Ständig Streit mit 8 jährigem Sohn....

Hallo zusammen!
Lange habe ich mit mir gerungen, mir Hilfe in einem Forum zu holen...aber so langsam weiß ich einfach keinen Rat mehr und vielleicht könnt ihr mir hier ja helfen...
es geht um meinen 8jährigen Sohn (Zwillingskind). Ich habe sehr oft Streit mit ihm. Meist ausgelöst dadurch, dass er meckert, wenn er etwas machen soll, was ihm jetzt aber nicht in seinen Plan passt. Er wird er bockig und mault übel rum und widersetzt sich auch öfter mal meinen Anweisungen. Das läuft jetzt schon echt länger so und leider kann ich mittlerweile auch nicht mehr gelassen reagieren und gehe schnell an die Decke, was in der Situation sicher auch nicht hilfreich ist. Er hat anscheinend aber überhaupt keinen Respekt vor mir.
Das wirkt sich sehr negativ auf unsere Familie aus. Mein Mann sagte gestern, dass er das mit uns zweien so nicht mehr lange aushalten kann...ich verstehe es sehr gut, weil es mich auch immer fertig macht, wenn er mit einem der Kinder Streit hat. Er meint, ich müsse konsequenter sein, was sicherlich auch stimmt. Aber ich hab oft einfach keine Lust auf miese Stimmung und wenn wir uns wieder vertragen haben, bin ich eben wieder die liebe Mama. Ich kann es nicht gut aushalten, konsequent was durchzuziehen, wenn ich nicht mehr wütend bin. Er ist auch eigentlich ein super Kerl...hilfsbereit, sehr sozial...aber er hat auch wirklich ein Wut-Problem und geht schnell an die Decke.
Andere Situation: beim Spielen: Wenn er gewinnt ist er übertrieben gut gelaunt..wenn er am Verlieren ist verhält er sich einfach nur mies und versaut auch uns anderen das Spiel.

Wie verschafft ihr euch Respekt? Muss es wirklich die harte Bestrafung sein? Und wenn ja, wie sieht sie bei euch aus? Wie haltet ihr eure Wut im Zaum? Und die des Kindes?!
Ich freue mich sehr über Erfahrungen und Tipps.

2

Hi,

ich war auch in einer ähnlichen Situation. Bei uns hat es auch aufgehört, als ich mit dem spiegeln angefangen habe. Er sollte z.B. die Spülmaschine ausräumen, hat er natürlich nicht gemacht, weil er keine Lust hatte. Hab ihm dann gesagt, wenn er keine Lust hat, die Spülmaschine auszuräumen, hab ich nachher vlt. auch keine Lust ihm das Abendessen zu machen. Er dachte erst ich bluffe. Habe den ganzen Nachmittag gewartet, aber es ist nichts passiert. Zum Abendessen hab ich dann extra was gekocht, was er nicht isst. Hab nicht mal für ihn eingedeckt. Als er dann fragte, wo sein Essen ist, sagte ich, ich hatte keine Lust für ihn was zu kochen. Er kann sich aber gern ein Brot machen. Da hat er schon geschaut wie ein Auto. Hat dann natürlich erst Recht auf stur geschaltet und ist beleidigt ohne Essen ins Bett. Am nächsten Tag habe ich mit ihm darüber gesprochen und ihm versucht klar zu machen, dass ich auch zu vielen Dingen keine Lust habe, aber man es eben auch wegen der anderen Menschen im Umfeld macht. Wer sich nicht an der Gesellschaft beteiligt, hat es auch nicht verdient, etwas von der Gesellschaft zu bekommen. Wenn ich nur das machen würde, worauf ich Lust habe, hätte er nichts anzuziehen (Wäsche waschen), würde nicht jeden Tag etwas zu essen gekocht bekommen (Papa und ich essen unter der Woche in der Kantine) usw. Das hat er dann schon besser verstanden und es eingesehen.

