Kinder im Leistungssport

Mir ist heute langweilig, deswegen schreibe ich so viel....

Es geht um das Thema "Kind im Leistungssport". Mich interessiert, wie Ihr dazu steht.

Der Hintergrund ist der, dass meine Tochter kurz davor war, in den Leistungssport reinzurutschen, wir diesen Schritt aber abgebrochen haben. In einer "Sportart überwiegend für Mädchen und mit A- und B-Noten".

Aus dieser Zeit habe ich einiges an Wissen und Eindrücken bekommen. Ich kenne auch persönlich einige Kinder kenne, die Leistungssport betreiben. Ich weiß, wie es oft dazu kommt, dass die Kinder mit dem Leistungssport beginnen. Und ich weiß, dass es nicht immer der Wille des Kindes ist.

Die Kinder werden mehrfach im Jahr auf Wettbewerbe gebracht. Sie haben natürlich Spaß daran, sagen die Eltern und die Kinder reden angeblich von nichts anderem. In Wahrheit spielt das Vereinsleben für die Eltern eine enorm große Rolle. In der besagten Sportart treffen sie sich auf den Wettbewerben. Sie sitzen gemeinsam auf der Tribühne und lästern, streiten, lieben, lachen, trinken Prosecco, teilen Kekse, nähen Pailletten, hüten die Babies usw. Die Gespräche drehen sich um den Sport, es werden Fachgespräche über Equipment, Techniken, Training usw. geführt.

In der Regel beginnt das Ganze harmlos mit dem Training 1 x in der Woche. Man schnuppert, die Kinder mögen es, man meldet sie an. Gruppenzwang führt dann dazu, dass man sich in kürzester Zeit mit seinem Kind auf einem Wettbewerb befindet. Und dafür bereits ca. 100 Euro ausgegeben hat. Die Kinder sind dann 3 bis 5 Jahre alt. NUR dann werden sie auch in dieser Sporrart erfolgreich sein. Seltene Ausnahmen haben so viel Talent, dass sie auch Erfolg haben, wenn sie später anfangen. Manche springen ab, aber erschreckend wenige. Die meisten quälen sich und ihr Kind von Wettbewerb zu Wettbewerb. Sie geben viel Geld dafür aus. Und noch mehr Zeit. Und sie buhlen um die Anerkennung des Trainers, die oft genug Kinder völlig mit Missachtung strafen, die sich weigern, schüchtern sind usw. Folglich werden sie von den Müttern angehalten, mitzumachen. Alle rutschen da gemeinsam rein. Es gibt 4jährige, die 8 bis 10 Stunden pro Woche trainieren. In anderen Ländern ist es noch schlimmer.

Ich würde nichts dazu sagen, wenn diese Kinder die Entscheidung getroffen hätten. In einigen wenigen Fällen ist das tatsächlich so. In aller Regel werden die Kinder aber zum Training geschleift, zumindest dann, wenn es anfängt, dass sie mehrfach die Woche gehen. Der Witz ist, dass viele der Eltern immer unzufrieden sind. "Eigentlich wollten wir schwimmen gehen, so schönes Wetter, aber Samstag ist ja Wettbewerb.", "Nein, XY kann leider nicht auf den Geburtstag gehen, Samstag ist ja Wettbewerb. Ach Mensch, das tut mir jetzt so leid."

Auch schön war kürzlich folgendes Telefonat:
Ich: "bla, bla, bla"
Mutter: "Warte mal eben." *leiser* "XY, packst Du deine Sachen, wir müssen zum Training."
Kind im Hintergrund: "Aber Mama, ich mag heute nicht. Ich möchte weiterspielen."
Mutter: "Also mein Fräulein, nicht in diesem Ton! Fertigmachen jetzt! Samstag ist Wettbewerb."
Kind: *heul*

Ich kenne zwei Kinder, die mit 8 bzw. 10 Jahren bereits Ansätze zu Essstörungen zeigen. Die 8 jährige fragt oft, ob sie zu dick ist. Die 10jährige hat die Nahrungsaufnahme bereits teilweise eingestellt. Es gibt dort Kinder, die bei jedem Fehler im Training, sofort zu ihren Mamas schauen. Diese zeigen dann mittels Handzeichen an, ob sie zufrieden waren. In der Regel sind sie es nicht, dann geht der Daumen nach unten wie bei den Gladiatoren. Und das Kind bricht oft genug in Tränen aus. Manche Mütter merken es noch, dass sie zu weit gegangen sind und zeigen eine Spur von Mitgefühl. Andere ziehen die Tribühnentrainermama unerbittlich durch. Der Gesichtsausdruck verniffen, genau auf die Punkte des Kindes achtend. Manche haben Notebooks dabei und berechnen vorher, wo ihr Kind landen wird. Gar nicht so einfach, bei A- und B-Noten. Freude zeigt Mama dann nach dem Wettbewerb (wenn diese erfolgreich endete). Dann wird das Kind von Mama geliebt und geherzt. War es dagegen nicht erfolgreich, gibt es Schelte oder Tränen bei Mutter und Kind. Das Ganze entwickelt eine Eigendynamik.

