Suche Mamas von Willensstarken Kindern

Hallo liebe Mamas,

Ich war gestern bei der U7. Mein kleiner wird im Januar 2 Jahre alt.
Nun ist es bei uns so das er schon immer sehr willensstark war. Zeitweise mit sehr starken Ausrastern (Poco,Ikea,draußen auf dem Boden schmeissen und schreien/brüllen) kennen wir alles. Es ist super anstrengend und ich zeitweise echt fertig. Da mein Lütte auch ein Late Talker ist, ist die frustrationsgrenze sehr niedrig. Wenn was nicht klappt schmeißt er sofort den Schnuller weg und macht lautstark kund was ihm nicht passt. Ich dachte immer das ist so. Erstes Kind... starker Charakter. So sind wohl Kinder. Aber nun war ich beim KIA und erzählte unsere Sorgen und Alltag und er sagte er hätte eine Emotionale Funktionsstörung... (früher hießen die Kinder „schwer erziehbar“)das hat mich doch echt traurig gemacht. Es soll abgeklärt werden ob er gut hören kann (Arzttermin mach ich noch) und auch eine Erziehungsberatung werd ich in Anspruch nehmen.
Nun brauche ich aber irgendwie Mamas die das mitfühlen können. Wo man sich austauschen kann. Denn ganz ehrlich, Mamas deren Kinder MAL so sind können leider nicht so ganz Mitempfinden wie frustriert man doch ist. Und das bin ich. Frustriert... da er auch nicht so Interesse an Sachen hat, absolut seinen eigenen Kopf und kaum aus seinem Raster will...

Also, gibt es hier Mamas die Lust haben sich auszutauschen?
Liebe Grüße aus dem Norden

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Ich halte - aus eigener Erfahrung - ehrlich gesagt nichts von diesem "Willensstarke Kinder" Getue, diese "Willensstärke´" ist in meinen Augen nur ein Euphemismus für emotionale Schwäche. Ich sehe das ehrlich gesagt so wie Euer Kinderarzt. Sie können mit ihren negativen Gefühlen nicht umgehen, wo das ne "Stärke" sein soll hat sich mir bis heute nicht erschlossen. Die Kinder brauchen Hilfe und keine Eltern die sich das schönreden als "sie sind halt besonders willensstark". Und dementsprechend darf man das auch nicht als Stärke angehen sondern sehen dass sie ihre liebe Not damit haben ihre Gefühle einzuordnen.

Was bei uns wichtig war ist dass es strikte Regeln gibt, dass er das Leben gut einschätzen kann und möglichst selten in die Gelegenheit kommt wirklich auf etwas zu hoffen was dann aus elterlicher Willkür nicht getan wird. z.B. Fernsehschauen darf er nur zu einer bestimmten Gelegenheit, aber die wird dann auch wenn möglich nicht mit "ach ne, das Wetter ist heute zu schön wir gehen lieber nochmal raus" gestrichen, sondern das gibt es dann einfach wenn er es will. Aber wenn er zu ner anderen Uhrzeit sehen wollte heißt es nein, denn mal so mal so hätte ihn überfordert.

Ob jetzt eine Erziehungsberatung die richtige erste Anlaufstelle ist wage ich ehrlich zu bezweifeln, es liegen ja keine Erziehungsfehler sondern eine Entwicklungsverzögerung vor! Das gehört in meinen Augen eher in die Ecke "Sozialpädiatrisches Zentrum" und erst mal schauen ob er das überhaupt leisten kann was man erziehungstechnisch von ihm will! Und dann die Fähigkeit fördern! Eine emotionale Schwäche kann man nicht wegerziehen! Das ist genau der Fehler der früher mit dem "schwer erziehbar" gemacht wurde!

