Zähne putzen Gebrüll

Meine Tochter ist 2 und verweigert das Zähne putzen. Sie wirft sich auf den Boden, brüllt sich die Seele aus dem Leib. Mit Zahnputzliedern habe ich es schon versucht. Sie hält die Zahnbürste dann zwar in der Hand aber kommt nicht auf die Idee den Mund aufzumachen oder kaut bloß drauf herum. Vorher hat sie sich von mir die Zähne einigermaßen putzen lassen (mit viel Protest, aber es ging) aber seit 2 Wochen geht nichts mehr. Ich habe sie dann (bin alleinerziehend, mir kann keiner helfen) auf ein Handtuch gelegt und mich leicht auf sie drauf gesetzt, ihre Hände festgehalten und zumindest die vorderen Zähne (die schon Plaque haben) geputzt.
Beim Zahnarzt und Kinderarzt habe ich es schon angesprochen. Der Zahnarzt konnte nichts machen weil sie den Mund nicht aufgemacht hat und der Kinderarzt meinte meine Tochter hätte keine Frustrationstoleranz und muss bald evtl in die Frühförderung.
Was soll ich nun machen?
Ich finde es schlimm ihr mit Gewalt die Zähne zu putzen aber ich lege Wert auf Zahnpflege und finde es furchtbar dass sie schon Zahnstein hat. Zudem sie ohne Zähne putzen auch aus dem Mund riecht und sich Karies entwickeln kann.

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Also zunächst würde ich mal sofort davon ablassen solche Methoden anzuwenden. Ich mach dir keinen Vorwurf, du sorgst dich um ihre Gesundheit. Allerdings ist das langfristig nicht förderlich, sondern wird höchstens ihr Vertrauen in dich ankratzen. Ganz zu schweigen davon dass die Akzeptanz der Grenzen des Gegenüber auch etwas ist was Kinder früh lernen sollten. Sie lernen es nicht, wenn ihre eigenen Grenzen überschritten werden. (Auch wenn es aus Liebe ist.)
Ich würde an deinr Stelle mal auf Ursachensuche gehen. Zunächst: Wenn sie den Mund wirklich nicht aufmachen will, kann es durchaus sein, dass sie sensorische Probleme hat. Also dass die Zahnbürste sehr sehr unangenehm ist und sie es eventuell nur schwer erträgt.
Da würde vielleicht helfen mit ihr gemeinsam nach einer geeigneten Bürste zu suchen oder ihren Mund langsam an das Putzen zu gewöhnen, vielleicht darf sie erst mit ihren Fingern "vorputzen" um dann einfach die Zahnbürste im Mund besser ertragen zu können.
Dann helfen natürlich auch gute Bürsten mit schönen Motiven.
Putzt doch einfach mal woanders die Zähne. es muss nicht immer das Bad sein. Ich laufe beim Zähneputzen auch durch die Wohnung.
Dann kannst du selbstständigkeit fördern indem du sie die Bürste selbst nehmen lässt und sie selbst die Zahnpasta draufdrücken lässt. (eventuell mit etwas unterstützung). Dann die Zeit. Erst das Zähneputzen festigen, dann die Zeit wie gewünscht verschieben. Das heißt du fragst sie zwischendrin am Tag vielleicht immer mal ganz unverbindlich ob sie Zähneputzen möchte. Wichtig dabei ist, dass du auf jeden Fall einige Neins akzeptierst. Kinder brauchen in dem Alter das Gefühl von Autonomie uns selbstbestimmung.
Ich würde auch keine Lieder oder so anmachen erstmal, ich hatte bei meiner Tochter immer den Eindruck, dass es sie mehr stresst und unter Druck setzt.

Bei uns war Zähneputzen von Anfang an etwas erfreuliches. Ich habe immer ihre Entscheidung akzeptiert. Für mich war immer wichtig, dass die Zahnbürste mal im Mund gewesen ist. Und so jedes zweite/dritte mal habe ich dann nachgeputzt. Oder eher eins ihrer Kuscheltiere. Hab dann mit nem Kuscheltier die Bürste gehalten und das Kucheltier lustige Sachen erzählen lassen. waren dabei meist gemütlich im Bett.