Die Wettbewerbe gehen über 2 Tage und finden in ganz Deutschland statt. Bei jedem dieser Wettbewerbe nehmen zwischen 200 und 400 Kinder und Jugendliche teil. Je nach Alter müssen sie bis zu 3 mal an den Start (2 x mit etwa 7 Jahren). Viele kaufen sich dann einen Wohnwagen, weil sie übernachten müssen. Kurz bevor es dazu kam, haben wir aufgehört. Für die anderen nimmt das Ganze seinen Lauf. Jetzt mit fast 8 Jahren steht man kurz davor, in den Kader aufgenommen zu werden. Herzlichen Glückwunsch, Mensch, toll! Und weiter gehts durch Deutschland und nun auch z.T. durch Europa. Fast wie bei einer Sucht. Geltungssucht?

Auf jeden Fall habe ich mich gefragt, wieso so etwas niemand verbietet. Ich finde, dass die Kinder geschützt werden müssen und die Eltern auch. Vor sich selbst. Vor den Trainern, die nicht unerheblich dazu beitragen.

Wir nehmen es als gegeben hin, dass 15 jährige Dinge mit ihrem Körper tun, die psysikalisch unmöglich sein müssten. Wir schauen bei Olympia sogar noch zu. Sie tun uns vielleicht manchmal leid, weil man ihnen ansieht, wie krank sie eigentlich sind (und offensichtlich gedoped oder essgestört). Aber niemand tut etwas dagegen.

Klar, es geht um viel Geld. Aaaaaber nehmen wir die Kinderarbeit als Beispiel. Auch da steckte viel Geld dahinter. Fabriken hatten weniger Lohn zu zahlen und bitterarme Arbeiterfamilien brauchten das Geld sogar für die bloße Existenz. Trotzdem: Man hat es verboten und zumindest in den Industrieländern durchsetzen können. Gut, ja, man kauft natürlich auch hierzulande Kinderarbeit ein, aus Kambodscha oder sonstwoher. Man hat es irgendwie verlagert. Ich gehe aber schon davon aus, dass Kinderarbeit zumindest in unseren Köpfen Geschichte ist. Es ist hoffentlich eine Frage der Zeit, dass sich das weltweit durchsetzen kann. Aber beim Sport? Da hört man nicht so wirklich viele öffentliche Stimmen, die Leistungssport verteufeln. Warum darf man Kinder beim Sport verheizen, zu Höchstleistungen drillen und das findet dann auch noch weltweite Anerkennung? Warum ist das so? Muss man da mal eine neue Revolution ausrufen?
"Nein! Zu Kindern im Leistungssport!"?!?!?

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Hallo,

meine 10jährige Rübe turnt viel und gerne und im Verein. Zum Glück(!) aber nicht in der "1. Liga", sondern nur in der zweiten.

Und auch hierfür ist der Aufwand schon enorm: 3 x 3 h Training die Woche plus Wettkämpfe etc. Der zeitliche Aufwand ist neben der weiterführenden Schule (auf der sie jetzt ist) schon erheblich. Zumal unsere Wochenendaktivitäten wegen der Wettkämpfe und des Trainings schon recht eingeschränkt sind.

Noch "schlimmer" ist es in der sogenannten "1. Liga": Die Mädchen haben genau einen einen(!) Nachmittag in der Woche frei (d. h. es wird auch an Sams- und Sonntagen trainiert). Die Mädchen in unserem Verein stehen aber dahinter, und auch deren Mütter gehen relativ entspannt damit um (soweit ich das aus der Distanz beurteilen kann). Ausflüge, Geburtstage, Familienfeiern, Urlaube? Eher nicht.

Ich kenne aber auch eine bekannte Familie, die sich komplett um die Sportkarriere des Töchterchens dreht: Das Kind wird vor Wettkämpfen aus der Schule genommen und wiederholt jetzt eine Klasse in der Grundschule.