Bei unserm Sohn wurden als Ursache für die emotionale Schwäche Wahrnehmungsstörungen diagnostiziert, wir haben ihn mit Ergotherapie und mit einer allerdings privat bezahlten thiergestützten Therapie gefördert. Es hat sehr viel gebracht, wobei wir bis heute Ergo brauchen da die Wahrnehmungsprobleme nicht nur die emotionale ebene betreffen sondern auch die auditive Wahrnehmung, womit die auditive Wahrnehmung mitursächlich für die Sprachverzögerung war. Dadurch wurde alles besser, Frusttrationstoleranz, Sprache, Spielverhalten ... Aber man wächst mit seinen Aufgaben und die Förderung zu Hause macht auch Spaß wenn man erst mal weiß wie mans machen muss. Mich hat es auch viel sicherer gemacht von der Therapeuten immer zu lernen was er wirklich kann, was er nicht kann und wie wir als Eltern richtig damit umgehen.

Also Du siehst, das Thema kann leider sehr komplex werden, deswegen macht lieber einen Termin in einem SPZ anstatt bei einer Erziehungsberatung.

Alles Gute Euch!

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Danke für den Tip.
Der Kia sagt das es einfach nur ein Kind mit einem sehr dicken Kopf hat.
Ich habe jetzt erstmal eine Telefonische Beratung von der Erzieherberatungsstelle (was ja nicht schadet) und werde im neuen Jahr mal sehen wie’s weiter geht.
Zumindest Habe ich dank dir eine neue Anlaufstelle. Denn es gibt noch ein paar mehr Merkmale die auf Wahrnehmungsstörung passen. Ob er trotzdem ein ganz normales Leben führen kann frag ich mich natürlich trotzdem... Achja und Termin beim HNO ist natürlich gemacht. Liebe Grüße

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Natürlich wird er ein normales Leben führen können, vielleicht muss man nur für sich mal neu definieren was normal ist ;-)

Er hat erst mal ne Wahrnehmungsstörung.Ich hab selber eine, ich kann Laute nicht gut filtern und muss mich immer sehr anstrengen zb in einer Kneipe einem Gespräch zu folgen. Ich hab da nie drüber nachgedacht. Als der Kleine im SPZ einen Test machen sollte sagte ich mal "also das hätte ich jetzt auch nicht erkannt" woraufhin mich die Logopädin anschaut hat und sagte "Na sehn'se, jetzt wissen wir wenigstens an welcher Störung die Mama leidet ohne dass es sie in ihrem Leben groß eingeschränkt hätte".

Es kommt natürlich darauf an wie ausgeprägt eine solche Verzögerung / Störung ist, aber erst mal ist es sogar etwas total normales. Bei manchen wächst es sich von selber raus, andere brauchen eben Ergo oder Logo um zu lernen wie man diese Störung kompensiert. Das menschliche Gehirn ist wahnsinnig anpassungsfähig und findet meistens Wege etwas zu kompensieren. Wichtig ist dass man Kinder generell nie in eine "Lernschiene" zwängt sondern immer die Augen offen hält und wenn ein Kind mit irgendwas mal Probleme hat nicht denkt "da is nix" oder "das muss doch irgendwie" sondern dass man es annimmt und vielleicht einen alternativen Lernweg sucht, gegebenenfalls eben über eine Therapeutin.

Bei uns sind noch die Anlaute ein Problem, wir stehen kurz vor der Einschulung. Zum Lesen lernen mit Anlauttabelle wie es hier gelehrt wird braucht er die Fähigkeit Laute zu erkennen, bleibt es dabei dass er sie nicht hört wird er so nicht lesen lernen können. ... Aber es gibt auch alternative Methoden Lesen zu lernen, so dass wir im Frühjahr eben schauen werden ob er da wirklich noch eine Schwäche hat und werden gegebenenfalls mit der Ergotherapeutin das Lesen nach einer anderen Methode vor der Einschulung lernen. Es wird später kein Hahn danach krähen wie er lesen gelernt hat, Hauptsache er kann es. Es gibt nen Spruch von ich glaube Albert Einstein "in der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten".

Unser Lütt ist jetzt 6 und wurde erst im Kindergarten für seine Ausgeglichenheit gelobt, die Meltdowns bekommt er nur noch ab und zu zu Hause wenn er übermüdet ist. Und ab und an einen Meltdown erlebe ich auch noch bei den Schulkindern in meinem Bekanntenkreis

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Ich kann dir hier als Mutter eines sehr willenstarken Kindes schreiben, aber nicht als Mutter eines Kindes mit einer so niedrigen Frustrationsgrenze.
Was ich dir damit sagen möchte ist, dass diese Ausraster nicht unbedingt mit Willenstärke zu tun haben.

