im Alltag begegnen und ihnen unbewusst/ganz spontan einfallen. Wenn er sagt: „Weiß ich nicht“, fragen Sie ihm, was er meint/denkt. Wenn er sagt: „Sag ich nicht“ können Sie ihm natürlich sagen, dass er ja schon 4 Sternchen gesammelt hat und - wenn er diese Frage noch beantwortet - er dann eine ganz tolle Überraschung bekommt. Preisen Sie einfach die Überraschung an :-p. Wenn er mit seiner Antwort richtig liegt, loben Sie ihn einfach; wenn er falsch lag, sagen sie ihm nicht die richtige Antwort, sondern versuchen einfach, dass er selbst zu der Antwort kommt, in dem Sie ihm Tipps oder Hilfestellungen geben. Loben Sie ihn dafür, dass er so mutig war, zu antworten, obwohl er sich gar nicht sicher war, dass die Antwort auch stimmt. Sagen Sie ihm, dass es völlig normal ist, Dinge noch nicht zu wissen; auch die Mama weiß nicht alles.

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Hallo,

was zum Teufel ist ein "Delfintest"????

Mit dreikommafünf Jahren muss man noch nichts - weder auf Fragen antworten, noch überhaupt.

Schön, wenn er es kann, aber wenn nicht, geht die Welt wohl auch nicht unter.

Gruß Marion