Aber jedem das Seine! Ich finde Sport toll, erst recht, wenn der Mannschaftsgeist gefördert wird. Sollte mein Tierchen einen anderen Sport ausprobieren wollen, hätte sie auch dafür meinen Segen. Mein Seelenheil (und auch das ihrige!) hängen nicht vom Platz auf dem Treppchen ab!

Claudia

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Ich wollte mit meinem Beitrag nicht sagen, dass Sport doof ist. Natürlich nicht!

Meine Tochter betreibt sogar eine klassischerweise sehr harte Sportart: Ballett. Aber im Gegensatz zu vorher wächst das Ballett an dieser Ballettschule mit den Kindern mit. Sie bekam mit 7 Jahren einen Brief, ob sie an der Prüfungsgruppe teilnehmen möchte. Das bedeutete dann 2 x in der Woche, 1 Stunde. Das hat sie in dem Alter dann aber selbst entschieden und da die Gruppe zusammengewürfelt ist, spielte der soziale Aspekt keine Rolle. Außerdem sind die Mütter aus der Stunde ausgeschlossen und bekommen wenig Feedback. Die Kinder werden vielleicht in eine Stunde geschleppt, bekommen aber gar nicht erst mehr Stunden aufgebrummt, wenn die Lehrerin denkt, dass es sich nicht lohnt. Und die merkt, wenn Kinder es nicht wollen. So wird der Druck von Anfang an rausgenommen, die Hoffnung der Eltern flammt vielleicht kurz auf, wird aber recht schnell ausgelöscht.

Außerdem macht meine Tochter noch Karate, was ich ihr als Ersatz für den anderen Verein vorgeschlagen hatte. Es gefiel ihr (hatte ich mir gedacht, weil sie ja Ballett mag, das passt zusammen). Dort geht es ganz lässig zu, was die Anwesenheit beim Training angeht. Alle sind gleich, nur durch die Gürtelfarben unterscheiden sie sich. Aber die bekommen alle ungefähr nach der gleichen Zeit. Es wird auch nur 1 x in der Woche Training angeboten, das ist vollkommen in Ordnung. Und es Reicht: Der Weg ist das Ziel beim Karate! An Wettbewerben nimmt der Verein nicht teil. Wie erholsam. Meine Tochter trainiert gerne und fleissig, aber aus eigenem Antrieb heraus. Das hat sie zwar immer schon. Aber vorher konnte man sich da nie so sicher sein, ob sie es nicht doch mir zum Gefallen tut. Weil ich mich mit ihr gefreut habe, wenn sie eine Medaille bekam oder ein Sprung klappte. Tut man doch automatisch als Mama... man lacht. Aber in den Köpfen der Kinder passiert etwas: Mama lacht, wenn ich gewinne. Das ist nicht gut. Niemals und für kein Kind, möchte ich mal behaupten.

Außerdem ist es etwas anderes, wenn das Kind mit 7 anfängt hart zu trainieren oder mit 4. Ich denke, man sollte Wettbewerbe allgemein erst ab einem gewissen Alter zulassen. Und es sollte vorgeschrieben sein, in welchem Alter man wieviel trainieren darf. Dann noch die Pflicht für orthopädische Untersuchungen sowie psychologische Betreuung. Das meine ich ganz ernst!!!

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Leistungssport wie du ihn beschreibst finde ich auch gruselig. Die armen Kinder haben ja gar keine Kindheit.

Es gibt allerdings auch verantwortungsbewusst geführten Leistungssport.

Meine Tochter ist in Sportvereinen seit sie 3 Jahre alt war. Sie fand das meiste, was wir ausprobiert haben aber viel zu spielerisch und lasch. Sie wollte Leistung bringen müssen und was erreichen.

Also macht sie Leistungssport. 2x2 Stunden Training die Woche und vor Wettkämpfen oder Auftritten zusätzlich bis zu 6 Stunden Training am Wochenende.

Wettkämpfe finden etwa 4 mal im Jahr statt, Auftritte öfter.

Ich wünschte, sie wäre einfach mit einmal pro Woche Ballett oder so zufrieden, aber sie liebt ihren Sport und würde auch noch öfter trainieren.

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Meine Tochter macht Ballett (2 Stunden) und Karate (1,5 Stunden), 1 Auftritt (Ballett) alle 2 Jahre, 2 Prüfungen (Ballett und Karate) pro Jahr.

