Logische Konsequenz oder auf Einsicht setzen

Hallo,

wir beginnen gerade erst mit unserer Beziehungsarbeit.
Ich lese hier immer viel von logischen Konsequenzen (sind nur nett umschriebene Strafen in meinen Augen), Strenge, Härte, Strafen.

Führt das nicht eher dazu, dass im Jugendalter noch mehr rebelliert wird? Wenn man immer härter straft, wo endet es?
Führen Konsequenzen nicht dazu, dass bestenfalls etwas unterlassen wird aus Angst vor Strafe? Und nicht, weil man Verständnis aufbringt?

Wie gesagt, wir sind noch ganz am Anfang (17 Monate) würden aber ungern ständig "die Richtung wechseln"

Wie sind die Erfahrungen mit euren größeren Kindern? Haben konsequente Bestrafung zu Einsicht und Akzeptanz geführt? Oder werden die Machtkämpfe nur schlimmer?

Was passiert, wenn man das Kind möglichst straffrei erzieht? Tanzen sie euch jetzt auf der Nase rum und bereut ihr eure Gelassenheit in Kleinkindtagen?

Wir würden lieber entspannter und straffrei erziehen, bekomme aber viel Gegenwind, Augen verdrehen etc. aus der Verwandtschaft.

Liebe Grüße,

Tintentupf mit Familie

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Wir haben nie bestraft, und es gab auch keine elterngemachten Konsequenzen mit dem Sinn, das Kind aus etwas Unangenehmem lernen zu lassen.
Natürliche Konsequenzen ergaben sich von selbst, und natürlich haben wir auch Dinge, mit denen Unfug getrieben wurde, eingezogen und verhindert, was nicht passieren sollte. Es wird Eltern, die ohne Strafen erziehen ja oft unterstellt, sie würden alles erlauben; das war hier jedenfalls nicht der Fall.

Der Älteste ist 21, der Mittlere 14, der Kleine 12.
Der Kleine ist manchmal noch ein wenig anstrengend und hat gelegentlich ein paar schräge Ideen.
Aber insgesamt sind alle drei sehr kooperativ, hilfsbereit, einsichtig, und ich fühle mich bestätigt, Erziehung mit Strafen abzulehnen.

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Auch vielen Dank für deine Sichtweise.
Ja, zwischen alles erlauben und Strafen gibt es noch einiges dazwischen.
Ich glaube das hier ist eine gute Definition von dem, was ich vermeiden will und worum es mir ging:
"keine elterngemachten Konsequenzen mit dem Sinn, das Kind aus etwas Unangenehmem lernen zu lassen"

Ich wollte gerne Erfahrungswerte von Eltern mit großen Kindern. Dies hier ist eine der einigen Antworten mit älteren Kindern, daher für mich die beste Antwort.

Danke

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Aber sind ja dennoch Konsequenzen da, welche du ja nicht möchtest. Also so ganz verstehe ich dein Konzept nicht. Im Prinzip ist alles ja eine Konsequenz. Auch das Weg legen von stiften, das stoppen wenn das Kind mit etwas wirft wie z.b essen und ich es erkläre oder umlenken - es sind schlussendlich Konsequenzen.

Keinerlei Konsequenzen oder negatives hieße ich lasse prinzipiell das Kind alles machen.
Es gibt ja zwischen schwarz und weiß viele grau Stufen, zum Glück, aber nach deinem ursprünglichen Text gäbe es bei euch nur weiß.
Ganz ohne Regeln, Strukturen, erklären, vermitteln geht es leider im Leben nunmal nicht. Das Kind muss doch auch die Möglichkeit haben zu verstehen, zu lernen und daran zu wachsen. Und dazu gehören nunmal regeln, Frustrationstoleranz - etwas was z.b heute viele Kinder nicht mehr haben, teilen , gönnen können, selbstbewusst sein, etc. Das geht aber weder wenn mein Kind einfach alles darf (und in manchen Alterstufen sind sie auch schlicht zu klein es zu verstehen und manches gehört auch zur Entwicklung und ist wichtig - z.b das das Kind im essen matscht (taktiles empfinden z.b) und dann eben später lernt mit Messer und Gabel und ordentlich am Tisch sich zu benehmen, genauso funktioniert es nicht wenn ich ständig alles verbiete aus Strafe /Überforderung/agressivitat/autoritär oder weil ich Helikopter mäßig über ängstlich bin.

