STOP gegenüber anderen Kindern und zu Mama und Papa

Unser Sohn wird im August 3 Jahre alt.
Er ist ein sehr ruhiges Kind, dass die Gesellschaft mit anderen Kindern eher meidet, wenn er die Möglichkeit dazu hat.
In der Kinderkrippe kam es schon öfter vor, dass er weggeschubst wird oder sogar gebissen wird, ohne das er sich gewehrt hätte.... er ist einfach zur Salzsäule erstarrt.....

Nun haben die Erzieherinnen in der Krippe gute Arbeit geleistet und ihm das "STOP" mit dem Handzeichen beigebracht, damit die anderen Kinder merken, hier und nicht weiter ....

Unser Problem ist derzeit, dass er jetzt in der Trotzphase ist und das STOP auch bei uns als Eltern anwenden will.
Mir tut es so leid, wenn ich über seine "Grenze" gehen muss, weil Zähneputzen oder Sonnencreme nun einfach mal sein muss.

Habt Ihr Tipps für mich?

Ich versuche ihm schon zu erklären, dass die Dinge einfach sein müssen .... aber wie kann ich sein STOP besser "respektieren" - wisst Ihr was ich meine?

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Hallo,

Ihr könnt es mit Spielchen und Kompromissen versuchen, aber bei unseren Kindern hat das relativ selten funktioniert.
Ich finde auch nicht, dass man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man sich dann anderweitig bei den Kindern durchsetzt.

Heutzutage wird unter Eltern immer so viel davon geredet, dass man die Kinder nicht zwingen und "erpressen" darf, aber wir alle werden ständig zu Dingen gezwungen, die wir nicht wollen und "erpresst". Ich meine, wer will schon immer arbeiten gehen, wenn er muss? Wer will vom Arbeitsamt drangsaliert werden, wenn er arbeitslos ist? Wer will nachts um 2 in einer vollkommen verlassenen Straße vor einer roten Ampel halten?

Aber anders funktioniert weder ein Staat, noch die Erziehung eines Kindes, das weiß, was es will und was nicht.

LG

Heike

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Andere Kinder lernen nein zu sagen anstatt Stop und sagen dann halt eben Nein, wenn sie etwas nicht wollen. Euer Sohn drückt damit seinen Willen aus. Das ist ein wichtiger Schritt. Ich würde es mit Kompromissen versuchen. Bei meinem Sohn habe ich ihm dann angeboten, Es allein zu machen oder gemeinsam. Beim Zähne putzen haben wir uns gleichzeitig geputzt. Oder es als Spiel gemacht: ich Putz dir deine und du mir meine. Das nimmt den Zwang aus der Sache.

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Hi

das dein Kind seinen Willen akiv ausdrückt zeigt schonmal über welche hohe Kompetenz dein Kind für sein Alter verfügt. Viele Kinder können das nämlich nicht.

Es ist wichtig, dass ihr seinen Willen respektiert und anerkennt. Wenn ihr hingeht und seine Grenze einfach überschreitet führt das nur dazu, dass euer Sohn sieht, dass er mit seinem Stopp nichts erreichen kann. Was dann natürlich dazu führt, dass er auch bei gleichaltrigen Probleme haben wird.

Was man machen kann wäre, dass ihr eurem Sohn erklärt, dass das STOP zuhause nicht zählt. Eben aus dem Grund, dass es Dinge gibt die gemacht werden müssen. Das Zuhause ist ja ein geschützter Rahmen bei dem er sich, sofern alles normal läuft, nicht fürchten muss.

Ist aber wirklich keine einfache Situation für euch.

Ganz viel Kraft!

LG :-)

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Ehrlich gesagt, ist es doch eigentlich völlig egal, ob ein Kind nun dieses Stopp-Handzeichen macht, oder einfach NEIN sagt - die Motivation ist letztlich dieselbe.

Und ich bin der Meinung: Manche Dinge MÜSSEN eben sein. Ich habe den Willen meiner Kinder nicht respektiert, wenn sie nicht Zähne putzen wollten, oder morgens nicht aus dem Schlafanzug wollten, wenn sie sich den Autogurt nicht anlegen lassen wollten, wenn sie an einer Straße nicht warten wollten, obwohl ein Auto kam... Da habe ich sehr wohl ihre Grenzen überschritten und ihr Nein einfach nicht gelten lassen. Ich denke nämlich, daß Kinder sehr wohl lernen müssen, daß ein NEIN (oder Stopp) nicht in jeder Situation anwendbar ist, bzw. durchgesetzt werden kann.
LG

