Antiautoritäre Erziehung?

Hallo zusammen,

ich habe eine Frage zur "antiautoritären Erziehung". Was genau versteht man darunter? Dass man seine Kinder alles machen lässt?

Mein Freund hat mir nämlich mal vorgeworfen, ich würde unsere Tochter antiautoritär erziehen, d.h. sie alles machen lassen und keine Grenzen setzen.

Das sehe ich überhaupt nicht so, aber soll ich wirklich wegen jeder Kleinigkeit einen Wutanfall riskieren? Wenn es um Sicherheit usw. geht bin ich schon konsequent, aber wenn meine Kleine noch auf dem Spielplatz bleiben will (und ich eigentlich heim möchte) oder mal was Süßes will, geb ich schon mal nach. Aber das heißt nicht, dass ich ihr keine Grenzen setze.

Wie seht ihr das, bzw. wie würdet ihr euren Erziehungsstil beschreiben?

LG Leonie

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hallo
ich habe feste regeln, aber auch verdammt viele freiheiten und komme bestens damit im alltag hin.
ich habe ein ausgeglichenes zufriedenes kind, das gerne diskutiert mit mir.
warum soll ich vom spielplatz gehn wenn mein sohn zufrieden da ist....ich lass mich klar darauf ein noch etwas zu bleiben. außer ich muss los. sonst ists mir egal ob ich nun ein schreiendes kind da wegzerre oder ein fröhliches ne viertelstunde später mitnehm.
ich frag ihn auch ob er die schuhe mag oder wo die poster hängen sollen....
ich bezieh ihn eigentlich komplett in allem mit ein.
feste regeln gibt es an der strasse, da muss er stehn bleiben, bzw. mir die hand geben beim rübergehn.
im auto muss er sich anschnallen und ich erkläre trotzdem immer wieder warum.
dinge die eben sein müssen, sind auch so.
aber alles andre, lass ich auf uns zukommen.süsskram wird auch nicht so eingeteilt, ich gucke das es sich vermeiden läßt, wenn er aber wünsche beim einkaufen hat, dann darf er sie kaufen. Ü ei oder ein eis....er liebt die paula kuh ...pudding ja so sehr...den kauf ich inzwischen aber allein, da es den nur im 4 er pack gibt und er alle 4 essen würde. also hab ich dann einen zuhause wen er dann fragt.
und er ist so lieb zu andren kinder oder in der musikschule, er kommt bestens mit regeln aus. warscheinlich weil es bei uns nur wenige, aber wichtige gibt.
l.g.

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Hallo,

ich kann Dir leider keine richtige Antwort darauf geben aber wir hatten mal Nachbarn die rühmten sich damit das ihre Kinder Antiautoritär erzogen sind ich behaupte allerdings die Kinder waren GAR nicht erzogen.

liebe Grüße dore die ihre Tochter mit vielen Grenzen und auch vielen Freiheiten erzieht.

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Ich würde mich schon als bedingt autoritär bezeichnen. Vor Allem konsequent - mir ist es wichtig, für meine Kinder eine Leitfigur zu sein, die Orientierung und Halt gibt und die Grenzen setzt, deren sie bedürfen.
Meine Kinder erkennen mich auch genauso an.
Aber es ist sicher nicht der "leichteste" Stil, weil er in mancherlei Hinsicht sehr gute Nerven fordert.

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Hallo Leonie,

ich bin streng, konsequent und schmuse, kuschle und beschäftige mich viel mit meinen Kindern - sozusagen Zuckerbrot und Peitsche ;-)

Wenn wir vom Spielpatz heimgehen müssen, gehen wir auch. Sicher kann es mal vorkommen, dass mich mein Großer umstimmt (gute Argumentation) aber wenn einer der kleinen deshalb Wutanfälle bekommen würde, würd ich sofort nach Hause fahren.
Das wissen sie aber auch und leisten sich deshalb sehr selten einen ;-)

Hm, ich bin halt der Meinung, wenn man eben vom Spielplatz gehen muß, oder es aus einem bestimmten Grund keine Süßigkeiten gibt, dass das Kind eben lernen muß, auch mal ein Nein zu akzeptieren und nicht aus Angst oder Bequemlichkeit bezüglich der Wutanfälle einfach nachgeben.

Antiautöritär würde ich deinen Erziehungsstil weniger beschreiben. Bei uns auf dem Sportplatz war einmal eine Familie, die ihr Kind (damals 6) antiautöritär erzog. Er mußte-durfte (wie auch immer) die Eltern beim Vornamen nennen, was er auch tat. Papa war der Meinung, ein Papa wäre zu autoritär, der Vorname eher freundschaftlich. Der kleinen Junge hatte auch kleine gelbe Gebirgskrater im Mund, das er nie die Zähne putzen wollte und die Eltern es als seine Entscheidung akzeptierten.

lg bambolina

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Autoritäre Erziehung bedeutet in meinen Augen sich in der Rangfolge über das Kind zu stellen, die eigenen Bedürfnisse schwerer zu gewichten und dem Kind kein Mitspracherecht einzuräumen. Dazu gehört auch, seine "Macht" mit Hilfe von körperlicher Gewalt oder psychischen Tricks durchzusetzen.