In der anderen Sportart hatte sie (von 4,5 bis 6,5 Jahre):
- 8 Wettbewerbe
- 13 Auftritte
- Training ähnlich wie bei Euch 4 bis zeitweise 10 Stunden (zu Auftrittszeiten) pro Woche (plus Ballett 1 Stunde zu der Zeit)

Sie kam dann in die Schule und blieb noch ein dreiviertel Jahr. Es war abzusehen, dass man von ihr verlangen wird, noch mehr zu trainieren. Da habe ich ihr vorgeschlagen, was anderes auszuprobieren. Glücklicherweise hat es ihr gefallen.

Ich weiß, dass es Kinder gibt, die sich diesen Stress freiwillig antun. Beim Ballett wäre meine Tochter sicher auch noch häufiger, wenn es ginge. Aber es wird nicht angeboten und das ist gut so. Ich wüsste sonst nicht, was ich sagen würde.

Also hier ist es gut, dass es gar nicht erst die Möglichkeiten gibt. Das meinte ich ja auch in meinem Beitrag: Einfach bundesweit maximale Trainingsstunden pro Alter festlegen und fertig.

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Hallo,

Was ist denn nun die geheimnisvolle "andere" Sportart?

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Hallo Bine,
das was du beschreibst, ist gruselig. Das würde ich auch nicht für meine Kinder wollen.

Max schwimmt im Schwimmverein in der Leistungsgruppe. Allerdings ist das bei uns im Verein auch total entspannt und da wird keinen Druck gemacht.Wenn wir auf Wettkämpfe sind, kann man den Unterschied zu anderen Vereine sehr gut sehen: da stehen die Trainer beim Einschwimmen am Beckenrand und brüllen teilweise den Kindern sehr unfreundlich an, wenn sie Fehler machen (beim Startsprung und beim Wenden...). Es sind in der Regel auch sehr junge Kinder dabei,wo ich mir echt denke "Müsste das jetzt sein?", vor allem direkt vor dem Wettkampf, so dass sie dann noch aufgeregter sind.

Bei unserem Verein guckt ab und zu jemand zu und gibt ein paar wage Ratschläge. Alles ohne zu schreien und ohne Vorwürfe.

Und nach dem Lauf wird jedes Kind gelobt. Klar sagen sie, was man besser machen kann (aber ohne Vorwurf), aber es wird vor allem darüber gesprochen, was sie gut gemacht haben.

Genauso trainieren unsere 2 Mal die Woche 1,5 Stunden. Die meisten andere Vereine trainieren an 4 Tage die Woche.

Schön ist, dass unseren Verein trotzdem gute Ergebnisse erzielt :-)

Mir ist aber auch bewusst, dass aus meinem Kind kein Michael Phelps wird und so steht der Spaß ganz oben auf der Liste. Wie man das richtig macht, wenn man ein wirklich talentiertes Kind hat, weiß ich nicht.

LG,
Natalia

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"Wie man das richtig macht, wenn man ein wirklich talentiertes Kind hat, weiß ich nicht."

Die Frage ist ja auch, was denn überhaupt "Talent" bedeutet. Da wo wir herkommen, trainierten die Kinder sehr hart für ihr "Talent". Und es war nicht objektiv messbar, ob nun Talent oder optische Erscheinung (B-Note) für das Ergebnis verantwortlich waren. (Oder gar Bestechung?) Wenigstens gab es dann mal ein Verbot, die Kinder zu schminken. Wurde aber nicht immer eingehalten. Mit "Schminken" meine ich jetzt nicht Theaterschminke wie beim Ballett. Das sehe ich noch ein. Dort ging es beim Schminken darum, möglichst auffällig zu sein und adrett auszusehen, um die Note zu verbessern. Fällt beim Schwimmen schon mal alles weg. Da geht es um die Zeit. Das ist objektiv und für Kinder nachvollziehbar.

Was ich bedenklich fand war, dass meine Tochter nach einem Wettbewerb regelrecht verzweifelt darüber war, dass es "schon wieder" "nur" der 3. Platz war und niemand ihr erklären konnte, was sie verbessern könnte. Sie war todtraurig darüber und tat mir echt leid. Wie soll man da erklären, dass es vielleicht auch am Kleid gelegen hat. Das war vielleicht nicht grell genug und fiel nicht genug auf. Sowas darf eigentlich keine Rolle spielen, zumindest nicht für Kinder. Es ist auch eine zweifelhafte Botschaft: Sieh hübsch aus und Du stehst vorne.