Ich halte nicht viel von sturer, sinnloser Bestrafung. Man muss schon selbst einsehen, warum man sich so oder so verhalten / nicht verhalten soll, bzw. was die Konsequenzen aus dem Handeln sind.

4

Wer sich nicht an der Gesellschaft beteiligt, hat es auch nicht verdient, etwas von der Gesellschaft zu bekommen.

Perfekt! Schön, wenn sich diese Einstellung, die ich auch schon vor vielen Jahren vertreten habe, auch heute noch durchsetzen würde - ist nämlich leider nicht immer so....Stichwort "Anspruchsdenken" - natürlich ohne Gegenleistung ;-)
LG Moni

5

Genau das ist es doch "Anspruchsdenken". Wenn wir Eltern das unseren Kindern durchgehen lassen, kommt sowas bei raus.

1

Hi

harte Strafen bringen ja in den seltensten Fällen was.

Ich kenne das bei meinem Sohn auch. IMMER MUSS ICH DEN MÜLL RAUSBRINGEN oder DANN MUSS JUDITH ABER AUCH HELFEN oder oder oder...

Ich bleibe dann einfach konsequent. Wenn ich einmal gesagt habe, dass er den Müll rausbringt (als Beispiel), dann bringt er den Müll raus. Das einzige, worüber man in einem gewissen Rahmen diskutieren kann, ist der Zeitpunkt. Wenn mein Sohn gerade etwas anderes macht, darf er das durchaus erst fertig machen, bevor er dann aber den Müll rausbringt. Das Gejammer ignoriere ich dann schlichtweg. Da streite ich auch nicht mit den Kindern - warum auch - ich weiß, dass ich letztlich entscheide und wenn es hart auf hart kommt, auch das Sagen habe, das muss ich nicht in einem Streit beweisen.

Was ich wohl mache, ist spiegeln. Wenn Du mir nicht hilfst, helfe ich Dir in Zukunft auch nicht mehr - das wird dann (zB) mit dem Training ziemlich doof, wenn Dich da keiner hinfährt... Meist reicht das schon, um das Kind zum Nachdenken zu bewegen...

Beim Spielen war es immer relativ einfach - wer sich nicht an die Regeln hält (und dazu gehört auch, den anderen nicht das Spiel zu versauen), spielt halt nicht mehr mit. Hat mein Sohn relativ schnell begriffen. Und dazu spielt er halt einfach viel zu gerne...

Mit meiner Tochter hatte ich solche Probleme auch nie. Dafür zickt sie jetzt in der Pubertät manchmal ganz gewaltig... Aber auch da muss man wohl durch...

LG
Frauke

3

In dem Buch "Das gewünschteste Wunschkind - die Jahre 5-10" stehen einige sehr wertvolle Tipps drin zu deinen genannten Situationen!
Sehr lesenswert!

6

"Ich kann es nicht gut aushalten, konsequent was durchzuziehen, wenn ich nicht mehr wütend bin."
Mit deiner Inkonsequenz machst du dich unglaubwürdig. Respekt verdienst du dur damit nicht, im Gegenteil. Überleg dir vorher, was du sagst und ziehe es dann auch durch! Völlig egal, ob du noch sauer bist oder nicht mehr.
Btw: "Streit" hat man doch eher als Kind mit einem anderen Kind. Man verträgt sich wieder und gut ist es. Mit meinem Kind habe ich keinen Streit, sondern einen Konflikt oder eine Diskussion, das ist für mich schon etwas anderes (Mutter/Sohn) als z.B. Sohn/Freund

7

Man kann sich in einem Forum natürlich Ideen und Denkanstöße holen, aber wirklich helfen wird dir hier niemand können. Da muss man euch schon persönlich erleben um es neutral betrachten zu können.

