Kind ist ständig beleidigt und sagt dann nicht warum

Hallo,

meine Tochter ist 8 Jahre alt und im Moment ständig beleidigt.

Sie hat noch einen kleinen Bruder mit 3 Jahren, der total lieb ist und viel gekuschelt und gelobt wird. Wir gehen auch lieb mit ihr um, aber sie mag nicht mehr so gekuschelt werden und natürlich stellen wir an sie auch mehr Anforderungen, als an den Kleinen (z.B. Hausaufgabe, Musik üben usw.)
Sie beleidigt ist, sagt sie uns nicht warum. Sie zieht eine Schnutze und geht etwas abseits von uns in Bockelstellung (aber auch nicht aus dem Raum raus, sie will schon dass man das sieht und mitkriegt).
Ich kann sie dann fragen was los ist, in Arm nehmen oder ihr anbieten, dass wir was machen, alles blockt sie ab. Ich kann ihr Verhalten und sie in dem Moment links liegen lassen, sie kann es stundenlang so durchziehen.

Mit der Konsequenz, dass ich dann auch wütend werde und sie schimpfe.

Habt ihr einen Tipp, wie ich mich in diesem Moment anders verhalten kann?

Sie spricht selten über Gefühle und frist schon immer alles eher in sich hinein.

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Guten Morgen liebe sunshineh!

Wenn man beleidigt ist, fühlt man sich vorher ungerecht behandelt.
Ich denke wenn man in diesem beleidigten Gefühl drinsteckt, kann man die Situation nicht mehr retten sondern nur versuche ihr mit Verständnis zu begegnen und sie in Ruhe lassen wenn sie das möchte.

Allerdings könnte man versuchen sich Gedanken zu machen was vorher schief läuft.
Ich kann verstehen, dass man an eine 8 jährige andere Erwartungen hat als an einen 3 jährigen.
Trotzdem braucht die 8 jährige genauso viel Lob, Bestärkung und Liebe.
Wenn nicht sogar mehr.
Ein 3 jähriger ist von sich aus noch einfach süß. Die Umgebungsmenschen reagieren entzückt, voller Verständnis und Liebevoll. Bei einer 8 jährigen verwächst sich das Kindchenschema gerade. Sie sind in einer Welt voller Leistung und Kritik gelandet und jeder hat Erwartungen an sie, wie sie sein wollen. Dabei fühlen sie sich manchmal noch so klein, verloren und bedürftig.
Ja, sie stoßen diese Zuwendung auch schon mehr und mehr ab, aber sie brauchen sie trotzdem sehr. Es ist gar nicht so leicht in diesem Altern einen Weg zu finden zwischen dem Gefühl sich abgrenzen zu wollen und trotzdem Mamas und Papas Liebe in ausreichender Menge in sich aufzusaugen.
Ich kann mich noch gut erinnern wie das bei mir war und auch meine Tochter ist gerade in diesem Alter. Da ich mich erinnere, dass mir durch mein abgrenzendes Verhalten die Liebe meiner Mutter fast komplett entzogen wurde und auf meine kleine Schwester übergegangen ist,
weiß ich wie sich das anfühlt und was für einen Mangel man dadurch in sich entwickeln kann.

Bei meiner Großen versuche ich daher in Momenten wo sie offen für Liebe und Lob ist, ihr dieses im Übermaß zu geben. Quasi für die Zeit mit, in der sie sich von mir abgrenzt.
Ich versuche ihre Abgrenzung nicht als eine Folge mangelnder Liebe zu mir zu sehen, sondern als natürlichen und gesunden Weg.

Sie darf beleidigt sein und wenn sie die Worte noch nicht findet um mir zu erklären warum sie sich ungerecht behandelt fühlt, forsche ich selbst nach und gebe ihr noch mehr Liebe in Zeiten in denen sie das annehmen kann.

