Kinderkram oder das Ende unserer Freundschaft?

Vor 5 Jahren war ich mit meiner langjährigen Freundin, heute 45, auf einem Reiterhofurlaub für Erwachsene. Da ich mich dort total in ein Pferd verliebt habe, schenkte sie mir zum Geburtstag eine Tagestour dorthin, damit ich die Stute wiedersehen und ggf. auch reiten kann. Irgendwie ist es aber die ganze Zeit nicht dazu gekommen, da sie nur an manchen Donnerstagen, einem Samstag im Monat oder an manchen Sonntagen kann und ich ja auch nicht immer.

Meine Freundin ist, muss ich dazu sagen, richtig anstrengend, sie ist jemand, der schon mehrere nahegelegt haben, eine Therapie zu machen (was sie aber wütend ablehnt, deshalb sage ich da auch nichts mehr). Und die Rückfahrt von den Reiterferien damals war für mich richtig stressig (so in der Art „Müde, Hunger, Pipi, kalt“, ich durfte das Radio nicht anmachen, sie sang dann irgendwann selbst, sie relaxte und nervte im Stau, während ich als Fahrerin irgendwann primär durch sie so angespannt war, dass ich das Fenster öffnete und mir eine Zigarette anzündete, worauf sie aus ihrem Fenster den Kopf hielt und röchelte als wolle sie gleich sterben etc.)

Ich habe lange den Ball flach gehalten, wenn ich mich wieder mal fühlte wie eine Mastgans, weil es bei Telefonaten immer und ständig um ihre Probleme ging. Als der Ukraine-Krieg begann, habe ich es einmal „gewagt“, am Telefon über meine Besorgnisse zu sprechen, und sie reagierte dann mit „Oh, jetzt hast du so viel geredet, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich sagen wollte“. Seitdem habe ich nie wieder groß über das geredet, was mich beschäftigte. Als sie und ihre Mutter (sie wohnt wieder zu Hause) an Corona erkrankten, schrieb mir die Mutter (über 70) auf das „Gute Besserung“ (meine Freundin nutzt kein Whatsapp) sinngemäß, es sei schon traurig, wenn man Corona hat und das die Freunde nicht wirklich interessiert. Diese Klage kann ja an sich nur von der Tochter kommen, ich bin darauf aber auch nicht groß eingegangen. Zu der Zeit nämlich lag mein Stiefvater im Hospiz und konnte nichts mehr tun als auf den Tod zu warten – und ich kämpfte neben der Trauer auch noch mit der Sorge um meine Mutter, der baldigen Witwe, die sich möglicherweise umbringen oder zu Tode trinken würde (auf Letzteres wird es wohl irgendwann hinauslaufen). Meine Freundin hat dann später aber schon gesagt, es tut mir leid, und warum ich ihr nicht gesagt hätte, wann die Beerdigung gewesen sei, sie kannte ihn zwar nicht, wäre aber für mich mitgekommen. Nur mein Stiefvater und auch meine Mutter wollten absichtlich, dass die Beisetzung im ganz kleinen Kreis stattfindet, da würde ich sie doch bestimmt nicht eingeladen haben…

Ich war dann im Sommer auch sechs Wochen in Reha und habe mir dort vorgenommen, nicht mehr ständig für anderen über meine Grenzen zu gehen. Als sie also im Oktober wieder anrief und sagte, sie hat im November eine Woche Urlaub, ob wir dann nicht auf den Reiterhof fahren könnten, habe ich ihr ganz ehrlich gesagt, ich packe das im Moment nicht, wir sind dann insgesamt 3 Stunden im Auto und können uns nicht aus dem Weg gehen, das war beim letzten Mal schon total anstrengend (sie selbst fand es eher lustig, aber es ging ja auch alles nach ihren Bedürfnissen) mit schon nach 250 Metern anhalten, weil ihr schlecht war und die Bonbons im Kofferraum lagen, keine Musik und sie singt dann selbst etc. Ich habe bewusst von MIR gesprochen, ohne ihr irgendetwas vorzuwerfen oder zu erwähnen, dass unsere letzte Shoppingtour das gleiche Desaster war, alles ging nach ihrer Nase, und als ich mich auf der Rückfahrt durch das Aquaplaning kämpfte, sang sie „It´s a rainy day, halleluja“, und hatte so gar keinen Stress als Beifahrerin. Das mit ihrer Mutter habe ich ihr natürlich auch nicht vorgeworfen, da konnte sie ja nichts für.