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Hallo,

ich habe deinen Beitrag und auch einige deiner Antworten gelesen und glaube auch, dass das so nicht funktionieren kann.

Konsequenzen sind doch nicht per se schlecht. Ein Verhalten kann auch positive Konsequenzen haben = Auswirkung, Ergebnis bzw. Folge einer Handlung oder Haltung!
Beispiel: Wenn ich in der Schule im Unterricht gut aufpassen und gut für die Klausur lerne bekomme ich eine gute Note!

Und auch für Erwachsene gibt es doch überall Konsequenzen - auch negative:
- Ich fahre zu schnell, bekomme ich einen Strafzettel und muss ihn bezahlen
- Mach ich das zu oft oder ZU schnell, dann ist mein Führerschein weg weil ich mich eben nicht an die REGELN - in dem Fall des Straßenverkehrs - halten kann.
- Begehe ich eine Straftat, muss ich z.B.: ins Gefängnis
- Bei der Arbeit muss man eben auch mal Tätigkeit X machen, und zwar genau nach Schema F weil der Chef/Kunde/Auftraggeber oder wer auch immer, das so möchte. Da kann man dann auch nicht einfach mit Sachen um sich werfen, einfach weil man das jetzt so möchte oder es anders machen möchte wie es aber vorgegeben ist. UND da kommt dann auch nicht der Chef und sagt "Liebe X, bitte nicht den Locher werfen... aber hier hast du den Tacker!"
- Wenn ich nicht zur Arbeit erscheine, bekomme ich eine Abmahnung und wenn ich es wieder mache bin ich sehr wahrscheinlich meinen Job los.

Ganz einfaches Prinzip: AKTION = REAKTION (positiv wie negativ möglich).

Und es schadet uns doch nicht. Wir leben in einer Gesellschaft mit anderen Menschen (Familie, Freunde, Arbeit, Schule/Kiga, Verein, andere Verkehrsteilnehmer), es kann einfach nicht jeder das machen was er gerade will!

Beispiel: Zu schnell fahren = Strafzettel... da wägt doch jeder mit gesundem Menschenverstand ab: Mal 10km/h drüber ok geht, dass sind 15 Euro = die Konsequenz (oder auch Strafe) nehme ich (bewusst) in Kauf. Aber gar 30km/h zu schnell = Führerschein ist weg - NEIN! Diese Konsequenz will ich nicht tragen!

Wie soll sich dein Kind denn in der Gesellschaft zurecht finden, wenn es daheim nicht lernt das ein/sein Verhalten Konsequenzen mit sich bringt? Egal was es tut, es ist scheinbar alles in Ordnung bzw. es wird so hingedreht, dass es in Ordnung ist! Ist wirft Sachen umher... ist so nicht ok aber unterbinden ist eine Strafe, also darf es in die andere Richtung werden oder in einen Eimer. Bei einem weichen Ball mag das noch gehen und ist in dem Fall dann auch als Kompromiss anzusehen. Aber was ist, wenn es dein Handy werfen möchte oder Teller? In den Eimer darf es ja (eigentlich)...
Was ist wenn das Spielzeug dabei kaputt geht? Kaufst du dann ein neues? Weil ein kaputtes Spielzeug wäre ja dann eine "Strafe".

Meine Kinder sind 3,5 und 6,5 Jahre alt und wissen ganz genau, dass ihr Handeln eine Konsequenz hat und das es einfach Regeln gibt an die man sich zu halten hat.
Natürlich dauert es oft eine Weile bis es zur Akzeptanz führt. Kinder testen einen eben aus und brauchen die Absicherung, dass man eben in einer bestimmtem Situation immer gleich reagiert/handelt. Irgendwann kommt dann eben der Punkt beim Kind "Mama/Papa/X tut/sagt in dieser Situation immer das selbe" - bei einem früher beim anderen später.