Was auch helfen könnte ist, dass du deiner Tochter anbietest, dass sie dir gleichzeitig die Zähne putzen darf und ihr sie euch gegenseitig putzt.
Ich glaube das Problem liegt hier vor allem darin, dass ihre Kooperation einfach ausgeschöpft ist, dadurch dass sie schon vorher gezwungen wurde und es unter ihrem Protest stattfand. Das führt irgendwann zu totaler Verweigerung. Was sie jetzt braucht ist das Gefühl mitbestimmen zu dürfen und die Integrietät ihres Körpers bewahren zu dürfen. jegliche Form von Zwang wird das Problem für euch beide nur verschlimmern. Wenn du schon ihre Grenzen nicht achtest, dann wird sie sich bei einem Zahnarzt erst recht verweigern. Das hat auch nix mit niedriger Frustrationstoleranz zu tun. Das ist Altersgemäße Reaktion auf das Überschreiten der eigenen Grenzen.

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Danke! Deinen Beitrag empfinde ich als sehr wertvoll.

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Ich würde, in Anbetracht des anderen Beitrags, mir ein paar Tipps in der Erziehungsberatung holen.
Festhalten ist das eine, aber leicht draufsetzen???

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Ich kann sie gar nicht festhalten. Sie schlägt mich und flippt so aus dass ich ihr nur so die Zähne putzen kann.
Sie hat keinen Grund sich so aufzuregen weil Zähne putzen nichts schlimmes ist. Karies und Zahnstein aber sehr wohl.
Sie soll lernen dass Zähne putzen dazu gehört - entweder sie macht freiwillig mit oder ich ziehe es einfach durch.
Genauso ist es mit dem wickeln - Ich kann sie ja wohl nicht in Kacke spielen lassen nur weil sie beim Wickeln so Terror macht.

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Na wieso fragst du denn dann, wenn du eh sagst, du ziehst es durch?
Ich schließe mich an: hol dir Hilfe! Sie ist zwei und du wendest bereits jetzt Gewalt an. Das wird eher nicht besser.

Im Ernst, geh bitte zu einer Erziehungsberatung. Die werden dir sagen, dass du deiner Tochter nicht beibringst, dass Zähneputzen gar nicht schlimm ist, indem du dich auf die draufsetzt. Die haben sicher andere Lösungsstrategien für dich parat.

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Sie flippt regelmäßig völlig aus und schlägt ihren Kopf auf den Boden.
Es hört sich so an würde sie gefoltert werden.
Bei der U Untersuchung hat sie alles zusammen gebrüllt.

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Unsere Tochter bekommt von uns mit elektrischer Zahnbürste ihre Zähne geputzt. Danach darf sie mir eigens ausgesuchter Zahnbürste (lilifee) ihre Zähne nach putzen. Das funktioniert sehr gut.

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Wir haben auch eine elektrische. Aber das funktioniert 0

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Ich würde auch dringend zu einer Familienberatungsstelle raten. Ich kann gut nachvollziehen, dass du überfordert bist. Das ist ein anstrengendes Alter. Bei uns kam es auch manchmal vor, dass ein Elternteil an der Zahnputzsituation verzweifelt ist und keine Lösung mehr gesehen hat. Wir konnten in solchen Situationen dann tauschen und der andere Elternteil hat eine bessere Stimmung verbreitet und schon ging es besser. Bei lachenden Kindern lassen sich die Zähne ganz gut putzen, aber wenn man selbst schon total angespannt ist, kann man auch kein Kind aufheitern. Wenn man entspannt ist, kann man sich eine Strumpfhose auf den Kopf ziehen und viel Blödsinn reden und schon geht das Zähne putzen.
Diese Möglichkeiten nicht zu haben, in schwierigen Situationen an jemanden abzugeben oder (im Bezug auf deinen anderen Beitrag), das Kind beim Partner zu lassen und alleine einkaufen zu gehen, stelle ich mir auch sehr schwierig vor.
Deine Tochter kann aber wie gesagt überhaupt nichts dafür. Ihr Verhalten ist völlig normal für das Alter, sie kann es noch nicht anders und sie hat es nicht verdient auf den Boden gedrückt oder angeschrien zu werden. Deshalb wäre es sicher das Beste, wenn du dich bei der Beratungsstelle unterstützen lässt.
Das (Hör-)Buch "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen" kann ich dir auch sehr empfehlen.

