Ihr Ton - wie damit umgehen/reagieren

Hallo,

ich habe schon oft überlegt, hier zu schreiben, mich dann aber doch nicht getraut. Inzwischen geht es aber nicht mehr anders.

Unsere Tochter wird bald 11 und hat schon seit längerer Zeit einen Ton uns gegenüber am Leib, der gar nicht geht. Sogar vor unseren Freunden (von deren Kindern sich das noch keiner bei seinen Eltern erlaubt hat).

Sie fragt z.B., ob sie etwas darf und wenn man ihr erklärt, warum etwas gerade nicht geht, wird sie rotzfrech und schreit, dass mir manchmal auch nichts anderes übrig bleibt, als zurück zu brüllen.
Ich weiß, auch keine Glanzleistung von mir, aber anders hört sie mir gar nicht erst zu.

Wir schicken sie inzwischen sofort in ihr Zimmer, oft bekommt sie dann auch für den restlichen Tag z.B. Fernsehverbot (das schmerzt sie irgendwie am meisten) oder wir streichen geplante Unternehmungen.
Sie müsste also wissen, dass sich ihre Art nicht lohnt und dennoch passiert es immer wieder, obwohl sie in den nachfolgenden Gesprächen jedes Mal Einsicht zeigt und Besserung gelobt. Ihre Entschuldigungen haben bei uns leider kaum noch Gewicht, da wir einfach nicht (mehr) das Gefühl haben, dass sie es wirklich ernst meint, da sich absolut nichts ändert.

Auch mit ihren Freunden redet sie oft so, wenn ihr irgendwas nicht passt.
Ihr Freundeskreis ist inzwischen - wie von mir schon oft vorhergesagt - geschrumpft. Vielleicht ja gar nicht aus dem Grund, aber ich wüsste nicht, warum sonst.

Mein Mann und ich gehen mit allen sehr höflicher und respektvoll um, daher können wir uns nicht erklären, warum sie dauernd so austickt, wenn sie etwas nicht bekommt oder nicht nach ihrer Nase geht. Woher hat sie das? Früher war sie nicht so ...

Sie ist Einzelkind (soll ja immer auch ein Grund sein #augen), aber wir sind der Meinung, dass sie nicht übermäßig verwöhnt wird. Ich sage schon öfter Nein als Ja ... und erkläre auch immer, warum - wobei sie das dann eh nicht interessiert, "sie will aber!".

Ich überlege nun sogar, zu einer Erziehungsberatung zu gehen, aber mein Mann hält das für übertrieben. Aber ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mit ihr in dem Moment umgehen soll. Ich habe das Gefühl, jede Reaktion von mir ist falsch.


Oftmals ist es sogar so, dass sie ihre Strafe wissen will, wenn ich ihr mit etwas drohe, sollte sie sich nicht sofort beruhigen und ihren Ton ändern. Wägt sie dann erst ab oder wie?!

Diese eeeewigen Diskussionen mit ihr nagen inzwischen extrem an mir.
Bitte sagt mir, was wir falsch machen oder ändern sollten. Wir wissen echt nicht mehr weiter #schmoll

Danke und LG
Sonntagskind

PS: bitte sachlich und höflich bleiben, auf anderes erfolgt keine Reaktion, mir reicht schon der Ton meiner Tochter ;-)

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Vorab: eine Erziehungsberatung ist NIE übertrieben.
Warum auch? Wenn man eine Frage hat, ist es doch toll, dass es einen Experten gibt, der einem dazu Tipps und Ratschläge geben kann. Dann kann man immer noch entscheiden, ob man diese Ratschläge umsetzt oder nicht.
Die Caritas bietet z.B. kostenlose Familienberatung an. Was hat man denn zu verlieren?

Zu Deinem Posting:
Ich finde, ihr habt ein arges Kommunikationsproblem. Dass Eltern mal laut werden oder auch mal schreien, ist nicht toll, aber wohl normal. Sowas kann vorkommen, wenn die Situation mal komplett aus dem Ruder läuft und man die Nerven verliert. Passiert in jeder Familie.
Soweit also alles ok.
Jedoch finde ich, sollte das Schreien nicht zum Standardton gehören. Mir stößt der Satz "Ich muss mit ihr schreien, sonst hört sie mir gar nicht mehr zu." ziemlich auf.
An der Stelle sollte einem klar sein, dass man etwas anders machen muss.
Und ich finde nicht, dass ihr mit ihr respektvoll und höflich umgeht, wenn ihr sie andauernd anschreit! Ihr seid die Vorbilder, von denen sie lernt, wie man mit einer Konfliktsituation umgehen soll. Und von euch lernt sie, dass man Konflikte durch Schreien und Strafen löst.
OK, kann man machen. Ihr könnt ihr einfach eine Strafe aufbrummen, die sie trifft.
Aber wie soll das weiter gehen? Sie wird immer älter und sie wird noch viel mehr mit euch diskutieren und sich aus Prinzip gegen euch stellen. Wollt ihr ner 16 oder 17 jährigen auch noch mit Stubenarrest und Fernsehverbot kommen?