Mein Kind hat tatsächlich nie solche Ausraster gehabt. Im Endeffekt hat er nicht mal "normale" Trotzphasen gehabt und hat sich nicht eineinziges Mal irgendwo schreiend auf dem Boden geworfen. Seine Willenstärke hat sich dadurch geäußert, dass er das was er machen wollte einfach in einem "unbeobachteten" Moment gemacht hat, wenn es nicht anders ging. Dafür hat er aber sehr vieles sehr früh verstanden und entsprechend nicht gemacht. Er ist zum Beispiel nie auf die Idee gekommen einfach über die Straße zu rennen, dafür aber hat er sich gerne "selbstständig" gemacht um seine Umwelt zu entdecken. Das heißt man musste ihn immer sehr genau im Auge behalten, weil er sonst schnell mal weg war.

Was das Reden angeht, meiner hat auch als er noch nicht viel geredet hat, sich anders verständlich gemacht, in der Regel waren die Meisten in der Lage zu verstehen was er gerade will, entsprechend hatten wir da auch keine Wutanfälle.

"Aber nun war ich beim KIA und erzählte unsere Sorgen und Alltag und er sagte er hätte eine Emotionale Funktionsstörung... (früher hießen die Kinder „schwer erziehbar“)das hat mich doch echt traurig gemacht."

Sei nicht traurig darüber, freue dich eher, dass euer Kinderartzt da genauer hinschaut. Oft ist es so, dass Kinderärzte vieles sehr lange als "normal" abtun und am Ende wird zu spät gehandelt. Vielleicht ist da auch rein gar nichts und ihr braucht nur ein paar kleine "Tricks" um die Gesamtsituation zu entspannen. Sieh es eher als eine gute Chance an! Bei dem was du erzählst, kann ich mir vorstellen, dass ihr Eltern auch an eure Grenzen kommt, da kann es natürlich auch leicht passieren, dass man unbewusst solche "Schreianfälle" beim Kind mit auslöst, da man selbst oft sehr angespannt ist.

#herzlich

#winke

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Also ich finde es schon etwas "übertrieben" wie der Kinderarzt reagiert. Warum muss ein Kind, dass nicht ins Schema passt sofort einen Stempel bekommen?
Jeder is halt unterschiedlich.
Bei deinem Sohn könnten mehrere Dinge zusammenkommen. Der Anfang der Trotzphase und gleichzeitig noch wenig sprechen können sorgt halt schon für gewaltiges Frustationspotential.
Meine Beiden sind auch recht willensstark. Bei der Grossen ist es so, dass sie Phasen hat in denen sie grundsätzlich Nein zu allem sagt, oder will nicht oder Warum oder oder. Der Kleine hatte eher hysterisch Kreischphasen wenn die Mama nicht sofort gehüpft ist #schwitz
Einerseits ist es natürlich gut, dass der Kinderarzt deine Sorgen nicht ganz ignoriert, aber andererseits muss man Kinder eben auch akzeptieren wie sie sind.
Ich denke, wenn dein Sohn besser sprechen kann und besser gelernt hat seinen Frust abzulassen, wird es auch einfacher werden.
Auch die Ohren abklären lassen ist sicher kein Fehler.
Ich kann dir das Buch "Wie anstrengende Kinder zu grossartigen Erwachsenen werden" empfehlen. Auch die Bücher vom gewünschtesten Wunschkind oder die Bücher von Jesper Juul oder Hedvig Montgomery.
Geduld ist aber definitv Teil der Lösung!

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"Warum muss ein Kind, dass nicht ins Schema passt sofort einen Stempel bekommen?"
Ich sehe das ehrlich anders, warum reagieren alle so allergisch darauf dass man etwas als "Schwäche" bezeichnet? Weil es einem vor Augen führt dass das Kind nicht "perfekt" ist? Niemand ist perfekt, jeder hat seine Schwäche, und das zu erkennen und zu fördern ist nun mal unser Erziehungsauftrag. Mit diesem Wischiwaschi Gerede von jedes Kind ist anders ist keiner überforderten Mutter geholfen.

