Kennt das jemand? Herumkaspern um Aufmerksamkeit zu erhalten?

Kennt das jmd? Ich finde es äußerst schwierig z. Z.... mein Sohn hat sich angewöhnt, sobald uns jmd besucht, wir jmd besuchen, ich jmd treffe, also mit jmd spreche, beim Zahlen an der Kasse etc., dass er anfängt „herumzukadpern“. Das äußert sich durch Herumlaufen, Herumzuhampeln, auf den Boden fallen lassen, Geräusche von sich zu geben, etc.
Er fordert ganz klar Aufmerksamkeit. Ich weiß einfach nicht, wie ich den Kreislauf durchbrechen kann. Z. B. Wenn ich meinen Einkauf oder eine Unterhaltung z. B. abbreche und gehe, dann strafe ich mich doch nur selbst? Für mein Kind ist das letztlich keine Konsequenz. Was könnte eine logische Konsequenz sein?

3

Komplett ignorieren.

Ich würde das Verhalten nicht würdigen, sondern in einem Moment, in dem er nicht herumkaspert würdigen. So lernt er, dass er mit dem Gekasper keine Aufmerksamkeit generieren kann, sondern diese erhält, wenn er ruhig ist.

1

Wenn er nicht mit sich reden lässt "du, ich weiß, dass das furchbar langweilig für dich ist, aber ich muss jetzt den Einkauf bezahlen, mit Frau Müller oder Sabine reden, kannst du jetzt bitte mal etwas allein spielen, nachher habe ich wieder Zeit für dich", würde ich ihn, wann immer es möglich ist, woanders unterbringen, wenn ich ungestört Besuch haben will oder einkaufe.

Vielleicht kann der Besuch sich ja am Anfang ein bisschen mit ihm beschäftigen. Ich finde das bei so kleinen Kindern ganz normal. Ich erinnere mich, dass ich vom Besuch meiner Eltern auch wahrgenommen werden wollte. Dann hab ich mich von selbst verzogen. Meine Kinder dagegen wollten lieber zur Oma, wenn wir Besuch hatten, die fanden das langweilig.

2

Mein Sohn dreht immer mehr und mehr auf. Egal was ich sage, er ist gar nicht aufnahmefähig, ich dringe gar nicht zu ihm durch

5

Wenn es funktioniert, das Aufgedrehtsein zu ignorieren, könnte man das machen. Wenn er sehr laut ist, oder Sachen kaputtmacht, wäre die einzig logische Konsequenz, solche Sachen erstmal zu machen, wenn er nicht dabei ist.

4

Wie alt ist er denn?

Bei uns gilt die Regelung, dass mein Kind Zeit mit dem Besuch bekommt und ich auch.
Das bespreche ich vorher mit ihr (und Besuch weiß auch Bescheid).

Bedigung: es wird nicht gekaspert.
Kaspert sie während "meiner" Zeit, geht das von "ihrer" Zeit ab.


Verstanden hat sie das erst ab Kindergartenalter. Davor war es nicht so extrem (kein wirkliches Interesse an "ich will aber auch...." ) ab Kindergartenalter hatte sie so eine Phase, bei der wir dann eben die klare Regelung eingeführt haben.

Da war sie auch schon soweit, dass man sie (kurze) Zeit alleine lassen konnte: selbst aus dem Zimmer gehen; eingeweihter Besuch wusste auch: ausharren. Das hieß z.B. dass wir Erwachsenen einfach warteten, nicht miteinander redeten und eher ausharrten.
Das verwirrte mein Kind. Redende kann man unterbrechen; nicht redende aber nicht.

Das ging u.a. deswegen, weil wir Erwachsenen uns häufiger sehen konnten, wichtiges auch über Telefon oder andere Medien austauschen konnten.

Je entfernter, je seltener, je besonderer der Besuch, desto spannender - für alle.