Ich würde Dir folgendes raten:
Erstmal für dich überlegen, ob wirklich jedes "Nein" von Dir nötig ist. Da, wo es vielleicht unnötig ist und Du auch ganz gut mit einem "Ja" leben kannst: streiche das "Nein" und gib ihr auch mal Recht oder lass ihr ihren Willen. Dadurch wird sie nicht verwöhnt, sondern sie lernt, dass sie als Person ernst genommen wird und ihre Meinung auch etwas zählt!

Da, wo das "Nein" wirklich nötig ist, natürlich bei "Nein" bleiben. Fängt sie an zu schreien: verbitte Dir den Ton, bleib ruhig, schrei sie nicht an. Sag, ihr könnt gerne drüber reden, wenn sie sich wieder beruhigt hat. Schreit sie weiter: laß sie stehen und verlaß den Raum. Kommentarlos. Rede wieder mit ihr, sobald sie sich beruhigt hat. Findet einen Kompromiss oder erkläre ihr RUHIG, warum Du so entschieden hast.

Und nicht vergessen: sie wird immer älter, sie ist kein kleines Kind mehr. Ihr müsst einen Weg finden, vernünftig auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren. Nicht von oben herab. Und nicht, indem der Stärkere gewinnt. Es geht nicht ums gewinnen (eigene Meinung durchdrücken). Es geht darum, als Familie miteinander auszukommen.

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Danke für deine Antwort.

> Und ich finde nicht, dass ihr mit ihr respektvoll und höflich umgeht, wenn ihr sie andauernd anschreit! <<

Dass das Scheien meinerseits nicht toll ist, weiß ich, hab ich ja geschrieben.
Aber damit war nicht gemeint, dass wir das immer oder andauernd tun und ich versuche es vorher IMMER in einem ruhigen Ton und das wirklich seeeeehr lange. Aber zugegeben, es häuft sich inzwischen, aus Hilflosigkeit meinerseits :-(

In Ruhe erklären geht wie gesagt auch gar nicht erst, denn entweder ich bin durch ihr Gebrüll gar nicht zu hören oder sie rennt in ihr Zimmer, weil sie meine Erklärung gar nicht hören will.

Das ich nicht immer Nein sage, habe ich auch geschrieben und ich sage nicht aus Lust und Laune Nein, also hat es immer seinen Grund. Der meiner Tochter aber wie gesagt auch IMMER egal ist.

Ich versuche auch, das Wort Nein zu umschreiben, weil ich mal gelesen habe, dass das sofort eine Blockade auslösen würde. Bringt bei ihr nichts. Sie darf oder bekommt etwas nicht, also auf in die Schlacht ...

Gerade war Sonntag dieses Thema, ob sie mit einer Freundin übernachten darf. Von mir aus kein Problem, aber es ginge nicht bei uns, da mein Mann und ich am nächsten Tag arbeiten mussten. Dass sie dann aber auch nicht bei der Freundin schlafen durften und es deshalb gar nicht ging, ist doch dann nicht meine Schuld, aber das wurde dann so hingestellt.
Der Kompromiss meinerseits wäre dann das nächste Wochenende gewesen, aber das interessierte in dem Moment nicht und sie machte so ein Drama, dass man es am liebsten gar nicht erlauben würde (was wir uns aber verkniffen haben und es nicht noch mehr eskalieren zu lassen) :-(

>> Und nicht vergessen: sie wird immer älter, sie ist kein kleines Kind mehr. Ihr müsst einen Weg finden, vernünftig auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren. Nicht von oben herab. Und nicht, indem der Stärkere gewinnt. Es geht nicht ums gewinnen (eigene Meinung durchdrücken). Es geht darum, als Familie miteinander auszukommen. <<

Ohhhh Gespräche dieser Art haben wir danach immer (also wenn sie sich beruhigt hat), aber die hat sie bei der nächsten "Gelegenheit" vergessen.

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Ich glaube, Du hast meine Aussagen nicht so richtig verstanden.