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Hey,

Naja ich denke das kommt davon, wenn man Kinder wie Hunde "dressiert". Er versucht nun sein antrainiertes Verhalten an Euch aus bzw schaut wie viel er damit erreicht. Meine ganz persönliche Meinung dazu ist: "Stop" rufen und die Hand heben ist - und das wird er sehr bald auch selbst sehen - kein Weg, sich immer aus der Affaire zu ziehen und es ist eigentlich etwas bescheuert, dass ihm das so beigebracht wurde. Ich meine: wer tut sowas?! Es ist doch ein total unnatürliches Verhalten.
Im KiGa mag das noch gehen aber ab der Schule wird es da wohl schon schwieriger mit dieser eigenartigen "Geste".

Respekt ist aber ein gutes Stichwort: natürlich kannst du respektieren wenn er keine Zähne putzen will. Dann wird er über kurz oder lang Karies bekommen und mit Schmerzen beim Zahnarzt sitzen. ER kann diese Folgen nicht absehen. Du schon. Es nützt auch nichts das einem 3jährigem zu erklären. Du musst dich da einfach durchsetzen und PUNKT.

Es gibt vieles, was er mit 3 selbst entscheiden kann und auch durchaus sollte aber noch viel mehr, was er eben nicht abschätzen kann und Respekt hin oder her: ohne ein wenig Protest läuft ein Leben mit Kleinkind eben nicht ab.

Ich frage mich, was ernsthaft hinter deiner Fage steckt?

Lirbe Grüße

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Es geht doch gar nicht darum, dass das Kind sich aus der Affäre ziehen will. Sondern darum, dass es so klar zeigen kann, wo seine persönliche Grenze ist, die gerade unter anderen Kindern zu respektieren ist. Wenn ein anderes Kind ihn ständig umarmen will zum Beispiel zeigt er so, dass er das nicht möchte. Das ist sogar eine sehr sehr gute und wichtige Lösungsmöglichkeit für ein kleines Kind. Die Hand wird gehoben, das signalisiert schon mal Abwehr "Kommentare mir nicht zu nahe", was wirklich wichtig ist, um seine eigene Grenze der Körperlichkeit zu wahren. Und ein lautes "Stop!" schreckt zusätzlich ab. Genau das wird interessant anderem als Prävention gegen Missbrauch gelehrt. Also finde ich seinen Post unterste Schublade.

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"Im KiGa mag das noch gehen aber ab der Schule wird es da wohl schon schwieriger mit dieser eigenartigen "Geste"."

Das ist überhaupt keine "eigenartige Geste" - weder im Kindergarten noch in der Schule! In unserer Schule wird genau das den Kindern empfohlen um Grenzen aufzuzeigen. Es wird mit den Kindern besprochen, was es bedeutet und wie man reagieren muss, wenn ein Kind "Stopp" sagt. Die Geste mit der Hand soll gleichzeitig visuell signalisieren, dass etwas nicht gewünscht ist.

Mit Dressur hat das gar nichts zu tun. Es ist eine Hilfestellung, die man den Kindern an die Hand gibt um ihre Grenzen zu wahren.

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Beim Zähne putzen sind die Kinder oft einsichtig, wollen es aber selber machen. Ich habe meine Kinder selber putzen lassen, aber aufs Nachputzen bestanden.
Sonnencreme würde ich ihn auch selber machen lassen und einfach mithelfen.

Ich habe mich nie einfach über den Willen meiner Kinder hinweg gesetzt, sondern ihnen die Notwendigkeit erklärt.

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"Ich habe mich nie einfach über den Willen meiner Kinder hinweg gesetzt, sondern ihnen die Notwendigkeit erklärt. "

Das halte ich für ziemlich selbstverständlich. Bei zwei meiner Söhne hat das so auch gut geklappt.
Bloß der kleine Motzkopf will endlich erwachsen werden, um selbst bestimmen zu können, seine Zähne kaputtgehen zu lassen#schock.

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"Ich habe mich nie einfach über den Willen meiner Kinder hinweg gesetzt, sondern ihnen die Notwendigkeit erklärt."
Aha. Und dann haben sie eifrig genickt und sich gefügt?

Mal ehrlich, ich halte das für total realitätsfern!
Meine 1 oder 2 jährige wollte monatelang nicht Zähneputzen. Da half auch keine Erklärung, dass sonst ihre Zähne krank werden etc. Sie hat sich einfach geweigert. Punkt.

