Überreagiert?!

Hallo ihr lieben,
Ich bräuchte wirklich mal einen Rat von ganz Außenstehenden Personen.
Ich habe eine sehr gute Freundin, wenn nicht sogar eine beste. Wir kennen uns noch gar nicht so lange (knapp 2 Jahre jetzt) aber sie weiss wirklich sehr sehr viel über mich, mein Leben, meine Ehe, mein Kind.
Auch die schwere Krankengeschichte meines Kindes kennt sie.
Ich dachte bisher eigentlich das ich ihr alles sagen kann, sie versteht mich und hat auch wenn ich was blödes mache total Verständnis.
Vor kurzem hatten wir dann aber mal eine etwas hitzigere Diskussion als es um die corona Schutzimpfung ging, ich empfinde diese als gut und richtig, sie nicht. Ich bringe Argumente dafür und sie bringt welche dagegen...
Ich sagte ihr dann das ich sicherlich Auch vorbelastet bin und da auch etwas anders denke weil wir bei der Masern Schutzimpfung z. B. auf die Vernunft anderer angewiesen waren, da mein Kind wegen Krankheit nicht geimpft werden durfte - damals war diese noch keine Pflicht. Eine Infektion mit Masern wäre für mein Kind das sichere Todesurteil gewesen dementsprechend mussten wir uns von vielem abkapseln was wahnsinnig auch an die eigene psyche ging.
Naja, jedenfalls meinte sie daraufhin wenn sie sich damit auseinander setzen würde, sie mit Sicherheit auch diesbezüglich ein impfgegner wäre, weil es ja nicht sein kann das sie ihre gesunden Kinder impfen muss nur weil ein anderes Kind krank ist, dafür könne sie ja nichts..
Man solle doch dann wenn man ein krankes Kind hat, einfach zu Hause bleiben.
Das hat mich total getroffen.. Ich hab gemeint das sie natürlich nichts dafür kann wenn ein anderes Kind krank ist, aber wir doch in einer sozialen Gemeinschaft leben.. Nein, sie ist dafür nicht verantwortlich und sich und ihrer Familie selbst der nächste..
Das hat mich echt dermaßen geschockt, daß ich gar nicht weiss wie ich damit umgehen soll.. Ich musste das dann erst mal sacken lassen.. Hab ihr dann aber 2 Tage später nochmal geschrieben und ihr gesagt das es mich wirklich persönlich getroffen hat.
Anders als erwartet kam aber überhaupt kein verständnis sondern nur wieder die exakt gleichen Aussagen, das unsere Welt aktuell sowieso alles andere als sozial wäre und ich nur so darauf anspringe weil ich momentan so unzufrieden wäre (was stimmt - also das ich unzufrieden bin was aber überhaupt nichts mit der Thematik zu tun hatte, sondern weil manche Sachen die ich mir vornahm einfach nicht so klappen wie gehofft). Fand das schon ziemlich frech irgendwie... Uuuuund, ein ganz grosses Ding an dem sie sich wirklich hochgezogen hat, war eine Aussage von mir die ich mehrere Tage zuvor getätigt hatte, nämlich (und da ging es um keines der themen die eben genannt wurden sondern ganz allgemein) das ich einer der tolerantesten menschen bin die ich selber kenne..
Das wäre ja wohl total lächerlich weil ich beim impfen ja gar nicht die Meinungen von anderen zulasse und ich generell mit zweierlei Maß messen würde usw usw..
Das schockt mich echt, das sie so ne meinung von mir hat...
Dann fing sie auch an eine sache zu kritisieren die (3!!!) monate her ist und sie nicht mal betraf, sondern eine geschichte zwischen meiner Schwester und mir war..

Eigentlich mag ich sie wirklich sehr gerne.. Aber ich bin dermaßen geschockt und ein stück weit auch verletzt. Das ich Moment a denke das ich gar keinen Kontakt mehr möchte.. Vielleicht klingt das lächerlich aber mich beschäftigt das total..

Danke fürs lesen bis hier her und die genommene Zeit zum antworten!
Das war hier übrigens die Kurzfassung, die ganzen Gespräche waren natürlich noch viel umfangreicher mit teilweise echt erschreckenden vergleichen..

