Schläge in der Erziehung

Wir haben das Thema kürzlich im großen Familienkreis diskutiert und es war interessant wie viele aus meiner Generation noch zu Hause Ohrfeigen bekommen haben. Auch das zählt für mich zu Schläge.

Noch schlimmer war es in der Generation meiner Eltern, da wurde schon mal richtig zugelangt und "unter den Tisch geschlagen" bis das Kind grün und blau war.

Es war ja auch schließlich schon Thema das der Papst auch schon kommentiert hat. Er meinte dass man "würdevoll" schlagen kann, wenn es nicht ins Gesicht geht.

Und nun hätte mich interessiert wie es bei Euch so ist bzw. war.

Keiner braucht sich zu outen, es geht nur um die Umfrage.

Schläge früher und heute:

11

Hallo,

ich habe das zweite angekreuzt.

Mein Mann und ich wurden beide geschlagen (er hat noch körperliche Narben zu den seelischen - ich habe "nur" die seelischen).

Beides, körperliche und auch seelische Verletzung unseres Kindes, kommt für uns nicht in Frage.

ABER: Daran müssen wir immer noch hart arbeiten. Geschlagen oder geklappst haben wir nicht, aber wenn einer von uns an seine Grenzen kam, haben wir unseren Sohn angebrüllt, auch am Arm gepackt, Schimpfwörter benutzt.

Wir haben viele Jahre mit unseren Dämonen gekämpft und tun das teilweise heute noch. Wir reden sehr viel miteinander und mit unserem Sohn - auch offen über unsere Kindheiten. Wir haben uns auch psychologische Hilfe gesucht und verschiedene Familiensituationen immer wieder ausgewertet.

Wir sind mittlerweile schon einige Zeit sehr gelassen und haben alle einen liebevollen Umgang miteinander. Ausrast-Situationen gibt es zum Glück keine mehr - bisher.

Es waren viele innere Änderungen nötig.

Mein Mann hatte es in seiner Kindheit sehr schwer (es gab regelmäßig Prügel, er wurde blutig verletzt, an die Wand geworfen, als zweijähriger krankenhausreif geschlagen - er hörte dann auf zu essen und musste zwangsernährt werden. Auch machte er bis er 10 war ins Bett) - ihm fällt es heute schwer, Gefühle zu zeigen. Er ist unsicher im Umgang mit unserem Sohn. Er fällt manchmal noch in das frühere "Kind-muss-Gehorchen"-Muster zurück, in dem er erzogen wurde. Ich kann ihn dann darauf aufmerksam machen und er merkt es dann selber.

Ich wurde als Kind viel belogen und mit Lügen als Erziehungsmethode zum "Gehorchen" gebracht. Das, Liebesentzug und Psychoterror (Beschimpfungen, Verbrennen und Zerstören meiner Sachen vor meinen Augen) haben mich sehr geprägt. Schläge gab es auch, mit dem Handfeger bekam ich blutige Nasen, mit dem Latschen wurde mein Hinterteil grün und blau geschlagen, ich wurde geschubst, geohrfeigt und missachtet - das hasste ich von allem am Meisten: ICH WAR NICHTS WERT!

Ich würde meinen Sohn nicht anlügen oder mit Liebesentzug strafen. Früher habe ich das aber gemacht - gerade am Anfang, als unser Sohn noch klein war, ca. 1,5 - 3 Jahre alt, und Erziehung gerade erst anfing. Ich musste viel an mir arbeiten und bereute viele Jahre lang sehr viel.

Jetzt, nachdem diese schwere Aufarbeitungszeit weitgehend hinter uns liegt und wir sowohl als Familie zusammen gewachsenen sind als auch als Menschen alle 3 stärker und größer geworden sind, weiß ich, dass das unser Weg zur Heilung war.

Wir erziehen unseren Sohn selbstbestimmt und eher antiautoritär - die "Elternmacht" lassen wir nur bei Selbst- oder Fremdgefährdung raushängen. Er ist ein toller Junge geworden - sehr sozial, verlässlich, lieb.

Unser Sohn wächst mit zwei familiengeschädigten Elternteilen auf. Es geht ihm gut und uns auch, aber unsere Kindheiten werden immer ein Teil in unserem Leben und im Leben unseres Sohnes sein.

Ich finde das nicht mehr schade - wir können viel Nutzen daraus ziehen, es hat uns zu besseren Eltern gemacht. Ich wäre sonst nicht der Mensch, der ich heute bin. Trotzdem habe ich oft noch ein beklemmendes Gefühl in bestimmten Situationen, bin manchmal ängstlich, dass ich in die Gosse zurückfallen könnte, aus der ich gekrochen bin.