Wir für uns haben - angepasst ans Alter der Kinder - ein paar Grundregeln, darüber wird auch nicht diskutiert. Die betreffen dann z.B.: auch die Sicherheit (immer Helm beim Fahrrad/Roller fahren usw.). Kein Helm = kein Fahrrad! Wäre ja so gesehen dann auch eine Strafe...
Dann gibt es auch "Alltagsregeln" bei denen man auch mal eine Ausnahme machen kann. Diese wird aber klar und deutlich als solche Kommuniziert.
Und es gibt Situationen, da muss es einfach laufen, z.B.: Schuhe anziehen weil wir zu einem Termin los müssen. Und ja, das läuft dann auch! W
Und es gibt Situationen wo ich gerne mit meinen Kindern darüber spreche. Ich höre mir gerne ihre Sichtweise und ihre Meinung dazu an und dann wird entschieden was in dem Moment passt. Wir schließen auch gerne Kompromisse!

Das alles gehört ja zur Erziehung und zur Beziehung dazu. Wenn man Konsequenzen willkürlich einsetzt und jegliches Verhalten welches einem nicht passt mit einer wahllosen Konsequenz belegt, führt das meiner Meinung nach auch zu nichts und ist lediglich ausspielen von Macht und spätestens als Teenie wird dann wohl auch mehr rebelliert wie kooperiert/Einsicht gezeigt.
Beispiel: Kind trödelt morgens rum beim anziehen dafür bekommt es abends keine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Das ist Willkür für mich und macht keinen Sinn. Oben drauf wird das Kind sogar noch angemotzt weil es trödelt und langsam ist. Im Sinne der Beziehung wäre es wohl hilfreicher/besser, wenn man sein Kind (je nach Alter/Entwicklung usw.) einfach fragt ob man ihm/ihr helfen kann/darf/soll ;-).

Ich würde es an deiner Stelle nochmal überdenken ob es wirklich so sinnvoll ist komplett ohne jeglichen Konsequenzen zu agieren.

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Hallo,

das stimmt, Konsequenzen sind Folgen einer Handlung. Aber muss ich eine künstliche Folge herbei arbeiten, oder ist etwas gegeben.
Du hast Recht, Konsequenzen können auch positiv sein, das habe ich beim erstellen der Frage nicht mit eingezogen. Ich hatte mich tatsächlich eher auf negative Konsequenzen bezogen.

Es gibt selbstverständlich Regeln, an die man sich halten muss. Die gibt es auch bei uns.
Ich lasse sie ja nicht mit der Glaskugel werfen und dann mit den Scherben spielen. Sie darf mit Korken in eine Kiste werfen. Will sie das nicht, muss ich ihre Trauer aushalten und sie begleiten.
Ich habe nicht geschrieben, dass ich alles erlaube und daneben stehe.

Ich gehe mal davon aus, dass sie später weiß, dass man nicht mit einem Locher wirft. Aber das kann ich ihr doch anders beibringen, als sie mit 2 Jahren zu strafen und alles wegnehmen was sie werden könnte. Dafür gibt es ja eine Alternative.
Je älter wie wird, umso mehr kann sie mit Lösungsansätze überlegen. Sodass dann später der Chef nicht mehr alles vorkauen muss.

Ich fahr nicht zu schnell aus Angst vor Strafe, sondern weil es gefährlich sein kann.

Das mit den Alltagsregeln (mit Ausnahmen) und Gesetzen (fest ohne Ausnahmen z.b. Helm Fahrrad) finde ich einen guten Ansatz.

Danke

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"UND da kommt dann auch nicht der Chef und sagt "Liebe X, bitte nicht den Locher werfen... aber hier hast du den Tacker!"

MADE MY DAY 🤣🤣🤣
Unterschreib ich alles so!

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Ist es nicht etwas spät mit 17 Monaten erst mit der Beziehungsarbeit zu beginnen? ;-)

Das, was du beschreibst, kommt bei mir übrigens gar nicht als beziehungsorientierte Erziehung an, sondern Laissez-faire, weil du jegliche Konsequenz als Strafe bezeichnest. Das wirkt auf mich schon so, als wenn du planst dich um nichts zu kümmern, außer dass du ganz dicke bist mit deinem Kind. ;-)

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Hallo,

eine logische Konsequenz der Cousine auf : Kind malt XYZ in der Wohnung an: keine Stifte mehr. Das wäre für mich eine Strafe

Wir machen sauber und geben ein größeres Blatt Papier. (Gut, genauer betrachtet ist das sauber machen eine logische Konsequenz)

Kind wirft Sachen durch die Gegend: Kind wird ermahnt, aus dem Raum geschickt, auf den Stuhl gesetzt.