(Wie erklärt man einem 1 jährigen Kind die Notwendigkeit des Zähneputzens?#kratz)
Meine große Tochter will auch ab und zu abends nicht schlafen gehen, sondern, wenn es nach ihr ginge, gern noch 22 Uhr draußen rumturnen oder statt einem gesunden Essen lieber Eis, Chips und Co essen oder stundenlang fernsehen. Auch bei älteren Kindern zieht da leider nicht immer die Erklärung, dass gesundes Essen aber besser ist als ungesundes oder dass man nicht bis Mitternacht fernsehen kann, wenn man am nächsten Tag zur Schule muß etc.
Es bleibt einfach nicht aus, dass man Dinge auch gegen den Willen der Kinder entscheiden und durchsetzen muß.
Nicht jedes Kind ist so super einsichtig, dass es sich durch Argumente der Eltern überzeugen läßt!

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Ob, er es versteht, weiß ich nicht, aber ich würde es wohl so erklären, dass das "Stopp" gilt, wenn andere etwas machen, was sie nur für sich machen, weil sie das wollen. Ob ein Kind etwas von ihm will oder die Oma ein Küsschen etc.
Und dass es nicht gilt, wenn der andere das vielleicht gar nicht mag, es aber tun muss, um ihn zu schützen, ihm zu helfen etc. wie Festhalten im Straßenverkehr, Zähneputzen, der Arzt bei der Untersuchung/Behandlung.

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Meiner sagt "nein" wenn er etwas nicht will. Ist bei den Situationen die Du beschreibst also ähnlich.

Die Kunst ist dann rauszufinden ob er sagt "nein nicht jetzt", "nein, nicht mit dir", "nein nicht so" oder "nein nicht hier". Damit nimmt man schon ne Menge Druck raus wenn man da eine Alternative findet.
Es gibt nur wenige Dinge, die wirklich genau dann, genau so und genau an dem Ort mit genau der Person sein müssen (wie z.B. der Pieks beim Arzt)

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Auch wenn ich vielleicht gesteinigt werde, aber ich finde schon, dass Kinder lernen müssen, dass der Umgang mit anderen Kindern ein anderer zu sein hat als mit Erwachsenen.

Unsere Tochter lernt auch, gegenüber anderen Kindern nein zu sagen oder sagt ihnen, dass sie nicht reden sollen, weil sie jetzt dran ist. Das geht bei anderen Kindern, die müssen sich miteinander verständigen, schreien sich dabei ja auch gelegentlich mal an. Zu Hause lassen wir das aber nicht zu. Unsere Tochter hat schnell gemerkt, dass sie keinem Erwachsenen den "Mund verbieten" darf.

Den Grundgedanken, die Emotionen, Bedürfniss und Wünsche des Kindes zu berücksichtigen finde ich ja gut. Dennoch müssen Kinder auch lernen, dass die Erziehungsperson den Weg vorgibt. Wenn meinem Kind eines meiner Ge- und Verbote nicht passt, ziehe ich das ja trotzdem durch. Für mich ist das normale Erziehung. #kratz

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Hast du die Möglichkeit das Ganze dann noch zu verschieben zeitlich?

Also zu sagen, gut, jetzt musst du noch nicht Zähne putzen, aber in 5 Minuten dann oder in 10?

Vielleicht hilft das dann?

Unser Zwerg, fast 2,5, wollte aktuell auch nicht so gerne Zähne putzen lassen, wir jagen jetzt die Karies Monster auf seinen Zähnen. Ich mach dann so quitschige Geräusch und rufe Hilfe, Hilfe. Findet er super lustig und verlangt sogar dass ich weiterputze.

Als er noch Kleiner war, ging es ein paar Tage lang auch nicht, da habe ich ihn dann das Zahnputzlied von Kikaninchen auf dem Handy gezeigt und dabei geputzt. Das fand er dann gut. Nach ein paar Tagen ging es dann ohne bzw. mit danach gucken und dann kamen verschiedene Lieder und Spielchen, immer Mal wieder was Neues.

Ist nicht immer einfach, aber es findet sich was. Vielleicht könnt ihr ihn ja auch mit Belohnungen ködern. Eine Gute Nacht Geschichte extra, wenn es mit dem Zähne Putzen klappt, oder noch ein Clip auf dem Handy anschauen, falls er das schon darf und es ihn nicht zu sehr aufweckt abends.

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Vielen Dank Euch allen für die Diskussion und Eure Meinung! Die Idee, ihm zu erklären, dass das STOP bei Mama und Papa so nicht gilt und das wir uns da anders einigen müssen, werd ich mal versuchen ....