Es ist ein Kampf, aber wir machen weiter!

sbl

19

#liebdrueck

1

Bei uns gab es gelegentlich Ohrfeigen, vor allem, wenn meine Mutter richtig wutig war. Meinem Sohn hab ich einmal aufs Bein gehauen, als er mir beim Wickeln in den Bauch getreten hat, ansonsten verzichten wir auf jede körperliche Sanktion, auch auf die berühmten Klapse. Einfach weil ich es fies finde, jemandem weh zu tun, um irgendwas durchzusetzen.
Interessant finde ich, dass mein Vater, der uns nie geschlagen hat, sondern das immer an meine Mutter delegiert hat, in der Theorie durchaus findet, dass man Kinder durchaus mal hauen kann, um sie zu disziplinieren. In der Praxis findet er es inzwischen schon unerträglich, wenn ich mit meinem Sohn auch nur schimpfe.

28

die erfahrung hab ich auch gemacht, dass diejenige, die in meiner kindheit besonders fies und hart war, jetzt bei den enkelkindern jedes nein vermeidet und auf die ltern abschiebt...

bei uns war ihr keine strafe zu hart, aber mit ihren enkelkindern darf man nichtmal schimfen, geschweigedenn was verbieten. ich hab mir immer gedacht "na da hat wohl jemand was gutzumachen..."

2

Hallo,

ich habe zwar angekreuzt das mir hin und wieder die Hand ausrutscht, aber das ist nicht die richtige Formulierung.
Mir ist das in der Vergangenheit passiert, wenn ich an meine Grenzen gestoßen bin und die besch* Muster aus meiner Kindheit durchgebrochen sind. Ich habe an mir gearbeitet und ich hoffe das es nie wieder passiert.

Gruß Karin

3

Hallo!

Ich musste das gottseidank nie erleben, kenne aber ganz schreckliche Geschichten meiner Oma, meines Vaters und meines Mannes... das grenzt schon an Folter was da teilweise abgezogen wurde, ist unglaublich. Alle drei haben es aber nicht "weitergegeben", ich finde aber ihn manchen Situationen merkt man es ihnen vom Verhalten her an... :-(

Ich würde nie mein Kind schlagen, mit mir hat das auch keiner gemacht und ich hab trotzdem "gehört". Es gäbe für mich nur eine Situation in der ich mich nicht unter Kontrolle hätte.. wenn jemand MEIN Kind schlägt, würde ich nicht wissen was passiert... (einer ehemalige Erzieherun hier im Dorf ist immer mal "die Hand ausgerutscht") :-[

4

Für mich ist Schlagen grundsätzlich kein Erziehungsmittel, eher eine Körperverletzung und für meine Eltern war es wohl auch kein Thema. Ich weiß aber dass meine Eltern sehr wohl mal eine Ohrfeige etc bekommen haben, aber es hielt sich denke ich eher in Grenzen. Allerdings gab es erst kürzlich eine Situation, da wäre es evtl sinnvoll gewesen, aber ich bringe sowas nicht wirklich über mich. Es hat etwas würdeloses für das Kind.

Meine (geistig behinderte) 4jährige macht gerne Dinge die mich ärgern. Zb wegrennen. Sie machte das aber bisher nur auf Gehwegen. Wir haben keine Ahnung wie wir ihr das abgewöhnen. Als sie kürzlich merkte, dass es noch spaßiger ist auf die Straße zu rennen, weil ich das noch weniger witzig finde, rannte sie doch promt nach dem Aussteigen aus dem Auto Richtung Fahrbahn. Ich konnte sie gerade noch packen, sie war aber schon auf der Straße am Straßenrand. Ich habe sie sehr unsanft gepackt und angeschrien. Ich befürchte in dieser Situation hätte ich vielleicht doch handgreiflich(er) werden müssen, damit sie sowas nie nie nie wieder macht.

23

Hallo
ich kenne diese Situation mit dem WEgrennen und auto aus eigener ERfahrung.. ich war da auch nicht grade zartfühlend zu meinem zwerg.. glaube das kann keiner, wenn er selber noch zittert.. aber ich denke das ruppige schnappen ist absolut ausreichend.

wenn du sonst nie so aggierst, dann ist das für ein kind schon mehr als genug.. was willst du denn sonst machen?!?
Hauen? das hat ja nichts mit mit dem wegrennen zu tun, und das kind soll ja nicht denken, wegrennen=angst vor schlägen
so wie du reagiert hast, merkt sie schon, dass du im absoluten ausnahmezustand warst, und das nicht ok ist!