Jetzt trägt sie einen schneeweißen Karateanzug und ein blaues Balletttrikot wie alle anderen auch. Es bleibt ein wenig Subjektivität, aber es gibt zumindest ansatzweise klare Vorgaben, wie eine bestimmte Technik auszusehen hat. Die Techniken werden einzeln beurteilt und das Ergebnis im Gespräch vom Prüfer erklärt. Das Kind hat die Chance, an sich zu arbeiten und ist nicht auf Muttis Nähkünste angewiesen oder auf genug Geld für den Schneider.

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Solche Sportarten wo eine subjektive Meinung auch noch mit einfließt, sind aber auch irgendwie Mist.

Bei Schwimmen ist das viel einfacher:-) Auch das mit dem Talent. Wenn mein ein Kind, dass ohne weiteres schon wirklich schnell für sein Alter ist, dann ist das was anderes.

Max gehört zu den wirklich guten Schwimmern, aber ein Olympiasieger wird nie aus ihm. Und ich bin heilfroh darüber.So kann er seine weitere Interessen nachgehen (und er hat viele),ohne sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren.

Später mal, wenn er "seine Berufung" gefunden hat, dann gerne. Aber nur weil es dann seine Entscheidung ist und er dann weißt, was es bedeutet (er ist mittlerweile 10 und sehr reif für seinen Alter). Er ist sehr musikalisch und spielt Saxophon mit Hingabe. Sein Lehrer ist ganz begeistert von seinem Talent und meinte letztens, wenn er es will, dann kann er ein Profi-Musiker werden. Bis jetzt kann Max sich das aber nicht vorstellen,also bleibt der Saxophon ein Hobby.

LG,
Natalia

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Hallo,

eine meiner Nichten ist 14 und betreibt seit ihrem 4. Lebensjahr Leistungssport - Kunstturnen.

Sie war schon bei den Bayerischen Meisterschaften in ihrer Altersklasse.

Zum Training schleifen musste man sie nie, im Gegenteil, als sie mal 2 Monate wegen einer Verletzung nicht trainieren durfte und ein Wettkampf anstand, flossen die Tränen.

Gut, die Reisen zu den Wettkämpfen und die Übernachtung kostet etwas und der Mietgliedsbeitrag (der aber nicht so hoch ist, dass man da von irgendwelchen Mega-Kosten sprechen würde), aber alles in allem belastet es das Budget nicht so sehr.

Das mag in anderen Sportarten (Tennis oder Golf) anders sein.

Und ja, es gibt dies Übermuttis, die mit der Knute hinter ihren Kindern stehen, aber das ist doch nicht bei allen Kindern so,

GLG

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Ja klar gibt es die Kinder, die es wirklich gern tun.

Die Frage ist aber immer, wenn ein Kind so früh anfängt, warum es das so gern tut. Weil Mutti lacht und sich freut? Weil der Trainer lobt? Weil dort die Freunde sind? Ist doch egal? Nein, ich denke nicht: Es entstehen schon ganz früh Abhängikeiten und die werden in den Köpfen der Kinder oft falsch verknüpft: Sport bedeutet "Mama liebt mich", Sport bedeutet "Freunde", Sport bedeutet "Anerkennung". Erwiesenermaßen gibt es in manchen Sportarten auch Zusammenhänge zu Essstörungen, verzögerter Pubertät und auch gesundheitliche Folgen.

Es ist also nicht nur "Mamas Knute" das Problem, sondern auch andere Aspekte. Wir bejubeln erwachsene Sportler und können ihn oft genug nach ihrer Sportkarriere beim Verfall zugucken. Und da kann man ja kaum mehr von Einzelfällen sprechen. In meinem Umfeld auch nicht. Ich kenne so viele Kinder, die diesem Druck ausgesetzt werden und deutliche Signale senden, dass das nicht in Ordnung ist. Wie viele mögen das dann bundesweit sein?

Schön für deine Nichte, wenn sie offenbar nicht davon betroffen ist.

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Hallo,

aber ist es nicht z.B. mit der Schule genauso? Einige Kinder werden "unter Druck" gesetzt, müssen täglich lange lernen etc. so dass es aufs Gym gehen kann. Bringt das Kind einmal eine schlechte Note heim, ist die Mama enttäuscht...