Davon bin ich meilenweit entfernt. Meine Tochter darf bisher im Prinzip alles, was nicht (selbst)zerstörerischer Natur ist.
D.h. ich bewahre sie vor Gefahren, schreite ein, wenn sie anderen Lebewesen weh tut oder sie belästigt und lasse ihr ansonsten ihre Freiheiten.

Natürlich haben wir auch unsere Rituale, die den Tag strukturieren. Die sehe ich aber nicht als Regeln, sondern als Eckpfeiler, damit jedes Familienmitglied weiss, wann es was erwarten kann und was wann von ihm erwartet wird.

"aber wenn meine Kleine noch auf dem Spielplatz bleiben will (und ich eigentlich heim möchte) oder mal was Süßes will, geb ich schon mal nach"
Wie lange wir auf dem Spielplatz bleiben darf bisher meine Tochter entscheiden, solange wir keine anderweitigen Termine haben. Süsses haben wir einfach nicht mehr im Haus, das kaufen wir nur in homöopathischen Dosen zum Sofortverzehr.

Beim Essen bin ich eigentlich schon konsequent, weil ich das in die Kategorie "selbstzerstörerisch" einordnen kann. Wenn ich ausnahmsweise ein Glas Pepsi trinke, kann sie trotzdem nichts haben. Da ist Coffein drin, das ist einfach nichts für Kinder. Alternativ biete ich ihr dann aber ausnahmsweise eine Saftschorle an, damit sie eben auch etwas Besonderes hat.

D.h. in Konfliktsituationen versuche ich ihr Kompromisse anzubieten. Wenn sie dies oder jenes eben nicht haben oder machen kann, biete ich ihr eine ähnliche Alternative an. Ob sie die dann annimmt oder nicht, muss immer noch sie selbst entscheiden. Da sie aber noch recht klein und begeisterungsfähig ist sie mit meinen Alternativen aber meistens einverstanden.

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Eine Apfelsaftschorle ist schon etwas Besonderes für das Kind?!

Süsses gibt es in " homöopathischen Dosen"?!

#augen

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Ist doch schön, wenn sie sich schon darüber freuen kann. Andere Kinder freuen sich erst wenn sie ne doppelte Portion Banana Split mit Cola vorgesetzt bekommen :-p

Und ich hau mir ja auch nicht alle Nase lang süsse Getränke und Süssigkeiten rein.

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Ach jaaaa... Das kenne ich.
Da traut man seinem Kind mal mehr zu, als andere Eltern ihren Kindern, man respektiert sie und behandelt sie nicht wie ein Hund - schon gilt man als antiautoritär.

Dieses ewige Gerede vom "Grenzen setzen" ist doch abgelatscht.
Natürlich bekommen Kinder Grenzen gesetzt. Immer und immer wieder.
Jedoch liegen bei einigen Eltern die Messlatten höher, bei anderen niedriger.
Man kann nem Kind doch nicht alles verbieten? Das ist doch furchtbar, wenn ein kleines Kind alle 2 Minuten ein "Nein" hören muss und so einfach nur Enttäuschung erfahren muss. Das ist kein Grenzen setzen, das ist destruktiv.

Ich denke, man sollte in sich hinein hören, ob das Verbot / die Grenze zu diesem Zeitpunkt wirklich essentiell ist, oder ob man selbst einfach übertreibt.
Ich finde es zum Beispiel überhaupt nicht schlimm, wenn man mit einem Kind länger auf dem Spielplatz bleibt, weil es sich das so sehr wünscht.
Das hat für mich überhaupt nix mit "antiautoritärer Erziehung" zu tun.

Ist man gleich antiautoritär, wenn man sein Kind nicht ewig anschreit, reglementiert und verhaut? In manchen Augen schon.

LG :-)

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"Ist man gleich antiautoritär, wenn man sein Kind nicht ewig anschreit, reglementiert und verhaut? In manchen Augen schon."

Ja richtig. Das ist in etwa antiautoritär.

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Hallo Leonie

Antiautoritäre Erziehung ist für mich keine Erziehung, ganz einfach. Den Kindern wird alles durchgelassen, sie bekommen keine Grenzen gesetzt (was ich SEHR wichtig finde), sie erfahren keine Tischmanieren etc. etc... Autoritäre Erziehung wiederum ist auch nicht gut, das ist mehr ein Machtspiel. Ein gesundes Mittelmass hingegen und auf das Bauchgefühl hören ist das Beste meiner Meinung nach....#freu

Liebe Grüsse

Claudia mit Vivien (3 1/2) #blume

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>>> Antiautoritäre Erziehung ist für mich keine Erziehung, ganz einfach. Den Kindern wird alles durchgelassen, sie bekommen keine Grenzen gesetzt ... <<<

Du hast, wie die meisten hier, absolut keine Ahnung, was antiautoritäre Erzihung bedeutet.
Das ist ein Erziehungsstil, der kindgerecht in einer Kleinfamilie gar nicht durchführbar ist.
Was du beschreibst, ist ein bequemes "Laissez faire".