"Aber damit war nicht gemeint, dass wir das immer oder andauernd tun und ich versuche es vorher IMMER in einem ruhigen Ton und das wirklich seeeeehr lange."
Dann ist es wahrscheinlich ZU lange.
Du sollst und mußt auch nicht stundenlang mit ihr diskutieren. Manche (wichtige/eindeutige) Sachen werden eben einfach entschieden, weil Du ihre Mutter bist und sie noch ein Kind und damit muss sie dann leben. Da reicht auch ein klares Nein und eine kurze Erklärung.
Lass Dich nicht in diese endlos langen Streitdiskussionen verwickeln! Die führen zu nichts.

"In Ruhe erklären geht wie gesagt auch gar nicht erst, denn entweder ich bin durch ihr Gebrüll gar nicht zu hören oder sie rennt in ihr Zimmer, weil sie meine Erklärung gar nicht hören will."
Wenn sie in ihr Zimmer läuft, ist doch ok. Sie braucht dann ne Weile, um runter zu kommen. Völlig richtige Reaktion! Lass ihr die Ruhe und warte, dass sie irgendwann von sich aus auf Dich zu kommt, dann könnt ihr reden. Oder wenn sie nicht auf Dich zu kommt, dann kannst Du es bei ihr nach ner Weile versuchen. Aber nur reden, so lange es ruhig bleibt. Sonst wieder auf Distanz gehen/Raum verlassen.

Und wenn sie brüllt, dann lass sie bitte einfach stehen. Mit einem brüllenden Menschen (egal ob Erwachsener oder Kind) redet man nicht. Das führt doch zu nichts.
Verlass den Raum und bringe Abstand zwischen euch, damit sich die Gemüter beruhigen. Und wenn sie sich beruhigt hat, dann redet miteinander. Fängt sie wieder an zu brüllen, dann gleiches Spiel noch mal: steh auf und geh raus.

Du machst den großen Fehler, dass Du versuchst mit ihr zu sprechen, wenn sie gar nicht hören KANN, weil sie emotional viel zu aufgeladen ist. Du musst versuchen, ihr die Möglichkeit zu geben, runter zu kommen bzw. sie dazu "zwingen", sich zu beruhigen, indem Du (räumliche) Distanz zwischen euch bringst oder sie einfach ignorierst.
Und gleichzeitig zeigst Du ihr durch Dein sie-stehen-lassen, dass ihr Verhalten nicht akzeptabel ist. DAS ist nämlich auch etwas, was sie lernen muss.

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Wenn meine Kinder lauter, fordernter wurden, gern wenn Besuch da war um denen und sich etwas zu Beweisen wurden Sie von uns komplett ignoriert bis sie sich beruhigt und Entschuldigt hatten.

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Du lässt sie also brüllen, egal wie lange?
Gute Nerven, Respekt ... ;-)

Ich habe auch schon versucht, sie zu ignorieren, aber es zieht nicht, sie beruhigt sich nicht, sie stachelt das sogar noch mehr an und ich bin innerlich doch auf 180 :-(

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Hallo.

Ich hätte jetzt auch den Tipp mit der Ignoranz gegeben. Denn das zieht bei uns auch. Nicht gleich im ersten Moment, aber es funktioniert. Er mault dann zwar immer noch eine Weile rum, aber er beruhigt sich und dann reden wir auch wieder ordentlich miteinander. Mein Sohn ist 10 und zurzeit auch sehr unausgeglichen. Jetzt in den Ferien kann er etwas runter kommen. Und ich denke, im neuen Schuljahr geht es dann wieder. War auch die letzten Wochen in der Schule anstrengend. Und wir wissen ja, wie es ist, wenn man nicht zur Ruhe kommt.

Du könntest sie auch mal um Ruhigen fragen, ob sie welche Probleme hat. Warum sie so schnell genervt ist. Vielleicht ist da auch ein Junge, der ihr interessiert und kommt damit noch nicht so klar. Sie wird elf, da können die Hormone schon mal verrückt spielen. Meine Mädchen damals waren zwar verschieden, dennoch konnte ich mit meinem Entgegenkommen und Verständnis viel erreichen. Alles habe ich nicht erfahren, aber ich denke, das meiste schon. Ich habe ihnen dann zur gegebenen Zeit von meiner Pubertät erzählt. Wie ich mich gefühlt habe und wie ich es gehandhabt habe. Ich hatte keine Mutter, die zugehört hat. Ich konnte auch nicht mit Problemen zu ihr kommen, das war eine Katastrophe. Deshalb finde ich es wichtig, dass eine Mutter bereit ist für Gespräche. Und das haben sie sich dann angenommen und es hat funktioniert. Wie es jetzt bei unserem Jungen wird, weiß ich noch nicht. Er ist ganz anders, logisch ist er ja auch ein Junge. Aber auch da lass ich mich überraschen. Aber Vertrauen muss er zu mir haben (noch), denn er kommt mit Sachen an, die man dann eigentlich mit dem Vater bespricht.#schein Irgendwo ja auch schön, dass man das Vertrauen hat.

