Zweisprachige Erziehung

Hallo zusammen,

mein Mann und ich bekommen im Mai unser erstes Kind. Wir möchten es gerne zweisprachig erziehen. Da mein Mann Iraner ist, möchten wir, dass unser Sohn mit der deutschen und persischen Sprache aufwächst.
Kann mir jemand hier von seinen eigenen Erfahrungen diesbezüglich berichten? Ist vielleicht jemand selber zweisprachig aufgewachsen oder lässt die eigenen Kinder zweisprachig aufwachsen? Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen.

Viele Grüße

Julia

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Ich dachte, es gäbe hier einen Club dafür, eventuell kannst du da mal nachsehen.

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Hi Julia,

Ich bin mehrsprachig aufgewachsen und hatte und habe nur Vorteile davon.

Nicht nur, dass ich mich einfach durch verschiedene Sprachen und Kulturen bewegen kann, auch das Lernen neuer Sprachen funktioniert schneller, allerdings auch anders als allgemein bei einsprachig Aufgewachsenen (mir bringt es nichts, Vokabeln und Grammatik zu lernen, ich muss "assimilieren"). Wichtig war, dass nach Personen und Situation die Sprache definiert wurde- beispielsweise wenn wir in DE wohnen ist vor der Haustür deutsch außer man bekommt ein Signal, dass man wechseln soll oder Mama schimpft (oder man selbst flucht). Zu Hause ist, weil Montag ist, Englisch außer jemand ist da, der das nicht versteht dann wird natürlich etwas gesprochen, das alle können etc.

Ganz am Anfang, während des unbewussten Spracherwerbs bis etwa 3 Jahre, hieß es bei uns Eine Person - eine Sprache (also pro Elternteil, bei den Großeltern, in der Kita etc.). Bei meinem kleinsten Bruder war das allerdings nicht mehr umsetzbar, weil da schon die situativen Regeln galten aber er hat einfach direkt in allen Sprachen mitgeredet 🤷🏻‍♀️.

Mein Kind, das im April erwartet wird, wird auch mehrsprachig/mehrkulturell (gibt's dafür eigentlich ein richtiges Wort?) aufwachsen 🙂.

LG Lia

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Unsere Tochter wächst Deutsch/Schweizerdeutsch auf. Aus meiner Sicht ein Grenzfall der Zweisprachigkeit, da der Wortschatz weitgehend identisch und die Grammatik ähnlich ist. Unsere Tochter wiederholt das, was ich ihr gesagt habe, aber gegenüber ihren deutschen Verwandten mittlerweile noch mal auf hochdeutsch. Was ich sicher sagen kann, ist dass sie Laute bilden und unterscheiden kann, die auf Schweizerdeutsch bzw. auf Hochdeutsch jeweils nicht vorkommen. Z.B. das stimmhafte s oder das helle ch bzw. die verschiedenen zusätzlichen Reibelaute nach k und ch oder die weiteren Variationen zwischen e und ä, die das Hochdeutsche nicht hat.

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Google mal nach OPOL (one person one language).
Wenn ihr das Glück habt, dass ihr beide verschiedene Muttersprachen sprecht, solltet ihr das unbedingt versuchen.

Bei Freunden von uns klappt das sehr gut, sogar dreisprachig: jeder spricht mit den Kindern, wenn sie allein mit ihnen sind, in der eigenen Muttersprache. Die Familiensprache (also wenn alle zusammen sind) ist deutsch, genau wie in der Kita.

Was tatsächlich manchmal schwierig sein kann: wenn die Partner die jeweilige Muttersprache des anderen nicht sprechen oder wenn die "Muttersprache" nicht wirklich beherrscht wird.

Die Kids meiner Freunde haben dann auch etwas später angefangen zu sprechen. Das kommt bei mehrsprachig aufwachsenden Kindern aber öfter vor.

Komischerweise weigern sie sich auch mit den französischen Verwandten franzosisch zu sprechen, obwohl sie alles verstehen und sie mit ihrer Mutter auch nur französisch sprechen.
Bei den irischen Verwandten des Vaters ist es dagegen kein Problem: dort sprechen sie mit allen Englisch.
Aber vielleicht mögen sie die einfach lieber, wer weiß?

Viel Erfolg

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Hallo,

wir nutzen auch die OPOL-Methode, klappt gut. Es gibt bei unseren Kindern allerdings eine "dominante" Sprache (deutsch), da diese eben auch im Umfeld und Kindergarten etc gesprochen wird. Ist für uns aber okay so.