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Hallo

das Verhalten ist völlig normal. Mit 2 Jahren bekommen die Kinder nunmal ihren eigenen Willen und müssen erst lernen diesen eigenen Willen gesellschaftsfähig "durchzusetzen" und müssen lernen das man Kompromisse eingeht. Gerade Kinder die eine Sprachentwicklungsverzögerung haben, haben kaum eine andere Möglichkeit.


Geht zum Pädaudiologen und schaut ob er richtig hört.

In welchen Situationen "rastet" er denn aus

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Ja eben leider nicht normal... er hat diese Art schon länger.
Er akzeptiert kein Nein und schmeißt zb sofort sein Schnuller weg. Wenn er etwas nicht darf dann schmeißt er sich auf dem Boden und brüllt. Nach dem Mittagsschlaf weint er meistens nach dem wecken. Und manchmal schreit er sich in Rage. Manches ist vielleicht Überreizung und Überforderung aber das ist alles Spekulationen. Vielleicht auch Charakter... aber er ist in der Entwicklung auch etwas hinterher. Das muss jetzt nach und nach alles erforscht werden. Schön für mich wäre eine Mama zu finden die auch so ein Sprössling zuhause hat.

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Ps. Termin beim HNO ist gemacht

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Sorry, als Pädagogin kann ich über so einen Arzt nur den Kopf schütteln. Ist er Kinderarzt oder Psychologe?
Als Pädiater nimmt er sich da echt viel raus, sowas in dem Alter in den Raum zu stellen. Er ist überhaupt nicht berechtigt eine psychiatrische Diagnose zu stelle, abgesehen davon, dass ihm die Qualifikation fehlen. Zumal die meisten Diagnosen nicht mit 2 Jahren gestellt werden. Das ist noch viel zu früh (Gibt da natürlich Ausnahmen bsp. frühkindlicher Autismus)
Und mit 2 Jahren ist dein Kind auch sicher noch kein Latetalker. Davon spricht man erst deutlich später.
Bitte lass dich nicht verunsichern, wenn du das Gefühl hast, überfordert zu sein, ist es völlig legitim zu einer Erziehungsberatung zu gehen und es ist sicher nicht verkehrt zur Sicherheit einen Hörtest machen, unbedingt bei einem speziellen Pädaudiologen. Aber lass dich bloß nicht von dem KiA verunsichern. Sorry, aber da werde richtiggehend sauer, wenn ich lese, dass da mit 2 Jahren emotionale Funktionstörung und/oder "schwer erziehbar" von einem Pädiater in den Raum geschmissen wird.
Gruselig. Such dir Hilfe, wenn du das Gefühl hast, du kannst sie gut gebrauchen und den Rest würde ich erstmal abwarten.

So und nun zu deiner Frage mit Erfahrungen:
Ja ich hab eine "willenstarke" Tochter, sie hat aber tatsächlich eine Diagnose (jedoch nicht mit 2 Jahren bekommen, sonder erst viel später) kannst mir gerne per PN schreiben.

LG

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Und als Pädagogin überschreitest du Deine Kompetenzen wenn Du ärztliche Diagnosen in Frage stellst:
Die Definition von einem Latealker ist ein Kind das zum 2. Geburtstag deutlich weniger als 50 Wörter spricht, also doch, ein Late Talker ist ganz genau ein Kind zwichen 2 und 3 Jahren. "Deutlich später" kann gar nicht sein, denn ab 3 Jahren spricht man dann nämlich schon nicht mehr von einem Late Talker sondern von einem Kind mit einer Sprachentwicklungsverzögerung/störung!
In einem Monat ist das Kind der TE das was man unter einem klassischen Late Talker versteht, sofern sich die Sprache innerhalb des nächsten Lebensjahres einstellt.

Ein erfahrener Pädiater ist durchaus in der Lage bei einem 2 jährigen Kind zumindest den Verdacht auf eine Entwicklungsverzögerung festzustellen, unser Bayleys III Test hat mit 26 Monaten bereits deutliche Entwicklungsverzögerungen im Bereich Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und emotionale Verarbeitung gezeigt, so dass unser Kind bereits vor dem 3. Geburtstag Frühförderung bekam.