Erstens würde ich dir raten, zu einer Erziehungsberatungsstelle (oder Diakonie, Caritas, etc) zu gehen, da gibt es viele kostenlose und anonyme Angebote und die sind genau für solche Situationen gedacht, wo es sich irgendwie festgefahren hat und man Tipps braucht. Das hat auch nichts damit zu tun, dass man in der Erziehung versagt hätte! Man ist doch eben kein ausgebildeter Pädagoge und ich denke noch fast allen Eltern würden ein paar Tipps eines professionellen Beraters einfach helfen, entspannter zu leben.

Zweitens möchte ich dir das Buch "4 Werte, die Kinder ein leben lang tragen" von Jesper Juul empfehlen. Das ist voll von Briefen von Familienmitgliedern, bei denen irgendwas in der Familie nicht rund läuft und dann die Antworten des Familientherapeuten. Man kann es meines Erachtens so an ein paar Tagen runterlesen und hat sehr viele Eindrücke, wie man generell Probleme innerhalb der Familie angehen kann.

Und zuletzt: Strafen sind absolut NIE sinnvoll. Respekt muss man sich verdienen, den kann man nicht einfordern. Und man sollte immer bei sich selbst anfangen. Kannst du zB. deine Wut nicht im Zaum halten, ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass dein Sohn dies auch nicht kann. Konsequenz ist hier definitiv nicht das Zauberwort, eher Einfühlsamkeit, Authentizität und Wertschätzung deinem Kind gegenüber.

8

...du musst Konsequent sein. Und durchziehen was du androhst.

Also pass auf, was du androhst. Denn wenn du sagst, der Kinobesuch falle aus - dann fällt er aus. Auch für die anderen Kindern, denn alleine lassen kannst du das Kind ja nicht.

Man muss auch nicht immer Lieb sein wollen. Und auch nicht immer diskutieren. Manchmal muss etwas einfach sein.

Er ist acht - er probiert sich aus.

Und "hart" sollten Strafen nicht sein. Sie sollten fair sein und nachvollziehbar.

Und Respekt verschafft man sich mit einem guten Vorbild, mit Konsequenz, mit Liebe und auch damit, dass man zeigt, was man kann. Mein Sohn bewundert mich für Zeug dass ich kann, das er noch nicht mal können WILL. Aber er bewundert, dass ich was drauf habe. Bin ich nur das Dummchen, mit dem man machen will was man will, bekomme ich kein Respekt.
Also zeig was du kannst und was du bist.

Und ein Wort zu deinem Mann: So ein Blödsinn. Er guckt nicht mehr lange zu? Was will er denn machen? Dreinschlagen, ausziehen, scheiden lassen? Nein, er soll gefälligst deeskalierend eintreten, dich aber nicht klein machen. Er soll dem Kind zeigen, dass ihr am gleichen Strick zieht. Das sollte er tun. Nicht blöde Sprüche klopfen - das kann jeder und hiflt in einer gestressten Situation wohl gar nicht.

9

Hallo!

Hier war es manchmal ähnlich. Sohn 2 kann von jetzt auf gleich unfassbar wütend werden. Wegen nichts. Ich habe dann ebenfalls Mühe, ruhig zu bleiben. Mein Mann hat einen ganz anderen Zugang zu ihm, hält das besser aus und beruhigt die Situation. Manchmal bin ich auch davon genervt, aber dann kann ich mich entfernen und kann die beiden machen lassen. Zum Glück wird das zunehmend seltener mit der Riesenwut.

Mit Sohn 1 gab es da nie Probleme. Ich merke aber, dass Sohn 2 mir ahnlicher ist als wir beide das wahr haben wollen. Sohn 1 ist ruhig und kompromissbereit wie sein Vater, ich gehe zumindest innerlich gern an die Decke. Auch wegen Kleinigkeiten.

Das hat also weniger mit Respekt oder Nicht-Respekt zu tun, sondern damit, dass Gegensätze sich anziehen und Gleiches sich manchmal abstößt. Vielleicht kann dein Mann sich da mehr einbringen statt dir zu sagen, was du zu tun hast?

