Höflichkeit beim Kleinkind

Hallo zusammen,

in Anlehnung an diesen Thread:

https://www.urbia.de/forum/21-erziehung/5297965-unhoeflich-oder-typisch-kleinkind

Inzwischen versuche wir immer wieder die Höfflichkeitsformen sanft einzufordern. Mit Erinnern ( "Schatz, jetzt sagt man Danke" oder "Bitte, wenn du mich um etwas bittest") oder mit Absprachen wie "Wenn wir heute XYZ besuchen, möchte ich, dass du auch Hallo sagst, wenn wir reingehen!"

Und wir stoßen immer wieder gegen die Wand.

Eigentlich ist es wieder wie ganz am Anfang, als wir noch beim Logopäden waren: Je mehr "Druck" da ist, desto mehr macht er dicht.

Bestes Beispiel: Letztes Wochenende waren wir bei guten Freunden zu Besuch, ich hab meinem Sohn erklärt, dass man sich begrüßt und er hat versprochen, auch "Hallo" zu sagen, wenn wir reingehen, statt einfach reinrennen, Schuhe ausziehen und ab in den Garten. Und dann waren wir da. Großes Hallo. Der Mann meiner Freundin sagt hallo zu mir, dann zu meinem Sohn. Mein Sohn lächelt, bleibt stumm und zieht einfach die Jacke aus. Ich gehe in die Hocke und erkläre flüsternd, dass nachdem er begrüßt wurde, er auch zurück grüßen soll. Hat er nicht gemacht, er hat dann einfach die Schuhe ausgezogen und gefragt, wo Michi (Sohn der Gastgeber) ist und ob sie wieder im Garten spielen dürfen. Der Mann war natürlich eingeweiht und sagte noch mal demonstrativ "Hallo". Und dann war mein Sohn einfach stumm.

Als er früher mit der Sprache noch nicht so sicher unterwegs war, hat er immer erst mal 15-30min gebracht, um zu reden, wenn wir irgendwo ankamen. Die Logopädin hat gesagt, dass ist bei Sprachverzögerungen völlig normal. Bloß kein Druck. Deswegen hatten wir nie auf so was wie Hallo bestanden.

Und jetzt macht er wieder dicht, so wie damals.

Und in allen anderen Situationen ist es ebenso. Egal ob ich "Danke" oder "Bitte " hören möchte. Erst mal wird er stumm und redet gar nicht.

Ich hab auch schon in Rollenspielen versucht und zu Hause in Ruhe erklären. Er meint dann immer, er weiß nicht, warum er so was nicht sagen will. Er will einfach nicht.

Wie würdet ihr damit umgehen?

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"Je mehr "Druck" da ist, desto mehr macht er dicht."
Na, was wohl;-)?
Nichts einfordern, der fühlt sich doch vorgeführt, gelegentlich darüber reden, wie schön es doch ist, wenn man sich gegenseitig begrüßt und abwarten. Auch wenn vielleicht die Mehrzahl der Urbianerinnen glaubt, man könne mit mehr Druck und Strafen mehr erreichen, ich versprech dir, sie lernen es alle, wenn die Eltern keine unhöflichen Stoffel sind, deben alles egal ist und keine Störung beim Kind vorliegt.

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Du sprichst mir aus der Seele. Diese Worte der Höflichkeit stehen so sehr im Mittelpunkt, dass der Sohn wahrscheinlich total genervt ist.

@ TE:
Warum redest du so viel darüber. Lass das Thema doch mal ruhen. Auch wenn dein sohn nicht Bitte, Danke und Hallo sagt, ist er doch kein unfreundlicher und undankbarer Junge.

Hat schon mal irgendjemand ANDERER was gesagt, wenn kein Begrüßungs- oder Dankeswort kam? Wahrscheinlich nicht. Also unterlass es wirklich, ständig mit deinem Sohn darüber zu reden, irgendwann hört der nicht mehr zu und außerdem zeigst du ihm jedesmal, dass er was schlecht macht, weist ihn auf etwas negatives bei ihm hin.

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Begrüßungen und Bitte-Danke Situationen sind bestimmt schwierig für Kinder. Alle schauen einen an und es wird erwartet das man funktioniert. Das ist blöd, besonders wenn jemand schüchtern ist. Ich würde ihn in Ruhe lassen und überlegen warum es dir so wichtig ist.
Oft möchte man nur von außen als tolle Mutter gesehen werden, aber das ist dem Kind natürlich Scheiss egal.
Und es sagt überhaupt nichts über deine Mama Qualitäten aus ob dein Sohn "hallo" sagt.
Finde ich zumindest 😉 liebe Grüße !

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Früher war es mir egal, weil er ja ehe kaum gesprochen hat, da waren wir froh, wenn überhaupt was verständliches kam. Jetzt is er ne labertasche und ich mache mir sorgen, dass es sich bei ihm verfestigt, dass manche Dinge einfach ausgelassen werden dürfen

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Höflichkeit ist ein Wert, den man seinen Kindern mitgeben sollte. Aber nicht mit Zwang oder Druck. Vorleben sollte ausreichen. Die Kinder merken selbst, was sie damit erreichen können. Wenn das Kind dies nicht übernehmen will oder wenn es mit 16 ist und nicht mehr anwenden will, bist du machtlos und solltest dies akzeptieren.

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Hallo!