Viel Glück und Spaß mit deiner heranwachsenden Tochter.;-)

LG

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Es gibt Dinge, die man wirklich manchmal nicht erklären kann. Freunde von uns - sehr höflich und freundlich haben 3 Kinder. Der älteste Junge meinte auf einer großen Feier, das er ja ein sehr schlimmes Elternhaus habe und auch geschlagen werden würde.....mir blieb der Atem stecken....unsere Freunde haben so etwas von gelassen reagiert, da war ich sprachlos. Sie fingen an zu lachen und meinten, er könne sich ja ein anderes Zuhause suchen - damit hat der Junge nicht gerechnet lief hochrot an und meinte dann.....es wäre ja nur ein Scherz gewesen.....

Unser Sohn wid nicht laut hat aber auch schon mal versucht, zu provozieren. Ich habe ihn direkt mit seinen Aussagen konfrontiert und wollte von ihm wissen, wie er seine Aussage denn meinen würde oder habe ihm auch zustimmt....da war er dann ganz baff....ich glaube, dass es das Mittel nicht gibt. Auf jeden Fall bestrafe ich nicht mit TV Verbot etc. denn ich denke, dass das nicht unbedingt was mit der Sache zu tun hat und auch Provokationen zum Leben dazu gehören. Trotz allem lege ich Wert auf einen freundlichen Umgangston und das klappt auch

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Solche Antworten auf ihre Aussagen haben wir auch schon gegeben, aber sie war nicht baff - im Gegenteil, sie legte es uns dann so aus, als hätten WIR sie nicht mehr lieb, weil wir sie gehen lassen würden, usw.
Der Schuss unsererseits ging dann also nach hinten los.

Dass Bestrafung wie Fernsehverbot nichts mit der Sache an sich zu tun hat, ist logisch, aber was wäre denn bitte angemessen? Mir fällt da ehrlich gesagt nichts ein.

Ich habe schon mehrere Tipps bekommen, alle beherzig, aber nichts fruchtet.
Man soll konsequent sein - ja WOMIT denn? Konnte mir auch keiner so wirklich beantworten ...

Ich kann ihr doch nur immer wieder sagen, dass sie nicht in so einem Ton mit jemandem reden kann/darf, dass man das auch in aller Ruhe klären kann. Es interessiert sie aber nicht!

Ich bewundere manche Familien, in denen das gleiche Thema mit der Antwort "ok" oder "na gut" des Kindes endet. Keine Diskussion, kein Drama. Alles schon mehrfach erlebt. Sogar meine Tochter hat das mitbekommen - nimmt sich aber kein Beispiel daran.

Auf meine Frage, wie sie das machen kam immer nur "nein heißt eben nein - und das weiß er/sie" oder "sie/er weiß, dass sie nicht diskutieren brauchen" - ja aber WOHER wissen sie das? Was ging dem voraus?

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Hm, ich glaube, das es im Grunde von Anfang an so laufen muss, und zwar nicht erst mit 8 oder 9 Jahren oder später und dann reicht auch ein nein bzw. ein Schauen. Außerdem kann der Ton manches bewirken. Ich meine damit, dass man nicht brüllen muss, sondern auch ironisch kontern kann und dabei schaut, wie weit man selber gehen sollte - das würde ich aber immer von der Situation anhängig machen. Konsequent bedeutet nicht streng. Konsequent ist liebevoll, gerecht und an Grenzen haltend. Du wirst das Verhalten nicht sofort ändern können - das wird erst einmal dauern und du musst ja selbst auch an dir arbeiten, nicht immer ins gleiche Muster zu verfallen und mir fällt auf, dass es viele abers bei dir gibt - möchtest du eine Veränderung ?

Das in manchen Familien ein ok reicht, hat auch etwas damit zu tun, wie vorher die Erziehung gelaufen ist. Ich finde übrigens die Idee mit einer Beratungsstelle nicht schlecht.

Das dir als Bestrafung nur TV-Verbot einfällt, löst bei mir eine gewisse Sprachlosigkeit aus und das du sofort an Bestrafung denkst, auch.

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Ich denke nicht, dass man erwarten kann, dass sich durch Strafen oder Konsequenzen schnell etwas ändert. Mein Mittlerer und mein Jüngster (11 und fast 10) haben manchmal auch so einen Ton drauf. Ich versteh das. Es ist ja auch blöd, etwas zu wollen und dann geht es nicht. Meinetwegen dürfen sie sich auch aufregen, nur ich will mich in diesem Ton nicht mit ihnen unterhalten und mach das auch nicht. Von Strafen halte ich nichts (meine Kinder fühlen sich trotzdem bestraft, sie sind der Meinung, es sei schon eine Strafe, wenn sie etwas nicht dürfen). Ich sag meistens nur, dass wir gern über Alternativen oder Kompromisse reden können, wenn sie das in normalem Ton hinbekommen.