Ich würde irgendwas ranschaffen, in das geworfen werden darf. Z.b. Kiste und Korken

P.s. Autokorrektur hat aus Erziehung ein Beziehung gemacht

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Wie oft willst du denn neu streichen bzw. wie lange willst du mit angemalten Wänden leben? :-)
Selbst Sachen die in den Korb geworfen werden, werden auf dem Weg dahin noch andere Mitbewohner am Kopf treffen.

Ist nicht mein Stil der Erziehung, auch wenn ich das grundlegende Prinzip dahinter gut finde. Gibt es zu dem von dir favorisierten Erziehungsstil keine Alternativen, outest du dich als Sklave deines Kindes, der ausschließlich dafür da ist deinem Kind alle Probleme aus der Welt zu schaffen - ohne auf eigene Bedürfnisse zu achten. Neben den negativen Auswirkungen aufs Kind, sehe ich vor allem sehr viele Kosten psychischer Art auf dich über die Jahre(!) auf dich zu kommen.
Wie würdest du bspw. handeln, wenn du zwei Kleinkinder bzw. Kleinkind und Baby hast, deren Bedürfnisse absolut konträr sind (schlafen vs. Krach machen z.B.)? Du kannst nicht beiden Kindern im gleichen Umfang "beziehungsorientiert" begegnen.

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Ich sehe schon einen Unterschied zwischen einer zusammenhangslosen Strafe (bspw. auf die Weigerung aufzuräumen folgt ein Taschengeldentzug) und einer sinnvollen Konsequenz (wer beim Einkaufen quengelt und durch den Laden rennt, ohne zu hören, darf beim nächsten Mal nicht mitkommen).

Wir versuchen es immer zuerst mit Verständnis und Erklärungen. In den meisten Fällen funktioniert das auch gut. Manchmal kommt man aber auch nicht darum herum, Konsequenzen zu ziehen, wenn man nicht will, dass die Kinder einem auf der Nase herumtanzen😉

Für mich hat das nichts mit Angst zu tun - so schlimm sind die Konsequenzen nicht. Es soll ihnen einfach zeigen, dass alles, was wir tun, auch Folgen hat. Es kann nicht immer alles nach ihren Wünschen und Vorstellungen gehen. Und wenn sie sich entscheiden, eine Regel zu brechen, dann gibt es einen Punkt, an dem sie merken müssen, dass auch das nicht folgenlos bleibt.

Manchmal lassen wir die Fünfe auch gerade sein. An manchen Tagen muss das sein. An manchen Tagen greifen wir aber auch durch.
Nicht unbedingt immer pädagogisch wertvoll, aber wir sind auch nur Menschen, keine Heiligen😅

Nr. 1 ist 11 Jahre alt. Bislang fahren wir sehr gut damit. Meistens kommen wir ohne diese logischen Konsequenzen aus und die Kinder benehmen sich an den meisten Tagen ziemlich gut.

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Das stimmt
Es gibt ja auch einfach natürliche Gegebenheiten. Wenn es kalt ist und ich keine Jacke anziehe, friere ich.
Aber muss das Kind dann wirklich frieren um seinen Fehler einzusehen (zu bockig eine Jacke anzuziehen), oder kann ich eine Jacke mitnehmen und ihr geben und das nächste Mal auf das Frieren hinweisen.

Erklären und Verständnis zeigen finde ich einen guten Weg. Natürlich kann man nicht immer alle Wünsche erfüllen. Aber dafür gibt es ja Kompromisse.

Ich habe vielleicht auch bedenken davor, dass uns irgendwann die Konsequenzen ausgehen. Wenn man immer härter straft und noch konsequenter wird, was darf das Kind dann noch außer brav folgen und darauf achten ja nichts falsch zu machen (mein Neffe wird sehr streng erzogen. Das Verhalten wiederholt sich permanent und außer die Lautstärke des Schimpfenden und die Erhöhung der Strafen ändert sich nichts. )

Den Weg von euch mit dem erst Erklären und eher Verständnis zeigen und dann ggf. mit Konsequenzen kommen ist ganz gut.