Viele Grüße
mavikelebek

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Mein Mann spricht deutsch mit unseren Söhnen und ich spreche meine Sprache mit ihnen. Das ist ganz einfach.
Sie sprechen beide Sprachen sehr gut.
Wir singen und lesen auch auf den Sprachen.

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Mein Cousin ist mit einer Norwegerin verheiratet. Jeder sprach von Geburt der Kinder an mit ihnen in der jeweiligen Muttersprache. (Vater deutsch, Mutter norwegisch) Die Kinder verstanden von Anfang an, beide Sprachen und konnten schon immer spielend von einer in die andere Sprache wechseln.
Die Eltern untereinander reden auch jeweils in ihrer Muttersprache miteinander, haben die des anderen jeweils gelernt (mit Zertifikat) bzw. studiert

Was meinem Cousin aber auffiel, war, dass selbst seine Kinder manchen Grammtikfehler noch machten trotz muttersprachlichen Vater. So hat er für seine Vier und deren deutsch lernenden Freunde eine Zeitlang Grammatikunteriicht für Deutsch gemacht. In der Schule hatten seine Kinder eine 1 in deutsch.

Andererseits sprachen die Kinder aber akzentfrei, die Älteste z.B. machte Fremdenführerin in Oslo für deutsche Reisegruppen. Viele Deutsche hielten sie für eine Deutsche, die in Norwegen studiert. Sein Sohn hat mal einige Wochen Praktikum in Deutschland gemacht während seines Studiums und hat auch die fachspezifischen Begriffe problemlos verstanden.

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Bei uns hat die zweisprachige Erziehung am Anfang nicht funktioniert da mein Mann nicht zuverlässig seine Sprache sprach. Unser Sohn verstand es zwar nutzte die Sprache aber nie. Erschwerend kam hinzu das er sprachverzögert war und erst um den 4. Geburtstag rum anfing zu sprechen. Mit der Familie meines Mannes konnte er sich schlecht verständigen das war ihm aber egal. Im Alter von ca 15 Jahren machte es dann Klick und er wollte von sich aus die Sprache lernen. Heute mit 18 spricht er die Sprache gut aber bei weitem nicht fehlerfrei und mit deutschen Akzent.Lesen und schreiben kann er sie aber nicht.

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Ich bin selber auch 3 sprachig aufgewachsen, sehe nur Vorteile darin.
Unsere Söhne erziehen wir auch 3 sprachig.
Auch hier kann ich so noch keine Nachteile sehen.
Der Kleine ist noch zu jung (6 Monate) aber der Große (4 J) weiß instinktiv, dass er draußen nur deutsch redet und Zuhause dann die anderen.
Der einzige Nachteil, der mir gerade doch noch einfällt, ist, dass unser Großer evtl deshalb so spät mit dem sprechen angefangen hat.
Könnte ja im Zusammenhang stehen.
Der Knoten ist bei ihm mit 2,5 J geplatzt, vorher waren es nur vereinzelte Wörter gewesen.

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Hej, wir erwarten in wenigen Wochen unser erstes Kind und möchten ebenfalls 3sprachig erziehen. Wie habt Ihr das aufgeteilt? 2sprachig sehe ich kein Problem, ich bin ebenfalls 2sprachig aufgewachsen. Allerdings bin ich mir unsicher, wie ich nun 2 Sprachen unter einen Hut bringen soll, da mein Mann eigentlich nur seine Muttersprache vermitteln soll. Vllt hast Du ja Tipps :)

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Ich selber habe nur deutsch gesprochen und mein Mann dann konsequent türkisch und deutsch.
Er ist in der Türkei aufgewachsen und hat dort längere Jahre gelebt, also eben seine Muttersprache und die konnte er besser vermitteln als ich.
Er hat immer erst auf türkisch geredet und dann auf arabisch wiederholt.
Macht er heute immer noch so und es klappt erstaunlich gut.

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Unsere Kinder sprechen Konsequent eine südländische Sprache und mein Mann hat mit zum 4 Geburtstag konsequent Deutsch gesprochen.
Ab dem 4 Geburtstag hat er angefangen mit ihnen englisch zu sprechen und ich bin konsequent bei meiner Sprache geblieben.
Heute können alle 4 Kinder drei Sprachen und zwar ziemlich gut,es hat sich absolut ausgezahlt in der Schule