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>> Von Strafen halte ich nichts (meine Kinder fühlen sich trotzdem bestraft, sie sind der Meinung, es sei schon eine Strafe, wenn sie etwas nicht dürfen <<

Stimmt schon, wenn man drüber nachdenkt ...
Wobei unsere Bestrafung ja auch eher für den Ton sein soll. Aber das werden wir jetzt anders machen.

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Hallo,

nach meiner Erfahrung sollte man bei Kindern den Anfängen wehren und nicht warten, bis sich unerwünschte Verhaltensweise verfestigt haben. Dann wird es nämlich viel schwieriger, sie dem Kind wieder abzugewöhnen. Offenbar hat Deine Tochter lange die Erfahrung gemacht, dass sie mit ihrer Art durchkommt. Jetzt kommt so langsam noch die Pubertät oben drauf, was es nicht einfacher macht.

Vorbilder sind gut und schön, nur reichen sie nicht aus. Wir kennen mehrere A-Kinder mit netten, höflichen Eltern, die sich auch gut kümmern - nur leider hapert es da offensichtlich an den Konsequenzen. Es stimmt nicht, dass Kinder den Eltern nacheifern wollen und dass das dann läuft. Das mag in den ersten 3 Jahren so sein, aber danach gibt es zig Motive für die Kinder, warum sie es besser finden können, sich schlecht zu benehmen.

Man muss auch nicht alles 100 mal erklären. Die Kinder wissen das spätestens nach dem 3. mal, bzw. mit 11 sind sie alt genug, auf vieles selbst zu kommen. Da reicht eine kurze Anweisung, dass sie es lassen oder tun sollen.

Ich würde an Deiner Stelle eine Null-Toleranz-Strategie fahren, bis Deine Tochter gelernt hat, dass es so nicht läuft. Kurze Ansage und dann gleich die Konsequenz, wenn sie nicht hört. Diskussionen über Selbstverständlichkeiten würde ich abblocken. In vernünftigem Ton dürfte sie natürlich diskutieren, wenn die Sache nicht ganz klar ist.

"Sie fragt z.B., ob sie etwas darf und wenn man ihr erklärt, warum etwas gerade nicht geht, wird sie rotzfrech und schreit, dass mir manchmal auch nichts anderes übrig bleibt, als zurück zu brüllen."

Da würde ich ganz ruhig sagen, dass jetzt XY zusätzlich auch entfällt und nachfragen, ob sie weiter machen möchte...

Bis zur Pubertät sollte die Grunderziehung abgeschlossen sein, weil die Kinder dann alle am Rädchen drehen, weil sich ihr Gehirn umbaut. Da braucht man kaum noch versuchen, ihnen Verhaltensweisen anzuerziehen, die sie vorher schon nicht beherrscht haben.

"Auch mit ihren Freunden redet sie oft so, wenn ihr irgendwas nicht passt.
Ihr Freundeskreis ist inzwischen - wie von mir schon oft vorhergesagt - geschrumpft. Vielleicht ja gar nicht aus dem Grund, aber ich wüsste nicht, warum sonst."

Das ist gut möglich. Hier gibt es auch so ein Mädchen, dem die meisten Mädchen aus dem Weg gehen, weil sie keine Lust auf ihren Befehlston und ihr Divengehabe haben.

LG

Heike

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"Da würde ich ganz ruhig sagen, dass jetzt XY zusätzlich auch entfällt und nachfragen, ob sie weiter machen möchte..."
Dass hätte mich damals als Teenager in der konkreten Situation NULL interessiert. Da kochen einfach die Emotionen so über, dass Dich das nicht interessiert, ob das Taschengeld 1 Woche oder 1 Monat gestrichen wird und zusätzlich noch 1 Monat Fernsehverbot kommt.
Das führt zu gar nichts, als nur zu noch mehr Frust und Unverständnis.

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>> Ich würde an Deiner Stelle eine Null-Toleranz-Strategie fahren, bis Deine Tochter gelernt hat, dass es so nicht läuft. Kurze Ansage und dann gleich die Konsequenz, wenn sie nicht hört. <<

Und da haben wir wieder, was ich schon so oft unerklärt gehört habe: was wäre denn die richtige Konsequenz?

>> Da würde ich ganz ruhig sagen, dass jetzt XY zusätzlich auch entfällt und nachfragen, ob sie weiter machen möchte...<<

Hatten wir alles. Sie macht dann zwar nicht weiter, aber beim nächsten Mal ist es wieder wie vorher ...