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Hallo,

Wenn Dein Sohn sich schwer verständigen kann, ist es nicht verwunderlich, dass er gefrustet und schlecht gelaunt ist.
Das wäre dieser Arzt auch...

Je nach Temperament äußert sich das heftiger oder weniger heftig.

Unsere Tochter konnte zwar sehr früh sehr gut sprechen, hat aber nicht eingesehen, dass Dinge nicht immer so liefen, wie sie sie gerne gehabt hätte.
Sie lag auch oft irgendwo brüllend auf dem Boden.
Ich habe sie dann aus dem Weg gelegt, mir die Gegend angeguckt und ab und zu freundlich nachgefragt, ob sie bald fertig ist.
Irgendwann schaltete sie die Sirene ab, stand auf und ging friedlich mit.
Zu Hause bin ich einfach ins nächste Zimmer gegangen und siehe da, ohne Publikum macht Rumpelstilzchen spielen viel weniger Spaß.

Unsere Tochter brauchte immer klare Ansagen, Konsequenzen und keine Ausnahmen. Aus denen hat sie abgeleitet, dass sie nächstes mal nachhaltiger versuchte, ihren Dickkopf durchzusetzen.#schwitz
Ausser Haus benimmt sie seit sie ca. 4 Jahre alt ist, normalerweise vorbildlich.
Sie ist jetzt 13 und hat gar nichts bedenkliches, ausser dass sie immer noch weiss, was sie will.

Bei Deinem Sohn könnte ein Zusammenhang zwischen seinen Sprachproblemen und schlechtem Hören bestehen. Das abzuklären ist sicherlich sinnvoll.
Die Erziehungsberatung würde ich mir bis dahin sparen. Eventuell ist das Hören schon der Kern des Problems.

Kinderärzte sind übrigens nur Allgemeinmediziner für Kinder. Die haben meistens nur oberflächliche Kenntnisse über Entwicklungs- und andere Störungen und über Erziehungsprobleme. Ich würde mich daher an Deiner Stelle nicht verrückt machen lassen

LG

Heike

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Ist schon witzig, bei uns war es ähnlich, auch das schreien nach dem Mittagsschlaf. Ich hab zwei von der Sorte. Wir wurden mit das ist halt ein Bock kommen se drauf klar nach Hause geschickt.
Es laugt aus, jeden Tag weiß man was auf einen zukommt, jeden Tag ein Eiertanz. Beide haben sich bei ihren Ausrastern zerkratzt und die Köpfe auf den Boden geschlagen. Die Nerven liegen irgendwann auf allen Seiten blank.

Schwer erziehbar sind die aber definitiv nicht, nur umständlich im Umgang, das späte sprechen und laufen hat vieles verkompliziert. So im Nachhinein haben sie auch eine relativ normale Frustrationsgrenze. Durch den Dauerfrust den unser Alltag in dem Alter mit sich gebracht hat waren sie quasie Permanent am Anschlag und extrem gestresst.
Die schlimmste Zeit ist bei uns schon etwas her, meine haben nur noch miese Phasen. Wenn sich keine mit Böckchen im selben Alter findet kannste dich gerne melden :-)

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Hallo,

erinnert mich an meinen ersten Sohn. Konnte sich nie lange mit einer Sache beschäftigen, brauchte immer neue Anreize und gab schnell auf, wenn er merkte, dass es nicht beim ersten Mal funktionierte. Er war ganz, ganz fordernd und grundsätzlich nicht leicht für die Dinge zu begeistern. Sein erstes Wort war 'Nein' und er hat sich immer dolle gegen Ansagen und Vorgaben gesträubt. Auch er war ein Late-Talker und sprach erst, mit über 2 Jahren. Es wurde bei ihm damals übrigens eine auditive Wahrnehmungsstörung diagnostiziert.

Er war unser Sorgenkind und ist es bis heute - 17 Jahre später - geblieben. Was wir alles versucht haben... Spieltherapie, Ergotherapie, Verhaltenstherapie, Schulvorbereitende Einrichtung, Marburger Konzentrationstraining, Lerntherapie und noch einiges mehr. Ich weiß nicht, wie es ohne das alles gekommen wäre, aber rückblickend ist er seinem Typ Charakter eigentlich treu geblieben.