LG janamausi

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Ich habe auch mal so einen Thread über Leistungssport eröffnet da meine Tochter Fußball spielt
Nach all den Jahren (sie ist mittlerweile 16) bin ich überzeugt das die meisten Kinder die nur aus Druck der Eltern den Sport betreiben eh nicht lange im Leistungssport bleiben können, ganz einfach weil der Will da sein muss und die ständige Verbesserung. Das ist zwar erstmal gut für die Kinder aber auch schlecht da Eltern die wirklich Druck machen dann am rotieren sind, habe ich schon erlebt
Ich denke man muss realistisch bleiben, wirklich talentierte Leistungssportler MÜSSEN das ganze schon früh auf hohem Niveau machen, die wenigsten Leistungssportler machen ihren Sport erst ab dem sie älter sind
Es ist nicht immer leicht, die Kinder werden zurück stecken müssen, es wird Tränen geben und auch die Eltern sind je jünger das Kind ist noch sehr sehr gefordert ABER wenn das Kind es wirklich will dann ist es das Wert
Die Kinder die wirklich wollen & die richtige Unterstützung (von den Eltern, von ihren Vereinen & Jugendförderzentren,..) bekommen werden auch keine Probleme bekommen
Meine Tochter hätte jetzt auch wie ihre ehemaligen Mannschaftskameradinnen (bzw Mädels ausm Stützpunkt,..) in der U Nationalmannschaft stehen können aber weißt du was ? Ich habe sie nie gezwungen etwas zu machen das sie nicht wollte, für sie war es immer nur ein Hobby für das sie eben mehr Talent als andere hat im Gegansatz zu vielen anderen die Nationalmannschaft und Profikarriere anstreben. Sie hat ihr eigenes Ziel und dabei unterstütze ( Und unterstützte) ich sie

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hallo!
wir sind diesen weg auch ein stück weit gegangen im kunstturnen. früh angefangen, großes talent, 1x/woche training, dann 2x (mit 5 jahren), dann sollten es im kader 3x werden + wettkämpfe. ich habe gestaunt und war erschrocken über die mütter hinter der scheibe. da wurden bewertungshandzeichen gegeben, glitzeranzüge gekauft, sich damit brüskiert,dass die 8jährige 6 nachmittage / woche in der halle verbringt, über turnvideos unterhalten (profis) usw. usf.
als es an 3x pro woche ging und der erste kindergeburtstag ausfallen sollte, haben wir eltern den schlussstrich gezogen zum leidwesen der trainer. meine tochter ist dann mit 6-7 nur noch 1 x pro woche zum örtlichen kunstturnen gegangen, wenn keine geburtstagseinladung war oder sie mal (ausnahme) nicht lieber eisessend den nachmittag mit freundin verbringen wollte. sie hat viele hobbys und interessen, in vielem talent, wir alle (inkl. kind) sind froh über diesen weg.
lg

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Ja, bei uns war es so ähnlich. Letzten Sommer (zwischen 1. und 2. Klasse) hat sie die Sportart gewechselt und betreibt jetzt Karate im Breitensport. Das war eine gute Entscheidung. Unser Alltag ist wesentlich ruhiger geworden und man investiert nicht Unmengen von Geld, sodass es ganz lässig auch mal ausfallen kann. Wenn ich dagegen schon allein 200 Euro für das Trainingsgerät ausgeben musste, dann überlegt man schon, ob man fernbleibt. Plus, plus, plus.....

Jetzt erlauben wir uns ab und zu etwas anderes zu machen. Kein Problem, niemanden stört es. Und das Schönste ist, dass sie Karate ihr ganzes Leben lang betreiben kann. Deswegen ist es vollkommen egal, ob sie den roten, blauen oder grünen Gürtel jetzt oder in ein paar Jahren macht. Wenn sie die Technik kann, dann kann sie den Gürtel machen und fertig.

Ballett betreibt meine Tochter zusätzlich. Das wollte sie mit 3 so haben und liebt es noch heute. Da hatte ich nie Zweifel, weil die Kinder anständig behandelt werden. Es wird natürlich Disziplin gefordert, aber altersgemäß, für alle gleich und immer respektvoll. Da bin ich mir sicher, dass ich nichts damit zu tun habe, dass sie mir keinen Gefallen tun will. Ich freu mich, dass sie sich freut, mehr nicht.

Also insofern.. ich habe gar nichts dagegen, wenn Kinder wirklich Sport treiben (im Sinne von körperlicher Auslastung, Disziplin, Mannschaftsgeist usw.). Das wollte ich in meinem Beitrag nicht sagen. Mir ging es wirklich um diese Abartigkeiten, die ich in diesem Verein erlebt habe und das Wissen, dass es in vielen Sportarten so zugeht. Wie viele Kinder mögen das sein, denen es so geht?