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Kann Dich da total verstehen. Eine sehr ähnliche Erfahrung musste ich auch schon mal machen. Eine Freundin hat sich dermaßen daneben benommen, so hätte ich sie im Leben nie eingeschätzt. Du kannst mir glauben, dass mich das in dem Moment auch total geschockt hat. Leider war mein Verhältnis zu ihr ab dann anders. Nicht, dass ich es bewusst so gewollt hätte, aber ich hab sie ab diesem Zeitpunkt in einem anderen Licht gesehen. Es hat sich auch nie wieder gebessert, bald darauf hatten wir nur noch spärlichen Kontakt, der dann irgendwann ganz eingeschlafen ist. Im Übrigen hat sie auch wie bei Dir ewig lang zurückliegenden Sachen herausgekramt, die nicht im Ansatz was mit uns beiden zu tun gehabt haben. Finde ich auch total daneben.
Sowas zerstört leider total das Vertrauen. Ich denke, das ist nur schwer wieder zu kitten.

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Wenn man einen Menschen wirklich kennen lernt, kommen auch Themen zu Tage, bei denen man anderer Meinung ist.

Man wird nie einen Freund finden, der alles 100% so sieht, bewertet, macht wie man selbst. Wenn man das erwartet, wird man entweder keine oder nur oberflächliche Freundschaft finden.

Du musst nun entscheiden, ob du mit der Meinung deiner Freundin zurecht kommst oder nicht. Richtig und falsch gibt's da nicht.

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Das wirkt, als sei deine Freundin auch recht angespannt. Auch aufgrund der langen Coronazeit, die für JEDEN, nicht nur für dich, viel Einschränkung gebracht hat/bringt.
Da überlegt man viel und evtl. ist ihr aufgefallen,was sie dir jetzt sehr offen gesagt hat über dich. Und aus dem selben Grund reagierst du wohl auch etwas extremer als vor Corona.

Du sagst, ihr erzählt euch alles, warum darf deine Freundin dann nicht kritsieren, was ihr negativ an dir auffällt? Kann es sein,dass ihr bisher eher Erlebnisse erzählt habt, aber nicht über eure wirklichen Gefühle (dem anderen gegenüber) geredet habt? Also, zu meinen Freundinnen sage ich auch mal: Mädchen, da bist du aber intolerant o.ä. und sie genauso zu mir z. B. ich solle nicht so empfindlich sein.

Für mich bedeutet das aber nicht, dass wir uns nicht mögen und nicht wertschätzen, sondern ist einfach ein Teil unserer Freundschaft; Lob und Kritik, Freude und Ärger/Trauer, u.s.w..
Trifft dich nicht nur die Ehrlichkeit deiner Freundin, sondern auch, dass sie recht haben könnte? Weil ich denke, in Bezug auf die Coronaimpfungen beharrt ihr beide wahrscheinlich auf eure Meinung. das ist nun nicht unbedingt intolerant, aber eine Situation, die man eben nicht lösen kann, weil eure Meinungen so unterschiedlich und scheinbar starr sind.

Und wieso erwartest du, dass deine Freundin wegen DEINEM Kind gegen IHRE Prinzipien handelt und sich doch impfen lässt? Sorry, du weißt. dass dein Kind nur mit einigen Einschränkungen leben kann. Du kannst doch nicht von allen Anderen erwarten, dass sie sich z.B. impfen lassen, nur damit dein Kind, (ein einziger Mensch) sich nicht ansteckt. Ok, dass die Freundin dich nicht besuchen sollte, falls ihr Kind Masern hat, ist klar (macht man ja auch bei gesunden Kindern auch). Aber deswegen ihre Prinzipien über Bord zu werfen, nee, da bist du aber sehr egoistisch.

Deswegen die Freundschaft aufkündigen, ist in meinen Augen sehr, sehr übertrieben. Wir haben jetzt durch Corona ein sehr schwierige und belastende Zeit. Daher rate ich dir, halt dich allein aus diesen Gründen zurück. Wenn es für dein Kind so gefährlich ist z.B. Masern zu bekommen, dann halte telefonisch oder mit Chat Kontakt mit ihr. Meinetwegen meld dich einige Wochen gar nicht. Aber versuch, auch sie und ihre Aussagen zu verstehen!

Tut mir leid, dass ich teilweise in die gleiche Kerbe haue wie die Freundin. Habe aber nur gesagt wie ich das sehe; und das wolltest du ja sicher auch.