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PS: Mit knapp 2 Jahren hat unser Sohn es beim Zahnarzt auch nicht geschafft, den Mund aufzumachen. Er wollte, aber er war zu verunsichert. Auch das ist normal. Mit 3 Jahren hat er problemlos mitgemacht.

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Schau mal, ob du etwas früher mit dem Zähne putzen anfangen kannst, wenn sie ggf. noch nicht so müde ist.

Und dann mach die Zahnputz-Zeit zu Quality- und Albernheiten-Zeit für euch. das darf dann auch gern 15 min dauern.

Du kannst
die Zahnbürste wie ein Flugzeug/Hbschrauber durch die Gegend fliegen lassen und dann auf den Zähnen landen,
alle möglichen Gegenstände (Haarbürste, Abwaschbürste...) anschleppen und deine Tochter fragen, ob man damit Zähne putzen kann,
dir selbst von ihr die Zähne putzen lassen,
an anderen Orten putzen (im Garten, im Versteck...),
erst einmal allen Plüschtieren die Zähne putzen,
am Ohrläppchen, Nase, kleinen Finger kitzeln und "klingeln" als ob der Mund, wie eine Haustür öffnen sollte,
eine andere Zahnpastasorte aussuchen,
deinen Tochter eine Zahnbürste mit Lieblingsmotiv aussuchen lassen....
oder irgendetwas tun, dass euch aus der Stresssituation in eine freudvolle Situation führt

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Versuch es mal mit einer Handpuppe - irgendein Tier, welches sie mag. Die Handpuppe spricht dann mit ihr und putzt ihr / sich selbst die Zähne. Deine Tochter hilft natürlich auch mit der Handpuppe die Zähne zu putzen...

Das nimmt vielleicht ein wenig Fokus und Stress aus Eurer Situation.

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Bei meinem Sohn war es auch schrecklich
Bei der Logopädie wurde eine Überempfindlichkeit im Mund festgestellt
Nach 2 Sitzungen dort ließ das Kind sich Problemlos die Zähne putzen
Es war wie ein Wunder

Und ja, ich habe mich auch über das Kind gesetzt und ihn fixiert
Zähne dann lieber gar nicht zu putzen halte ich für viel schädlicher

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Es gibt auch den seelischen Schaden.

Wobei ich die Sorge schon verstehen kann, wenn Zähne nicht geputzt werden. Allerdings gibt es sooo viele andere Wege. Es muss keine Gewalt sein.

Sehr schön, das es bei euch nun anders ist.

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Das Kind ist 11

Und deine Sorge in allen Ehren
Es hat keinen seelischen Schaden

Mützen und Handschuhe anziehen, den Spielplatz verlassen, aus der Badewanne steigen, an der Straße an der Hand laufen
Manches geht tatsächlich bei Kleinkindern mit „Zwang“

Ich bin wirklich eher Marke Glucke
Habe die Kinder nie weinen lassen als Baby

Wir haben auch gesungen, gegenseitig Zähne putzen, Püppchen und sogar vor dem Fernseher

Aber manchmal geht es einfach nicht
Wenn man nicht in der Situation steckt hat man immer leicht reden

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Hallo

was mir so einfällt wäre das ihr euch gegenseitig die Zähne putzt. Vielleicht auch mal eine Bekannte / Freundin fragen wie das bei denen läuft wenn die Kinder im Alter deiner Tochter sind. Fragen ob die Kinder mal zusammen putzen dürfen und sie so sieht das es nicht schlimm ist. Bei meinem Sohn hat geholfen das ich ihm Bilder von kaputten Zähnen gezeigt hatte . Er wollte nicht solche haben. Oder sie putzt dir die Zähne.
War deine Tochter schon öfter mal beim Zahnarzt? Wir hatten da keine Proleme weil er das von klein auf kannte (erstes mal mit 10 Monaten).

LG Hexe12-17