Mir kam das jetzt so in den Sinn, weil ich ein Buch über "Frauen und Kinder im 19. Jahrhundert" gelesen habe. Da ging es auch um Kinderarbeit mit vielen Bildern und Berichten von Zeitgenossen. Da standen so Aussagen wie: "Und als ich 10 wurde, bat ich den Vater in der Fabrik arbeiten zu dürfen. Die Schule war mir leid geworden. (...)" Es schien also schon damals so zu sein, dass einige Kinder "gerne" und "freiwillig" arbeiten gingen. Aber war es deswegen auch richtig, sie arbeiten zu lassen? Nein, es wurde verboten, obwohl das damals zunächst sehr viel schlimmere Auswirkungen auf die Arbeiterfamilien und die Wirtschaft hatte, als es ein Leistungssportverbot für Kinder bis - sagen wir mal - 12 Jahre . Arbeitet ein Kind beim Film (was sicher auch großen Spaß macht, aber mal wirklich diesmal), hat es ja auch vorgegebene Arbeitszeiten, die altersmäßig gestaffelt sind. Ist halt so... gilt für alle und gut ist.

Dann toppt man vielleicht keine Weltrekorde mehr, aber muss das wirklich sein? IMMER höher, schneller, weiter?

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Leistungssport ist wie alles eine zweischneidige Sache.

Die von dir beschriebenen Umstände sind natürlich ein Schreckensszenario, dem kein Kind ausgesetzt werden sollte.

Bei uns war es anders herum. Ich war eine Mutter, die ihr Kind unter allen Umständen vor diesem Irrsinn bewahren wollte. Damit habe ich weder ihm noch seinem aktuellen Verein einen Gefallen getan. In seiner Sportart gibt es keine A- und B-Note, aber Passgenauigkeit, Ballsicherheit, Spielintelligenz. Ist bei meinem jüngeren Sohn offensichtlich in hohem Maße vorhanden. Mehr als beim Rest seiner Mannschaft. Die Folge war, dass er immer unzufriedener wurde, weil seine Ideen keine Abnehmer fanden, und seine Freunde, weil sie das Gefühl hatten, er würde sowieso jedes Spiel alleine entscheiden.

Also habe ich mich überzeugen lassen, die Einladung zu einem Probetraining in einem nahegelegenen Leistungszentrum anzunehmen. Im Nachhinein hätte ich das schon viel früher tun sollen. Er findet das Training dort toll, weil die Jungs eben alle richtig gut sind und 'endlich richtig spielen' kann. Ich habe mir das Ganze jetzt sehr lange angesehen und bin überzeugt, dass es das Richtige für ihn ist. Das Konzept ist einfach gut. Leistung zählt, klar, aber ebenso Fairness, Charakterstärke und vor allem stehen die Kinder im Mittelpunkt. Ab September wechselt er dann endgültig dorthin. Er hat unglaublichen Spaß am Spiel und macht auch problemlos drei Spiele hintereinander (hat er echt schonmal gemacht und in zwei E- und einer F-Jugendmannschaft je 50/40 Minuten gespielt) ohne mit der Wimper zu zucken. Daheim hat er dann noch ein bisschen mit seinem Bruder Fußball gespielt. #klatsch

Gut, Fußball ist jetzt ein Mannschaftssport, ich weiß nicht, wie das beim Turnen beispielsweise ist. Aber es kann Kindern auch richtig schaden, wenn sie nicht ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert werden. Ist ja ähnlich wie in der Schule. Das Problem ist nur, dass viele Eltern bei ihren Kindern etwas sehen wollen, das nicht da ist - auch wie in der Schule.

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"(hat er echt schonmal gemacht und in zwei E- und einer F-Jugendmannschaft je 50/40 Minuten gespielt) "
Da kann der Verein froh sein wenn er keine Strafe bekommen hat!

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Och, der Trainer war schon froh, als ich mit ihm fertig war. #schein

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Ich glaube, nicht jeder Leistungssport ist so wie Du ihn beschreibst. Ich selbst war als Kind in der Leistungsgruppe des Schwimmvereins und habe von ca. 6-12 Jahren jedes Jahr 10-15 oder noch mehr Wettkämpfe bis zu den bayrischen Meisterschaften mitgemacht. Ich war 2-3 mal pro Woche beim Training, jedes Jahr einmal im Trainingslager, war auch immer bei sportärztlichen Untersuchungen, ...

Ich hatte wohl schon immer Spaß am Schwimmen und war eine totale Wasserrate. Meine Eltern waren und sind völlig unambitioniert und definieren sich sicher nicht über die Leistungen ihrer Kinder. Ihnen war es lediglich wichtig, dass ich mich in irgendeiner Form sportlich betätige, aber nicht aus Prestige, sondern aus gesundheitlichen/Fitness Gründen.