6

Ich bin ja von der Partie "Hinter jedem Verhalten steht ein Bedürfnis" - würde also versuchen herauszufinden, welches das ist. Du vermutest Aufmerksamkeit, kann er das bestätigen? Versuche mal ein ganz offenes wertfreies Gespräch mit ihm darüber zu führen. Wahrscheinlich weiß er selbst nicht, was er in dem Moment braucht, aber vielleicht könnt ihr es gemeinsam herausfinden und dann andere Strategien finden, wie er sich dies Bedürfnis erfüllen kann.
Wenn er sonst Aufmerksamkeit braucht, signalisiert er das auf die gleiche Weise? Also wenn ihr zB zuhause seid. Oder geht es eher auch um die Aufmerksamkeit deiner Gesprächspartner? Was möchte er dir in solchen Momenten denn dann sagen? Will er in das Gespräch integriert werden, dir vielleicht helfen?

Nehmen wir mal an, es ist einfach deine Aufmerksamkeit, die ihm zu dem Zeitpunkt fehlt. Dann ist es wichtig, das erst mal anzusprechen, dieses Bedürfnis zu sehen und ihm dann Möglichkeiten aufzuzeigen, wie er das besser signalisieren kann (was nicht heißt, dass er sie auch bekommt). Also zB an deinem Ärmel zupfen und du gibst ihm ein Zeichen, dass du ihn bemerkt hast und nach dem Gespräch auf ihn zurückkommst (Hand auf den Arm oder die Schulter legen ist da beliebt).

Mit Strafen machst du es nicht besser, höchstens oberflächlich. Im schlimmsten Fall bringt du ihn dazu, sein Bedürfnis zu unterdrücken, ohne zu wissen, welches das eigentlich ist. Ein persönlicher Dialog kann euch dagegen sehr helfen denke ich.

7

Hallo,

warum lässt du ihn denn nicht herumkaspern???


Wenn du ihm sofort Aufmerksamkeit schenkst bzw. losgehst, den Besuch beendest etc. hat er genau das, was er wollte, nämlich deine ungeteilte Aufmerksamkeit ohne das du mit XYZ sprechen konntest oder sogar einen Besuch bei jemandem deshalb beendet hast.

Ich kenne dieses Verhalten von einigen kleineren Kindern aus meiner Familie. Meine Schwägerin (Mutter zweier "wilder" Jungs, die inzwischen erwachsen sind) hat dann kurz und bündig erklärt, dass Mutti nun erst einmal das und das macht und danach wieder für sie da ist und sich nicht weiter vom Verhalten/Kaspern der beiden stören lassen (in der Öffentlichkeit sind da bestimmt starke Nerven gefragt) Irgendwann haben sie gemerkt, dass das Gekaspere/Herumgekreische nichts bringt und es gelassen.

Alles Gute

Nici

8

Wie alt ist er denn? Ich finde das normales Verhalten, machen fast alle Kinder. Aufgabe ist es dann, ihnen zu vermitteln, dass andere Menschen auch Bedürfnisse haben und sie ihre temporär zurückstellen können müssen.
Mein Sohn ist jetzt 7 und kann es mittlerweile.
Uns hat in solchen Momenten geholfen:
Körperkontakt. Ich habe meinem Sohn dann häufig die Hand auf die Schulter gelegt, damit er spürt, dass ich ihn nicht vergessen habe.
Ganz kurze Gesprächspause, um Zeitfenster zu vermitteln: Ich habe oft kurz das Gespräch unterbrochen, um dem Sohn mitzuteilen, dass ich mich eben in Ruhe unterhalten will und danach wieder für ihn da bin. Nach dem Gespräch habe ich mich dann ganz bewusst dem Kind zugewandt.

Während des Gesprächs habe ich dann das Kaspern, sofern es noch auftrat, ignoriert. Ich weiß, ist sauschwer, aber es geht ja nicht, dass man selbst über Jahre kein ruhiges Gespräch mehr führen kann, nur weil ein Kind zu gehen ist.