Ein sensibles Thema

Hallo!

Ich habe gerade diesen Artikel gelesen:

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/41920/Nicht-auf-den-Schoss-nehmen

Kein neues Thema, aber immer wieder aktuell. Mich interessieren eure Meinungen dazu. Da ich selbst noch kinderlos bin, kann ich die Angst wahrscheinlich nicht nachempfinden, wenn auch verstehen. Traurig finde ich es trotzdem. Gerade durch das Wickeln ist es mittlerweile eine Gratwanderung. Ich kenne einen Mann, der seinen Beruf aufgrund des Generalverdachts aufgegeben hat, und einen jungen Mann, der (unter anderem) deswegen doch eine andere Ausbildung begonnen hat. Aber ich kann mich erinnern, dass mein Bruder "seinen Andreas" damals heiß und innig geliebt hat und nicht so gerne in den Kindergarten ging, wenn der Erzieher mal nicht da war. Wie ist das bei euren Kindern?

Habt ihr Ideen, wie mit der Problematik umgegangen werden kann? Oder ist/war das bei euch nie Thema? Was ist Hysterie und was ist Prävention? Ein sensibles Thema.

Liebe Grüße, Truly

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Hallo,

mein Großer hatte im Kindergarten einen Erzieher - das Beste, was gerade Jungs in dem Alter passieren kann. Aber auch Mädchen profitieren von der zumeist anderen Art des Umgangs.
In der Schule jetzt hatte er in der ersten Klasse auch als zweiten Lehrer eine männliche Lehrkraft, das finde ich super und enorm wichtig für die Entwicklung!

Ich kann nicht verstehen, warum es Eltern gibt, die das schlecht finden. Der Mißbrauch findet doch zum größten Teil in den eigenen Familien statt .... Da darf man nur hoffen, dass der Opa oder der Onkel oder der Papa die Kinder auch mal auf den Schoß nehmen dürfen .....

VG
B

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Hallo!
Ich bin selber Erzieherin und finde es gibt viel zu wenig Männer in diesem Bereich! Egal ob im Bereich der Behindertenbetreuung ( in der ich arbeite),oder grade im Bereich Kinderbetreuung!

Für mich wäre es völlig in Ordnung wenn mein Kind von einem Mann betreut würde!

LG peaches

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Hallo,

unser Sohn hatte in seiner Kindergartenzeit eine Zeitlang einen FSJ'ler in der Gruppe.
Ich glaube sagen zu können das dies die schönste Zeit für ihn dort war. Endlich mal jemand der richtigen "Jungskram" gemacht hat. Holz schnitzen, raufen und es gab sogar eine Kiga-Fußballmannschaft.

LG
Tanja

4

also aus meinem persönlichen wie beruflichen umfeld kenne ich das ehrlich gesagt gar nicht-
daher vermute ich eher medienhysterie. einzelfälle, die aufgebauscht werden.

meine kinder hatten bis auf kurzzeitpraktikanten keine erzieher und werden voraussichtlich auch keine grundschulklehrer bekommen- ich finde das (wie alle anderen, die ich kenne) sehr schade.
die paar wenigen erzieher im elementarbereich werdne in aller regel "in den himmel gelobt"

ich habe außerdem lange in der heimerziehug gearbeitet. da war sowohl das personal wie auch die kinder/ Jugendlichen udn dei Eltern froh um jeden männlichen erzieher- nie habe ich mitbekommen, daß eltern (deren kinder ja rund um die uhr dann auch von männlichen betreuern beaufsichtigt werden) sich darüber beklagt hätten.

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Hallo,

ich wüsste nicht, wie man zuverlässig ausschließen soll, dass ein Erzieher pädophil ist.
Wie soll denn das gehen?

Grundsätzlich keine Männer als Erzieher zuzulassen, halte ich für völligen Quatsch.

Ebenso die Idee, denen das Kuscheln und Wickeln zu verbieten. Wie soll denn das in der Praxis ablaufen??? "Nein Marie, du darfst nicht auf meinen Schoß klettern, deine Mama will das nicht, weil ich ein Mann bin." ???

Meine Tochter hatte einen männlichen Erzieher im Kindergarten. Sie hat den geliebt.

Basteln war nicht so seine Stärke, dafür wurde Freitag nach der Saftpause immer "I like to move it move it" in voller Lautstärke angemacht und auf den Tischen getanzt.
Er hat viel mit den Kindern gekuschelt und die Kleinen auch gewickelt.

Die Kleinen hingen oft mehr an ihm, als an den Frauen.

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das zu verbieten.

Gut, ich bin auch von meinem Vater alleine großgezogen worden, also ohne Mutter.
Insofern habe ich eh keine Berührungsängste was das angeht.

Ich denke, dass meine Tochter durch ihren Erzieher um so mehr gelernt hat, vertrauensvoll aber auch selbstbewusst, frech und angstfrei mit Männern umzugehen.