Ich bin übrigens konsequent inkonsequent. Die Jungs sind trotzdem super und machen, was sie sollen. Meistens jedenfalls. Respekt vor mir heißt nicht, dass sie sofort machen sollen, was ich sage. Gegenseitiger (!) Respekt bedeutet, dass man den anderen mit seiben Bedürfnissen ubd Macken wahrnimmt und kompromissbereit bleibt, damit alle zufrieden sein können. Das ging bis jetzt auch ohne harte Strafen. Wie sollen die auch aussehen? Dadurch bekomnt man keinen Respekt.

LG

12

Sehr schön gesagt! Du sprichst mir aus der Seele.

13

Hallo!

Ich überlege hier immer, warum mir dieser Satz "Du musst konsequent sein!" so widerspricht. Wieso?

Ich glaube mittlerweile, das Geheimnis ist, dass man authentisch bleibt. Manchmal bin ich eben auch sauer, manchmal weiß ich nicht, wie ich reagieren soll und dann fällt mir auch keine Konsequenz ein. Dann bin ich wie Sohn 2 und möchte alles in Grund und Boden treten. Tu ich nicht, würde ich aber gern.

Meine Söhne sind mittlerweile 13 und 15 und ich finde, dass sie Supersöhne sind. Pubertät spielt sich hier bisher nur am Rande ab. Es läuft wirklich einfach gut und rund.

Mir wird dann immer gesagt, dass wir eben einfach Glück haben. Ja, natürlich haben wir das, aber so ein bisschen haben wie sie ja auch erzogen, oder?

LG

10

Hallo,

es gibt einen Unterschied zwischen Respekt und Angst. Mit übertriebener Strenge und Strafen bezweckst du nur letzteres.

Ich denke, wenn du bei deiner Konsequenz ansetzt, ist das schon mal ein guter Anfang. Konsequenz hat nichts mit Strafen oder Wut zu tun. Hier gibt es klare Regel. Werden diese nicht eingehalten, folgen Konsequenzen. Konsequenzen müssen immer im Zusammenhang mit dem Verhalten stehen. Ansonsten ist es eine Strafe und keine Konsequenz. Bei frech sein Fernsehverbot ist also völliger Blödsinn. Dir mit Strafen Respekt zu verschaffen wird nicht funktionieren. Zum einen mache deinem Sohn klar, dass in euerm Haus gewisse Verhaltensregeln gelten. Diese beinhalten einen respektvollen Umgang miteinander. Rede mit ihm darüber wenn es das nächste Mal eskaliert. Gehst du ebenfalls jedesmal an die Decke, brauchst du dich nicht zu wundern warum es dein Sohn auch tut. Respekt beruht auf Gegenseitigkeit.

LG
Michaela

11

Hallo!

Da hilft nur sehr konsequent sein. Als meine Tochter (5) gesagt hat, dass sie keine Lust hat den Frühstückstisch zu decken, habe ich zu ihr gesagt, dass ich keine Lust habe für sie Frühstück zu machen. Ich habe für sie einfach nicht eingedeckt. Seitdem deckt sie den Tisch ohne zu zicken, wenn ich sie darum bitte.

Wenn eines der Kinder beim Spielen anfangen wütend zu werden oder rum zu heulen, wenn sie verlieren, dann ist das Spiel für dieses Kind nach einer Ermahnung vorbei. Das hält sich jetzt in Grenzen. Die Kinder sind 6,5 und 5 Jahre alt.

Seit paar Wochen ist es so, dass beide ihre dreckige Wäsche (Unterwäsche und Socken) am Abend nicht mehr im Badezimmer auf dem Boden lassen dürfen, sondern in den Wäschekorb werfen müssen. Vor einigen Tagen hat meine Tochter mich gefragt, warum sie und ihr Bruder die Wäsche wegräumen müssen? "Du bist doch die Mama". Da habe ich zu ihr gesagt, dass nur weil ich die Mama bin, heißt es noch lange nicht, dass ich ihre dreckige Wäsche wegräumen muss. Das hat sie dann verstanden und seitdem auch nie wieder was gesagt.

LG