Naja, ich würde sagen, es wird auch weiterhin nicht einfach für Euch werden. Haltet die Zügel stramm. Zeige ihm eine klare Linie auf; wenn Du Konsequenzen androhst, ziehe sie auch durch - unbedingt! Achte darauf, dass er Dinge, die begonnen werden, auch zu Ende bringt und auf eine klare Struktur. Das brauchen solche Kinder! Struktur hilft letztlich auch Dir selber ein Stück; das ist meine Erfahrung.
Halte auch mal nach Belohnungsstrategien Ausschau. Da gibt es ganz schöne Ideen. Damit bin ich manchmal einige Zeit recht gut gefahren.

Alles Gute für Dich und Deinen Sohn!

Gruß
Mare88

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Es kommt ja darauf an, was dahinter steckt.

Oft sind Kinder nicht willensstark und auch nicht "schwer erziehbar", sondern überfordert.

Das kann z.B. sein

- schlechtes Hören.
Das führt dazu, dass Kinder spät/wenig sprechen können.
Sich nicht ausdrücken können, führt zu Frust.
Nicht verstanden werden, führt zu Frust.

- schlechtes Sehen
Mithalten wollen und nicht mithalten können, führt zu Frust.

- ADS/ADHS
Da kann man Kindern durchaus helfen. Dann, wenn man weiß was los ist. Sie so nimmt wie sie sind. Im Alltag dennoch einiges beachtet.
Früher habe ich mich selbst überfordert. Dann war ich frustriert. Das hat mich wiederum auch frustriert.
Seit ich weiß, was ich habe, kann ich mit mir selbst besser umgehen.

Im Alltag nehme ich Reizsituationen schon vorher raus. (Einkaufen nur an reizarmen Tagen; vor Elternabenden reizarme Umgebung einhalten; bewusstes Ausklinken aus Situationen; usw.)
Früher hieß es einfach, ich würde zu viel wollen. Ich wollte gar nicht das, was Erwachsene glaubten. Ich BRAUCHTE mehr Ruhe, mehr Einschätzbarkeit.
Ich wollte NICHT den Erwachsenen auf der Nase herumtanzen.
Im Gegenteil. Ich wollte glückliche Erwachsene, die NICHT schimpfen.
Das haben aber einige Erwachsene nicht kapiert. Kind will böses :-(



"(früher hießen die Kinder „schwer erziehbar“)
Ja, weil viele (nicht alle) Erwachsenen gar nicht erst überlegt haben, warum Kinder so reagieren. Kind gehorcht nicht = böse.

Kinder wollen kooperieren, wollen in Gemeinschaft sein.

Dazu brauchen sie
- emotional stabile Erwachsene
- eigene Sinne: hören, sehen, schmecken usw.


Wurden denn seine Ohren mal abgeklärt?

Ich kenne einige Kinder, bei denen es im Kleinkindalter / Kindergartenalter hieß, die seien "schwer erziehbar" oder "warum beißt das Kind ständig?! Nichts hilft!"

HNO stellte dann Wasser hinter dem Trommelfell fest. Nach OP
- hörte das beißen auf
- hörten die Wutanfälle auf
- fing das Sprechen an
- kam ein glückliches zufriedenes Kind bei raus.

Bei manchen konnte der HNO nicht weiter helfen. Wohl aber der Pädaudiologe.

Auch AVWS kann eine Erklärung sein.

Meine hatte als Kleinkind kein Interesse an Büchern. Augenarzt stellte fest, dass sie auf einem Auge fast nichts sah. Sie bekam eine Brille. Ab dem Moment war sie: ruhiger, entspannter, liebte Bücher.


Lass vernünftig abklären, was los ist mit ihm.
Dann entsprechende Unterstützung.

Ohren: Hörgerät
bzw. was der Pädaudiologe sagt.
Augen: Brille und/oder abkleben
ADHS: Elterntraining
usw.

Manches kann man noch nicht im Kleinkindalter abklären.
Wenn er so stark auffällt, sollte dennoch eine sinnvolle Diagnostik beginnen.
Augen, Ohren zuerst - und auch weiterhin.