>> Offenbar hat Deine Tochter lange die Erfahrung gemacht, dass sie mit ihrer Art durchkommt.<<

Inwiefern denn? Letztendlich bestraft sie sich doch selbst, denn durch IHR Verhalten kommt es doch überhaupt erst zum Streit. Warum ist ihr das nicht bewusst?

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Mit zurück schreien und Strafen verschafft man sich keinen Respekt, sondern zeigt ihnen die eigene Überforderung und Machtlosigkeit auf demselben Niveau. Sowie es aussieht hat euer Kind auch keinen Respekt mehr vor Euch , was aber oft heißt, dass sie selbst auch keinen Respekt erfährt.
Ein Nein kann trifftige Gründe haben, aber auch ein "nur andere Ansichten" oder Machtkampf der Eltern sein, was Kinder auch oftmals nicht nachvollziehen kann.

Bei uns wird ein bewußtes Nein verständlich argumentiert, aus welchen Grund es so ist, aber nicht ausdiskutiert.
Würde meine Tochter sich bewußt im Ton vergreifen, gäbe es ein klärendes Gespräch mit der Ansage, das wir sowas nicht dulden. Geht auch im ruhigen und bestimmten Ton. Ansonsten käme bei mir im falschen Ton Durchzug und Ignoration, damit sie wieder lernen würde, dass man mit angemessener Ton schneller zu seiner gewünschten Aufmerksamkeit kommt. Nicht umsonst heißt es der Ton macht die Musik. Vergreift sie sich im Ton, dann steigt dir der Kamm, schreist du zurück schaukelt es sich hoch und rebelleliert noch mehr.
Kurz, verständlich und vorallem ruhig und bestimmt bleiben, umdrehen und gehen. Kommt sie irgendwann kleinlaut zurück, erstmal keine Vorwürfe machen, sondern wieder offenes Ohr haben.

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>> Sowie es aussieht hat euer Kind auch keinen Respekt mehr vor Euch , was aber oft heißt, dass sie selbst auch keinen Respekt erfährt.<<

Das trifft mich jetzt ehrlich gesagt.
Es ist ja nicht so, dass wir es nicht anders versucht haben oder ihr schon immer das Gefühl geben, sie nicht zu respektieren.
Kann ich mich denn so irren?

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Ich denke, das ihr Schreien ein Ausdruck darüber ist, das es ihr nicht gut geht und das Schreien ist ihre Strategie mit ihrem Frust umzugehen. Diese hat sie sich eventuell auch bei dir abgeschaut ;) Nicht schlimm, mM nach. Aber doch Zeit etwas zu verändern. Es gibt zig Studien dazu, das Strafen und ungleichwürdige Erziehung für die Kinderseelen nicht gut sind und nur bei gewissen Kindern den "Erfolg" bringen das sie folgsam sind. Also ich möchte keinen Ja Sager zu Hause und ich denke, das wünscht sich so gut wie niemand. Ich würde dir ein Buch anraten, das dir neue Strategien aufzeigen kann, wie ihr als Familie miteinander umgehen könnt, ohne das jemand "den Kürzeren" zieht. Deine Tochter ist schon relativ groß, aber für Veränderungen ist es nie zu spät. Ich würde dir beispielsweise das Buch "mein Kompetentes Kind" von Juul empfehlen...für den Einstieg :) Ich wünsche euch alles Gute!

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Eine Erziehungsberatungsstelle ist in jedem Fall eine gute Idee! Da kann man besser einmal zu viel als zu wenig hingehen und geschadet hat es denk ich noch kaum jemandem. Wir haben zB irgendwann mal einen Termin dort gemacht, weil es mit dem Schlafen Probleme gab. Seitdem gehen wir alle 1-2 Monate Mal hin, selbst wenn wir keine Probleme haben, irgendwas gibt es immer worüber man sprechen kann und es ist stets sehr aufschlussreich!
Sprecht vorher mit der Beraterin ab, ob ihr mit oder ohne Kind dahingeht, evtl ist ohne erst sinnvoller.