Danke

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Böswillig könnte man bei deinem Jackenbeispiel auch behaupten du nimmst dein Kind nicht ernst und weißt es besser und spielst deine Lebenserfahrung gegenüber deinem Kind aus.

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Klare konsequente Erziehung und Strafe sind für mich zwei Paar verschiedene Schuhe.
Zunächst ich bin durchaus absolut dafür unnötige reglementierungen zu vermeiden, keine Gewalt Natürlich! Etc. Dennoch, Kinder brauchen Grenzen und ein gewisses Maß an Struktur um eben entsprechend sich zu entwickeln um Sicherheit zu bekommen.
Ich sehe es für uns als Eltern so das ich meine Kinder stark und selbstbewusst erziehe, sie müssen sich nicht allem und jedem beugen, dürfen sich austoben, ausprobieren und entwickeln und zu sich selbst finden ohne das Gefühl zu haben es ist etwas falsch. Und dennoch lass ich nicht alles durchgehen. Da erklärt man dann Kind gerecht, je nach Situation schaut man gemeinsam nach alternativen/Lösungen oder eben ich gebe diese vor.
Komplett einfach mal machen lassen klingt nett ist es aber nicht. Kinder sind damit überfordert und ganz oft geht das nach hinten los.
Wobei ich ohnehin denke, wir alle sind nur
Menschen, Mal entspannter,mal ggenervter und ganz strikt mach Modell x halte ich auch für schwierig .

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Struktur und geregelte Grenzen geben Sicherheit. Das stimmt, haben wir auch.
So sind z.b. Steckdosen und alleine laufen im Straßenverkehr verboten. Hingegen im Park darf sie freier laufen.

Aber wenn sie z.b. mit Essen wirft.
Oder mit Sand auf dem Spielplatz
Strafe: keine Gute Nacht Geschichte
Konsequenz: essen vorbei bzw. Spielplatz vorbei

Beides ist für das Kind doch eine Strafe? logisch oder nicht (abgesehen davon, dass das Kind hungrig ist)

Sich frei entwickeln, ausprobieren und dann ggf. Gemeinsam auf die Situation schauen und eine Lösung erarbeiten (bzw. vorgeben wenn sie noch jünger ist) finde ich auch einen guten Ansatz

Im Moment darf sie viel ausprobieren, es gibt nur wenige Sachen in der Wohnung die "nein" sind.
Wenn es gefährlich wird, greife ich natürlich ein.

Danke

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Das stimmt, dass auch logische Konsequenzen für das Kind wie eine Strafe sind, aber darum geht es gar nicht. Wir sind erwachsen und rational, wir können über dne Unterschied sinnieren.
Kindern fehlt diese Fähigkeit meistens noch im Gänze. Wer kennt nicht das typische "du bist gemein Mama, nie darf ich was" wenn man nicht will, dass das Kind mit der Gabel in die Steckdose greift oder auf die Autobahn läuft.
Dass Kinder Konsequenzen erstmal nicht als solche, sondern als strafe ansehen, hat sowohl psychologische (sie müssen sie erst lernen) als auch physiologische (das Hirnareal muss sich entsprechend entwickeln) Hintergründe. Logische folgen lernen sie früh: ich lasse den Löffel los, der Löffel fällt runter. So lernen sie Zusammenhänge und bei konsequenter Erziehung eben auch die logischen Zusammenhänge mit ihrem Verhalten.

Wenn man es so sieht, dann kommt man nicht umher, daß Kind zu "strafen", weil es das Konzept der Konsequenz noch nicht ganz erfasst hat.

Bezieht man es nun auf einen Erwachsenen, der immer zu spät zur Arbeit kommt und der länger bleiben muss oder gar gefeuert wird, wäre das für ihn vielleicht eine Strafe, aber eigentlich eine Konsequenz. Die Frage ist hier, ob der Erwachsene fähig ist, sein Handeln zu reflektieren. Das muss erst gelernt werden. Am besten von klein auf. 😊

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Viele Eltern verwechseln die bedürfnisorientierte Erziehung eines Kindes mit völliger Freiheit fürs Kind & es kann machen, was es möchte.