Jetzt im Hort gibt es auch sehr viele männliche Betreuer. Diese Einrichtung achtet sogar darauf, dass sie Frauen UND Männer einstellen. Ich finde das TOLL!
Da ist Dave, der nebenbei eine Kampfsportschule betreibt und sich so bemüht, eine enge männliche Bezugsperson gerade für die zu sein, die bis 17-18 Uhr im Hort sind.

Carlos, der den ganzen Nachmittag mit den Jungs Fußball spielt, stundenlang mit vollem Einsatz. Bojan, der in der Ferienbetreuung auf dem Spielplatz sofort bemerkt hat, als die kleine Line fehlte und den Pädophilen, der sie ins Gebüsch gezogen hatte verfolgt, geschnappt und der Polizei übergeben hat. Hätte eine Frau das hingekriegt?
Sollen die alle unter Generalverdacht entlassen werden?

Für mich gibt es nur eine Lösung zum "Schutz" meiner Kinder:
Ich erziehe sie zu selbstbewussten, starken Kindern. Ich bringe ihnen bei, auf ihren Körper aufzupassen, ihrem Bauchgefühl zu folgen, ihre Grenzen zu schützen, doofe Gefühle anzusprechen.

Natürlich muss man den Weg finden, das zu erreichen. Wie erzieht man seine Kinder so? Das muss man ja erst mal hinkriegen.

Aber das ist für mich die einzig sinnvolle Lösung.

Liebe Grüße

20

"Nein Marie, du darfst nicht auf meinen Schoß klettern, deine Mama will das nicht, weil ich ein Mann bin." ???

So vielleicht nicht... aber wie wärs hiermit: "Nein Marie, du darfst nicht auf meinen Schoß klettern, deine Mama will das nicht... oh, das weiß ich nicht... vielleicht fragst du sie selbst mal, warum!" #schein;-)

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Meine Tochter liebt ihren Erzieher. Und die anderen Kinder auch.

Ich hab mir da noch nie Gedanken drüber gemacht, dass er ihr zu nah kommen könnte und finde es schade, dass es Männern in dem Bereich schwer gemacht wird.

Klar gibt es Männer mit pädophiler Neigung, aber deswegen kann ich doch nicht jeden Mann vorverurteilen.

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Hallo,

das ist wahrscheinlich auch so ein Ost-West-Konflikt. Hier im Osten gibt es so viele Erzieher, allein bei uns im Kiga und Hort sind 3 davon. Die sind toll, witzig, die Jungen haben einen sehr guten Draht zu ihnen, Mädchen natürlich auch. Wie gesagt, ich möchte unserer Erzieher nicht missen, sie sind großartig und es sollte mehr davon geben.

LG

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Zur Kindergartenzeit meines Sohnes gab es dort phasenweise sogar drei Erzieher (und damit waren 50% der Belegschaft männlich). Besonders einen der drei hat mein Sohn heiß und innig geliebt: Nicht nur zum Toben und Fußball spielen, sondern auch zum Kuscheln und Trösten ...

Die skizzierte Problematik war bei uns nie Thema, der Kindergarten erfreut sich auch mit jetzt verbliebenen zwei Erziehern weiterhin großer Beliebtheit, und die beiden Männer wickeln natürlich auch.

LG

Anja

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In unserem Kindergarten macht derzeit ein junger Mann eine Ausbildung zum Erzieher. Die Jungs sind total begeistert und blühen richtig auf.

Leider musste auch ich in der Vergangenheit schon die Erfahrung machen, dass die Erzieherinnen in diesem Kindergarten mit Jungs nicht wirklich können. Keine Ahnung, woran das liegt. Sie basteln, lesen und malen am liebsten den ganzen Tag mit den Kindern. Rausgehen? Höchst ungern und wenn, dann maximal eine halbe Stunde vor dem Abholen. Laut soll es bitte auch nicht sein und 'Kampfspiele' werden nicht geduldet.

Jetzt hat sich das geändert, weil der Auszubildende mit den Kindern rausgeht, die das wollen und das sind zu 90% Jungs. Er spielt mit ihnen Fußball, fällt nicht gleich in Ohnmacht, wenn sie auf einen Baum klettern, sondern sagt ihnen, wie sie am besten hoch und runter kommen und wie man mit Lego tolle Katapulte bauen kann. Auch die Mutter sind total begeistert und plädieren schon dafür, ihn nach der Ausbildung doch bitte anzustellen.

Männer da mit einem Generalverdacht zu belegen ist ebenso unfair wie unsinnig. Es gibt auch Frauen, die Kinder sexuell belästigen und niemand käme auf die Idee, Erzieherinnen zu sagen, sie sollen ihren Jungen nicht auf den Schoß nehmen. #klatsch