Ich muss einigen zustimmen, nach wirklich respektvollem Umgang klingt das für mich auch nicht. Wir kennen hier natürlich auch grad nur die Problemzone und das soll nicht heißen, du wärst eine schlechte Mutter. Evtl hast du nur zwischendurch dein eigenes Verhalten nicht so gut reflektiert. Am meisten ist mir das aufgestoßen: "z.B. Fernsehverbot (das schmerzt sie irgendwie am meisten)" ..... Ähm warum bitte willst du denn deine Tochter so verletzen? Das klingt für mich einzig und allein nach Machtmissbrauch deinerseits. Und in dem Zusammenhang denke ich, deine Tochter fühlt sich sehr machtlos. Hat sie wirklich Mitbestimmungsrecht zuhause? Darf sie Dinge entscheiden? Macht ihr Pläne zusammen? Oder ist das Schreien vielleicht einfach ihr einziger Weg (oder einer von wenigen) , ihrerseits Macht auszuüben?
Wie hast du dich denn Verhalten, nachdem du sie angebrüllt hast? Hast du dich entschuldigt? War das wirklich eine Ausnahme? Hast du es ihr erklärt und erklärst, wie sie anders mit ihren Emotionen umgehen kann?
Diese Emotionen, also anscheinend Wut ihrerseits sind ja da und sollten nicht unterdrückt werden. Einerseits sollte man die Ursache finden (evtl ja ein Gefühl der Machtlosigkeit, vielleicht auch was anderes) und andrerseits mit ihre Wege finden, wie sie mit der Wut umgehen kann. Kann sie zB in ihr Zimmer und sich dort ausschreien? Macht sie einen Sport, wo sie überschüssige Energie abgeben kann?

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>> Am meisten ist mir das aufgestoßen: "z.B. Fernsehverbot (das schmerzt sie irgendwie am meisten)" ..... Ähm warum bitte willst du denn deine Tochter so verletzen? <<

Ich möchte sie natürlich nicht verletzen, anders hätte ich es nicht schreiben können aber wenn ich darüber nachdenke, ist es vielleicht wirklich nicht so harmlos, wie ich bisher dachte.

>> Hat sie wirklich Mitbestimmungsrecht zuhause? Darf sie Dinge entscheiden? Macht ihr Pläne zusammen? <<

Natürlich, sogar sehr viel.

>> Oder ist das Schreien vielleicht einfach ihr einziger Weg (oder einer von wenigen) , ihrerseits Macht auszuüben? <<

Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen ...

Es ist ja auch nicht so, dass wir hier jeden Tag Theater haben, dass sind einzelne Tage, die es aber eben dann in sich haben.
Ich habe das Gefühl, dass einige hier denken, dass ich jeden Tag meine Kind anschreie und bestrafe :-(
Sie ist ein sehr liebes und hilfsbereites Kind, immer höflich zu Erwachsenen.
Genau deshalb wundert mich ja ihr Verhalten uns gegenüber.

>> Wie hast du dich denn Verhalten, nachdem du sie angebrüllt hast? Hast du dich entschuldigt?

Oh ja, das habe ich, mir geht es dabei ja selbst sehr schlecht.

>> War das wirklich eine Ausnahme? Hast du es ihr erklärt und erklärst, wie sie anders mit ihren Emotionen umgehen kann?<<

Leider nicht. Es schaukelt sich eben von Mal zu Mal hoch. Es ist ja nicht so, dass ich jedes mal schreie, um Gottes Willen! Es ist eben der bekannte Tropfen + die Intensität ihres Verhaltens.

>> Kann sie zB in ihr Zimmer und sich dort ausschreien? <<

ja könnte sie, aber i.d.R. hat sie das an mir schon erledigt.

>> Macht sie einen Sport, wo sie überschüssige Energie abgeben kann? <<

Seit einiger Zeit nicht, es hat sich nichts gefunden, ihr gefiel nichts langfristig.
Sie möchte in der neuen Schule aber eine AG machen, von der ich hoffe, dass sie da etwas gefunden hat.

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"Ich habe das Gefühl, dass einige hier denken, dass ich jeden Tag meine Kind anschreie und bestrafe :-("
Wie gesagt, wir kennen hier ja auch nur die Problemsituation und nicht das Ganze, aber genau um diese geht es ja. Versuch einfach, die Dinge nicht allzu persönlich zu nehmen, die Leute hier schreiben. Es geht ja nur darum, dir Denkanstöße zu geben.

Meiner war eben Richtung das Kind fühlt sich machtlos oder sie hat nie gelernt, mit diesen Emotionen gut umzugehen - du sagst jetzt ersteres ist es deiner Meinung nach nicht. Okay, dann schaut man halt weiter, gab hier ja auch noch einige andere Ideen.
Ich bleib aber dabei, dass eine Erziehungsberatungsstelle in jedem Fall sinnvoll ist - wir haben da sehr gute Erfahrungen gemacht, da kann dir definitiv besser geholfen werden als hier.

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1. Ich ziehe meine Augenbraue hoch und sage in einem ruhigen Tonfall: "Hast du schon einmal erlebt, dass du durch Schreien und Toben etwas erreicht hast?"
In 80% der Fälle reicht das aus.
2. In den restlichen Fällen versuche ich, das Kind zu beruhigen, dass anscheinend in einem Gefühlschaos gefangen ist. Auch hier spreche ich in einem beruhigenden Ton.
3. Ganz selten rufe ich auch einmal laut "Stop" oder den Namen des Kindes, um es aus der Schleife herauszuholen. Dann geht es zurück zu 1.