Als ich dann in die Pubertät kam, wurden mir andere Dinge wichtiger und ich hörte auf. Danach betrieb ich nur noch Breitensport, erst Leichtathletik und später Volleyball. Auch mir hat schon immer der besondere Ehrgeiz und wohl auch das große Talent gefehlt, ich war immer so mittelmäßig.

Ich glaube schon, dass es zum einen Kinder gibt, die ehrgeizig sind, Talent haben und es aus eigenem Antrieb machen. Zum an deren gibt es auch vernünftige Trainer, die die Kinder nicht überfordern.
Natürlich gibt es auch die "Eiskunstlaufeltern". Die gibt es aber auch in der Schule oder in der Musik.

Ich persönlich würde nicht wollen, dass mein Sohn Leistungssport betreibt, weil ich ehrlich gesagt null Bock darauf habe, das ganze zu koordinieren etc.

LG

Hanna

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Hallo,

ich glaube das steht und fällt alles mit dem Verein bzw. den Trainern.

Meine Tochter macht auch Leistungssport (schwimmen). Sie geht auch 3x die Woche zum Training, Wettkämpfe sind ca. 4-5 mal im Jahr. Bei uns ist es so aufgeteilt, dass sie 6x die Woche gehen könnte, aber "nur" 3 xgehen sollte, also kann sie sich die Tage raussuchen wann sie geht. Wenn also mal ein Geburtstag oder "keine Lust" ansteht, dann geht sie halt an dem Tag nicht.

Auch ist es bei uns nicht gewünscht, dass die Eltern beim Training anwesend sind. Ebenso beim Wettkampf: Die Kinder fahren und schlafen gemeinsam, Eltern können gerne im Bus mitfahren wenn noch Platz ist oder selber fahren, aber haben beim Wettkampf "nichts zu melden". Eltern können gerne am Beckenseitenrand stehen und anfeuern, mehr nicht. Und im Wohnwagen können die Eltern gerne schlafen, aber die Kinder schlafen gemeinsam.

Ebenso gibt es bei uns richtige Trainingslager (dort wird 3xtäglich geschwommen aber auch anderweitige Ausflüge, Spaßaktivitäten gemacht), aber auch reine Freizeitfahrten. Das finde ich toll, weil das stärkt den Teamgeist und die Freundschaften untereinander.

Auch gibt es keinen Konkurrenzkampf unter den Kindern im Verein. Die Großen passen mit auf die Kleinen auf und da es im Schwimmen mehrere Disziplinen gibt, ist es oft so, dass das eine Kind z.B. Brustschwimmen sehr gut kann, während das andere Kind im Rückenschwimmen besser ist.

Es gibt immer wieder "Neulinge" und diese Eltern geben u.a. auch mal den Kindern Red Bull etc. mit...aber da achtet der Verein schon drauf und die Eltern "lernen" schnell :-)

Auch glaube ich, dass es je nach Leistungssport unterschiedlich ist. Im Schwimmen dürfen die "Kleinen" noch gar keine Wettkämpfe machen und dann ist es gestaffelt was und wie oft sie schwimmen dürfen.

Von meinen Erfahrungen her sind eher die jenigen die Ausnahme die ihr Kind "zwingen". Die Kinder lernen selber, dass nur durch Training Erfolge erziehlt werden. Ein Kind "zwingen" geht in meinen Augen auch nur eine kurze Zeit gut bis sich das Kind verweigert und ich bezweifle, dass ein Kind wirklich gut ist, wenn es gezwungen wird.

Die Kinder und Eltern kennen auch die Bestzeiten vom eigenen Kind und von anderen Kindern deutschlandweit, somit weiß jeder wo er steht und es ist wohl auch jedem Klar, dass aus dem eigenen Kind keine Olympiasiegerin wird :-)

Beim Schwimmen braucht man ja Kraft, somit wird da auch nicht gehungert. Die Kinder sind stolz auf ihre (durchtrainierte) Figur und sagen es auch mal...aber ich finde das dürfen sie auch :-)

Auch im Alltag kommt der Spaß und Freizeit nicht zu kurz. Einige Kinder kommen von Außerhalb und die gehen dann z.B. direkt nach der Schule zu den Schwimmfreundinnen die Nahe am Bad wohnen, treffen sich im angrenzenden Freibad und haben Freizeit und gehen dann gemeinsam zum Training.

LG janamausi