lg

5

hi,

ich wurde ab und an geschlagen, meist von meiner mutter. ohrfeigen und hintern verhauen entweder mit der hand oder mit einem kleiderbügel.
ich höre von bekannten meist: ja, ich hatte es ja auch verdient oder, mein persönlicher lieblingsspruch: uns hat es ja nicht geschadet.
DOCH--MIR SCHON!

dennoch war ich in der anfangszeit mit meinem großen noch so geprägt, dass es einen klaps auf die finger gab. bis er dann mal empört vor mir stand, mir sein händchen hingehalten hat und gesagt hat: mama soll ei machen und nicht aua!
danach wurde das abgeschafft als erziehungsmittel.
danach gab es in 10 jahren nur noch 2 situationen, wo ich handgreiflich wurde. einmal, als mir der große auf dem wickeltisch absichtlich in den bauch getreten hat (ich war hochschwanger und habe x mal ruhig erklärt, dass sein bruder im bauch das nicht toll findet, wenn er einen tritt bekommt). als er dann lachend mit voller wucht zugetreten hat, bekam er mit der flachen hand einen klatsch auf den oberschenkel. ich habe mich selbst erschrocken und habe ihm das erklärt und mich entschuldigt.
die 2. situation war, als mein sohn mit voller wucht die 11 wochen alte babykatze weggetreten hat--ich lief hinter ihm und gab ihm spontan einen klaps auf den hinterkopf. auch hier entschuldigte ich mich hinterher in einem gespräch.
das ist jetzt 8 jahre her und seitdem ist es nicht mehr vorgekommen.
mein mann wurde nicht geschlagen und hat auch unsere kinder nicht geschlagen. er sagte mal, als ich ihn darauf ansprach, dass ich das total gut finde: warum sollte ich das auch tun? das wäre doch unfair!

lg

29

mutig so zu erzählen... war bei mir ähnlich... ich dacht erst "bissel haue ist ok, wenn gerechtfertigt ist" aber das zweite kind hat keinen klpas auf die finger bekommen und trotzdem gelernt, dass er keine schränke ausräumen soll, obwohl er da viel schärfer drauf was als sein großer bruder...

aber wenn man es selber einfach gar nicht kennt ist das glaube ich viel einfacher... also ich finds auf jeden fall manchmal echt schwer nicht meine wut auf dem kinderhintern abzuladen wenn sie mich grad wieder zur weißglut bringen mit ihrem (kindgerechten) zickenterror... aber es wird immer besser, obwohl sich sich schon echt was getan hat, und das find ich gut, und es lässt mich hoffen.

es passiert mir noch hin und wieder dass mal ein kind eins auf die schulter/oberen rücken bekommt aber dann immer im affekt, absolut überfordert in dem moment halt. meist kocht es dann auch schon ne weile vor sich hin. sie testen halt immer mal wieder meine autorität aus, außerdem kloppen sich meine jungsunternander immer so, dass ich mich echt frage wo das her kommt... da hat man manchmal echt angst dazwichen zu gehen...

6

Ich kenne Ohrfeigen auch noch aus meiner Jugend. Aber ich würde mein Kind niemals schlagen. Ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, wie man die Hand gegenüber des eigenen Kindes erheben kann!

7

Hallo,

In unserer Familie wird und wurde nie geschlagen.

Meine Kinder nicht, ich & Geschwister nicht, meine Mutter + Geschwister nicht. Selbst in der Generation meines Großvaters (85jahre) nicht.

Und es lag sicher nicht daran, dass wir alle Engel waren #schein

MfG

8

Hallo,

ich kann mich erinnern, daß ich als Kind 1mal von meinem Papa den "Popo voll " bekam..
Als Erwachsener kann ich nachvollziehen, warum er es getan hat und es hat der Liebe zu meinem Papa nicht geschadet, da ich immer sehr liebevoll und respektvoll von ihm behandelt wurde...

Viel schlimmer war, was meine Mutter in Konflikten getan hat : sie hat tagelang nicht mit mir geredet, mich ignoriert und nicht in den Arm genommen....
Das war sehr schlimm für mich !!!!!

Ich habe mein Kind ( und fremde Kinder erst recht nicht ) noch nie geschlagen und hoffe, daß ich immer so gute Nerven habe bzw wir nicht in eine Situation geraten, inder ich mich nicht zurückhalten kann..Denn körperliche Züchtigung ist keine Erziehungshilfe...

Aber oft manipulieren wir Erwachsenen die Kinder, mißachten ihre Wünsche und nehmen ihre Bedürfnisse nicht wahr...
Das gehört auch schon unter seelische Mißhandlung ...

Es ist ein sehr schmaler Grad #zitter

LG #winke