In der Schule und im späteren Berufsleben gibt es auch Regeln, Konsequenzen und 'Bestrafungen'. Wäre es nicht besser, das Kind schon einmal vorsichtig darauf vorzubereiten? Oder meinst du, das ist die Aufgabe der Lehrer und Arbeitgeber, da du dich nicht traust?

Vor allem, was machst du, wenn dein Kind in deinem Beisein ein anderes schlägt oder beschimpft?

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Je nach Alter unterschiedlich.
Momentan macht sie sowas gar nicht.
Sollte es demnächst so weit sein:
Kind nehmen, ernstes Gesicht etc. erklären, dass es dem anderen Kind weh tut.
Verbalisieren, wie es zu diesem Vorfall kam (z.b
Du wolltest auch auf die Rutsche, aber XYZ saß da noch. Das hat dich geärgert/ zu lange gedauert etc. Trotzdem musst du warten bis frei ist... Usw.) Bis zu einem Alter von ca 4 Jahren kann es sich aufgrund mangelndem Perspektivenwechsels gar nicht in das andere Kind hineinversetzen.

Ich habe nicht gesagt, dass ich mich nicht traue.

Lehrer sind dafür da, Lehrstoff zu vermitteln.

Wenn mein Kind aber von sich aus nicht versteht, dass man nicht haut, im Unterricht sitzen bleibt, nicht reinredet, sondern das nur alles unterlässt, da es eine Strafe fürchten muss, ist doch was falsch. Ein Kind ist doch nicht von Grund auf Böse und will nicht kooperieren, oder?

Wenn mein Kind keine Lust auf die Arbeit in einer Bank hat, wird es dafür nichts tun wollen.
Wenn es hingegen mit Leidenschaft irgendetwas macht, wird es dafür. (so hoffe ich natürlich) auch etwas dafür tun.

Mein Kind darf nicht alles tun was es möchte. Ich gebe momentan einen Rahmen vor, indem sie sich bewegen kann.

Ja es stimmt, viele Schulen sind auf funktionierende Kinder angewiesen.

Danke

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"Lehrer sind dafür da, Lehrstoff zu vermitteln. "

Nicht ausschließlich. Wir haben ausdrücklich einen erzieherischen Auftrag. Und ich kann dir aus meinem Berufsalltag sagen, dass Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern alles hinterhergetragen haben, schwierig sind. Damit meine ich nicht, dass sie mir meinen Arbeitsalltag erschweren, das ist mir egal, denn das ist meine Aufgabe. Aber sie stehen sich selbst im Weg, wenn es darum geht selbstständig sich Problemen stellen zu müssen, denn sie haben es mehrheitlich nicht gelernt mit Niederlagen (=Grenzen) umzugehen. Wenn ich dir dafür nun Beispiele aufzähle, kommst du wahrscheinlich damit, was du alles anders machen würdest, daher erspare ich es mir. ;-)

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"Haben konsequente Bestrafungen zu Einsicht und Akzeptanz geführt? Oder werden die Machtkämpfe nur schlimmer?"

Ich erziehe meine Kinder mit logischen Konsequenzen, Bestrafungen, wie auch immer man es nennen mag 🙄
Meine zwei Großen sind nun schon 10 und 15 Jahre alt - sie meiden falsches Benehmen nicht, weil sie Angst vor Strafen haben, sondern weil sie Verständnis aufbringen. Sie schlagen niemanden, werfen nicht mit Dingen und sind anderen gegenüber respektvoll - nicht, aus Angst vor Strafen, sondern weil sie es selbst so wollen. Es war nie notwendig, die "Strafen" immer härter werden zu lassen und es hat nicht zu noch mehr Machtkämpfen geführt.
Meine Jüngste ist 3 Jahre alt.
Auch sie bekommt ihre "logischen Konsequenzen" - wobei ich es so noch nie betrachtet habe, da es eben "logisch" ist.
Mit ca. 1,5 Jahren hat sie zu Malen begonnen und einmal ein "Pferd" an die Wand gemalt. Da sie selbst so stolz darauf war, musste ich sie loben für das Bild 😄 aber ich habe ihr erklärt, wo man mit Stiften malt, dass wir das Bild danach aufhängen können und sie hat mir beim Saubermachen geholfen. Sie hat seitdem nie wieder die Wand bemalt - aber nicht aus Angst vor einer Strafe, denn beim Putzen helfen macht mehr Spaß als dass es eine Strafe wäre, sondern weil sie verstanden hat, wie man mit Malstiften umgeht.
Wenn sie ohne Schuhe in den Garten gehen möchte und dann doch welche braucht, muss sie wieder ins Haus gehen und sich welche holen. Ich habe die Schuhe nicht mitgenommen. Das wäre doch für sie selbst eine ungute Situation, wenn sie selbst beschließt, dass sie doch Schuhe braucht, aber Mama wusste das schon vorher und hat diese mitgenommen. Anders ist sie stolz auf sich selbst, dass sie selbst entscheiden konnte und selbst ihren "Fehler" geradebiegen konnte. Nicht ich.
Und so ist es in vielen weiteren Situationen. Klappt alles ohne Tränen, mit Verständnis, es gibt keine Machtkämpfe und die Konsequenzen bleiben die gleichen. Sie werden nicht härter.