Ich würde von einem Kleinkind nie erwarten, dass es freiwillig Hallo sagst. Als meine Kinder in dem Alter waren, habe ich sie in solchen Situationen gefragt "Sagst Du auch Hallo?", und wenn dann nichts kam oder sie nein gesagt haben, habe ich es dabei belassen. Natürlich müssen sie solche Höflichkeitsformeln lernen, aber das muss jetzt nicht bis zum Kindergartenalter passiert sein. Meine Kinder sind jetzt 10 und fast 8, und mittlerweile ist Grüßen für sie absolut normal, auch sagen sie meisten danke und bitte. Gezwungen haben ich sie dazu nie, ich hab sie lediglich daran erinnert, dass ein danke angebracht wäre.

Mit Zwang und Druck erreicht man bei Kindern in dem Alter noch nicht viel, es ist ihnen einfach noch unangenehm zu grüßen, sich zu bedanken oder zum Geburtstag zu gratulieren (damit tat sich meine Tochter lange Zeit schwer). Ich würde das jetzt mal mit Situationen vergleichen, wo man als Erwachsener vielleicht jemandem kondolieren muss - das ist auch keine angenehme Situation und man weiß nicht so genau, wie man das am Besten anstellt.

LG

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<< Ich würde von einem Kleinkind nie erwarten, dass es freiwillig Hallo sagst >>

Das dachte ich früher auch. Aber mein Sohn ist bald 4. Und fast alle Kids in unserem Umkreis sagen inzwischen schon Hallo und Tschüss (obwohl danke und bitte noch lange nicht alle)

daher bin ich inzwischen sehr verunsichert

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Sorry aber wenn ich eins gelernt have, dann vergleiche dein Kind nicht mi anderen. Das ist unfair und gemein. Dein Kind ist kein Einzelfall, lass ihn einfach. Er mag es nicht oder kann es nicht. Du gibst ihm ein schlechtes Gefühl wegen so Kleinigkeiten.

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Hallo.

Mittlerweile sage ich "akzeptiere es".

Unsere Kleine ist 7 und ich war auch immer sehr darauf bedacht, dass sie Hallo sagt und innerhalb der Familie die Hand gibt.
Je älter sie wurde, umso unerträglicher wurden solchen Situationen für sie. Mittlerweile ist es so, dass sie selbst bei ihrem eigenen Gehurtstag erst nach sehr viel Zeit von oben aus ihrem Zimmer kommt und ein Hallo in die Runde wirft. Bevor auch die anderen wussten, was mit ihr ist, kamen oft Sprüche wie "Hat man dir das nicht beigebracht ".

Durch andere Vorkommnisse sind wir mit ihr zu einer Kinderpsychiaterin und nach einigen Tests geht nun die Diagnose Richtung ADS in Kombination mit Übersensibilität. Das weiß nun auch die Familie und Sprüche sagt niemand mehr. Jeder gibt ihr Zeit und akzeptiert, wenn sie es hält nicht möchte. Sie meint es nicht böse, sie kann nun mal nicht anders.

Du solltest es deinem Sohn selbst überlassen und dich vor allem von dem lösen, was andere denken könnten. Das spart schon mal viel Energie.

LG

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Ich würde ihn einfach in Ruhe lassen. Das Patenkind meines Mannes ist 6 und fängt jetzt erst langsam aber sicher an mit anderen Erwachsenen zu reden. Ich denke durch das Verlangen von euch setzt ihr ihn doch unter Druck l.

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Und wenn nicht ist es vielleicht sein "Charakter". Gebt ihm kein schlechtes Gefühl oder sowas nur weil er das nicht mag oder nicht sich nicht dazu überwinden kann l.

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"Je mehr "Druck" da ist, desto mehr macht er dicht."
Du gibst dir doch die Antwort hier schon selber.
Druck wegnehmen, vorleben und Kind eben so akzeptieren wie es ist.

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Ich würde es mit „zeichensprache“ versuchen. Also winken, zunicken, lächeln. Kopfschütteln und kopfnicken..
Das ist non-verbale kommunikation und das würde ich dann einfach eine zeit als ausreichend annehmen.

Wenn der vater des freundes laut hallo sagt und sich eine antwort wünscht... er darauf mit einem lächeln reagiert.. das ist doch bereits eine ausreichende antwort finde ich.

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<<<Bestes Beispiel: Letztes Wochenende waren wir bei guten Freunden zu Besuch, ich hab meinem Sohn erklärt, dass man sich begrüßt und er hat versprochen, auch "Hallo" zu sagen, wenn wir reingehen, statt einfach reinrennen, Schuhe ausziehen und ab in den Garten. >>>

Und wieder stand das im Mittelpunkt und es wurde erwartet. Lass es doch einfach laufen wie es ist. Wie hier schon einige schreiben, vielleicht fühlt er sich in diesem Moment vorgeführt und das mag er nicht. Er möchte von sich aus. Deine Freunde sind eingeweiht, also beim nächsten mal einfach "laufen" lassen. Vielleicht überrascht er euch ja und sagt dann Hallo. Ihr führt eure Vorbildfunktion weiter durch und irgendwann steht das nicht mehr im Mittelpunkt und kommt von ganz allein. Lass ihm Zeit.

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Wenn es verbal nicht so klappt, wie wäre dann die Überlegung einer nonverbalen Alternative? Hand geben, "Ghettofaust", zuwinken, ...
Meist finden die Kinder das dann doch so cool, dass das Nonverbale irgendwann mit dem Verbalen kombiniert und/oder ausgetauscht wird ;-)