Liebe Grüße
Sunny

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Guten Morgen,

"Sie hat noch einen kleinen Bruder mit 3 Jahren, der total lieb ist und viel gekuschelt und gelobt wird. "

einerseits verstehe ich, was du meinst. Eine 8Jährige wird man kaum dafür loben, wie schön sie auf Toilette gegangen ist, einen 3Jährigen, der noch ab und an vergisst, rechtzeitig auf Toilette zu gehen, dagegen sehr (nur so als Beispiel).
Andrerseits muss ich meiner Vorrednerin Recht geben:
auch (oder vielleicht gerade) 8Jährige brauchen Lob und Bestärkung von den Eltern, erst Recht, wenn sie sehen, dass der 3jährige Bruder für (in den Augen der großen Schwester) jede Kleinigkeit gelobt wird.

Und es sollte mehr Dinge geben als Hausaufgaben machen und Musik üben, für die man eine 8Jährige loben könnte (selbstgemaltes Bild, Bastelei, etc.)

Und versuch es doch mal mit positiver Bestärkung. Wenn sie gerade keine Lust hat, ihre Musik zu üben, dann sag doch sowas wie "ich habe es immer bewundert, wie sehr du deine Musik geübt hast und welche Fortschritte du dabei gemacht hast" (ich nehme an, Musik ist ein Hobby deiner Tochter).

" Sie zieht eine Schnutze und geht etwas abseits von uns in Bockelstellung (aber auch nicht aus dem Raum raus, sie will schon dass man das sieht und mitkriegt)."

Da sie ja nicht auf deine Versuche, auf sie einzugehen, reagiert, würde ich ihr sagen, dass sie bitte in ihrem Zimmer weiterschmollen soll und jederzeit wieder kommen kann, wenn sie reden möchte. Wenn sie nur beleidigt ist, wenn ihr jemand dabei zuschaut, wird sich das dann schnell erledigt haben.
Stundenlanges demonstratives Beleidigtsein, obwohl sie ja nichts daran ändern will, musst du dir nicht gefallen lassen und zieht die Stimmung aller Anwesenden runter.

LG,
J.

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ich kann mich sunny42 nur anschließen und würde vielleicht noch ergänzen:

sprich doch mal in einer ruhigen Minute mit ihr- abends, wenn du sie in bett bringst oder wenn ihr mal nen schönen weibernachmittag macht.
frag sie, wie es ihr in den moment geht und ob sie weiß, was sie sich dann von dir wünscht.
überlegt strategien, die ihr dann gut töten, wenn sie sich so fühlt.

und dann ganz klar:
achte darauf, daß du ihr lob und anerkennung entgegen bringst, auch wenn es natürlich andere dinge sind, wie beim 3 jährigen!
wir alle wollen gelobt werden, wir alle wollen in den augen unserer eltern was ganz besonderes sein und wir alle wollen, daß unserer eltern stolz auf uns sind.
ob wir nun 3 sind, 8 oder 48!

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Was willst du töten? ;-)

Ich überlege die ganze Zeit, was du mit dem Satz wohl sagen wolltest, muss aber immer wieder kichern.

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oh da sind meine mordphantsaien wohl mal wieder zu weit "hoch" gekommen:)
eigentlich wollte ich sagen, die ihr gut "täten" (was für ein wunderschönes deutsch:)-

na,ja, hauptsache sigmund freud sich:)

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Hallo,

ich glaube, Ihr habt da ein wenig aus den Augen verloren, dass auch Eure Große immer noch ein Kind ist, das Fürsorge, Wärme, Zuwendung und Lob braucht.

Euer Kleiner bekommt das unaufgefordert und Eure Große fühlt sich deswegen zurückgesetzt. Es ist ein Gefühl, das wahrscheinlich permanent an ihr nagt und das sie nicht in Worte fassen kann.

Sprich doch einmal mit ihr darüber. Sag ihr, dass Du es toll findest, wie sie ihre Hausaufgaben macht, wenn sie zu Hause mithilft oder vielleicht mal mit dem kleinen Bruder spielt.

Frag sie, ob es etwas gibt, was sie gerne machen möchte, vielleicht ein Shopping-Nachmittag mit Eisessen ohne die Männer ;-)

LG