Aber ich denke, wenn man böse und gemein bestraft
- TV Verbot bei schlechten Schulnoten
- keine Gute Nacht Geschichte wegen Tränen beim Zähneputzen
- Liebesentzug wegen schlechtem Benehmen usw...,
dann würde das Kind rebellieren. Daraus lernt es nichts.

Zwischen sinnlosen Bestrafungen und logischen Konsequenzen ist ein gravierender Unterschied.
Aber komplett ohne Konsequenzen klappt in meinen Augen nicht. Da kann das Kind doch niemals selbstständig werden. Egal was es tut oder nicht tut - Mama richtet das schon. Ein Kind muss doch lernen, dass jede Handlung Folgen hat.

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Danke für deine Erfahrungen. Das mit den Schuhen hört sich logisch an, da werde ich nochmal drüber nachdenken.

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Ich finde, es ist ein Unterschied, ob wir im Garten (oder sonstwo, von wo das Kind allein heimgehen kann, um Schuhe oder Jacke zu holen) sind oder z.B. einen Ausflug machen, bei dem das Kind frieren müsste oder der abgebrochen werden müsste.
Vom Garten aus würde ich das Kind natürlich auch selbst Schuhe holen lassen.

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Ich glaube du solltest dir weniger um Strafen Gedanken machen als um die Frage ob du feste Regeln haben willst. "Strafen" sind ja in der Tat ein eher veraltetes Konzept, und Strafen die zu "Angst" führen kenne ich auch aus meinem Umfeld nicht. Da geht es eher drum dass man halt den Spielplatz verlässt wenn das Kind andere schubst (und um sowas kommt man halt nicht herum). Und ob jetzt Stifte weg oder Stifte nur unter Aufsicht...das sind echt Feineiten und macht keinen riesigen Unterschied für die Psyche des Kindes (kann man natürlich anders sehen, aber dann macht man sich aus meiner Sicht echt das Leben schwer)

Feste Regeln, die über Sicherheit im Straßenverkehr hinausgehen, einzuführen ist hingegen die viel größere Herausforderung. Da kenne ich Familien die darauf verzichtet haben, aus ähnlichen Beweggründen wie du, und ich muss leider sagen dass ich deren Kinder als äußerst anstrengend empfinde. Im engen Familienkreis haben wir knapp 5jährige Zwillinge, die grundsätzllich nicht oder höchstens 5 Minuten am Tisch essen (möchten sie nicht, sie snacken lieber zwischendurch), noch Schnuller und Buggy haben (brauchen sie halt noch) und beim Wort "nein" u.U. einen hysterischen Anfall bekommen (daran sind sie außerhalb der Kita nicht gewöhnt). Sie werden auch nicht dazu angehalten anderen Menschen Hallo oder Tschüs zu sagen (von Bitte oder Danke will ich gar nicht anfangen), werden also schweigend in unsere Wohnung gebracht und gehen so nach Spielen, Essen und Vorlesen auch wieder (nein, sie haben keinen selektiven Mutismus, wenn es um leckere Sachen geht können sie super reden). Tja, es sind halt leider keine "von Natur aus" pflegeleichten Kinder, die durch reden Regeln einsehen, wie die Eltern sich das vorgestelllt hatten (sowas gibt es natürlich auch! dann hat man einfach Glück).