Strafen wie "kein TV" habe ich in solchen Fällen noch nie ausgesprochen, wir klären das immer sofort. Aber meine Kinder sind auch nicht sehr stur/aufbrausend. ;-)

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Hi,

mein Kind ist zwar um Welten jünger. Aber dennoch, herzlichen Glückwunsch... deine Tochter ist in der Pubertät angekommen! Bei manchen läuft das nebenbei ab, bei anderen führt es zu rebellischen und aufmüpfigen Verhalten.

1. Ein Kind das in die Pubertät kommt, bei dem polt sich somit das komplette Hirn von Kind in Erwachsene um. Kompletter Hirnsalat im Kopf somit. Was von Konzentrationsstörungen, Rebellion, Aggressivität, niedriger Belastbarkeit, Aufmüpfigkeit, Schnippisch werden etc. eine ganze Bandbreite von negativen Verhalten an den Tag bringen kann. (Und das hat nix mit dem Elternhaus, dem Umfeld oder der Tatsache zu tun ob man Einzelkind ist oder nicht.)

2. Ist das auch ein natürlicher Abnabelungsprozess. Sie wollen mehr selbst entscheiden und weniger bevormundet werden. Sie werden risikobereiter und sind auch eher als früher bereit Konflikte einzugehen. Grenzen neu auszuloten und vieles mehr. Auch für die Eltern ist das ne Art natürlicher Abnabelungsprozess. Andernfalls würde es uns nach 18 oder 20 Jahren sehr schwer fallen unsere Kinder später mal ziehen lassen zu können.

Ich glaub sie ist mit ihrem Verhalten und dem was bei ihr gerade passiert völlig überfordert. Ich seh es bei meiner Nichte (die ist 10 und wird bald 11) die fängt seit nem Jahr an mit der Rebellion gegen ihre Mutter. In dem einen Moment ist sie das kleine brave Kind von einst und im nächsten ist sie ihr gegenüber rotzfrech und aufmüpfig und benimmt sich wie "nach mir die Sinnflut".

Mädels sollen hier noch viel schlimmer sein als die Jungs. Ich selbst bin in dem Alter eher handzahmer geworden und war in der Grundschule ein Monster. Aber so ist jeder anders.

Persönlich würde ich so viel als möglich Freiraum geben und mir vorher wirklich ernsthaft überlegen ob es einen tieferen Sinn hat etwas zum Beispiel zu verbieten. Wenn du sagst sie hört häufiger ein Nein als ein Ja klingt das für mich eher nach Kontrolle und Einschränkung. Wenn dein Mann dir mehr mit Ablehnung und Nein begegnet als er mit Ja und Zuspruch kommt - würde deine Frustration auch schneller überhand nehmen und man reagiert dann schneller zickig.

Klar sie ist NOCH ein Kind aber sie ist auch kein kleines Kind mehr... versuch ihr da wo es umsetzbar ist mehr Freiraum aber auch mehr Verantwortung zu übertragen. Oft sind Dinge die man untersagt so bagatell unwichtig, dass man auch ruhig mal die Zügel lockerer halten kann. Wichtig ist halt auch das sie merkt das ihr dieser mehr Freiraum nur gewährt wird, wenn sie im Umkehrschluss auch die Rahmenbedingungen einhält und euer Vertrauen nicht missbraucht. Wenn sie also mal fragt ob sie z.b. länger drausen bleiben darf (nur ein Beispiel) dann räum ihr ne höhere Zeitspanne ein wie bisher - du kommst ihr somit entgegen, aber sie muss dennoch um XYZ daheim sein. Nur wenn sie das dann auch umsetzt, hat sie zukünftig weiterhin diesen großzügigeren Freiraum.

Würde mich mein Kind anplärren weils einfach den Pubertären Pfurz in der Platte hat. Würde ich es erstmal fertigwerden lassen mit dem das Kind so rumzublubbern hat. Anschließend ruhig aber bestimmt fragen ob es nun fertig sei? Wenn ja. Sachlich aber bestimmend sagen. "So kannst du mit deinen Freunden reden aber nicht mit mir. Willst du was von mir oder mich zu was umstimmen komm mit Argumenten die für dich sprechen - in dem Tonfall hast du von Haus aus gegen mich verloren! Überleg dir wie du mir mit sprichst und manchmal ist das Leben nun mal kein Wunschkonzert ich bekomm auch nicht immer das was ich haben möchte."