Sie hat meine Absage, die ich wie gesagt als sachliche ICH-Botschaft formuliert habe, natürlich anders aufgefasst, das Telefonat war sehr schnell beendet, und sie hat sich seitdem auch nicht mehr bei mir gemeldet (ich mich bei ihr übrigens auch nicht, da ich einfach nicht die Zeit dazu hatte, zumal sie ja abends auch erst sehr spät ans Telefon geht (kommt gegen 19 Uhr nach Hause und isst dann erst mal mit ihrer Mutter zu Abend), wenn ich von Arbeit und Haushalt schon ziemlich k.o. bin. Außerdem habe ich, ehrlich gesagt, auch den Nerv nicht, mich zum wiederholten Mal um ihr Seelenheil zu kümmern, weil derzeit auch noch andere emotionale und auch sehr wichtige Dinge bei mir anstehen.

Was würdet ihr sagen, ist das das Ende der Freundschaft?

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Ja - ich glaube, es wird auf das Ende der Freundschaft hinauslaufen. Aber ganz ehrlich: das ist ja eigentlich auch gut so. Es wäre natürlich gut, es so zu schaffen, daß ihr euch auch weiterhin mal über den Weg laufen und trotzdem noch grüßen könnt.
Gib dir Zeit.
Solch eine Freundschaft ist auf Dauer zu anstrengend und wird, je älter man wird, nicht einfacher.

Ich verabschiede mich z. Zt. von einer ähnlich anstrengenden Freundschaft, wir sind über 20 Jahre befreundet - aber es passt einfach nicht mehr. Ich möchte nicht mehr über mich bestimmen lassen, Was, Wann, Wo, Wie mit Wem... usw. Meine Freundin ist recht übergriffig, das konnte ich vor ein paar Jahren noch besser kompensieren, jetzt möchte ich das einfach nicht mehr. Ihrerseits aber kommt zu dieser Eigenschaft mehr und mehr der Alters-Stursinn dazu, so passt es einfach nicht mehr für uns.

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vielen lieben Dank!

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Ehrlich gesagt kann ich hier gar keine Freundschaft erkennen, so leid es mir tut.
Es ist eher ein "Ausnutzen". Du musst machen und tun, so wie es ihr passt, aber du bist in jeder Hinsicht egal.

Ne danke, auf so "nicht Freundschaft" kann man verzichten.

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Dem schliesse ich mich an. Das ist doch keine Freundschaft sondern nur eine anstrengende Belastung. Aus manchen Beziehungen wächst man raus, man entwickelt sich weiter, Prioritäten ändern sich.. wenn der andere Part da absolut ins Gegenteil geht oder einfach stehen bleibt, dann kaltet sowas halt ab. Das ist normal.. mach dir keinen Kopf, lass es auslaufen...

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Vergiss es. Freundschaft bedeutet nehmen und geben. Ich sehe hier keine ausgeglichene Beziehung. Außerdem: Ich habe festgestellt, dass kinderlose Freundinnen teilweise wenig Verständnis haben für die mütterlichen Sorgen.
Manchmal lebt man sich einfach auseinander. Traurig, aber es ist so.
Ich selber habe in den letzten Jahren einige ( lange) Freundschaften auslaufen lassen. Eine meldete sich grundsätzlich nur, wenn es ihr schlecht geht um sich auszuweinen und ansonsten nie. Sie war tödlich beleidigt, dass ich den ( damals dauernden Problemen) ihrer on off Beziehung nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte und sie nicht zu Hause besuchte- bloß weil ich 3 Tage vorher geboren hätte. Das wäre ja wohl kein Grund. Das hat mir die Augen geöffnet. Investiere lieber in stabile Freundschaften…