Btw... antiautoritäre Erziehung ist für die Erziehenden erheblich anstrengender, als die "normale" Erziehung...

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Also, dann bin ich mal gespannt auf Deine Erklärung. Aus Deiner Antwort ersehe ich überhaupt nicht was denn nun antiautoritäre Erziehung ist......

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"Antiautoritär erzieihen" im gebräuchlichen Sinne ist etwas anderes als der fachmännische Begriff. Das ist enorm wichtig, wenn es um diese Diskussion geht. Dein Freund denkt wohl eher an "Laissez-faire" (Machen lassen/Laufen lassen), das haben schon die 68er verwechselt, die meinten, sie würden ihre Kinder antiautoritär erziehen und haben ihnen stattdessen mit Laissez-faire das Leben erschwert... (meine Meinung dazu) laissez-faire meint, dem Kind freien Lauf zu lassen, es grenzenlos aufwachsen lassen...
Also, wenn du etwas Richtiges über antiautoritäre Erziehung erfahren willst, lies das Buch "Theorie und Praxis der Antiautoritären Erziehung" A.S. Neill. Kann dein freund ja auch ml lesen;-) Da gehts um eine Schule mit INternat in England, die antiautoritär arbeitet. Schüler haben da großes/vollkommenes Mitspracherecht etc. Allerdings hat derAutor A.S. Neill auch einen an der Mamel, meiner Meinung nach sexualisiert er viel zu viel, aber das ist ein anderes Thema.
Ich will nur sichergehen, dass du und alle anderen hier nicht den typischen Fehler begeht und denkt, antiautoritär heisst grenzenlos erziehen bzw. einfach gar nix machen, das ist nämlich ein Trugschluss. Antiautoritär heisst eigentlich, sich selbst eben nicht ÜBER das Kind zu stellen, sondern ebenbürtig eine Gemeinschaft zu bilden, die gemeinsam lebt, entscheidet, wächst etc.
Kinder brauchen Grenzen, um ihren Platz in der Familie und in der Gesellschaft zu finden, sie brauchen aber auch Freiheit, um ihre Persönlichkeiten und Stärken zu bewahren (die Zeit, in der man ein Kind "brechen" mußte, den Willen eines Kindes brechen mußte, sind eindeutig vorbei). So gibt es Dinge, die sie selbst entscheiden können, und andere Sachen, die sie akzeptieren lernen müssen, wie sie sind.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen!
Gunillina, die sich darüber ärgert, dass hier immer noch geglaubt wird, Antiautoritär sei mit "Du darfst alles machen was du willst" gleichzusetzen...

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>>> Gunillina, die sich darüber ärgert, dass hier immer noch geglaubt wird, Antiautoritär sei mit "Du darfst alles machen was du willst" gleichzusetzen...<<<

Geht mir auch so...

antiautoritär = verzogen, unerzogen... aber solche Nachplappereien sind schwer auszurotten, schon gar nicht bei Menschen, die sich nicht mal drum bemühen, sich zu informieren, worüber sie reden.

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Ja, aber hier im Forum einen auf Schlaumeier machen, ich hab grad deine Diskussionen mit den anderen gelesen... "Was ist A.S. Neill?" find ich besonders super...
Gunillina, die sich jetzt freut, dass es noch mehr Leute gibt, die wissen was Antiautoritär NICHT ist...#freu#huepf

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Die Antiautoritäre Erziehung geht auf A.S. Neill zurück. Ich habe auch immer gedacht, das hätte was damit zu tun, die Kinder machen zu lassen, was sie wollen - so wird es häufig praktiziert... - habe dann das Buch von ihm gelesen und festgestellt, dass das überhaupt nicht der Fall ist!
Er wendet sich gegen die damals übliche Erziehung, "gemacht wird, was der Vater sagt und diskutiert wird nicht".
Auch bei ihm gibt es klare Regeln und Grenzen - die werden aber begründet und mit den Kindern besprochen. (Die Grenzen und Regeln müssen auch einsichtig sein.)
Die Kinder sind bei ihm keine kleine Soldaten, die nur als Befehlempfänger immer dann zu springen haben, wenn man ihnen war befiehlt.
Er war auch sehr dagegen, Kinder gegen ihren Willen zu ihrem eigenen Glück "zu zwingen". In seiner Schule in Summerhill war der Schulunterricht freiwillig. (Trotzdem haben es die Schüler alle irgendwie geschafft.)
Viele Eltern haben ja heute noch die Ansicht "es kann nicht immer alles Spaß machen". Ich denke aber, wenn ein Kind von etwas überzeugt ist, nimmt es die Durststrecken freiwillig auf sich. Wenn man ein Kind aber immer z.B. zum Klavierspielen prügelt, wird es sehr viel frustrierende Zeit am Klavier erleben, aber nie wirklich spielen lernen.
Katrin

Literaturtip:
Neill, A.S., Theorie und Praxis der Antiautoritären Erziehung. Das Beispiel Summerhill