Du solltest dir jetzt schon überlegen, inwiefern du bereit bist Druck auszuüben, wenn Regeln, die du wichtig findest, nicht eingehalten werden (wenn es den dritten Snack auf dem Fußboden nicht gibt, oder der Buggy zuhause bleiben soll gibt es im Trotzalter nämlich meist Tränen und Geschrei. Gibst du dann nach oder bestehst du darauf? Hat nichts mit Strafe zu tun, ist aber eben auch eine Form von Härte die man dann zeigt oder auch nicht.).

Übrigens lernen auch "regellose" Kinder meistens irgendwann Regeln - in Kindergarten und Schule, weil es ein regelloses Leben nicht gibt. Aber diesen "Job" auf ErzieherInnen und LehrerInnen abzuschieben finde ich persönlich fragwürdig.

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Top, du hast es ganz genau zusammengefasst 👍🏻

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Ich bin Erzieherin im Elementarbereich. Bisher klappt es die letzten 12 Jahre sehr gut.
Da sich meine Erfahrungen aber nur auf Kinder bis 6 Jahre bezieht, wollte ich gern Erfahrungswerte, wie es so weiter geht.

Regeln haben wir. Wenige, aber (aus unserer Sicht) Wichtige. Diese werden hier (noch?) Nicht in Frage gestellt.

Danke

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Wir fahren hier mit logischen Konsequenzen sehr gut. Bis anhin haben sich solche Fehlsituationen jedenfalls nicht mehr wiederholt.

Bsp.: Tochter (damals 12) ist nach der Schule statt wie vereinbart nach Hause gekommen, ohne Info an uns einfach in die Stadt mit Freundinnen. Sie war nicht erreichbar (Handy kein Akku), niemand wusste wo sie war, weder Freundinnen die wir erreichten noch die Lehrer in der Schule. Wir sind beide mit dem Auto alle erdenklichen Wege abgefahren. Kurz vor dem Anruf bei der Polizei (nach 2.5-3h) kam sie dann gemütlich angedackelt. Konsequenz: Sie musste für die nächsten paar Wochen im Betreuungsraum der Schule warten und wurde von einem Elternteil abgeholt. Das war a) mega peinlich für sie mit (schon) 12 und b) gingen ihre Freundinnen natürlich weiterhin ohne sie in die Stadt, McDonalda oder was auch immer die Teenies heute machen. Sie hat daraus gelernt, zum einen immer dafür zu sorgen dss ihr Handy genügend Akku hat und zum anderen, dass die Info an uns/Erlaubnis zwingend ist. Es kam nie wieder vor. Sie war auch überrascht ob den Sorgen, die wir uns machten, abgesehen von all den anderen Auswirkungen. Mein Mann z.B. kam zu spät zu seiner Abendschicht deswegen.

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Für mich wäre da die Frage, ob es wirklich nötig war, mit Peinlichkeit zu strafen. Ich sag jetzt nicht, dass das so schlimm ist, ich kann es mir durchaus vorstellen, dass ich das auch ausprobiert hätte, wenn alles andere nichts gebracht hätte.

Aber bei unserem Jüngsten (bei den anderen kam sowas nicht vor) hat ein Gespräch, ob er denn eine Vorstellung hat, *was für Sorgen* wir uns gemacht haben, auch schon genützt.
Er mag uns ja, er will uns keine Sorgen machen, er ist einfach verpeilt (und ja, ich frage vorm Weggehen schon auch nach, ob er das Handy dabei hat und ob es geladen ist), aber es wird besser;-).

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Mal sehen wie wir später reagieren. Momentan kommt es mir sehr hart vor.
Beim ersten! Mal gleich so hart bestrafen und wochenlang abgeholt werden.
Habt ihr gemeinsam diese Konsequenz erarbeitet oder habt ihr sie vorgegebenen?

Aus momentaner Sicht würden wir auf die Einsicht setzen. Akku leer, nichts dabei gedacht.

Sie merkte ja euren Schock und das zu spät kommen zur Schicht. Vielleicht wäre es auch nicht mehr vorgekommen, ohne dass die peinlicherweise wochenlang abgeholt werden muss. Wenn sie sich schämt für das Verhalten und es ihr vor allem leid tut. Aber ich war nicht in der Situation, das sind jetzt nur meine Gedanken dazu.

Liebe Grüße

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